TH Georg Agricola

  • Nachbergbauzeit NRW 2025: Tagung zeigt das Potential der Digitalisierung für den Nachbergbau

    Die Frage, wie eine nachhaltige Digitalisierung im Nachbergbau gelingen kann, stand am 20. März 2025 im Mittelpunkt der Fachtagung „Nachbergbauzeit NRW – Digitalisierung trifft Tradition“ im Studierendenzentrum der Technischen Hochschule Georg Agricola (THGA) in Bochum (Bild 1). Dabei konnten die rd. 250 Teilnehmer in einer Vielzahl an Vorträgen und im direkten Austausch erleben, wie viel und was bereits technisch möglich und erfolgreich in Anwendung ist. Somit schlug die Nachbergbauzeit NRW vom traditionsreichen wie historisch ungemein wirkungsreichen Bergbau thematisch die Brücke in die Zukunft und zu modernsten Digitaltechnologien.

    Organisiert vom Forschungszentrum Nachbergbau (FZN) und der Abteilung für Bergbau und Energie der Bezirksregierung Arnsberg, bot die Veranstaltung eine national wie international einzigartige Plattform, um zu zeigen, wie Digitalisierung und traditionelle Methoden zusammenwirken, um die Herausforderungen des Nachbergbaus nachhaltig zu meistern.

    Der offene und fachlich vielseitige Aufbau der Nachbergbauzeit NRW wurden direkt zur Tagungseröffnung zur Sprache gebracht. In seiner Begrüßung stellte Prof. Christian Melchers, Leiter des FZN, dabei passend zum Tagungsmotto fest: „Wir haben im Ruhrgebiet einen Schatz. Und das ist nicht mehr die Steinkohle. Es sind die Daten.“ Prof. Melchers betonte hierbei nicht nur den hohen Wert von Geodaten und die Chancen, die deren Digitalisierung für uns bietet, sondern wagte auch einen positiven regionalen Ausblick auf kommende Jahrzehnte: „Das Ruhrrevier hat die Chance die grünste Industrieregion der Welt zu werden!“

    Der Nachbergbau ist mehr als ein regionales Thema – er ist ein Zukunftsprojekt mit globaler Relevanz. Das machte Prof. Susanne Lengyel, Präsidentin der THGA, unmissverständlich klar. Ihr Fokus: die Nachwuchskräfte, die diesen Wandel mitgestalten werden. „Gemeinsam mit unseren Studierenden und den zukünftigen Absolventen unserer Hochschule wollen wir die Aufgaben angehen, die insbesondere der Nachbergbau mit sich bringt“, betonte Lengyel. Für sie steht fest: Spitzenforschung allein reicht nicht. Es braucht Menschen, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen und neue Wege zu gehen. „Der Rohstoffbedarf wächst in der Welt. Hiermit gilt es nachhaltig und verantwortungsvoll umzugehen. Dies alles sind wichtige Aspekte, die uns heute – aber auch noch zukünftig beschäftigen werden.“

    Heinrich Böckelühr, Regierungspräsident der Bezirksregierung Arnsberg, knüpfte in seinem Redebeitrag mit einem kurzen Einblick zur historischen Dimension des Bergbaus, der Entwicklung des Nachbergbaus in Nordrhein-Westfalen sowie den daraus resultierenden Herausforderungen an. Den Stellenwert der Nachbergbauzeit NRW, die nun zum achten Mal stattfand, machte er mit der Beschreibung als „echte Traditionsveranstaltung“ deutlich. Auch Heinrich Böckelühr wies auf die riesigen Möglichkeiten digitaler Technologien – etwa zur Gefahrenabwehr – hin: Dabei seien die weitergehende Digitalisierung der Bergbehörde unabdingbar und weiter fest im Blick, so der Regierungspräsident.

