AG Energiebilanzen

  • Anstieg des Energieverbrauchs schwächt sich ab

    Nach vorläufigen Berechnungen der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AG Energiebilanzen) erreichte der inländische Primärenergieverbrauch im ersten Halbjahr 2025 eine Höhe von 5.489 PJ bzw. 187,3 Mio. t SKE (Bild 1). Das waren 2,3 % mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Damit, so die AG Energiebilanzen, hat sich der in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres beobachtete kräftige Zuwachs von 5,5 % spürbar abgeschwächt.

    Bild 1. Entwicklung des Primärenergieverbrauchs im ersten Halbjahr 2025 (Veränderungen in Prozent – Gesamt 5.489 PJ oder 187,3 Mio. t SKE). Foto: AG Energiebilanzen

    Einen maßgeblichen Einfluss auf die aktuelle Verbrauchsentwicklung hatte die im Vergleich zum Vorjahreszeitraum kühlere Witterung, die im raumwärmeabhängigen Bereich des Energiesektors zu Verbrauchserhöhungen führte. Um den Witterungseffekt bereinigt wäre der Energieverbrauch in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres nur um 0,4 % gestiegen.

    Auch von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung gingen verbrauchssteigernde Effekte aus. Im ersten Halbjahr 2025 hat sich die gesamtwirtschaftliche Leistung gegenüber dem Vorjahreszeitraum um voraussichtlich 0,8 % erhöht. Allerdings entfällt ein Großteil dieses Zuwachses auf energieextensive Dienstleistungsbereiche. Die Produktion im produzierenden Gewerbe sank dagegen um 2,3 %, die besonders energieintensiven Wirtschaftsbereiche schrumpften sogar um 3,2 %. Damit, so die AG Energiebilanzen, dürften die Auswirkungen der leicht verbesserten gesamtwirtschaftlichen Entwicklung auf den Energieverbrauch eher gering sein. Einen zusätzlich verbrauchssenkenden Effekt auf die Entwicklung im laufenden Jahr hatte der letztjährige Schalttag.

    Darüber hinaus ging vom erhöhten Einsatz fossiler Energieträger in der Stromerzeugung ein verbrauchssteigernder Impuls aus. Um den Rückgang bei Wind und Wasser auszugleichen, wurden mehr Erdgas und mehr Steinkohle eingesetzt. Da der Wirkungsgrad konventioneller Kraftwerke geringer ist als der von Windstromanlagen und Wasserkraftwerken, erhöhte sich der Bedarf an Primärenergien.

    Der Verbrauch von Mineralöl stieg in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres insgesamt um 2,6 %. Der Verbrauch von Ottokraftstoff erhöhte sich um 3,6 %, beim Dieselkraftstoff kam es zu einer Verbrauchszunahme um 2,0 %. Der Absatz von Flugkraftstoff verringerte sich dagegen um 2,5 %. Die Lieferung von Rohbenzin an die chemische Industrie ging um 5,4 % zurück. Der Absatz von leichtem Heizöl stieg um knapp 18 %.

    Der Erdgasverbrauch verzeichnete im ersten Halbjahr des laufenden Jahres einen Zuwachs um 4,7 %. Die vor allem im Februar kalte Witterung ließ die Nachfrage nach Erdgas für Heizzwecke deutlich steigen. Auch der Einsatz von Erdgas zur Stromerzeugung stieg um etwa 8 % und trug damit zum Ausgleich der gesunkenen Stromerzeugung aus Wind und Wasser bei.

    Der Verbrauch an Steinkohle lag in den ersten sechs Monaten nahezu auf dem gleichen Niveau wie im Vorjahreszeitraum. Der Einsatz von Steinkohle in Kraftwerken zur Stromerzeugung stieg infolge der rückläufigen Einspeisung aus Windenergieanlagen und Wasserkraftwerken um über 23 %. Der Absatz an die Eisen- und Stahlindustrie verminderte sich dagegen aufgrund der gesunkenen Roh­eisenproduktion um knapp 12 %.

    Im ersten Halbjahr 2025 wurden in Deutschland 1,4 % weniger Braunkohle genutzt als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Die Lieferungen an Kraftwerke der allgemeinen Versorgung und damit die Stromerzeugung aus Braunkohle erreichten dagegen annähernd das Niveau des Vorjahreszeitraums. Diese Entwicklung spiegelt den zunehmend flexiblen Einsatz von Braunkohlenkraftwerken und ihren Einsatz in der Mittel- und Spitzenlast wider, um schwankende Einspeisungen der erneuerbaren Energien auszugleichen.

    Im ersten Halbjahr 2025 wurden 27 PJ mehr Strom importiert als exportiert. Damit lag der Stromimportsaldo niedriger als im Vorjahreszeitraum. Hintergrund ist die deutlich höhere Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien im zweiten Quartal, insbesondere aus Photovoltaik (PV)-Anlagen.

    Der Beitrag der erneuerbaren Energien lag im ersten Halbjahr 2025 insgesamt 1,3 % höher als im Vorjahreszeitraum. Allerdings verminderte die windarme und trockene Witterung die Stromerzeugung aus Wind um 18 % und die aus Wasser um 29 %. Eine hohe Zahl von Sonnenstunden und ein kräftiger Anlagenzubau brachten der PV einen Zuwachs um 25 %. Witterungsbedingt nahm der Einsatz erneuerbarer Energien in der Wärmeerzeugung ebenfalls zu und stieg um 5 %.

    Die Steigerung des Einsatzes fossiler Brennstoffe in der Stromerzeugung und in der Wärmeversorgung führten nach überschlägigen Berechnungen der AG Energiebilanzen im ersten Halbjahr 2025 zu einer Erhöhung der energiebedingten CO2-Emissionen um etwa 2,6 % oder rd. 6 Mio. t. (AG Energiebilanzen/Si.)

  • Verbrauchsrückgang hat sich verlangsamt

    Der Rückgang des Energieverbrauchs in Deutschland hat sich verlangsamt. Im Jahr 2024 sank der Verbrauch an Primärenergien um 1,1 % auf 10.538 PJ oder 359,6 Mio. t SKE gegenüber dem Vorjahr (Bild 1). Im Jahr 2023 lag der Rückgang noch bei knapp 8 %. Wie die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AG Energiebilanzen) errechnete, liegt der Energieverbrauch in Deutschland aktuell um knapp 30 % unter dem bisherigen Höchststand des Jahres 1990, als 14.905 PJ erreicht wurden, und damit auf einem Niveau, das zu Beginn der 1970er Jahre in den alten Bundesländern erreicht worden war.

    Bild 1. Entwicklung des Primärenergieverbrauchs 2024 (Verände­rungen in Prozent): Gesamt 10.538 PJ oder 359,6 Mio. t SKE. Quelle: AG Energiebilanzen

    Die gegenüber dem Vorjahr wärmere Witterung verminderte den Verbrauch im raumwärmeabhängigen Teil des Energieverbrauchs. Wegen der nach wie vor ausbleibenden konjunkturellen Erholung gingen von der wirtschaftlichen Entwicklung keine wesentlichen verbrauchssteigernden Effekte auf den Energieverbrauch aus. Für Verbrauchszuwächse sorgten dagegen nach Einschätzung der AG Energiebilanzen das anhaltende Bevölkerungswachstum sowie sinkende Energiepreise. Außerdem führen statistische Sondereffekte als Folge des Ausstiegs aus der Kernenergie und des schrittweisen Ersatzes fossiler Energien in der Stromerzeugung durch erneuerbare zu zusätzlichen Primärenergieeinsparungen.

    Der Verbrauch von Mineralöl verminderte sich 2024 insgesamt leicht um 0,9 % auf 3.843 PJ (131,1 Mio. t SKE). Während der Verbrauch von Ottokraftstoff um 2,4 % zunahm, kam es beim Dieselkraftstoff zu einem Rückgang um 2,2 %. Der Absatz von leichtem Heizöl lag mit minus 4,7 % ebenfalls unter dem Ergebnis des Vorjahres. Der Absatz von Flugkraftstoff verblieb auf Vorjahresniveau. Die Lieferungen von Rohbenzin an die chemische Industrie erhöhten sich dagegen um 13 %.

    Der Erdgasverbrauch verzeichnete 2024 ein Plus von 4 % und stieg auf 2.724 PJ (93,0 Mio. t SKE). Der Nachfrageanstieg ist vor allem auf das gesunkene Preisniveau zurückzuführen, auch wenn die Preise im Großhandel immer noch deutlich über dem Niveau von vor der Energiekrise liegen. Insbesondere energieintensive Industriezweige erhöhten 2024 ihren Erdgaseinsatz. Haushalte sowie Verbraucher im Sektor Gewerbe, Handel und Dienstleistungen verbrauchten etwas weniger Erdgas. Die Stromerzeugung aus Erdgas lag mit rd. 3 % im Plus, die Fernwärmeerzeugung aus Erdgas verharrte auf dem Niveau des Vorjahres.

    Der Verbrauch von Steinkohle ging 2024 insgesamt um 10 % auf 774 PJ (26,4 Mio. t SKE) zurück. Der Einsatz von Steinkohle in Kraftwerken zur Stromerzeugung verzeichnete infolge einer insgesamt gesunkenen Stromerzeugung, einer gestiegenen Stromproduktion aus erneuerbaren Energien sowie erhöhten Strombezügen aus den Nachbarländern ein Minus von rd. 30 %. Der Absatz an die Eisen- und Stahlindustrie erhöhte sich aufgrund der gestiegenen inländischen Roheisenproduktion dagegen um etwa 7 %.

    Der Verbrauch von Braunkohle verzeichnete 2024 eine Abnahme um 10,2 % auf 803 PJ (27,4 Mio. t SKE). Der Rückgang bei der Produktion entsprach weitgehend der Entwicklung der Lieferungen an die Kraftwerke der öffentlichen Versorgung. In dieser Entwicklung spiegeln sich die steigende Produktion von Strom aus erneuerbaren Energien sowie die Verringerung der Braunkohle-Stromerzeugungskapazitäten im Zuge des fortschreitenden Kohleausstiegs wider.

    Im Jahr 2024 wurden 24 Mrd. kWh (88 PJ) mehr Strom aus dem Ausland bezogen als umgekehrt aus Deutschland ins Ausland flossen. Damit war Deutschland erneut Netto-Importeur von Strom. Die Exporte sanken um 8 %, die Importe erhöhten sich um 16 % gegenüber dem Vorjahr. Der aktuelle Importüberschuss ist ein Zeichen für einen funktionierenden europäischen Binnenmarkt. Höhere Stromimporte bedeuten weder eine Abhängigkeit vom europäischen Ausland, noch weisen sie auf inländische Knappheiten hin.

    Der Beitrag der erneuerbaren Energien erhöhte sich 2024 insgesamt um 1,1 % auf 2.103 PJ (71,8 Mio. t SKE). Diese Entwicklung beruht insbesondere auf einer Zunahme der Stromproduktion aus Wasserkraft und Photovoltaik (PV), während die Windstromerzeugung wetterbedingt um rd. 2 % zurückging. Insgesamt stieg der Beitrag erneuerbarer Energien zur Stromerzeugung um 2 %. Bedingt durch die wärmere Witterung verringerte sich der Einsatz erneuerbarer Energien in der Wärmeerzeugung dagegen um etwa 1 %.

    Im nationalen Energieträgermix dominierten auch 2024 die Energieträger Mineralöl (36,5 %) und Erdgas (25,9 %) Mit einem Anteil von 20 % haben die Erneuerbaren ihre dritte Position gefestigt. Stein- und Braunkohle decken jeweils nur noch gut 7 % des inländischen Energieverbrauchs. Deutschland ist seit März 2024 Netto-Importeur von Strom. Der saldierte Stromaustausch mit den Nachbarländern deckt knapp 1 % des inländischen Energieverbrauchs. Sonstige Energieträger, vor allem nichtbiogene Abfälle, machen knapp 2 % des Energieverbrauchs aus. Kernenergie leistet seit April 2023 keinen Beitrag zur deutschen Energieversorgung mehr.

    Die kürzlich durch das Umweltbundesamt vorgelegten Berechnungen zur Entwicklung der nationalen Treibhausgasemissionen einschließlich CO₂-Emissionen beruhen auf der von der AG Energiebilanzen erarbeiteten Schätzbilanz 2024. Danach sind die CO₂-Emissionen 2024 in Deutschland um 21 Mio. t gesunken.

    Die von der AG Energiebilanzen jetzt vorgelegte Schätzbilanz umfasst die aktuellen Zahlen zu Gewinnung, Einfuhr und Verbrauch an fossilen und erneuerbaren Primärenergien sowie den Endenergieverbrauch nach Branchen und Einsatzbereichen.
    (AG Energie­bilanzen/Si.)

  • Energieverbrauch ist 2023 kräftig gesunken

    Der Energieverbrauch in Deutschland ist 2023 auf ein historisches Tief gefallen. Die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AG Energiebilanzen), Berlin, rechnet mit einem Rückgang um 7,9 % auf 10.791 PJ oder 368,2 Mio. t SKE (Bild 1). Damit liegt der Verbrauch an Primärenergien in Deutschland um mehr als ein Viertel unter dem bisherigen Höchststand von 1990, teilte die AG Energiebilanzen mit.

    Bild 1. Entwicklung des Primärenergieverbrauchs im Jahr 2023 (Veränderungen in Prozent): Gesamt 10.791 PJ oder 368,2 Mio. t SKE. Quelle: AG Energiebilanzen

    Den größten Einfluss auf den Rückgang des Energieverbrauchs hatte die zurückgehende wirtschaftliche Leistung in Deutschland. Vor allem die energieintensiven Industriezweige verzeichneten Produktionsrückgänge, was spürbare Auswirkungen auf den Energieverbrauch hat. Von der im Jahresverlauf gegenüber dem Vorjahr leicht wärmeren Witterung ging nach Berechnungen der AG Energiebilanzen nur ein schwacher verbrauchssenkender Effekt aus. Witterungsbereinigt hätte sich der Energieverbrauch um etwa 7,4 % vermindert. Der einzige verbrauchssteigernde Effekt ging 2023 von der demographischen Entwicklung aus. Durch den Zuzug von 1,35 Mio. Personen wuchs die Gesamtbevölkerung auf knapp 85,5 Mio. Menschen.

    Der Verbrauch von Mineralöl sank 2023 im Vergleich zum Vorjahr insgesamt um 5,5 % auf 3.879 PJ (132,4 Mio. t SKE). Während der Verbrauch von Ottokraftstoff um 2,3 % zunahm, verringerte sich der Verbrauch von Dieselkraftstoff um gut 4 %. Der Verbrauch von Flugkraftstoff stieg um 3,9 %. Der Absatz von leichtem Heizöl verringerte sich dagegen leicht um 2,3 %. Die Lieferungen von Rohbenzin an die chemische Industrie sanken um 16,7 %.

    Der Erdgasverbrauch verringerte sich 2023 um 4,3 % auf 2.641 PJ (90,1 Mio. t SKE). Der Nachfragerückgang betraf sowohl die Industrie wie auch private Haushalte und den Bereich Gewerbe, Handel, Dienstleistungen (GHD). Zur Stromerzeugung wurde gegenüber dem Vorjahr etwas mehr Erdgas (+ 1 %) eingesetzt. Die Erzeugung von Fernwärme aus Erdgas verminderte sich um 2 %. Die Witterung hatte nur einen eher geringen Einfluss auf die Verbrauchsentwicklung. Vielmehr geht der Verbrauchsrückgang vorrangig auf Einsparungen bei den Verbrauchern zurück.

    Der Verbrauch an Steinkohle nahm im Berichtszeitraum um 16,9 % auf 937 PJ (32,0 Mio. t SKE) ab. Die Kraftwerke reduzierten ihren Brennstoffeinsatz um gut 30 %. Der Bedarf an Kohle und Koks in der Eisen- und Stahlindustrie verringerte sich dagegen nur relativ gering um 2,1 %.

    Der Primärenergieverbrauch von Braunkohle lag 2023 mit 912 PJ (31,1 Mio. t SKE) um 21,9 % unter dem Niveau des Vorjahres. Die Lieferungen von Braunkohle an die Kraftwerke der allgemeinen Versorgung sanken um 23 %. Die Stromerzeugung aus Braunkohle blieb um rd. 25 % unter dem Vorjahresergebnis. Ursachen dieser Entwicklung waren der allgemeine Rückgang des Stromverbrauchs in Deutschland, die Verringerung weiterer Erzeugungskapazitäten im Zuge des schrittweisen Kohleausstiegs, die angestiegene Stromproduktion aus Windenergieanlagen sowie erhöhte Stromimporte aus dem benachbarten Ausland.

    Die Stromerzeugung aus Kernenergie ging 2023 um knapp 80 % zurück. Der starke Rückgang ist auf den Streckbetrieb der letzten drei Kernkraftwerke und deren endgültige Stilllegung zum 15. April 2023 zurückzuführen. Seit diesem Zeitpunkt leistet die Kernenergie in Deutschland keinen Beitrag mehr zur Energieversorgung.

    Im Jahr 2023 wurden 9,2 Mrd. kWh Strom mehr aus dem Ausland importiert als exportiert. Damit wurde Deutschland erstmals seit 2002 wieder Netto-Importeur von Strom. Die Ausfuhren sanken 2023 gegenüber dem Vorjahr um 24 %, die Importe stiegen dagegen um 38 % an.

    Der Beitrag der erneuerbaren Energien erhöhte sich 2023 insgesamt um 2,3 % auf 2.118 PJ (72,3 Mio. t SKE). Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien wuchs um etwa 5 %. Wichtigste Ursache dieser Entwicklung war die vor allem in der zweiten Jahreshälfte deutlich höhere Stromproduktion der Windenergieanlagen an Land (+ 15 %). Bei der Solarenergie gab es trotz eines starken Zubaus bei den PV-Anlagen nur einen leichten Zuwachs bei der Stromproduktion (+ 1 %). Die Stromerzeugung aus Wasserkraft erhöhte sich um 11 %. Die Biomasse, auf die mehr als die Hälfte des gesamten PEV der erneuerbaren Energien entfällt, blieb um 4 % hinter dem Vorjahreswert zurück.

    Der Energiemix der deutschen Energieversorgung wird weiterhin von einem breiten Energieträgerangebot geprägt. Als Resultat der energie- und klimapolitischen Beschlüsse und Vorgaben kommt es allerdings zu einer stetigen Veränderung bei den Anteilen der einzelnen Energieträger. Die Kernkraft reduzierte 2023 nach Auslaufen des Streckbetriebs der drei verbliebenen Anlagen ihren Anteil auf eine marginale Restgröße. Die Steinkohle verminderte ihren Anteil am Energiemix um knapp einen Prozentpunkt und die Braunkohle um 1,5 Prozentpunkte. Leichte Anteilserhöhungen gab es dagegen beim Mineralöl und beim Erdgas mit jeweils 0,9 Prozentpunkten. Mit knapp zwei Prozentpunkten konnten die erneuerbaren Energien ihren Beitrag zum Energiemix am stärksten ausweiten.

    Die energiebedingten CO₂-Emissionen nahmen nach Schätzung der AG Energiebilanzen 2023 infolge des gesunkenen Gesamtverbrauchs insbesondere bei den fossilen Energieträgern um gut 10 % ab. Dies entspricht einer Reduktion in der Größenordnung von 66 Mio. t. (AG Energiebilanzen/Si.)

  • Hohe Preise und schwache Konjunktur senken Energieverbrauch

    Der Energieverbrauch in Deutschland lag in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres rd. 7 % unter dem Wert des Vorjahreszeitraums. Nach vorläufigen Berechnungen der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AG Energiebilanzen) erreichte der inländische Primärenergieverbrauch im ersten Halbjahr 2023 eine Höhe von 5.561 PJ bzw. 189,7 Mio. t SKE. Das waren 7,1 % weniger als im ersten Halbjahr des Vorjahres (Bild 1).

    Bild 1. Entwicklung des Primärenergieverbrauchs 1. Halbjahr 2023, Veränderungen in Prozent. Gesamt 5.561 PJ oder 189,7 Mio. t SKE. Quelle: AG Energiebilanzen

    Nach Einschätzung der AG Energiebilanzen sind für den beträchtlichen Verbrauchsrückgang die hohen Energiepreise sowie die schwache konjunkturelle Entwicklung verantwortlich. Von der Witterung gingen im ersten Halbjahr geringe verbrauchssteigernde Effekte aus. Lediglich der im Zuge der aktuellen Flüchtlingsbewegungen zu verzeichnende Bevölkerungsanstieg sorgte für eine Erhöhung des Energieverbrauchs, die aber deutlich geringer ausfiel als die verbrauchssenkenden Effekte.

    Die AG Energiebilanzen geht davon aus, dass die Preise wesentlich den Verlauf des Energieverbrauchs bestimmen. Obwohl die Notierungen an den Energiemärkten gegenüber dem ersten Halbjahr 2022 spürbar zurückgegangen sind, liegt das Preisniveau immer noch deutlich höher als 2021. Die Energiepreise, so die AG Energiebilanzen, entfalten damit weiterhin Impulse zur Einsparung von Energie, wenn auch in leicht abgeschwächter Intensität. Die AG Energiebilanzen unterscheidet bei ihrer Betrachtung zwischen aktuellen, verhaltensbedingten Energieeinsparungen und Investitionen in die Energieeffizienz mit längerfristigen Wirkungen. Die verbrauchssenkenden Effekte der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung werden zudem derzeit stark von der deutlich zurückgegangenen Produktionsleistung der energieintensiven Industrien (Chemie, Metalle, Papier und Glas) geprägt. Während die Produktion des gesamten produzierenden Gewerbes in den ersten fünf Monaten des Jahres stagnierte, verzeichneten die energieintensiven Branchen ein Minus von 13 %.

    Der Verbrauch von Heizenergien wurde in den ersten sechs Monaten nur in geringem Maß von den Witterungsbedingungen beeinflusst. Zwar lagen die Temperaturen im Berichtszeitraum etwas niedriger als im Vorjahreszeitraum. In den für den Wärmebedarf besonders wichtigen ersten drei Monaten war es jedoch wärmer als im Vorjahr. Bereinigt um den leicht verbrauchssteigernden Effekt der Witterung, wäre der Energieverbrauch im ersten Halbjahr um 7,6 % gesunken.

    Bild 2. Struktur des Primärenergieverbrauchs in Deutschland 1. Halbjahr 2023, Anteile in Prozent (Vorjahreszeitraum in Klammern). Quelle: AG Energiebilanzen

    Der Verbrauch von Mineralöl verringerte sich in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres um 2,0 % (Bild 2). Während der Verbrauch von Ottokraftstoff um knapp 6 % anstieg, gab es beim Dieselkraftstoff einen leichten Rückgang um gut 1 %. Der Absatz von Flugkraftstoff stieg um 7,5 %. Die Lieferung von Rohbenzin an die chemische Industrie verringerte sich um fast 20 %. Der Absatz von leichtem Heizöl stieg dagegen um 16 %, weil viele Verbraucher ihre Lagerbestände aufstockten.

    Der Erdgasverbrauch verringerte sich im ersten Halbjahr 2023 um 10,1 %. Der Rückgang ist einerseits auf den gesunkenen Einsatz von Erdgas in der Industrie zurückzuführen, andererseits lag auch der Verbrauch der Haushaltskunden sowie Kleingewerbe rd. 10 % unter dem langjährigen Mittel. Die Stromerzeugung aus Erdgas ging nach vorläufigen Berechnungen um rd. 4 % zurück, die Erzeugung von Fernwärme verringerte sich um gut 2 %.

    Der Verbrauch von Steinkohle nahm im ersten Halbjahr um 10,8 % ab. Der Einsatz in Kraftwerken verzeichnete einen Rückgang um fast 19 %. Preisänderungen bei den Brennstoffen und die gesunkene Stromnachfrage führten zu einer Verringerung des Kohleeinsatzes in den Kraftwerken. Der Absatz von Steinkohle an die Eisen- und Stahlindustrie verminderte sich im Berichtszeitraum um 2 %. Dabei zeigte sich, dass die kohlenstoffintensive Oxygenstahlproduktion nur um 1,7 % sank, während die Elektrostahlerzeugung um 13 % zurückging, da hohe inländische Industriestrompreise im internationalen Vergleich nicht wettbewerbsfähig sind.

    Der Verbrauch von Braunkohle nahm um rd. 18 % ab. Dieser Rückgang entspricht weitgehend der Entwicklung der Lieferungen an die Kraftwerke der öffentlichen Versorgung und ist hauptsächlich auf den deutlich gesunkenen Stromverbrauch im Inland sowie günstige Erzeugungsbedingungen im benachbarten Ausland zurückzuführen. Trotz des hohen Rückgangs blieb die Braunkohle mit einem Anteil von knapp 18 % nach den Erneuerbaren die zweitwichtigste Verstromungsenergie in Deutschland.

    Die Stromerzeugung aus Kernenergie ging im ersten Halbjahr 2023 verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um 57 % zurück. Der Produktionsrückgang ist auf den Streckbetrieb der letzten drei Kernkraftwerke in Deutschland (Neckarwestheim 2, Emsland und Isar 2) sowie deren endgültige Stilllegung zum 15. April 2023 zurückzuführen.

    Die Stromlieferungen ins Ausland lagen im ersten Halbjahr 3,1 Mrd. kWh über den Strommengen, die aus dem Ausland nach Deutschland flossen. Im Vorjahresquartal betrug der Stromaustauschsaldo noch 17,3 Mrd. kWh. Im zweiten Quartal des laufenden Jahres hat sich Deutschland zum Netto-Importeur mit einem Importüberschuss von 6,4 Mrd. kWh entwickelt. Der höhere Importsaldo Deutschlands gilt als Zeichen für einen funktionierenden europäischen Strombinnenmarkt. Deutschland konnte teilweise von günstigeren Erzeugungsoptionen im benachbarten Ausland profitieren. Hinzu kamen Witterungsbedingungen, die zeitweise für eine höhere Stromerzeugung aus Wasserkraft in der Alpenregion und Skandinavien sorgten. Zudem schreitet der Ausbau der erneuerbaren Energien im europäischen Ausland voran und erhöhte das Angebot. Letztlich sind auch die Stilllegung der letzten drei Kernkraftwerke in Deutschland und die im Vergleich zum Vorjahr höhere Verfügbarkeit der Kernenergie in Frankreich Gründe für den Importüberschuss im zweiten Quartal 2023.

    Der Beitrag der erneuerbaren Energien erhöhte sich im ersten Halbjahr 2023 geringfügig um 0,6 %. Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen sank leicht um 1 %. Die Bereitstellung von Wärme erhöhte sich um 5 % und im Sektor Verkehr gab es einen Zuwachs um 3 %.

    Die gegenüber dem Vorjahr etwas ungünstigere Witterung sorgte für leichte Rückgänge sowohl bei der Photovoltaik (-1 %) wie auch bei der Windstromerzeugung (-3 %). Die Stromerzeugung aus Biomasse nahm um 4 % ab. Bei der Wasserkraft kam es dagegen zu einem Zuwachs um 9 %. Die AG Energie­bilanzen geht davon aus, dass die durch Wärmepumpen nutzbar gemachte Umweltwärme um etwa 13 % zulegte und die Nutzung von Holz durch private Haushalte sowie im Gewerbe- und Dienstleistungsbereich im ersten Halbjahr 2023 um etwa 7 % wuchs.

    Die energiebedingten CO₂-Emissionen gingen nach einer vorläufigen Abschätzung der AG Energiebilanzen im ersten Halbjahr 2023 um mehr als 8 % gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum zurück. Dies entspricht einer Reduktion in der Größenordnung von 28 Mio. t. (AG Energiebilanzen/Si.)

  • Kräftiger Rückgang beim Energieverbrauch/Einsparziel bei Erdgas erreicht

    Fig. 1. Development of primary energy consumption in Germany 2000 to 2022 in PJ. // Bild 1. Entwicklung des Primärenergieverbrauchs in Deutschland 2000 bis 2022 in PJ. Source/Quelle: AG Energiebilanzen

    Der Energieverbrauch in Deutschland erreichte 2022 eine Höhe von 11.769 PJ bzw. 401,6 Mio. t SKE. Das entspricht einem Rückgang um 5,4 % gegenüber dem Vorjahr. Der Energieverbrauch fiel damit auf den niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung, schreibt die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AG Energiebilanzen), Berlin, in ihrem Jahresbericht 2022 (Bild 1). Wesentlich geprägt wurde die Entwicklung des Energieverbrauchs sowie der Einsatz der verschiedenen Energieträger (Bild 2) im Berichtsjahr durch den Ukraine-Krieg. Der Stopp russischer Gasimporte, der Anstieg der Energiepreise, Maßnahmen zur Bekämpfung einer drohenden Energiekrise und Gasmangellage hatten einschneidende Auswirkungen auf die Versorgung und den Verbrauch von Energieträgern in Deutschland, so die AG Energiebilanzen weiter.

    Fig. 2. Structure of primary energy consumption in Germany in 2022: Total 11,769 PJ or 401.6 Mtce. Shares in percent (previous year’s period in brackets). // Bild 2. Struktur des Primärenergieverbrauchs in Deutschland 2022: Gesamt 11.769 PJ oder 401,6 Mio. t SKE. Anteile in Prozent (Vorjahreszeitraum in Klammern). Source/Quelle: AG Energiebilanzen

    Erheblichen Einfluss auf den Rückgang des Primärenergieverbrauchs (PEV) hatte auch die gegenüber 2021 mildere Witterung. Ohne den verbrauchsmindernden Temperatureinfluss wäre der Energieverbrauch nach Berechnungen der AG Energiebilanzen gegenüber dem Vorjahr lediglich um 4 % gesunken. Abgesehen von den Monaten September und Dezember war es 2022 durchgängig wärmer als im Vorjahr. Auch im Vergleich zum langjährigen Mittel (1990 bis 2021) war es deutlich wärmer. Lediglich im Mai und im September lagen die Außentemperaturen unter dem langjährigen Durchschnittswert. Die milden Temperaturen trugen wesentlich dazu bei, dass eine kritische Zuspitzung auf dem Energiemarkt vermieden werden konnte.

    Zu den verbrauchssteigernden Faktoren zählten 2022 die wirtschaftliche Entwicklung sowie das Bevölkerungswachstum. Die gesamtwirtschaftliche Leistung erhöhte sich um 1,9 %. Die konjunkturelle Abschwächung fiel damit spürbar geringer aus als erwartet und es kam gegenüber dem Vorjahr zu einem Verbrauchszuwachs in der Größenordnung von 135 PJ. Eine Zunahme des Energieverbrauchs um rd. 94 PJ resultiert aus dem Anstieg der Bevölkerung um etwa eine Million Menschen.