    Bärbel Bergerhoff-Wodopia, Mitglied im Vorstand der RAG-Stiftung, sprach in ihrer Rede über die nachhaltige Finanzierung und die Bewältigung der Ewigkeitsaufgaben nach dem Ende des deutschen Steinkohlenbergbaus. Besonders hob sie den Weg des FZN zum Transformationszentrum für Georessourcen und Ökologie (TGÖ) hervor. Diese Entwicklung sei ein entscheidender Schritt, um Wissenschaft, Transfer und Innovation stärker miteinander zu verknüpfen und zukunftsweisende Impulse für den nachhaltigen Umgang mit Georessourcen zu setzen. Bergerhoff-Wodopia: „Wir fördern und begleiten das TGÖ auf seinem Weg mit großem Engagement, denn wir sind sicher: Wissen schafft die Grundlage, um unsere Zukunft nachhaltig lebenswert zu gestalten!“

    Nordrhein-Westfalen, einst ein bedeutendes Bergbauland, hat sich längst zu einem Nachbergbauland entwickelt. Heute nutzt die Region ihre umfangreiche Erfahrung und innovatives Wissen, um die Spuren des intensiven Rohstoffabbaus zu erfassen und zu managen. Wie historische Altdaten und moderne Geodaten so kombiniert werden können, dass sie den nachhaltigen Umgang mit Nachbergbaulandschaften fördern, zeigte die Fachtagung eindrücklich.

    Die Verwendung von Drohnen im Nachbergbau, 3D-Modellierungen, die Verbesserungen digitaler Karten für das Risikomanagement, Automatisierung im Geomonitoring, digitalisierte Gewässerwirtschaft, Nutzung von KI und OpenData-Systeme: Die Referenten konnten mit einer Vielzahl an Themen und Blickwinkeln den Nachbergbau beleuchten, Wissenschaft in den Präsentationen visualisieren und Potentiale ergründen.

    Die Kombination von Vorträgen, Diskussionen und Networking-Möglichkeiten sowie die multiperspektivischen Betrachtungen zur Thematik stellten wieder einen Gewinn bei der achten Nachbergbauzeit dar, wie Prof. Melchers feststellte: „Die Nachbergbauzeit NRW 2025 war ein voller Erfolg. Das Konzept hat sich erneut bewährt. Umfassende Inhalte, interessante Präsentationen und tolle Begegnungen lassen mich bereits jetzt mit Freude auf die nächste Nachbergbauzeit NRW 2027 blicken“. (THGA/Si.)

  • EU-Projekt WINTER liefert Erkenntnisse zum Strukturwandel für zukünftige Kohleausstiegsregionen

    Das EU-geförderte Projekt WINTER hat mit der erfolgreichen Beendigung seiner Forschungsphase wichtige Ergebnisse für Regionen geliefert, die sich von der Kohleförderung abwenden. Wissenschaftler des Forschungszentrums Nachbergbau (FZN) der Technischen Hochschule Georg Agricola (THGA), Bochum, waren Teil des Projekts. Sie trugen zum Gelingen des Projekts bei, indem sie regionale Governance-Strukturen der drei Pilotregionen Westmazedonien, Konin und Ruhrgebiet identifizierten und sozioökonomische Aspekte des Strukturwandels zusammentrugen. Die Auswertungen und Handlungsempfehlungen veröffentlichten sie im eigens dafür herausgegebenen Transition Management Handbook.

    „Mit WINTER wurde erstmals ein umfassendes Einführungswerk für ein übergeordnetes regionales Management entwickelt,“ sagt Projektleiterin Julia Haske vom FZN. „Dieses Modell schaut auf sozioökonomische aber auch Umweltveränderungen. Es integriert verschiedene lokale Akteure und Strukturen in einem übergreifenden System. Es ermöglicht so die Basis einer koordinierten und effektiven Umsetzung der Strukturwandelprozesse. “

    WINTER zeigt auf, wie sich der Rückzug aus der Kohleförderung auf die sozialen und wirtschaftlichen Strukturen in den betroffenen Regionen auswirkt. Die Forscher haben die Veränderungen auf Beschäftigung, Bildung und lokale Wirtschaft untersucht und Empfehlungen entwickelt, um die negativen Effekte zu minimieren und positive Entwicklungen zu fördern.

    Die Forschungsergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit einer sorgfältigen Planung für die Umgestaltung der Landschaft in ehemaligen Kohlegebieten (Bild 1). Gleichzeitig untersuchten sie mithilfe einer Medienanalyse, welche begleitenden Kommunikationsstrategien zu mehr Akzeptanz in der regionalen Öffentlichkeit führen.

    Das Projekt WINTER stellt damit ein wegweisendes Modell für andere Kohleregionen in Europa dar. Die gewonnenen Erkenntnisse sind nicht nur auf die Pilot­regionen beschränkt, sondern können auch auf andere Regionen angewendet werden, die sich auf den Weg des Strukturwandels begeben.

    Die gewonnenen Erkenntnisse sind über eine Webplattform veröffentlicht (www.winter-project.eu) worden. Das Transition Management Handbook bietet einen praxisorientierten Leitfaden für Wandlungsprozesse.