    Nach Einschätzung der AG Energiebilanzen sorgte die Preisentwicklung auf den Energiemärkten im vergangenen Jahr für eine spürbare Verbrauchsminderung. Die Einfuhrpreise für Rohöl, Erdgas und Steinkohle stiegen im Jahresdurchschnitt um 58 bis 179 %. Bei den Verbraucherpreisen ergaben sich Steigerungen von 87 % beim Heizöl, 65 % beim Erdgas und mehr als 20 % bei elektrischem Strom.

    Einen nicht unbeträchtlichen Einfluss auf die Verbrauchsentwicklung bei den einzelnen Energieträgern hatten 2022 erneut die energie- und klima­politischen Rahmenbedingungen. Auf nationaler Ebene sorgten weitere Schritte zum vollständigen Ausstieg aus der Kernenergie, der einsetzende Kohleausstieg sowie die fortgesetzte Förderung der erneuerbaren Energien für Veränderungen im Energiemix. Auf europäischer Ebene haben die Emissionsobergrenzen des europäischen Emissionshandelssystems (EU-ETS) sowie darüber hinaus die übergreifenden Klimaschutzziele Auswirkungen auf die Höhe und Zusammensetzung des Energieverbrauchs in Deutschland.

    Die gesamtwirtschaftliche Energieproduktivität hat sich 2022 nach Berechnungen der AG Energiebilanzen um etwa 7,7 % verbessert. Dieser Wert liegt signifikant über dem Niveau des langjährigen Mittels des Zeitraums von 1990 bis 2022 in Höhe von rd. 2,3 %/a. Nach Ansicht der AG Energiebilanzen hat vor allem der drastische Anstieg der Energiepreise bei vielen Verbrauchern für zusätzliche Energieeinsparungen sowie Substitutionen gesorgt. Aber auch Wachstumseinbußen in der gewerblichen Wirtschaft, vor allem in energieintensiven Branchen, sowie statistische Effekte bei der primärenergetischen Bewertung erneuerbarer Energien hatten Einfluss auf die Entwicklung der Energieeffizienz.

    Die AG Energiebilanzen geht auf Grundlage vorläufiger Energiebilanzdaten davon aus, dass sich die energiebedingten CO2-Emissionen im vergangenen Jahr in einer Größenordnung von rd. 1,3 % verringert haben. Das entspräche einer Abnahme um rd. 8,2 Mio. t.

    Im Bereich der Strom- und Wärmeerzeugung sind die CO2-Emissionen vermutlich um rd. 4,8 % oder 9 Mio. t gestiegen. Rückgänge bei der Stromerzeugung aus Kernkraft und Erdgas wurden durch einen erhöhten Einsatz von Stein- und Braunkohle ausgeglichen, was zu einem Anstieg der CO2-Intensivät in diesem Sektor führte. Die erhöhte Bereitstellung von Strom aus erneuerbaren Energiequellen konnte diesen Effekt nicht ausgleichen. Im Verkehrssektor sorgte der gestiegene Kraftstoffverbrauch ebenfalls für einen Anstieg der CO2-Emissionen. Hier betrug der Zuwachs 7,7 % bzw. mehr als 11 Mio. t. Im verarbeitenden Gewerbe kam es dagegen zu einer Verringerung der Emissionen um etwa 10 Mio. t. Die CO2-Emissionen der privaten Haushalte verringerten sich, vornehmlich aufgrund des Temperatureffekts und der Einsparbemühungen der Verbraucher, um rd. 4,5 Mio. t. Das entspricht einer Minderung um 5,3 % gegenüber dem Vorjahr.

    Der Verbrauch von Mineralöl erhöhte sich 2022 insgesamt um 2,9 % auf 4.156 PJ (141,8 Mio. t SKE). Der Anteil des Mineralöls am gesamten PEV stieg auf 35,3 % (Vorjahr 32,5 %). Der Verbrauch von Ottokraftstoff stieg um 3,8 %, beim Dieselkraftstoff gab es nur einen leichten Zuwachs um 0,5 %. Der Absatz von leichtem Heizöl erhöhte sich um mehr als 9 %, da viele Verbraucher trotz der Preisentwicklung ihre Lagerbestände aufgestockt haben. Der Absatz von Flugkraftstoff stieg erneut kräftig um fast 44 %. Die Lieferungen von Rohbenzin an die chemische Industrie verminderten sich hingegen um rd. 4 %.

    Der Erdgasverbrauch nahm 2022 um 15,7 % auf 2.783 PJ (95,0 Mio. t SKE) ab. Der Anteil des Erdgases am gesamten PEV sank auf 23,6 % (Vorjahr: 26,6 %). Damit wurde dem europäischen Ziel, den Erdgasverbrauch um 15 % zu senken, um den Importstopp für russisches Erdgas zu kompensieren, von deutscher Seite voll entsprochen. Die Erdgasnachfrage der Industrie verringerte sich um 17,3 %. Bei den privaten Haushalten sank der Verbrauch um 13,5 %. Die Kraft- und Heizkraftwerke verminderten ihren Erdgaseinsatz um 16,7 %, bei der Bereitstellung von Wärme kam es zu einem Minus von 17,3 %.

    Zur Sicherstellung der Erdgasversorgung wurden die an das deutsche Erdgasnetz angeschlossenen Untergrundspeicher vorrangig befüllt, nachdem Mitte März 2022 mit knapp 25 % der niedrigste Füllstand erreicht worden war. Aufgrund niedriger Temperaturen begann in der ersten Dezemberhälfte die Phase der Ausspeicherung. Am Jahresende betrug der Füllstand der Erdgasspeicher in Deutschland noch knapp über 90 %. Am 21. Dezember 2022 wurde erstmals Erdgas über das LNG-Terminal in Wilhelmshaven in das inländische Gasnetz eingespeist.

    Der Verbrauch an Steinkohle stieg 2022 um 4 % und erreichte eine Höhe 1.156 PJ (39,4 Mio. t SKE). Der Einsatz von Steinkohle in Kraftwerken, der etwa die Hälfte des Gesamtverbrauchs ausmacht, erhöhte sich um mehr als 16 %. Der Einsatz von Steinkohle in der Eisen- und Stahlindustrie war dagegen leicht rückläufig und verminderte sich um 2,2 %. Der Anteil der Steinkohle am gesamten PEV erhöhte sich von 8,9 auf 9,8 %. Der Mehreinsatz von Steinkohle in der Stromerzeugung trug zum Ausgleich des verminderten Erdgaseinsatzes in Kraftwerken bei und profitierte vom weiteren Rückgang der Kernenergie.

    Der Verbrauch von Braunkohle erhöhte sich um 3,5 % auf 1.174 PJ (40,1 Mio. t SKE). Im Vergleich zum Durchschnitt der zurückliegenden fünf Jahre folgte die Braunkohle jedoch weiter dem rückläufigen Trend. Knapp 90 % der inländischen Braunkohlenproduktion gingen an Kraftwerke der allgemeinen Versorgung. Die Stromerzeugung aus Braunkohle stieg von 110 auf 116 TWh und deckte damit rund ein Fünftel des inländischen Strombedarfs. Braunkohle hatte 2022 einen Anteil von 10,0 % (Vorjahr: 9,1 %) am gesamten PEV.

    Bei der Kernenergie kam es im Berichtszeitraum nahezu zu einer Halbierung der Stromproduktion auf 34,7 Mrd. kWh. Der Beitrag der Kernenergie zum PEV sank auf 379 PJ (12,9 Mio. t SKE). Ursächlich für diese Entwicklung waren die Still­legungen der Kraftwerksblöcke Grohnde, Brokdorf und Gundremmingen mit einer Leistung von zusammen 4.058 MW. Die installierte Leistung der Kernkraftwerke in Deutschland ging damit auf 4.055 MW zurück. Durch Änderung des Atomgesetzes wurde die Möglichkeit eröffnet, die verbliebenen drei Kraftwerksblöcke (Neckarwestheim 2, Isar 2 und Emsland) dreieinhalb Monate länger zu betreiben als ursprünglich geplant. Im Jahr 2022 hatte die Kernenergie einen Anteil von 3,2 % (Vorjahr 6,1 %) am gesamten Energieverbrauch.

    Die erneuerbaren Energien steigerten ihren Beitrag zum PEV 2022 um 3,8 % auf 2.023 PJ (69,0 Mio. t SKE). Der Anteil der Erneuerbaren am gesamten PEV erreichte 2022 eine Höhe von 17,2 % (Vorjahr 15,7 %). Wesentlichen Einfluss auf diese Entwicklung hatten die günstigen Witterungsbedingungen für die Windstrom­erzeugung sowie der historische Höchststand der Sonneneinstrahlung. Gegenüber dem windschwachen Jahr 2021 stieg die Windstromerzeugung 2022 um 8,5 %. Die Windkraft blieb damit auch 2022 der wichtigste Energieträger im deutschen Strommix. Die Stromerzeugung aus Photovoltaikanlagen deckte 2022 erstmals mehr als 11 % des Bruttostromverbrauchs in Deutschland. Die Stromerzeugung aus Biomasse blieb dagegen 2022 nahezu konstant. Bedingt durch die verbreitete Trockenheit verringerte sich die Stromerzeugung aus Wasserkraft um 11 %.

    Im Energiemix für das Jahr 2022 kam es zu merklichen Verschiebungen. Wichtigster Energieträger blieb das Mineralöl mit einem Anteil von 35,3 % (Vorjahr 32,5 %), gefolgt vom Erdgas mit 23,6 % (Vorjahr 26,6 %). Auf die Steinkohle entfiel ein Anteil von 9,8 % (Vorjahr 8,9 %). Die Braunkohle erhöhte ihren Anteil auf 10,0 % (Vorjahr 9,1 %). Der Beitrag der Kernenergie lag bei 3,2 % (Vorjahr 6,1 %). Die erneuerbaren Energien weiteten ihren Anteil am gesamten Energieverbrauch auf 17,2 % (Vorjahr 15,7 %) aus.

    Die inländische Energiegewinnung (Bild 3) verzeichnete 2022 einen Zuwachs um etwa 2,2 % auf 3.647 PJ (124,4 Mio. t SKE).

    Fig. 3. Structure of domestic energy production 2022: Total: 3,647 PJ/124.4 Mtce. Shares in percent (previous year in brackets). // Bild 3. Struktur der heimischen Energiegewinnung 2022: Gesamt: 3.647 PJ/124,4 Mio. t SKE. Anteile in Prozent (­Vorjahr in Klammern). Source/Quelle: AG Energiebilanzen

    Die Gewinnung von Erdgas und Erdöl war erneut rückläufig. Die den heimischen Energiequellen zugerechneten Erneuerbaren verzeichneten dagegen einen Zuwachs um 3,8 %. In ähnlicher Größenordnung konnte auch die Braunkohle zulegen. Steinkohle wird seit Ende 2018 in Deutschland nicht mehr gefördert. Insgesamt konnte die Energiegewinnung aus heimischen Ressourcen 31 % des Gesamtverbrauchs decken. Im Vorjahr lag der Anteil bei 28,7 %. Wichtigste heimische Energiequelle sind inzwischen die Erneuerbaren mit einem Anteil von 55,6 % (Vorjahr 54,7 %). Es folgt die Braunkohle mit 32,7 % (Vorjahr 32,3 %).

    Der ausführliche Bericht der AG Energiebilanzen zur Entwicklung des PEV 2022 steht auf der Internetseite der AG Energiebilanzen (www.ag-energiebilanzen.de) zum Download bereit. (AG Energiebilanzen/Si.)

  • Energieverbrauch verzeichnet deutlichen Rückgang

    Das sich spürbar abschwächende Wirtschaftswachstum, eine milde Witterung sowie deutliche Energieeinsparungen vor dem Hintergrund kräftig steigender Preise haben im 1. Halbjahr des laufenden Jahres zu einem Rückgang des Energieverbrauchs in Deutschland um 3,5 % geführt. Nach vorläufigen Berechnungen der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AG Energiebilanzen), Berlin, erreichte der inländische Primärenergieverbrauch im 1. Halbjahr 2022 eine Höhe von 5.950 PJ beziehungsweise 203,0 Mio. t SKE (Bild 1).

    Bild 1. Entwicklung des Primärenergieverbrauchs
    1. Halbjahr 2022, Veränderungen in Prozent, gesamt 5.950 PJ oder 203,0 Mio. t SKE.
    Quelle: AG Energiebilanzen

    Die AG Energiebilanzen geht davon aus, dass die hohen Energiepreise einerseits zu kurzfristig wirkenden Energieeinsparungen geführt haben, andererseits aber auch langfristig wirkende Einsparungen auslösen, weil sich Investitionen in die Senkung des Energieverbrauchs stärker lohnen. Das im 1. Halbjahr auf 1,5 % gefallene Wirtschaftswachstum hatte nur noch einen geringen verbrauchssteigernden Effekt. Ohne den verbrauchssenkenden Effekt der milden Witterung wäre der Energieverbrauch nach Berechnungen der AG Energiebilanzen nur um 0,5 % gesunken. Unter Berücksichtigung des Temperatureffekts sowie der weiter verringerten Vorräte bei den Verbrauchern wäre der Energieverbrauch im 1. Halbjahr sogar leicht gestiegen. Vom Wirtschaftswachstum und der Demografie gingen positive Impulse aus, die von den preisgetriebenen Einspareffekten überkompensiert wurden.

    Der Verbrauch von Mineralöl war in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres insgesamt um 7,3 % höher als im Vorjahreszeitraum. Alle Mineralölprodukte verzeichneten Zuwächse: Der Verbrauch von Ottokraftstoff stieg um 5,7 %, beim Dieselkraftstoff gab es einen Zuwachs um 3,5 %. Der Absatz von Flugkraftstoff stieg kräftig um mehr als 60 % und die Lieferungen von Rohbenzin an die chemische Industrie erhöhten sich um mehr als 6 %. Der Heizölabsatz verzeichnete einen Zuwachs von etwas über 10 %. Der Anstieg des Mineralölverbrauchs insgesamt, insbesondere jedoch die Zuwächse beim Absatz von Flugkraftstoff und Heizöl, beruhen größtenteils auf einem statistischen Basiseffekt, da der Absatz im 1. Quartal 2021 u. a. pandemiebedingt kräftig eingebrochen war.

    Der Erdgasverbrauch verminderte sich im 1. Halbjahr des laufenden Jahres deutlich um knapp 15 %. Hauptursache für diese Entwicklung war die mildere Witterung sowie das hohe Preisniveau. Zudem verringerte sich der Einsatz von Erdgas zur Stromerzeugung, weil die erneuerbaren Energien – vor allem im 1. Quartal – höhere Beiträge lieferten.

    Der Verbrauch an Steinkohle nahm insgesamt um 9,2 % zu. Der Einsatz von Steinkohle in Kraftwerken erhöhte sich um 26 %. Einfluss auf diese Entwicklung hatten die geänderte Wettbewerbssituation auf dem europäischen Strommarkt. Die Eisen- und Stahlindustrie verringerte ihre Nachfrage um 5 %.