    Das Projekt WINTER konzentrierte sich auf drei spezifische Regionen: Westmazedonien in Griechenland, Konin in Polen und das Ruhrgebiet in Deutschland. Diese Regionen bieten unterschiedliche Perspektiven auf die Herausforderungen und Chancen, die mit dem Ausstieg aus der Kohleförderung verbunden sind. (THGA/Si.)

  • NACHBergbauzeit in NRW – Digitalisierung trifft Tradition

    Wie gelingt eine nachhaltige Digitalisierung im Nachbergbau?

    Welche Ansätze werden heute schon verfolgt?

    Wie erfolgt eine passgenaue Zusammenführung von Altdaten und modernen Geodaten?

    Bei der kommenden Fachtagung „NACHBergbauzeit in NRW“ stehen diese Fragen im Mittelpunkt.

    Weitere Informationen finden Sie auf der Veranstaltungs-Website

  • THGA Weihnachtskolloquium „Geotechnik“ 2023: B. Eng. und M. Eng. ausgezeichnet

    Das von Prof. Frank Otto ausgerichtete Weihnachtskolloquium fand 2023 bereits zum 24. Mal statt. Nach der Antrittsvorlesung von Honorarprofessor Lothar te Kamp berichtete Alexander Rudek am 1. Dezember 2023 im Studierendenzentrum der Technischen Hochschule Georg Agricola (THGA) in Bochum über die Abschlussexkursion zu den Steinkohlenbergwerken in Karaganda/Kasachstan. Im Anschluss stellten sich ausgewählte Absolventen mit ihren eindrucksvollen, erfolgreichen beruflichen Werdegängen vor. Prof. Otto moderierte anschließend die Präsentationen von herausragenden Abschlussarbeiten in der Geotechnik und Angewandten Geologie sowie in der Bau- und Umweltgeotechnik. Erneut vergab der Stifter des Terrasond-Preises, Stefan Schießl, nach Bewertung und Entscheid einer dreiköpfigen Jury im Anschluss vier Urkunden und Geldpreise (Bild 1). Der erste Preis ging an Irina Engel B. Eng. für ihre zeitgemäß hochinteressante Arbeit über die Renaturierung eines Kalksteinbruchs der Heidelberg Cement in Tula. Zwei zweite Preise erhielten Stefanie Engemann M. Eng., deren Arbeit interessante Einblicke in die Sondergründungen einer 240 m hohen Windkraftanlage im Raum Diepholz gab und Maxim Georgii B. Eng. für seine Erkenntnisse hinsichtlich eines möglichen Gefahrenpotentials durch Überflutung eines rd. 50 Jahre alten Sedimentations­beckens im Ramsbecker Eisenerz im Siegerland. Einen Sonderpreis vergab die Jury an Sarah Anne Kühne-Martin M. Eng., die ihre Masterarbeit vorstellte. Das Thema Recycling im Zusammenhang mit der Mantelverordnung vermittelte aktuelle Informationen über Bauschuttverwendung, in der Bundesrepublik Deutschland jährlich anfallende Tonnagen und die prozentuale Recyclingquote. Die gut strukturierten hochaktuellen Inhalte der Präsentationen zeigten in aller Deutlichkeit auf, dass sich die Themen der THGA mit jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern nachhaltig mit vordringlichen Aufgabenstellungen, die ganz konkret die Zukunft betreffen, auseinandersetzen. (Hartlieb/Si.)

     

  • 21. Altbergbaukolloquium: Fachleute diskutieren Bergbaufolgen auf Zeche Zollverein