    Der Verbrauch von Braunkohle lag um 10,6 % über dem Niveau des Vorjahreszeitraumes, aber um etwa 5 % unter dem Vergleichswert von 2019 und folgt somit weiter dem längerfristigen Reduktionspfad. In den ersten beiden Monaten des laufenden Jahres sorgte die hohe Produktion von Strom aus Windanlagen für einen Rückgang bei der Braunkohlenverstromung, von März bis Juni stieg der Bedarf von Strom aus Braunkohlenkraftwerken hingegen deutlich an, da weniger Strom aus Windenergieanlagen ins Netz eingespeist wurde. Außerdem ersetzte Strom aus Braunkohlenkraftwerken einen Teil der Stromerzeugung aus den Ende 2021 abgeschalteten Kernkraftwerken und trug zur Versorgungssicherheit auf dem europäischen Strommarkt bei.

    Die Stromerzeugung aus Kernenergie verringerte sich im Berichtszeitraum verglichen mit dem 1. Halbjahr des Vorjahres um gut die Hälfte. Der starke Rückgang ist auf die Stilllegung der Anlagen in Grohn-de, Brokdorf und Gundremmingen und der damit verbundenen Verminderung der installierten Leistung von 8.113 auf 4.055 MW zurückzuführen.

    Der Beitrag der erneuerbaren Energien stieg im 1. Halbjahr 2022 um 4,7 %. Bei außergewöhnlich guten Windverhältnissen insbesondere im Februar steigerten die Windenergieanlagen ihren Beitrag im 1. Halbjahr um 18 %. Die Wasserkraftwerke lieferten dagegen 1 % weniger Strom als im Vorjahreszeitraum. Die Solarenergie konnte um 20 % zulegen. Bei der Biomasse, die mehr als die Hälfte des erneuerbaren Energieverbrauchs liefert, kam es witterungsbedingt insgesamt zu einem leichten Rückgang um 2 %.

    Die energiebedingten CO2-Emissionen nahmen im 1. Halbjahr nach vorläufigen Berechnungen der AG Energiebilanzen um rd. 1 % zu, da die Rückgänge bei der Stromerzeugung aus Kernenergie sowie beim Einsatz von Erdgas zur Stromerzeugung vornehmlich durch Stein- und Braunkohle ausgeglichen wurden. (AG Energiebilanzen/Si.)

  • AG Energiebilanzen legt Bericht für 2021 vor

    Der Energieverbrauch in Deutschland erreichte 2021 eine Höhe von 12.265 PJ bzw. 418,5 Mio. t SKE (Bild 1). Das entspricht einem Anstieg um 3,1 % gegenüber dem Vorjahr. Der Energieverbrauch liegt jedoch noch spürbar niedriger als vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie, was darauf hinweist, dass die energie- und gesamtwirtschaftliche Entwicklung in Deutschland weiterhin in hohem Maße durch die Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen geprägt wird, schreibt die AG Energiebilanzen, Berlin, in ihrem kürzlich erschienenen Jahresbericht.

    Bild 1. Struktur des Primärenergieverbrauchs in Deutschland 2021 – gesamt 12.265 PJ oder 418,5 Mio. t SKE, Anteile in Prozent (Vorjahreszeitraum in Klammern). Quelle: AG Energie-bilanzen

    Erheblichen Einfluss auf den Anstieg des Primärenergieverbrauchs (PEV) hatten die gegenüber 2020 deutlich kühleren Außentemperaturen. Besonders in den Monaten Januar bis Mai sowie von Oktober bis Dezember und damit in den für die Heizperiode wichtigen Zeiträumen war es deutlich kühler als im Vorjahr. Bereinigt um den Witterungseffekt wäre der Energieverbrauch 2021 nur um 0,6 % gestiegen, berechnete die AG Energie-bilanzen.

    Verbrauchssteigernd wirkte 2021 zudem die wirtschaftliche Erholung. Die gesamtwirtschaftliche Leistung erhöhte sich um 2,7 %. Allerdings waren im letzten Quartal des Jahres kaum noch Impulse der wirtschaftlichen Entwicklung auf den Energieverbrauch zu beobachten, da Lieferengpässe, eine zurückgehende Baukonjunktur sowie ein Auslaufen der Nachholeffekte zu einer Abschwächung der wirtschaftlichen Erholung führte.

    Nach Einschätzung der AG Energie-bilanzen sorgte die Preisentwicklung auf den Energiemärkten im vergangenen Jahr für eine spürbare Verbrauchsminderung. Die Einfuhrpreise für Rohöl, Erdgas und Steinkohle stiegen im Jahresdurchschnitt um 67 bis 139 %. Die Preise für CO2-Emissionszertifikate haben sich gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt und erreichten zum Jahresende historische Höchststände. Die höheren Energie- und CO2-Preise haben den wachstumsbedingten Anstieg des PEV erkennbar gebremst.

    Einen zusätzlichen Einfluss auf die Verbrauchsentwicklung bei den einzelnen Energieträgern hat der energie- und klimapolitische Kontext. Auf nationaler Ebene sorgen der schrittweise Ausstieg aus der Kernenergie bis Ende 2022, der einsetzende Kohleausstieg sowie die fortgesetzte Förderung der erneuerbaren Energien für Veränderungen im Energiemix. Auf europäischer Ebene haben die Emissionsobergrenzen des europäischen Emissionshandelssystems (EU-ETS) sowie darüber hinaus die übergreifenden Klimaschutzziele Auswirkungen auf die Höhe und Zusammensetzung des Energieverbrauchs in Deutschland.

    Die gesamtwirtschaftliche Energieproduktivität hat sich 2021 nach Berechnungen der AG Energiebilanzen um 0,4 % verschlechtert. Bereinigt um den Temperatur- und Lagerbestandseffekt ergab sich jedoch ein leichtes Plus von 0,3 % im Vergleich zum Vorjahr. Dennoch liegt die Zunahme deutlich unter dem Jahresdurchschnittswert von 2,2 % für den Zeitraum 1990 bis 2021. Die gesamtwirtschaftliche Energieproduktivität ist eine wichtige Kenngröße für den effizienten Umgang mit Energie und berechnet sich aus dem Energieaufwand je Einheit Wirtschaftsleistung.

    Die AG Energiebilanzen geht auf Grundlage vorläufiger Energiebilanzdaten davon aus, dass die energiebedingten CO2-Emissionen im vergangenen Jahr in einer Größenordnung von 2,8 % gestiegen sind. Das entspräche einer Steigerung um 17 bis 18 Mio. t. Der größte Teil des Anstiegs dürfte auf die Strom- und Wärmeerzeugung entfallen. Aber auch in den Verbrauchssektoren Verkehr sowie Industrie und Gewerbe kam es zu höheren Emissionen. Dagegen hat sich unter Zugrundelegung vorläufiger Zahlen der Energiebilanz der CO2-Ausstoß der privaten Haushalte sowie des Bereichs Gewerbe-Handel-Dienstleistungen (GHD) vermindert. Bei dieser Berechnungsmethode wird allerdings der Absatz und nicht der durch Lager- und Vorratsveränderungen beeinflusste tatsächliche Verbrauch berücksichtigt. Unter Einbeziehung der Lager- und Vorratsveränderungen haben sich die energiebedingten CO2-Emissionen in Deutschland 2021 um etwas mehr als 5 % oder rd. 31 Mio. t erhöht.

    Der Verbrauch von Mineralöl verminderte sich 2021 insgesamt um 3,1 % auf 3.961 PJ (135,1 Mio. t SKE). Der Anteil des Mineralöls am gesamten PEV sank auf 32,3 (Vorjahr 34,4) %. Der Verbrauch von Ottokraftstoff stieg leicht um 0,4 %, beim Dieselkraftstoff gab es dagegen einen Rückgang um 1,7 %. Der Absatz von leichtem Heizöl verminderte sich um mehr als 30 %, da viele Verbraucher infolge der Preisentwicklung ihre Lagerbestände abgebaut haben. Der Absatz von Flugkraftstoff stieg dagegen kräftig um fast 25 % und die Lieferungen von Rohbenzin an die chemische Industrie erhöhten sich um 11,2 %.

    Der Erdgasverbrauch erhöhte sich 2021 um 4,9 % auf 3.288 PJ (112,2 Mio. t SKE). Der Erdgasverbrauch war damit so hoch wie zuletzt in den Jahren 2005/2006. Die Nachfrage der Industrie legte vor allem im 2. und 3. Quartal im Zuge der konjunkturellen Erholung kräftig zu. Auch Gewerbe, Handel und der Dienstleistungsbereich erhöhten ihren Verbrauch. Bei den privaten Haushalten kam es aufgrund der kühlen Witterung in der ersten Jahreshälfte zu einem kräftigen Verbrauchszuwachs. Für die Fernwärmeerzeugung wurde ebenfalls mehr Erdgas eingesetzt. In den Kraft- und Heizwerken nahm der Einsatz dagegen aufgrund des Preisanstiegs im Verlauf des 2. Halbjahrs ab. Das Erdgas steigerte seinen Anteil am gesamten PEV leicht auf 26,8 %.

    Der Verbrauch an Steinkohle stieg 2021 um rd. 16,5 % und erreichte eine Höhe von 1.044 PJ (35,6 Mio. t SKE). Der Einsatz von Steinkohle in Kraftwerken, der etwa die Hälfte des Gesamtverbrauchs ausmacht, erhöhte sich um knapp 24 %. Die Eisen- und Stahlindustrie steigerte ihre Nachfrage um mehr als 12 %. Der Einsatz von Steinkohle in den Kraftwerken wurde begünstigt durch den Preisanstieg bei den Wettbewerbsenergien sowie die witterungsbedingt geringere Stromeinspeisung aus Windenergieanlagen. Beim Absatz an die Stahlindustrie profitierte der Energieträger von den konjunkturellen Effekten. Der Anteil der Steinkohle am gesamten PEV erhöhte sich von 7,5 auf 8,5 %.

    Der Verbrauch von Braunkohle erhöhte sich um 17,7 % auf 1.128 PJ (38,5 Mio. t SKE), lag damit jedoch um etwa 3 % unter dem Vergleichswert von 2019 und folgte somit weiter dem längerfristigen Trend. Der Zuwachs im abgelaufenen Jahr ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die im Vorjahr witterungsbedingt hohe Einspeisung von Strom aus Windkraftanlagen 2021 deutlich niedriger ausfiel und eine andere Wettbewerbssituation auf dem Strommarkt vorliegt. Braunkohle hatte 2021 einen Anteil von 9,2 (Vorjahr: 8,1) % am gesamten PEV.

    Bei der Kernenergie kam es im Berichtszeitraum zu einem Anstieg der Stromproduktion um 7,4 %. Der Beitrag der Kernenergie zum Primärenergieverbrauch stieg auf 754 PJ (25,7 Mio. t SKE). Die Auslastung der Kernkraftwerke wurde in Deutschland durch eine höhere Stromnachfrage, die geringere Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien sowie durch die Entwicklung bei den Energie- und CO2-Preisen begünstigt. Im Zuge des Kernenergieausstiegs wurden zum Jahresende 2021 die Kraftwerksblöcke Grohnde, Brokdorf sowie Gundremmingen C mit zusammen mehr als 4.000 MW Stromerzeugungsleistung stillgelegt. Im Jahr 2021 hatte die Kernenergie einen Anteil von 6,1 (Vorjahr: 5,9) % am PEV.

    Die erneuerbaren Energien verminderten ihren Beitrag zum PEV 2021 um 1,2 % auf 1.947 PJ (66,4 Mio. t SKE). Der Anteil der Erneuerbaren am gesamten PEV erreichte 2021 einen Anteil von 15,9 (Vorjahr: 16,6) %. Wesentliche Einflussfaktoren waren eine windschwache und zugleich kältere Witterung, die zu geringerer Windstromerzeugung und einem höheren Verbrauch biogener Brennstoffe für Wärmezwecke führte. Die Biomasse, deren Anteil an den erneuerbaren Energien bei über 50 % liegt, verzeichnete einen Verbrauchszuwachs um 3 %. Die Wasserkraftwerke legten um gut 4 % zu. Bei den Windenergieanlagen an Land kam es dagegen zu einem Rückgang der Stromerzeugung um 15 % und bei den Anlagen auf See um 11 %. Die Stromerzeugung aus PV-Anlagen stieg um 1 %.

    Im Jahr 2021 floss erneut mehr Strom ins Ausland als umgekehrt nach Deutschland hinein. In Summe blieb der Stromaustauschsaldo mit 19 Mrd. kWh nahezu unverändert. Hauptgründe für diese Entwicklung sind geringere Stromeinspeisungen aus erneuerbaren Energien sowie höhere CO2-Preise.

    Im Energiemix für das Jahr 2021 kam es zu leichten Verschiebungen. Wichtigster Energieträger blieb das Mineralöl mit einem Anteil von 32,3 (Vorjahr: 34,4) %, gefolgt vom Erdgas mit 26,8 (Vorjahr: 26,4) %. Auf die Steinkohle entfiel ein Anteil von 8,5 (Vorjahr 7,5) % und auf die Braunkohle 9,2 (Vorjahr: 8,1) %. Der Beitrag der Kernenergie lag bei 6,1 (Vorjahr: 5,9) %. Die erneuerbaren Energien büßten etwas ein und verringerten ihren Anteil am gesamten Energieverbrauch auf 15,9 (Vorjahr: 16,6) %.

    Bild 2. Struktur der heimischen Energiegewinnung 2021: gesamt: 3.552 PJ oder 121,1 Mio. t SKE, Anteile in Prozent (Vorjahr in Klammern). Quelle: AG Energiebilanzen

    Die inländische Energiegewinnung (Bild 2) verzeichnete 2021 einen Zuwachs um 4,9 % auf 3.552 PJ (121,1 Mio. t SKE). Am stärksten stieg die Produktion von Braunkohle mit knapp 18 %. Die inländische Erdgasförderung konnte leicht auf 164 PJ (5,6 Mio. t SKE) zulegen. Die den heimischen Energiequellen zugerechneten Erneuerbaren verzeichneten dagegen einen Rückgang um 4 % auf 1.945 PJ (66,3 Mio. t SKE). Insgesamt konnte die Energiegewinnung aus heimischen Ressourcen 29 % des Gesamtverbrauchs decken. Im Vorjahr lag der Anteil bei 28,5 %. Wichtigste heimische Energiequelle sind inzwischen die Erneuerbaren mit einem Anteil von 54,7 (Vorjahr 57,6) %. Es folgt die Braunkohle mit 32,4 (Vorjahr 28,9) %. Die anderen Energieträger erreichten Anteile im niedrigen einstelligen Bereich. Steinkohle wird seit Ende 2018 in Deutschland nicht mehr gefördert. (AG Energiebilanzen/Si.)

  • Zuwachs durch Erdgas und Kohle gedeckt / Windstrom deutlich unter Vorjahr

    Bild 1. Entwicklung des Primärenergieverbrauchs 2021 in Deutschland – Veränderungen in Prozent. Gesamt 12.193 PJ oder 416,1 Mio. t SKE. Quelle: AG Energiebilanzen

    Der Energieverbrauch in Deutschland erreichte 2021 eine Höhe von 12.193 PJ bzw. 416,1 Mio. t SKE (Bild 1). Das entspricht einem Anstieg um 2,6 % gegenüber dem Vorjahr. Der Energieverbrauch liegt jedoch noch spürbar unter dem Niveau der Vor-Corona-Zeit, was darauf hinweist, dass die energie- und gesamtwirtschaftliche Entwicklung in Deutschland weiterhin in hohem Maß durch die Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen geprägt wird, erklärte die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AG Energiebilanzen) in Berlin.