    Grubenwasser, Risikomanagement, Monitoring – wenn der Bergbau geht, hinterlässt er vielfältige Aufgaben. Wie man verantwortungsvoll mit ihnen umgeht, stand jetzt im Mittelpunkt des 21. Altbergbaukolloquiums vom 9. bis 10. November 2023 auf dem Gelände des UNESCO-Welterbes Zeche Zollverein in Essen. Rd. 500 Fachleute aus ganz Deutschland kamen an dem industriegeschichtlich bedeutenden Ort zusammen, um sich in den Bereichen Geotechnik, Markscheidewesen, Bergbau, Geologie und Bauingenieurwesen auszutauschen. Dabei ging es vor allem um die wichtige Frage: Wie sieht eine Zukunft nach dem Bergbau aus? Ausrichter der Fachtagung war dieses Mal das Forschungszentrum Nachbergbau (FZN) der Technischen Hochschule Georg Agricola (THGA), Bochum. „Das Altbergbaukolloquium ist eines der wichtigsten Austauschformate für Expertinnen und Experten, die sich mit den Nachbergbauaufgaben befassen und diese als Chance begreifen“, sagte Bärbel Bergerhoff-Wodopia, Vorstandsmitglied der RAG-Stiftung, bei der Eröffnung der Tagung. „Eine wissenschaftliche Begleitung der technischen Prozesse des Nachbergbaus sowie gut ausgebildete Fachkräfte für diesen Bereich sind essenziell, um sowohl das Ruhrgebiet als auch Bergbaugebiete weltweit als lebenswerte Regionen zu gestalten.“ „Der stetige Rückgang bei der Gewinnung fossiler Brennstoffe richtet den Fokus auf den auslaufenden Bergbau und die daraus resultierenden Aufgaben der Nachbergbauzeit“, ergänzte Heinrich Böckelühr, Regierungspräsident der Bezirksregierung Arnsberg. „Als Beispiel sind hier der geplante Grubenwasseranstieg in den Steinkohlenrevieren des Landes oder die Neunutzung ehemaliger Bergbauflächen für die Weiterentwicklung des Industrielandes Nordrhein-Westfalen zu nennen. Dazu gehört auch der Ausbau der Geothermie und der Untergrundspeicherung.“ Das UNESCO-Welterbe Zollverein wurde darum ganz bewusst als Tagungsort ausgewählt. „Es ist eine wichtige Landmarke und Identitätsstifter für die ganze Region“, sagt Prof. Christian Melchers, Leiter des FZN (Bild 1). „Von hier bieten sich zahlreiche Möglichkeiten, die Hinterlassenschaften des Bergbaus zu erkunden und innovative Ideen für ehemalige Bergbauregionen zu entwickeln. Und für uns als Forschende ist es sogar ein überdimensionales Reallabor.“ Aktuell führt das FZN gleich mehrere Projekte auf dem ehemaligen Zechengelände durch. Wie anwendungsnah die aktuellen Forschungsthemen sind, zeigte sich auch am vielseitigen Vortragsprogramm des Kolloquiums. Hierin ging es u.a. um den nachhaltigen Umgang mit Grubenwasser, die zunehmende Digitalisierung im Alt- und Nachbergbau, den Einfluss des Klimawandels sowie um konkrete Sanierungskonzepte für alte Schächte, Halden oder ganze Industrieanlagen. (THGA/Si.)

  • Übersetzung des „Agricola“ ins Ukrainische

    Die „De Re Metallica Libri XI“ aus der Feder des Universalgelehrten Georg Agricola wird zu Recht als die „Bibel“ der Bergleute Europas und Amerikas bezeichnet. Nun wurde dieses besondere literarisch-wissenschaftliche Gesamtkunstwerk des 16. Jahrhunderts ins Ukrainische übersetzt. An der Umsetzung hat maßgeblich die Technische Hochschule Georg Agricola (THGA), Bochum, mitgewirkt, die selbst den Namen des Chemnitzers im Namen trägt, der gemeinhin als „Vater der Mineralogie“ und als Begründer der modernen Geologie und Bergbaukunde gilt (Bild 1).

    Die vergleichende Übersetzung von zwölf Büchern sowie die wissenschaftliche Bearbeitung und Kommentierung übernahmen Prof. Volodymyr Biletskyi (Kharkov
    Poly­technisches Institut) sowie Prof. Hennadii Haiko (Igor Sikorsky Kiewer Polytechnisches Institut). Dabei zogen sie zusätzlich zur Erstausgabe auch amerikanische, polnische und sowjetische Ausgaben zurate.

    Natalia Lubenska vom Forschungszentrum Nachbergbau (FZN) der THGA übersetzte außerdem einen weiteren Bestandteil von Agricolas Erstausgabe – nämlich das Buch „Über unterirdische Wesen“. „Dies ist insofern etwas Besonderes, da die meisten internationalen Übersetzungen eben nur die üblichen zwölf Bücher umfassen – diesen Sonderteil aber meist weglassen. Unsere Übersetzung kommt damit der ursprünglichen Vorstellung von Georg Agricola über sein Grundlagenwerk am nächsten“, sagt Lubenska.

    Anzumerken ist, dass der erste, rein bergbauliche Teil (Bücher I – VI) bereits Anfang 2014 in Donezk veröffentlicht wurde. „Diese erste Ausgabe wurde, mit gewissen Risiken verbunden, bereits aus der besetzten Stadt in die Ukraine gebracht“, erzählt Lubenska. Die Übersetzung des zweiten Teils – Probenanalyse, Erzanreicherung, Verhüttung, Reinigung und Trennung von Metallen (Bücher VII – XII) erfolgt mit finanzieller Unterstützung der THGA seit Ende 2022. Das Layout des Buches, das dem Erstdruck aus dem Jahr 1556 möglichst nahekommen soll, wird nun vom ukrainischen Verlag „Kyiv-Mohyla-Akademie“ erstellt und finalisiert.

    Lubenska ist sich sicher: „Die Rückkehr der Ukraine in die europäische Familie findet auf vielen verschiedenen Wegen statt. Auch unser Engagement auf wissenschaftlicher Ebene gehört dazu, inklusive der Übersetzung ikonischer Werke, die uns die Humanisten und Wissenschaftler Europas hinterlassen haben, darunter die Bücher von Georg Agricola. Selbst Goethe lobte dessen Werk einst als „ein wunderbares Geschenk an die Menschheit“ – nun steht es bald auch allen Ukrainerinnen und Ukrainern ohne Sprachbarriere zur Verfügung.“ (THGA/Si.)

  • Mit Hightech dem Bergbau auf der Spur: Fachtagung „NACHBergbauzeit in NRW“ an der THGA

    Nordrhein-Westfalen ist ein Nachbergbauland: Besonders im Ruhrgebiet und im Rheinischen Revier hat der intensive Rohstoffabbau seine Spuren hinterlassen. „Wenn Bergbau geht, bleiben Herausforderungen wie Bodenbewegungen, große Tagebauseen, stillgelegte Orte der Industriekultur oder die sogenannten Ewigkeitsaufgaben. Gleichzeitig ergeben sich aber auch viele Chancen zur Neugestaltung der Region“, sagt Prof. Christian Melchers, Leiter des Forschungszentrums Nachbergbau (FZN) an der Technischen Hochschule Georg Agricola (THGA), Bochum. Wie ein verantwortungsvoller Umgang mit den Hinterlassenschaften des Bergbaus gelingt, stand im Fokus der Fachtagung „NACHBergbauzeit in NRW“ am 30. März 2023 an der THGA (Bild 1). Unter dem Titel „Geomonitoring – Zu Wasser, zu Land und aus der Luft“ kamen in Bochum rd. 300 Expertinnen und Experten zusammen, um sich über innovative Methoden auszutauschen.

    Bild 1. Eröffnen gemeinsam die NACHBergbauzeit in NRW 2023 (v.l.n.r.): Prof. Peter Goerke-Mallet, Forschungszentrum Nachbergbau der THGA, Andreas Welz, Leiter der Abteilung 6 der Bezirksregierung Arnsberg, Bärbel Bergerhoff-Wodopia, Mitglied im Vorstand der RAG-Stiftung, Ulrich Wessel, Geschäftsführer der Hochschul-Trägergesellschaft DMT-LB, Prof. Christian Melchers und Prof. Tobias Rudolph, Forschungszentrum Nachbergbau der THGA. Foto: THGA/Holger Jacob

    Denn wenn es darum geht, Bergbaufolgen zu überwachen, kommt jede Menge Hightech ins Spiel: von der Tiefseesonde im Untergrund über Spezialdrohnen in der Luft bis zum Satelliten, der Bodenbewegungen oder Veränderungen im Wasserhaushalt und in der Vegetation sichtbar machen kann. „Damit leisten wir auch einen wichtigen Beitrag, den Klimawandel im Detail besser zu verstehen und die sogenannte „blaugrüne Infrastruktur“ sinnvoll zu gestalten – mit dem Wissen aus dem Nachbergbau“, sagt Prof. Melchers. Im Vortragsprogramm gingen die Referentinnen und Referenten darauf ein, welche Monitoring-Methoden sich am besten eignen und wie sie sich sinnvoll kombinieren lassen.