    Verbrauchssteigernd wirkten 2021 sowohl die wirtschaftliche Erholung sowie die im Vergleich zum Vorjahr kühlere Witterung. Die gesamtwirtschaftliche Leistung erhöhte sich um knapp 2,4 %. Allerdings waren im letzten Quartal des Jahres kaum noch Impulse der wirtschaftlichen Entwicklung auf den Energieverbrauch zu beobachten, da Lieferengpässe, eine abschwächende Baukonjunktur sowie ein Auslaufen der Nachholeffekte zu einer Stagnation der wirtschaftlichen Erholung führten. Erheblichen Einfluss auf den Anstieg des PEVs (PEV) hatten die gegenüber 2020 deutlich kühleren Außentemperaturen. Bereinigt um den Witterungseffekt wäre der Energieverbrauch nur um 0,6 % gestiegen, berechnete die AG Energiebilanzen.

    Nach Einschätzung der AG Energiebilanzen sorgte die Preisentwicklung auf den Energiemärkten im auslaufenden Jahr für eine spürbare Verbrauchsminderung. Vor allem die Preise für Erdgas und Rohöl stiegen im Vorjahresvergleich außerordentlich kräftig an. Die Preise für CO2-Emissionszertifikate haben sich gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt und erreichten zum Jahresende historische Höchststände. Die höheren Energie- und CO2-Preise haben, so die AG Energiebilanzen, den wachstumsbedingten Anstieg des PEV erkennbar gebremst.

    Der Verbrauch von Mineralöl verminderte sich 2021 insgesamt um 5,1 % auf 3.877 PJ (132,3 Mio. t SKE). Der Anteil des Mineralöls am gesamten PEV sank auf 31,8 % (Vorjahr 34,4 %). Der Verbrauch von Ottokraftstoff stieg leicht um 0,6 %, beim Dieselkraftstoff gab es dagegen einen Rückgang um 1 %. Der Absatz von leichtem Heizöl verminderte sich um gut 27 %, da viele Verbraucher infolge der Preisentwicklung ihre Lagerbestände abgebaut haben. Der Absatz von Flugkraftstoff stieg kräftig um knapp 22 % und die Lieferungen von Rohbenzin an die chemische Industrie erhöhten sich um 12,4 %.

    Der Erdgasverbrauch erhöhte sich 2021 um 3,9 % auf 3.258 PJ (111,2 Mio. t SKE). Haupt-ursache für diese Entwicklung war die in den ersten fünf Monaten deutlich kühlere und größtenteils eher windarme Witterung, die zum Mehreinsatz von Erdgas sowohl in der Wärme- wie auch in der Stromerzeugung führte. Ab der Jahresmitte sorgte der Preisanstieg für einen Mehreinsatz anderer Energieträger in der Strom- und Wärmeerzeugung. Der Anteil des Erdgases am gesamten PEV stieg leicht von 26,4 auf 26,7 %.

    Der Verbrauch an Steinkohle stieg 2021 um 17,9 % und erreichte eine Höhe von 1.052 PJ (35,9 Mio. t SKE). Der Einsatz von Steinkohle in Kraftwerken, der etwa die Hälfte des Gesamtverbrauchs ausmacht, erhöhte sich um gut 25 %. Die Eisen- und Stahlindustrie steigerte ihre Nachfrage um 13 %. Der Einsatz von Steinkohle in den Kraftwerken wurde begünstigt durch den Preisanstieg bei den Wettbewerbsenergien sowie die witterungsbedingt geringere Stromeinspeisung aus Windenergieanlagen. Beim Absatz an die Stahlindustrie profitierte der Energieträger von den konjunkturellen Effekten. Der Anteil der Steinkohle am gesamten PEV erhöhte sich von 7,5 auf 8,6 %.

    Der Verbrauch von Braunkohle erhöhte sich um 18 % auf 1.130 PJ (38,6 Mio. t SKE), lag damit jedoch um etwa 3 % unter dem Vergleichswert von 2019 und folgte somit weiter dem längerfristigen Trend. Der Zuwachs im abgelaufenen Jahr ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die im Vorjahr witterungsbedingt hohe Einspeisung von Strom aus Windanlagen 2021 deutlich niedriger ausfiel und eine andere Wettbewerbssituation auf dem Strommarkt vorliegt. Braunkohle hatte 2021 einen Anteil von 9,3 % (Vorjahr: 8,1 %) am gesamten PEV.

    Bei der Kernenergie kam es im Berichtszeitraum zu einem Anstieg der Stromproduktion um 7,2 %. Der Beitrag der Kernenergie zum PEV stieg auf 753 PJ (25,7 Mio. t SKE). Die Auslastung der Kernkraftwerke wurde in Deutschland durch eine höhere Stromnachfrage, die geringere Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien sowie durch die Entwicklung bei den Energie- und CO2-Preisen begünstigt. Im Zuge des Kernenergieausstiegs standen zum Jahresende 2021 die Stilllegungen der Kraftwerksblöcke Grohnde, Brokdorf sowie Gundremmingen C mit zusammen mehr als 4.000 MW Strom-erzeugungsleistung an. Im Jahr 2021 hatte die Kernenergie einen Anteil 6,2 % (Vorjahr: 5,9 %) am gesamten Energieverbrauch.

    Die erneuerbaren Energien verminderten ihren Beitrag zum PEV 2021 leicht um 0,2 % auf 1.962 PJ (66,9 Mio. t SKE). Der Anteil der Erneuerbaren am gesamten PEV erreichte 2021 einen Anteil von 16,1 % (Vorjahr: 16,5 %). Die Biomasse, deren Anteil an den erneuerbaren Energien bei über 50 % liegt, verzeichnete einen Verbrauchszuwachs von 4 %. Die Wasserkraftwerke legten um gut 5 % zu. Bei den Windenergieanlagen an Land kam es dagegen zu einem Rückgang der Stromerzeugung um 11 % und bei den Anlagen auf See um 9 %. Die Stromerzeugung aus PV-Anlagen stieg um beinahe 5 %.

    Im Jahr 2021 floss erneut mehr Strom ins Ausland als umgekehrt nach Deutschland hinein. In Summe ging der Stromaustauschsaldo auf 20.440 GWh (73,6 PJ) zurück. Hauptgründe für diese Entwicklung sind geringere Stromeinspeisungen aus erneuerbaren Energien sowie höhere CO2-Preise.

    Für das Gesamtjahr 2021 rechnet die AG Energiebilanzen mit einem Anstieg der energiebedingten CO2-Emissionen in einer Größenordnung von gut 4 % oder etwa 25 Mio. t. Maßgeblich für diese Schätzung ist neben dem witterungs- und konjunkturbedingten Verbrauchsanstieg der leichte Rückgang des Anteils der Erneuerbaren am Gesamtverbrauch. In der Stromerzeugung wurde die verminderte Windstromerzeugung wettbewerbsbedingt vor allem durch gesicherte Leistung aus Stein- und Braunkohlenkraftwerken ausgeglichen. (AGEB/Si.)

  • Neuer Vorstandsvorsitzender bei der AG Energiebilanzen

    Die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AG Energiebilanzen) hat auf ihrer diesjährigen Mitgliederversammlung in Berlin Michael Nickel zum neuen Vorsitzenden des Vorstands sowie als Mitglied in die Geschäftsführung gewählt. Nickel gehört der AG Energiebilanzen bereits seit 2004 als stellvertretender Vorsitzender des Vorstands an. Er war zuvor beim Bundesverband der deutschen Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) in Berlin tätig.

    Nickel tritt sowohl beim Vorsitz des Vorstands wie auch als Mitglied der Geschäftsführung bei der AG Energiebilanzen die Nachfolge von Uwe Maaßen an, der in Kürze altersbedingt seine Tätigkeit als Mitglied der Geschäftsführung beim Deutschen Braunkohlen-Industrie-Verein (DEBRIV) beendet und seine ehrenamtlichen Aufgaben bei der AG Energiebilanzen zur Verfügung gestellt hat. Maaßen hat dem Vorstand der AG Energiebilanzen ununterbrochen seit 1996 und damit seit 25 Jahren angehört. (AG Energiebilanzen/Si.)

  • Energieverbrauch und Energiemix verändern sich durch Pandemie und Wetter

    Der Energieverbrauch in Deutschland lag in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres deutlich über dem vergleichbaren Vorjahreswert. Nach vorläufigen Berechnungen der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AG Energiebilanzen), Berlin, erhöhte sich der Verbrauch im ersten Halbjahr um 4,3 % auf 6.191 PJ bzw. 211,2 Mio. t SKE (Bild 1). Nach drei Monaten hatte der Verbrauch noch leicht im Minus gelegen, teilte die AG Energiebilanzen weiter mit.

    Bild 1. Entwicklung des Primärenergieverbrauchs im ersten Halbjahr 2021 in Deutschland – Veränderungen in Prozent. Quelle: AGEB

    Für den Verbrauchsanstieg macht die AG Energiebilanzen vor allem die Lockerungen im Zuge der Covid 19-Pandemie und den Wiederanstieg der wirtschaftlichen Aktivitäten verantwortlich. Das im Vergleich zum Vorjahr deutlich geringere Windstromangebot führte zu Verschiebungen im Stromerzeugungsmix hin zu den konventionellen Energieträgern. Allerdings, so die AG Energiebilanzen, liegen die temperaturbereinigten Verbrauchswerte trotz des Anstiegs gegenüber dem Vorjahr noch um mehr als 7 % unter dem Wert von 2019. Zusätzlich sorgte die gegenüber dem Vorjahreszeitraum deutlich kühlere Witterung für einen Anstieg beim Verbrauch von Heizenergien. Unter Ausschaltung des Witterungseinflusses hätte sich der Energieverbrauch gegenüber dem Vorjahreszeitraum nur um knapp 2 % erhöht.

    Der Verbrauch von Mineralöl verminderte sich im ersten Halbjahr des laufenden Jahres gegen den allgemeinen Verbrauchs-trend insgesamt um 12,1 %. Infolge des eingeschränkten Luftverkehrs sank der Absatz von Flugkraftstoff um knapp 20 %. Beim Ottokraftstoff betrug das Minus 2,6 % und der Absatz von Dieselkraftstoff verminderte sich um 7,0 %. Der Heizölabsatz hat sich im ersten Halbjahr nahezu halbiert, da die Verbraucher infolge der hohen Preise sich bisher nicht zur Aufstockung ihrer Bestände entschließen konnten. Der Anteil des Mineralöls am gesamten Energieverbrauch sank im Berichtszeitraum erstmals unter die Marke von 30 %.

    Der Erdgasverbrauch erhöhte sich dagegen um fast 16 %. Hauptursache für diese Entwicklung war die gegenüber dem Vorjahreszeitraum deutlich kühlere und zudem in den ersten drei Monaten des Jahres eher windarme Witterung, die zum Mehreinsatz von Erdgas zur Wärme- und Stromerzeugung führte. Ferner sorgten die konjunkturellen Aufholprozesse für Zuwächse beim Erdgasverbrauch.

    Der Verbrauch an Steinkohle stieg im ersten Halbjahr 2021 um fast 23 %. Beim Einsatz von Steinkohle zur Strom- und Wärmeerzeugung kam es als Folge der kühlen und der gegenüber dem Vorjahr windarmen Witterung zu einem Zuwachs um rd. 31 %. Der Einsatz von Koks und Kohle in der Stahlindustrie nahm ebenfalls deutlich zu und erhöhte sich um knapp 18 %.

    Der Verbrauch von Braunkohle erhöhte sich in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres um rund ein Drittel. Dieser Anstieg entspricht weitgehend der Entwicklung der Lieferungen an die Kraftwerke der allgemeinen Versorgung. Der Zuwachs ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die im Vorjahreszeitraum witterungsbedingt hohe Einspeisung von Strom aus Windanlagen in diesem Jahr deutlich niedriger lag. Im Vergleich zum ersten Halbjahr des Jahres 2019 weist der Verbrauch von Braunkohle im laufenden Jahr ein Minus von 12 % auf und folgt damit dem mehrjährigen Trend.

    Bei der Kernenergie kam es im ersten Halbjahr zu einem Anstieg der Stromproduktion um 7,0 %.

    Die erneuerbaren Energien verminderten ihren Beitrag zum Primärenergieverbrauch im ersten Halbjahr um insgesamt 1 % und konnten damit am Anstieg des Gesamtverbrauchs nicht teilhaben, was zu einem Rückgang des Anteils am gesamten Energieverbrauch (Energiemix) auf 16,8 % (Vorjahreszeitraum 17,7 %) führte. Während die Wasserkraftwerke um 5 % zulegen konnten, kam es bei der Windenergie zu einem Minus von 20 % im Vergleich zum windstarken Vorjahr. Der Beitrag der Solarenergie blieb trotz des Anlagenzubaus stabil. Die Biomasse verzeichnete temperaturbedingt ein Plus von 6 %.

    Im ersten Halbjahr 2021 floss mehr Strom ins Ausland als umgekehrt nach Deutschland. In Summe ging der positive Stromaustauschsaldo zurück.

    Die durch den Pandemieverlauf und die Witterungsverhältnisse veränderten Beiträge der einzelnen Energieträger sorgten für Verschiebungen im Energiemix. Erstmals konnte das Erdgas mit einem Anteil von 30,6 % die Führungsposition übernehmen, das Mineralöl fiel mit 28,6 % auf Platz zwei. Die Anteile der Kohlen am Gesamtverbrauch erhöhten sich trotz kräftiger Verbrauchszuwächse gegenüber dem Vorjahreszeitraum nur auf 8,2 % bei der Steinkohle und auf 8,4 % bei der Braunkohle. Die Erneuerbaren verloren zwar, belegen mit einem Anteil von 16,8 % dennoch Platz drei im nationalen Energiemix. Der Ersatz von regenerativ erzeugtem Strom durch Strom aus fossilen Energiequellen führte im ersten Halbjahr nach Berechnungen der AG Energiebilanzen zu einem Anstieg der CO2-Emissionen um 6,3 %.

    Die AG Energiebilanzen weist darauf hin, dass es durch den weiteren Pandemieverlauf und seine Auswirkungen auf Wirtschaftstätigkeit und Mobilität sowie durch den nicht prognostizierbaren Witterungs-verlauf im weiteren Jahresverlauf zu deut-lichen Verschiebungen bei Verbrauch und –
    Zusammensetzung der Energieträger kommen kann. (AG Energiebilanzen/Si.)

  • Bericht zum Energieverbrauch 2020

    Bild 1. Entwicklung des Primärenergieverbrauchs in Deutschland 2020 (Veränderungen in Prozent). Quelle: AGEB

    Der Energieverbrauch in Deutschland ist 2020 um 8,0 % gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen und erreichte eine Gesamthöhe von 11.784 PJ oder 402,1 Mio. t SKE (Bild 1). Wie die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AG Energiebilanzen) in ihrem Jahresbericht schreibt, hat die im Vergleich zum Vorjahr etwas mildere Witterung nur geringfügig (-0,6 %) zu dem beträchtlichen Verbrauchsrückgang beigetragen. Hauptverantwortlich für den Rückgang des Energieverbrauchs auf ein historisches Tief waren die Auswirkungen der Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung in Form rückläufiger Industrieproduktion, verminderter Verkehrsleistungen und veränderter Konsumgewohnheiten. Einen weiteren Anteil an der Verbrauchsentwicklung bei den einzelnen Energieträgern habe auch der sich verändernde energie- und klimapolitische Kontext, heißt es im Bericht der AG Energiebilanzen. Auf nationaler Ebene sorgen der schrittweise Ausstieg aus der Kernenergie, der einsetzende Kohleausstieg sowie die fortgesetzte Förderung der erneuerbaren Energien für Veränderungen. Auf europäischer Ebene haben die Emissionsobergrenzen des europäischen Emissionshandelssystem (EU-ETS) sowie die übergreifenden Klimaschutzziele Auswirkungen auf die Höhe und Zusammensetzung des Energieverbrauchs in Deutschland. Von der Preisentwicklung gingen 2020 hingegen keine Impulse auf eine sparsame Verwendung von Energie in Deutschand aus. Andererseits kam es zu weiteren Effizienzgewinnen und einer Verbesserung der Energieproduktivität. Die nahezu stagnierende Bevölkerungsentwicklung hatte, anders als in den Vorjahren, keine verbrauchssteigernde Wirkung zur Folge.

    Infolge des rückläufigen Verbrauchs sowie weiteren Verschiebungen im Energiemix (Bild 2) zugunsten der Erneuerbaren und des Erdgases rechnet die AG Energiebilanzen mit einem Rückgang der energiebedingten CO2-Emissionen in einer Größenordnung von rd. 63 Mio. t. Das entspricht einer Minderung gegenüber dem Vorjahr um 9,6 %.

    Bild 2. Struktur des Primärenergieverbrauchs in Deutschland 2020 (Anteile in Prozent/Vorjahreszeitraum in Klammern). Quelle: AGEB

    Die gesamtwirtschaftliche Energieproduktivität hat sich 2020 nach Berechnungen der AG Energiebilanzen um 3,2 % (temperaturbereinigt: 2,7 %) verbessert. Diese Kenngröße für den effizienten Umgang mit Energie berechnet sich aus dem Energieaufwand je Einheit Wirtschaftsleistung. Der langjährige Durchschnittswert dieser Kenngröße liegt bei 2,3 %.

    Der Verbrauch von Mineralöl sank 2020 insgesamt um 11,9 % auf 3.973 PJ oder 135,6 Mio. t SKE. Mit Ausnahme von leichtem Heizöl sowie Rohbenzin lag der Absatz aller Mineralölprodukte im Minus. Der Verbrauch von Dieselkraftstoff nahm um mehr als 7 % ab, bei den Ottokraftstoffen gab es einen Rückgang um fast 10 %. Der Verbrauch von Flugkraftstoffen brach sogar um mehr als 50 % ein. Der Zuwachs von rd. 3 % beim leichten Heizöl dürfte vornehmlich auf Bestandsaufstockungen bei den Verbrauchern infolge der günstigen Preise und weniger auf einen echten Verbrauchs-anstieg zurückzuführen sein.

    Der Erdgasverbrauch verringerte sich 2020 um 2,4 % auf 3.136 PJ oder 107,0 Mio. t SKE. Hauptursache für den Verbrauchsrückgang ist der gesunkene Erdgasbedarf der Sektoren Industrie (-4 %) sowie Gewerbe, Handel und Dienstleistungen (-5 %) infolge der Corona-Pandemie. In der Strom- und Wärmeerzeugung wurde hingegen mehr Erdgas eingesetzt. Bei den privaten Haushalten stieg der Verbrauch trotz vergleichsweise milderer Temperaturen um 2,5 %.

    Der Verbrauch an Steinkohle lag 2020 um 16,6 % unter dem Vorjahreszeitraum und erreichte eine Höhe von 904 PJ oder 30,8 Mio. t SKE. Beim Einsatz von Steinkohle in den Kraftwerken zur Strom- und Wärmeerzeugung betrug der Rückgang mehr als 26 %. Diese Entwicklung ist vornehmlich auf den rückläufigen Stromverbrauch, die höhere Stromeinspeisung aus Wind- und Photovol-taik-(PV-) Anlagen sowie den stärkeren Einsatz von Erdgas in der Strom-erzeugung zurückzuführen.

    Der Verbrauch von Braunkohle verminderte sich 2020 um 17,8 % und lag bei rd. 956 PJ oder 32,6 Mio. t SKE. Diese Entwicklung hat unterschiedliche Ursachen: Es wurden zusätzliche Kraftwerksblöcke in die Sicherheitsbereitschaft überführt und witterungsbedingt erhöhte sich die Stromeinspeisung von Wind- und PV-Anlagen. Hinzu kamen ungeplante Kraftwerksausfälle, Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Stromverbrauch sowie durch niedrige Erdgaspreise bedingte Verschiebungen der Wettbewerbssituation auf dem nationalen und europäischen Strommarkt.

    Bei der Kernenergie kam es 2020 infolge der planmäßigen Abschaltung des Kraftwerks Philippsburg zum Jahresende 2019 zu einem Rückgang der Stromproduktion um 14,2 %.

    Die erneuerbaren Energien steigerten ihren Beitrag zum gesamten Energieverbrauch 2020 um insgesamt 3 % auf 1.961 PJ oder 66,9 Mio. t SKE. Die Wasserkraftwerke (ohne Pumpspeicher) lieferten 6 % weniger Strom als im Vorjahr. Dagegen stieg der Beitrag der Windkraft um 4 %. Die Solarenergie verzeichnete ein Plus von 8 %. Bei der Biomasse gab es ein Plus von mehr als 2 %.

    Im Energiemix für das Jahr 2020 konnten die Erneuerbaren ihre Anteile erneut ausweiten. Biomasse, Solarenergie, Windenergie, Wasserkraft, Geothermie und der biogene Anteil des Abfalls deckten insgesamt 16,6 % des gesamten inländischen Energieverbrauchs. Wichtigster Energieträger blieb das Mineralöl mit einem Anteil von 33,7 %, gefolgt vom Erdgas mit 26,6 %. Auf die Steinkohle entfiel ein Anteil von 7,7 % und auf die Braunkohle 8,1 %. Der Beitrag der Kernenergie lag bei 6,0 %.

    Die inländische Energiegewinnung verzeichnete 2020 einen Rückgang um etwa 5 % auf 3.425 PJ (116,9 Mio. t SKE). Am stärksten verminderte sich die Produktion der Braunkohle mit knapp 18 %. In ähnlicher Größenordnung sank auch die inländische Erdgasförderung (-15,5 %). Die den heimischen Energiequellen zugerechneten Erneuerbaren verzeichneten dagegen einen Zuwachs um 3 %. Insgesamt konnte die Energiegewinnung aus heimischen Ressourcen etwas mehr als 29 % des Gesamtverbrauchs decken.

    Wichtigste heimische Energiequelle sind inzwischen die Erneuerbaren mit einem Anteil von 57,7 % (Vorjahr 53,2 %). Es folgt die Braunkohle mit knapp 29 % (Vorjahr 32,9 %). Die anderen Energieträger erreichen Anteile im niedrigen einstelligen Bereich. Steinkohle wird seit Ende 2018 in Deutschland nicht mehr gefördert.

    Der ausführliche Bericht zur Entwicklung des Primärenergieverbrauchs 2020 steht auf der Internetseite der AG Energiebilanzen (www.ag-energie-bilanzen.de) zum Download bereit. (AG Energiebilanzen/Si.)

  • Energieverbrauch sinkt auf historisches Tief

    Der Energieverbrauch in Deutschland ist 2020 um 8,7 % gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen und erreichte mit 11.691 PJ oder 398,8 Mio. t SKE einen historischen Tiefststand (Bild 1).

    Fig. 1. Development of primary energy consumption in Germany in 2020 – changes in percent. // Bild 1. Entwicklung des Primärenergieverbrauchs 2020 in Deutschland – Veränderungen in Prozent. Source/Quelle: AGEB

    Im Vergleich zu 2006, dem Jahr mit dem bisher höchsten Energieverbrauch in Deutschland seit der Wiedervereinigung, beträgt der Rückgang rd. 21 %, berichtet die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AG Energiebilanzen).

    Infolge des rückläufigen Verbrauchs sowie weiteren Verschiebungen im Energiemix zugunsten der Erneuerbaren und des Erdgases rechnet die AG Energiebilanzen mit einem Rückgang der energiebedingten CO2-Emissionen in einer Größenordnung von rd. 80 Mio. t. Das entspricht einer Minderung gegenüber dem Vorjahr um rd. 12 %.

    Für die deutlich rückläufige Verbrauchsentwicklung sind vor allem die gesamtwirtschaftlichen und sektoralen Auswirkungen der Corona-Pandemie verantwortlich. Hinzu kamen langfristige Trends wie die weitere Zunahme der Energieeffizienz, Substitutionen im Energiemix hin zu mehr erneuerbaren Energien sowie die vergleichsweise milde Witterung. Leichte verbrauchssteigernde Effekte gingen von den im Jahresverlauf spürbar gesunkenen Energiepreisen aus. Der verbrauchsdämpfende Effekt der milden Witterung wurde nach Einschätzung der AG Energiebilanzen durch einen Bestandsaufbau beim leichten Heizöl weitgehend ausgeglichen.

    Der Verbrauch von Mineralöl sank 2020 insgesamt um 12,1 % auf 3.965 PJ oder 135,3 Mio. t SKE. Während der Absatz von Otto- und Dieselkraftstoff leicht zurückging, kam es beim Flugkraftstoff zu einer Halbierung des Verbrauchs. Beim leichten Heizöl kam es zu Absatzsteigerungen in der Größenordnung von gut 5 %, weil viele Verbraucher die niedrigen Preise nutzten, um ihre Vorräte aufzufüllen. Die Lieferungen von Rohbenzin an die chemische Industrie nahmen um rd. 3 % zu.

    Der Erdgasverbrauch verringerte sich 2020 um 3,4 % auf 3.105 PJ oder 106,0 Mio. t SKE. Hauptursache für den Verbrauchsrückgang ist der gesunkene Erdgasbedarf der Sektoren Industrie sowie Gewerbe, Handel und Dienstleistungen infolge der Corona-Pandemie. In der Strom- und Wärme-erzeugung wurde hingegen mehr Erdgas eingesetzt. Bei den privaten Haushalten wird trotz vergleichsweise milderer Temperaturen ein leichtes Verbrauchsplus erwartet.

    Der Verbrauch an Steinkohle lag 2020 um 18,3 % unter dem Vorjahreszeitraum und erreichte eine Höhe von 894 PJ oder 30,5 Mio. t SKE. Beim Einsatz von Steinkohle in den Kraftwerken zur Strom- und Wärmeerzeugung betrug der Rückgang mehr als 26 %. Diese Entwicklung ist vornehmlich auf den rückläufigen Stromverbrauch, die höhere Stromeinspeisung aus Wind- und PV-Anlagen sowie den stärkeren Einsatz von Erdgas in der Stromerzeugung zurückzuführen. Der Einsatz von Steinkohle in der Stahlindustrie ging wegen der schwachen Stahlnachfrage gegenüber 2019 um rd. 14 % zurück.

    Der Verbrauch von Braunkohle verminderte sich 2020 um 18,2 % und lag bei 950 PJ oder 32,4 Mio. t SKE. Diese Entwicklung hat unterschiedliche Ursachen. Es wurden zu-sätzliche Kraftwerksblöcke in die Sicherheitsbereitschaft überführt und witterungs-bedingt erhöhte sich die Stromeinspeisung von Wind- und PV-Anlagen. Hinzu kamen ungeplante Kraftwerksausfälle, Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Strom-verbrauch sowie durch niedrige Erdgaspreise bedingte Verschiebungen der Wettbewerbssituation auf dem nationalen und europäischen Strommarkt. Während in den Monaten Februar bis August der Verbrauch an Braunkohle deutlich unter den jeweiligen Vorjahresmonaten lag, war ab September eine deutliche Erholung zu verzeichnen.

    Bei der Kernenergie kam es 2020 infolge der planmäßigen Abschaltung des Kraftwerks Philippsburg zum Jahresende 2019 zu einem Rückgang der Stromproduktion um 14,4 %.

    Die erneuerbaren Energien steigerten ihren Beitrag zum gesamten Energieverbrauch 2020 um insgesamt 3 % auf 1.962 PJ oder 66,9 Mio. t SKE. Die Wasserkraftwerke (ohne Pumpspeicher) lieferten 5 % weniger Strom als im Vorjahr. Dagegen stieg der Beitrag der Windkraft um 7 %. Die Solarenergie verzeichnete ein Plus von 9 %. Bei der Biomasse gab es nur ein kleines Plus von 1 %. Der Primärenergieverbrauch aus biogenen Abfällen lag 1 % niedriger als im Vorjahr.

    Der Verbrauch sonstiger Energieträger – hauptsächlich nicht-biogener Siedlungs- und Industrieabfall – sank um knapp 15 % auf insgesamt 189 PJ oder 6,4 Mio. t SKE ab.

    Deutschlands negativer Stromaustauschsaldo mit den Nachbarstaaten fiel 2020 mit rd. 21 Mrd. kWh deutlich geringer aus als im Vorjahr. Nicht nur die Strommenge, die aus dem Ausland nach Deutschland floss, nahm stark zu, auch die Stromflüsse aus Deutschland in die Nachbarstaaten gingen zurück.

    Die Anteile der verschiedenen Energieträger am nationalen Energiemix haben sich 2020 gegenüber dem Vorjahr weiter verschoben (Bild 2).

    Fig. 2. Structure of primary energy consumption in Germany in 2020. // Bild 2. Struktur des Primärenergieverbrauchs in Deutschland 2020. Source/Quelle: AGEB

    Bei den fossilen Energien kam es in Summe zu einem Rückgang, sodass die Energieversorgung in Deutschland ihre Kohlenstoffintensität weiter verringern konnte. Kennzeichnend bleibt aber ein breiter Energiemix. Gut 60 % des inländischen Energieverbrauchs entfallen auf Öl und Gas. Stein- und Braunkohle deckten zusammen knapp 16 % des Verbrauchs. Die Erneuerbaren steigerten ihren Beitrag auf fast 17 %.
    (AGEB/Si.)

  • Energieverbrauch erst schwach von Corona-Pandemie beeinflusst

    Der Energieverbrauch in Deutschland lag in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres um knapp 7 % unter dem vergleichbaren Vorjahreswert (Bild 1).

    Bild 1. Entwicklung des Primärenergieverbrauchs im ersten Quartal 2020 in Deutschland – Veränderungen in Prozent. Quelle: AGEB

    Nach vorläufigen Berechnungen der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AG Energiebilanzen) fiel der Verbrauch im ersten Quartal um 6,8 % auf 3.457 PJ bzw. 117,9 Mio. t SKE. Für die rückläufige Verbrauchsentwicklung verantwortlich sind der konjunkturbedingt geringere Energieverbrauch insbesondere in den energieintensiven Industrien, die wärmere Witterung in den ersten beiden Monaten des Jahres sowie erste Auswirkungen der Corona-Pandemie. Verbrauchssteigernd wirkte dagegen der diesjährige Schalttag. Mit Ausnahme der Erneuerbaren waren alle Energieträger von der rückläufigen Verbrauchsentwicklung betroffen, besonders stark fielen die Kohlen ins Minus. Wie die AG Energiebilanzen außerdem berechnete, wäre der Energieverbrauch ohne den Einfluss der milden Witterung nur um 6,4 % gesunken. Ferner rechnet die AG Energiebilanzen mit einem Rückgang des energiebedingten CO2-Ausstoßes um knapp 11 %.

    Der Verbrauch von Mineralöl sank um 3,2 %. Während es bei den Ottokraftstoffen nur zu einem geringen Absatzrückgang gegenüber dem Vorjahr kam, lag das Minus beim Dieselkraftstoff bei 3,4 %. Beim Heizöl lag der Absatz um 5,7 % über dem Vorjahreszeitraum. Dieser Zuwachs dürfte den Bestandsaufstockungen der Verbraucher infolge der stark gesunkenen Preise geschuldet sein. Beim Rohbenzin kam es konjunkturbedingt zu einem Rückgang um 10,5 %.

    Der Erdgasverbrauch verringerte sich insgesamt um 5,5 % infolge der milderen Witterung in den ersten beiden Monaten sowie einem leicht geringeren Einsatz von Erdgas in der Stromerzeugung.

    Der Verbrauch an Steinkohle sank im ersten Quartal 2020 um rd. 22 %. Beim Einsatz von Steinkohle in den Kraftwerken kam es zu einem Rückgang in der Größenordnung von gut einem Drittel. Diese Entwicklung ist vornehmlich auf die deutliche höhere Stromeinspeisung aus Wind- und PV-Anlagen zurückzuführen. Der Einsatz von Koks und Kohle in der Stahlindustrie war um knapp 7 % rückläufig.

    Der Verbrauch von Braunkohle verringerte sich in den ersten drei Monaten 2020 um mehr als 30 %. Dieser erhebliche Rückgang hat vor allem drei Ursachen: Die stark gestiegene Stromproduktion aus erneuerbaren Energien, die Überführung weiterer Braunkohlenkraftwerksblöcke in die Sicherheitsbereitschaft sowie erste Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Stromverbrauch.

    Bei der Kernenergie kam es infolge der planmäßigen Abschaltung des Kraftwerks Philippsburg zum Jahresende 2019 zu einem Rückgang der Stromproduktion um knapp 17 %.

    Die erneuerbaren Energien steigerten dagegen ihren Beitrag zum gesamten Energieverbrauch im ersten Quartal 2020 um insgesamt 6 %. Bei der Windkraft gab es ein außerordentliches Plus von 22 % und die Solarenergie legte um 10 % zu. Bei der Biomasse kam es zu einem Minus von 1 %. Die Wasserkraftwerke lieferten 3 % weniger Strom.

    Beim Stromaustauschsaldo kam es zu einer Verringerung der Stromflüsse ins Ausland und zu einer Erhöhung der Importe, was zu einer Verminderung des in den zurückliegenden Jahren deutlich angestiegenen negativen Austausch-saldos führte. (AGEB/Si.)

  • Private Haushalte sparen bei Raumwärme und Beleuchtung

    Bild 1. Endenergieverbrauch der privaten Haushalte nach Anwendungszwecken – Anteile in Prozent 2018 (2008). Quelle: AGEB

    Der Energiebedarf für Wärme und Beleuchtung ist in den vergangenen zehn Jahren in Deutschland zurückgegangen (Bild 1). Nach aktuellen Berechnungen der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AG Energiebilanzen) war der Bedarf an Raumwärme 2018 um 17 % niedriger als 2008. Ein wesentlicher Teil dieser Veränderung ist auf die unterschiedlichen Temperaturen in diesen beiden Jahren zurückzuführen. Temperaturbereinigt liegt der Rückgang bei 2 %. Bei der Beleuchtung betrug die Einsparung 14 %. Zuwächse gab es dagegen bei Warmwasser (6 %) sowie Kälte (30 %). Im Bereich Verkehr stieg der Energieverbrauch um knapp 5 % und für die Informations- und Kommunikationstechnik wurden 1,6 % mehr Energie benötigt. Insgesamt war der Bedarf an Endenergie in Deutschland zwischen 2008 und 2018 infolge der gegenläufigen Entwicklungen mit 8.996 PJ um knapp 2 % niedriger als 2008, berichtet die AG Energiebilanzen.

    Mehr als 53 % des gesamten Endenergieverbrauchs entfällt in Deutschland auf die Bereitstellung von Wärme (Bild 2). Einem Rückgang beim Raumwärmebedarf standen Zuwächse beim Bedarf von Prozesswärme in Industrie und Gewerbe gegenüber. Die vorliegenden Daten lassen erkennen, dass in beiden Bereichen die Energieeffizienz deutlich angestiegen ist, bei der Verwendung von Prozesswärme die positive Wirtschaftsentwicklung der zurückliegenden Jahre jedoch zu einer Überkompensierung der Energieeinsparerfolge geführt hat. Mit knapp 39 % bildet die motorische Energie den zweitgrößten Anteil am Endenergieverbrauch. Auf Warmwasser, Kälte, Beleuchtung sowie Informations- und Kommunikationstechnik entfielen 2018 zusammen lediglich knapp 13 % des gesamten Endenergieverbrauchs.

    Bild 2. Endenergieverbrauch in Deutschland nach Anwendungszwecken – Anteile in Prozent 2018 (2008). Quelle: AGEB

    Für die Bereitstellung von Wärme werden in Deutschland vor allem Gase eingesetzt. Mit einem Anteil von knapp 45 % liegt diese Wärmequelle weit vor dem Mineralöl (14,9 %), den Erneuerbaren (11,6 %) sowie Kohlen (9,4 %), Strom (9,3 %) und Fernwärme (8,4 %). Bei Kälte und Klimatisierung dominiert der Strom mit einem Anteil von knapp 98 %. Mechanische Energie (Verkehr und stationäre Motoren) wird vorwiegend aus Mineralöl (75,4 %) sowie Strom (20,5 %) erzeugt. Informations- und Kommunikationstechnik sowie Beleuchtung werden ebenfalls nahezu vollständig durch Strom versorgt.

    In den Anwendungsbereichen des Endenergiesektors erreicht der Verkehr mit insgesamt 2.705 PJ aktuell einen Anteil von 30 %. Hier dominiert unverändert das Mineralöl mit einem Anteil von 94 % den Verbrauch. Auf erneuerbare Kraftstoffe entfallen derzeit 4,2 %. Strom erreicht aktuell einen Anteil von 1,6 %, Gase liegen bei 0,2 %.

    Der Endenergieverbrauch der Industrie liegt mit 2.651 PJ nur geringfügig unter dem Verkehrsbereich. Am Endenergieverbrauch der Industrie haben sowohl Gase (35,6 %) als auch Strom (30,8 %) hohe Anteile. Die Erneuerbaren kommen auf einen Anteil von 4,3 %.

    Auf die privaten Haushalte entfielen 2018 insgesamt 25,5 % oder 2.291 PJ des gesamten Endenergieverbrauchs. Hier haben die Erneuerbaren bereits einen Anteil von 14,0 %. Sie liegen damit aber immer noch deutlich hinter dem Mineralöl (19,4 %), den Gasen (37,6 %) sowie dem Strom (20,3 %). Den kleinsten Anwendungsbereich bildet der Sektor Gewerbe-Handel-Dienstleistungen (GHD) mit einem Anteil von 15,0 % am gesamten Energieverbrauch. Dieser Sektor nutzt vor allem Strom (38,7 %) sowie Öl (21,1 %) und Gase (27,5 %).

    Der Energieeinsatz von Industrie, Verkehr, privaten Haushalten sowie dem Bereich Gewerbe-Handel-Dienstleistungen bildet zusammengefasst den Endenergieverbrauch und ist Teil der regelmäßig von der AG Energiebilanzen erstellten Energiebilanz für die Bundesrepublik Deutschland. Der Endenergieverbrauch ist allerdings noch nicht die letzte Stufe der Energieverwendung. Vielmehr wenden Endverbraucher (Private Haushalte, Industrie, GHD und Verkehr) die bezogene Energie unter Einsatz verschiedener Techniken in Nutzenergie oder Energiedienstleistungen um.

    Seit 2014 erstellt die AG Energiebilanzen im Auftrag des Bundesministers für Wirtschaft und Energie Anwendungsbilanzen, die aussagekräftige Zahlen zur Entwicklung dieser letzten Umwandlungsstufe liefern. An der Erstellung sind das Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung, das RWI-Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung sowie (bis 2017) der Lehrstuhl für Energie- und Anwendungstechnik der TU München beteiligt. (AGEB/Si.)

  • Energieverbrauch in Deutschland gesunken

    Der Energieverbrauch in Deutschland erreichte 2019 nach vorläufigen Berechnungen der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AG Energiebilanzen), Berlin, eine Höhe von 12.815 PJ beziehungsweise 437,3 Mio. t SKE (Bild 1). Das entspricht einem Rückgang um 2,3 % gegenüber dem Vorjahr.

    Fig. 1. Development of primary energy consumption in Germany 2019 (estimated changes in %). // Bild 1. Entwicklung des Primärenergieverbrauchs 2019 in Deutschland (geschätzte Veränderungen in %). Source/Quelle: AGEB

    Für den Verbrauchsrückgang sorgten, so die AG Energiebilanzen, weitere Verbesserungen bei der Energieeffizienz, Substitionen im Energiemix sowie ein konjunkturell bedingter Rückgang des Energieverbrauchs in der Industrie. Verbrauchssteigernd wirkten die etwas kühlere Witterung sowie die Zunahme der Bevölkerung. Die verbrauchssteigernden Faktoren waren jedoch in Summe deutlich schwächer als die verbrauchssenkenden. Bereinigt um den Einfluss der Witterung sowie Lagerbestandsveränderungen wäre der Energieverbrauch nach Berechnungen der AG Energiebilanzen sogar um mehr als 3 % gesunken. Da der Verbrauch an Kohlen 2019 besonders stark rückläufig war und die erneuerbaren Energien weiter zulegen konnten, geht die AG Energiebilanzen von einem merklichen Rückgang bei den CO2-Emissionen (ebenfalls bereinigt um Temperatureffekte und Lagerbestandsveränderungen) um gut 7 % oder reichlich 50 Mio. t aus.

    Der Verbrauch von Mineralöl lag 2019 insgesamt um 1,7 % höher als im Vorjahr. Der Absatz von Diesel- und Ottokraftstoff sowie Flugbenzin verzeichnete einen leichten Anstieg. Beim leichten Heizöl kam es zu einem deutlichen Absatzplus in Höhe von 17,4 %. Die Lieferungen von Rohbenzin an die chemische Industrie verringerten sich aus konjunkturellen Gründen um rd. 8 %.

    Der Erdgasverbrauch erhöhte sich in Deutschland um 3,6 %. Zu diesem Anstieg trug neben dem höheren Heizbedarf im kühleren Frühjahr vor allem der gestiegene Einsatz von Erdgas in Kraftwerken bei.

    Der Verbrauch an Steinkohle verminderte sich insgesamt um 20,5 % und erreichte ein historisches Tief. In der Strom- und Wärmeerzeugung kam es zu Rückgängen von gut einem Drittel, da mehr Strom aus erneuerbaren Energien und Erdgas erzeugt wurde. Die Stahlindustrie verminderte ihren Einsatz um knapp 4 %. Die Stahlindustrie ist seit Längerem erstmals wieder der wichtigste Absatzbereich für diesen Energieträger.

    Der Verbrauch von Braunkohle verringerte sich 2019 um 20,7 %. Infolge der Sicherheitsbereitschaft weiterer Kraftwerksblöcke, der Minderförderung im Tagebau Hambach, einer gegenüber dem Vorjahr höheren Zahl von Kraftwerksrevisionen sowie durch die Zunahme der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien gingen die Lieferungen an die Braunkohlenkraftwerke deutlich zurück. Der Verbrauch an Braunkohle sank damit das siebte Jahr in Folge.

    Bei der Kernenergie kam es im Vergleich zum Vorjahr zu einer leichten Abnahme der Stromproduktion um rd. 1 %. Zum Jahresende geht planmäßig ein weiteres Kernkraftwerk (Philippsburg) außer Betrieb.

    Die erneuerbaren Energien steigerten ihren Beitrag zum gesamten Energieverbrauch im abgelaufenen Jahr um 4 %. Die Windkraft erhöhte ihren Beitrag um 15 %. Bei der Wasserkraft gab es einen Zuwachs von 4 %. Die Solarenergie legte nur leicht um 1 % zu. Die Biomasse, auf die mehr als 50 % des gesamten Aufkommens im Bereich der Erneuerbaren entfällt, verbuchte ein Plus von 2 %.

    Deutschlands negativer Stromaustauschsaldo mit den Nachbarländern fiel 2019 nach ersten Zahlen geringer aus als in den Vorjahren. Die Strommenge, die aus dem Ausland nach Deutschland floss, nahm zu. Im Gegenzug nahmen die Stromflüsse aus Deutschland in die Nachbarländer deutlich ab. Grund für diese Entwicklung waren die Verschiebungen in der europäischen Stromerzeugungsstruktur infolge gestiegener CO2-Preise sowie niedrigerer Gaspreise.

    Die Anteile der verschiedenen Energieträger am nationalen Energiemix haben sich 2019 gegenüber dem Vorjahr weiter verschoben. Bei den fossilen Energien kam es in Summe zu einem Rückgang, sodass die Energieversorgung in Deutschland ihre Kohlenstoffintensität weiter verringern konnte. Kennzeichnend bleibt aber ein breiter Energiemix. Gut 60 % des inländischen Energieverbrauchs entfallen auf Öl und Gas. Stein- und Braunkohle deckten zusammen etwa 18 % des Verbrauchs. Die Erneuerbaren steigerten ihren Beitrag auf beinahe 15 %. (AGEB/Si.)

  • Prognose: Energieverbrauch sinkt weiter

    Der Energieverbrauch in Deutschland wird in diesem Jahr erneut zurückgehen. Auf Basis der jetzt vorliegenden Zahlen für den Energieverbrauch der ersten neun Monate rechnet die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AG Energiebilanzen), Berlin und Bergheim, für das Gesamtjahr mit einem Rückgang des Energieverbrauchs in Deutschland um gut 2 % auf etwa 12.810 PJ bzw. 437 Mio. t SKE (Bild 1). Da der Verbrauch an Kohle besonders stark rückläufig war und die erneuerbaren Energien weiter zulegen konnten, geht die AG Energiebilanzen von einem merklichen Rückgang bei den CO2-Emissionen aus.

    Fig. 1. Development of primary energy consumption in Germany 1995 – 2019 (forecast) in petajoules (PJ). // Bild 1. Entwicklung des Primärenergieverbrauchs in Deutschland 1995 – 2019 (Prognose) in Petajoule (PJ). Source/Quelle: AGEB

    Nach vorläufigen Berechnungen der AG Energiebilanzen sank der Energieverbrauch in Deutschland in den ersten neun Monaten um 2,3 % auf 9.258 PJ beziehungsweise 315,9 Mio. t SKE. Für den gesunkenen Verbrauch macht die AG Energiebilanzen Verbesserungen bei der Energieeffizienz, Substitionen im Energiemix, den konjunkturell bedingten Rückgang des Energieverbrauchs in den energieintensiven Industriezweigen sowie den fortschreitenden Strukturwandel verantwortlich. Verbrauchssteigernd wirkten die etwas kühlere Witterung, die Zunahme der Bevölkerung sowie eine noch immer leicht wachsende Wirtschaftsleistung. Die verbrauchssteigernden Faktoren lagen jedoch in Summe deutlich unter den verbrauchssenkenden. Bereinigt um den Einfluss der Witterung hätte der Rückgang nach Berechnungen der AG Energiebilanzen bei gut 3 % gelegen.

    Der Verbrauch von Mineralöl lag in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres insgesamt um 1,9 % über dem des Vorjahreszeitraums. Während der Verbrauch von Diesel- und Ottokraftstoff auf dem Niveau des Vorjahres verharrte, kam es bei Flugbenzin zu einem Absatzplus in Höhe von 4 % und beim leichten Heizöl zu Zuwächsen um rund ein Viertel. Die Lieferungen von Rohbenzin an die chemische Industrie verringerten sich dagegen aus konjunkturellen Gründen um rd. 11 %.

    Der Erdgasverbrauch erhöhte sich um 3,9 %. Zu diesem Anstieg trug neben dem hohen Heizbedarf im kühleren Frühjahr vor allem der gestiegene Einsatz von Erdgas in Kraftwerken bei.

    Der Verbrauch an Steinkohle verzeichnete starke Rückgänge und verminderte sich in den ersten neun Monaten insgesamt um mehr als 18 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum. In der Strom- und Wärmeerzeugung kam es zu Rückgängen von über 30 %, da mehr Strom aus erneuerbaren Energien und Erdgas erzeugt wurde. Die Stahlindustrie verminderte ihren Einsatz um gut 3 %.

    Der Verbrauch von Braunkohle lag in den ersten neun Monaten ebenfalls im Minus und verringerte sich um 21,7 %. Infolge der Sicherheitsbereitschaft weiterer Kraftwerksblöcke, der Minderförderung im Tagebau Hambach, einer gegenüber dem Vorjahr höheren Zahl von Kraftwerksrevisionen sowie durch die Zunahme der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien gingen die Lieferungen an die Braunkohlenkraftwerke deutlich zurück.

    Bei der Kernenergie kam es im Vergleich zum Vorjahr zu einer Abnahme der Stromproduktion um gut 3 %. Zum Ende des laufenden Jahres wird ein weiteres Kernkraftwerk (Philippsburg) außer Betrieb genommen.

    Die erneuerbaren Energien steigerten ihren Beitrag zum gesamten Energieverbrauch in den ersten neun Monaten des Jahres um 4 %. Die Windkraft erhöhte ihren Beitrag um 17 %. Bei der Wasserkraft gab es einen Zuwachs von 8 %. Die Solarenergie legte nur leicht um 1 % zu und die Biomasse verharrte auf dem Niveau des Vorjahres. Der Anteil der erneuerbaren Energien am gesamten Primärenergieverbrauch erhöhte sich auf 14,8 %. (AGEB/Si.)

  • Verbesserungen bei der Energieeffizienz

    In Deutschland hat sich die gesamtwirtschaftliche Energieeffizienz deutlich verbessert. Im Jahr 2018 verzeichnete die Entwicklung – bereinigt um Temperatur- und Lagerbestandseffekte – einen Sprung von 3,1 % gegenüber dem Vorjahr. Um Waren und Dienstleistungen im Wert von 1.000 € zu produzieren, wurden nach vorläufigen Schätzungen der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AG Energiebilanzen), Berlin und Bergheim, in Deutschland nur noch 4,5 GJ Primärenergie eingesetzt. Das ist ein weltweit vorbildlicher Wert und entspricht einer Verbesserung von über 40 % gegenüber 1990.

    Fig. 1. Development of adjusted macroeconomic energy efficiency in Germany from 1990 to 2018 (in GJ per 1,000 € economic output). // Bild 1. Entwicklung der bereinigten gesamtwirtschaftlichen Energieeffizienz in Deutschland 1990 bis 2018 (in GJ pro 1.000 € Wirtschaftsleistung). Source/Quelle: AGEB

    Erheblichen Einfluss auf die Entwicklung der gesamtwirtschaftlichen Energieeffizienz hatten 2018 Effizienzgewinne in der Stromerzeugung sowie in anderen Sektoren der Energieumwandlung. Im Bereich der Stromerzeugung sorgten moderne Kraftwerke mit hohen Wirkungsgraden, der Ausstieg aus der Kernenergie und der Ausbau der erneuerbaren Energien für deutliche Effizienzverbesserungen. Der Energieeinsatz je erzeugter Kilowattstunde Strom sank von 7,30 MJ auf 7,18 MJ, wodurch sich die Effizienz in der Stromerzeugung um 1,6 % verbesserte. Der durchschnittliche Wirkungsgrad aller Stromerzeugungsanlagen überstieg 2018 erstmals die Marke von 50 %. Beim Stromverbrauch verbesserte sich die Effizienz um 2 % gegenüber dem Vorjahr. Ursachen sind sinkende Anteile stromintensiver Wirtschaftszweige, technische Verbesserungen bei Maschinen und Anlagen sowie beim Bestand langlebiger Konsumgüter. Der Pro-Kopf-Stromverbrauch sank gegenüber dem Vorjahr um 0,8 % auf 7.174 kWh.

    Die Energieeffizienz der privaten Haushalte verschlechterte sich 2018 bei Berücksichtigung der Witterungseffekte um 1,6 %. Bezogen auf die Wohnfläche erhöhte sich der Brennstoffeinsatz für die Wärmeversorgung um 1,8 % und der Stromverbrauch nahm um 0,8 % zu. Im Sektor Gewerbe-Handel-Dienstleistungen (GHD) verbesserte sich die Energieeffizienz 2018 um 7,5 %, wobei die milde Witterung einen erheblichen Einfluss ausgeübt haben dürfte. In der Industrie hat sich die Energieeffizienz gegenüber 2017 um 0,6 % verbessert.

    Seit 1990 hat sich die gesamtwirtschaftliche Energieeffizienz in Deutschland um über 40 % verbessert. Im Durchschnitt der zurückliegenden 28 Jahre beträgt der Effizienzzuwachs jetzt 1,9 %/a. In der Stromerzeugung hat sich der Energieeinsatz seit 1990 von 9,8 MJ/kWh auf rd. 7,2 MJ/kWh vermindert. Der durchschnittliche Wirkungsgrad aller Stromerzeugungsanlagen stieg seit 1990 in Deutschland von 36,6 % auf aktuell mehr als 50 %. Die Energieeffizienz bei den privaten Haushalten hat sich seit 1991 temperaturbereinigt um knapp 29 % verbessert. Der langjährige Durchschnittswert von gut 1 %/a liegt jedoch deutlich hinter den Effizienzsteigerungen der anderen Verbrauchssektoren und weist auf ein noch vorhandenes Effizienzpotential in diesem Sektor hin. Der Sektor GHD konnte seit 1991 die Energieeffizienz im Durchschnitt um fast 2,5 %/a verbessern. Im gesamten Sektor ist der Energieeinsatz seit 1991 je 1.000 € Wertschöpfung um beinahe die Hälfte gesunken. Im langjährigen Durchschnitt verzeichnet die Industrie bezogen auf den Ausgangswert des Jahres 1991 Effizienzzuwächse von knapp 1,3 %/a. Der Verkehrsbereich konnte im langjährigen Jahresdurchschnitt Effizienzverbesserungen von etwa 1,5 %/a verbuchen.

    Für den bereinigten sektorübergreifenden Endenergieverbrauch – bezogen auf das reale Brutto-inlandsprodukt – ergibt sich für das Jahr 2018 eine Verbesserung der Energieintensität in Höhe von 1,9 %. Für den Zeitraum 1990 bis 2018 ist für diesen Indikator eine Verbesserung von durchschnittlich 1,6 %/a zu beobachten. Diese Entwicklung liegt deutlich unter der Zielvorstellung der Bundesregierung, die für den Zeitraum bis 2050 eine Verbesserung der Energieproduktivität von 2,1 %/a anstrebt.

    Die AG Energiebilanzen berechnet regelmäßig aktuelle gesamtwirtschaftliche und sektorbezogene Statistiken zur Entwicklung der Energieeffizienz in Deutschland. Die systematische Beobachtung der Energieeffizienz ist ein wichtiger Beitrag zum Monitoring der Energiewende und erfolgt auf Grundlagen und Methoden, die im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie erarbeitet wurden. (AGEB/Si.)

  • AG Energiebilanzen

    Die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AG Energiebilanzen), Berlin, verabschiedete Hans-Joachim Ziesing nach langjähriger Tätigkeit in Vorstand und Geschäftsführung. Ziesing trat der Arbeitsgemeinschaft bereits kurz nach der Gründung im Jahr 1971 bei und gehörte seit 1994 der Geschäftsführung des Vereins an. Nachfolger von Ziesing im Vorstand und in der Geschäftsführung wird der in Münster tätige Wirtschaftswissenschaftler Hans Georg Buttermann.

  • Rückgang des Energieverbrauchs bis zur Jahresmitte

    Fig. 1. According to preliminary calculations by AG Energiebilanzen, the consumption of primary energy in Germany in the first half of 2018 was 1.1 % lower than the previous year. Consumption reached 6,771 PJ or 230.9 mt ce. // Bild 1. Der Verbrauch an Primärenergie lag in Deutschland im ersten Halbjahr 2018 nach vorläufigen Berechnungen der AG Energiebilanzen um 1,1 % unter dem Wert des Vorjahrszeitraums. Der Verbrauch erreichte eine Höhe von 6.771 PJ bzw. 230,9 Mio. t SKE. Source/Quelle: AGEB

    Der Energieverbrauch in Deutschland erreichte zur Jahresmitte 2018 eine Höhe von 6.771 PJ bzw. 230,9 Mio. t SKE und lag damit gut 1 % unter dem Wert des Vorjahreszeitraums (Bild 1). Nach den ersten drei Monaten hatte der Zuwachs aufgrund der kühlen Witterung in den Monaten Februar und März noch bei mehr als 5 % gelegen.

    Nach vorläufigen Berechnungen der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AG Energiebilanzen) verzeichneten sowohl das Erdgas als auch die Erneuerbaren ein Plus, beim Mineralöl sowie der Stein- und der Braunkohle kam es dagegen zu Rückgängen. Ohne den Einfluss der Witterung wäre der Energieverbrauch – über das gesamte Halbjahr gerechnet – um rd. 1,5 % angestiegen. Der Zuwachs beim Erdgas und den Erneuerbaren sowie die Rückgänge bei Öl und Kohle haben nach Abschätzung der AG Energiebilanzen eine Senkung der energiebedingten CO2-Emissionen um etwa 3 % zur Folge.

    Der Verbrauch von Mineralöl verringerte sich in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres insgesamt um knapp 3 %. Mit 12 % war der Absatzrückgang beim leichten Heizöl am stärksten. Bei den verschiedenen Kraftstoffen lagen die Rückgänge zwischen 1 und 4 %. Hauptursache dieser Entwicklung dürfte der Preisanstieg gewesen sein.

    Der Erdgasverbrauch erhöhte sich um knapp 3 % gegenüber dem ersten Halbjahr des Vorjahrs. Aufgrund der kühleren Temperaturen war es in den Monaten Februar und März zu einem starken Verbrauchsanstieg gekommen, im zweiten Quartal lag das Verbrauchsniveau dagegen deutlich unter dem des Vorjahrs.

    Der Verbrauch an Steinkohle lag erneut deutlich im Minus und verringerte sich gegenüber dem Vorjahrszeitraum um mehr als 14 %, da erneut weniger Steinkohle in den Kraftwerken zur Strom- und Wärmeerzeugung eingesetzt wurde. Auch der Einsatz von Koks und Kohle in der Stahlindustrie war rückläufig.

    Der Verbrauch von Braunkohle lag in den ersten sechs Monaten ebenfalls im Minus und verringerte sich um rd. 3 %, da weniger Strom aus Braunkohle erzeugt wurde.

    Bei der Kernenergie kam es im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahr zu einer Zunahme der Stromproduktion um rd. 9 %. Im Jahr 2017 hatte eine Häufung von Revisionen zu einer deutlichen Einschränkung der Stromproduktion geführt.

    Die erneuerbaren Energien steigerten ihren Beitrag zum gesamten Energieverbrauch im ersten Halbjahr 2018 um mehr als 4 %. Zu dieser Entwicklung trugen alle Formen der Erneuerbaren bei. Bei der Windkraft gab es ein Plus von 15 % und bei der Biomasse von 1 %. Die Solarenergie verzeichnete ein Plus von 8 % und die Wasserkraft steigerte ihren Beitrag um 9 %. (AG Energiebilanzen/Si.)

  • Energieverbrauch zieht merklich an

    Der Energieverbrauch in Deutschland hat sich in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres um 1,6 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum erhöht. Insgesamt wurden im ersten Halbjahr 6.821 PJ bzw. 232,6 Mio. t SKE verbraucht. Zum Verbrauchsanstieg trugen die kühlere Witterung zum Jahresbeginn, der diesjährige Schalttag, das anhaltende Wirtschaftswachstum sowie der Bevölkerungszuwachs bei. Gedämpft wurde der Anstieg durch zusätzliche Verbesserungen bei der Energieeffizienz, teilte die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AG Energiebilanzen) auf Basis vorläufiger Berechnungen mit. Zunahmen beim Öl- und Erdgasverbrauch sowie bei den erneuerbaren Energien standen Rückgänge bei der Stein- und Braunkohle sowie bei der Kernkraft gegenüber (Bild 1).

    Der Mineralölverbrauch erhöhte sich im 1. Halbjahr insgesamt um rd. 4 %. Beim Dieselkraftstoff gab es ein Plus von 8 %, der Verbrauch von Ottokraftstoff nahm um knapp 1 % zu und der Verbrauch an Flugkraftstoff stieg um knapp 4 %. Der Absatz von leichtem Heizöl verzeichnete einen Zuwachs von 9 % gegenüber den ersten sechs Monaten des vergangenen Jahres.

    Der Erdgasverbrauch lag mit knapp 7  % im Plus. Hauptgründe für den kräftigen Zuwachs waren der höhere Einsatz in der Stromerzeugung sowie die kühlere Witterung in den Monaten Januar, März und April. Der Erdgasverbrauch der Industrie lag in etwa auf Vorjahresniveau.

    Der Verbrauch an Steinkohle lag im 1. Halbjahr 2016 knapp 2 % niedriger als im Vorjahreszeitraum. Während der Einsatz in der Stromerzeugung zugunsten der erneuerbaren Energien um etwa 3 % zurückging, blieb der Verbrauch der Stahlindustrie nahezu unverändert. Der Verbrauch von Braunkohle sank gegenüber den ersten sechs Monaten des vergangenen Jahres um 1,6 %. Die Stromerzeugung aus Braunkohle verminderte sich wegen einer niedrigeren Kraftwerksverfügbarkeit in etwa der gleichen Größenordnung.

    Bei der Kernenergie kam es zu einem -Minus von rd. 15 %. Die erneuerbaren Energien steigerten ihren Beitrag zum gesamten Energieverbrauch im ersten Halbjahr 2016 um 2,8 %. Die Windenergie legte um 8 % zu. Die Solarenergie verzeichnete dagegen ein Minus von 4 %. Bei der Biomasse kam es zu einem Plus von 2 %. (AGEB/Si)

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