    Bärbel Bergerhoff-Wodopia, Mitglied im Vorstand der RAG-Stiftung und Hochschulratsvorsitzende der THGA, richtete sich in ihrem Grußwort besonders an die Studierenden im Saal: „Über Ihre Teilnahme an der Tagung freue ich mich ganz besonders. Ihr Interesse am Thema Nachbergbau ist für uns als RAG-Stiftung, aber auch für mich ganz persönlich, Antrieb und Motivation für die langjährige Förderung und Unterstützung der THGA und des Forschungszentrums Nachbergbau. Wir brauchen auch künftig gut ausgebildete Experten für die Themen, die wir im Rahmen der heutigen Tagung diskutieren. Dass Sie sich für ein Studium in den Ingenieurwissenschaften entschieden haben, zeigt, Sie wollen an der Gestaltung einer neuen, grünen Zukunft mit anpacken. Beim nachhaltigen Umgang mit Georessourcen und dem Wassermanagement in den ehemaligen Bergbauregionen ist das Know-how aus dem Nachbergbau immens wichtig und auch künftig sehr gefragt.“

    „Wir wollen mit unserer gemeinsamen Veranstaltungsreihe aber nicht nur Fachkreise erreichen. Wir haben das erklärte Ziel, Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit über Fragestellungen zum Nachbergbau in Nordrhein-Westfalen zu informieren und aktiv in laufende Diskussionsprozesse einzubeziehen“, sagt Andreas Welz, Leiter der Abteilung Bergbau und Energie in NRW der Bezirksregierung Arnsberg, bei der Begrüßung der Teilnehmenden. Als zuständige Bergbehörde ist die Bezirksregierung Arnsberg verantwortlich für eine Vielzahl von Bergbaufolgen und kümmert sich um das Risikomanagement in betroffenen Gebieten – allein in NRW müssen sich mehr als die Hälfte aller Kommunen mit den Hinterlassenschaften des Bergbaus auseinandersetzen.

    Ein besonderes, kommunales Projekt, an dem auch viele Bürgerinnen und Bürger beteiligt waren, stellte Ralf Groß-Holtick von der Stadt Gronau vor: Der Stadtbaurat präsentierte die Ergebnisse aus der Forschungskooperation „Monitoring Epe“, bei der u. a. das FZN, die Stadt Gronau und die ortsansässige Bürgerinitiative in den letzten zwei Jahren eng zusammengearbeitet haben. Ihr gemeinsames Ziel: Der Aufbau einer langfristigen und passgenauen Überwachung in der geologisch besonderen Region rund um Gronau.

    „Seit fast 50 Jahren wird hier intensiv Salz gefördert. Dabei sind große Hohlräume, die sogenannten Kavernen, im Untergrund entstanden“, erklärt Prof. Tobias Rudolph vom FZN. In den meisten von ihnen wird inzwischen Erdgas, Erdöl oder Helium gespeichert. Gleich nebenan liegt eine Moorlandschaft, der Amtsvenn. „Diese spezielle Lage führt zu Bodenbewegungen und auch immer wieder zu Spannungen – nicht nur in den geologischen Strukturen selbst, sondern auch zwischen den Anwohnern, der Stadt und den verschiedenen Betreiberunternehmen.“ Die Forschungskooperation hat nun für mehr Transparenz zwischen Wissenschaft und Gesellschaft gesorgt und soll in den kommenden Jahren fortgesetzt werden. Eine bleibende Herausforderung ist die Kommunikation der wissenschaftlichen Ergebnisse. Insbesondere in einem Umfeld, das durch persönliche Betroffenheit häufig emotional geprägt ist.

    Bereits zum achten Mal führten die Bezirksregierung Arnsberg, Abteilung Bergbau und Energie in NRW und das FZN der THGA die Fachtagung „NACHBergbauzeit in NRW“ in gemeinsamer Trägerschaft durch. Die nächste Veranstaltung der Reihe findet turnusmäßig im März 2025 statt. (THGA/Si.)

  • Kontrollflug auf der Kokerei: Forschungszentrum Nachbergbau schickt Drohnen auf Schadenssuche

    Drohnenpilot Bodo Bernsdorf sieht die Welt mit anderen Augen. Wenn er seine Spezialkopter hoch über dem Gelände der Kokerei Zollverein in Essen aufsteigen lässt, begegnet er nicht nur den Schloten und Rohrleitungen auf Flughöhe – er findet auch Schadstellen, die mit dem bloßen Auge gar nicht zu erkennen sind (Bild 1). Die hochauflösenden Bilder der Drohne offenbaren, wie es dem Industriedenkmal wirklich geht und wo saniert werden muss. Das ist zumindest der theoretische Ansatz. Bernsdorf und sein Team vom Forschungszentrum Nachbergbau (FZN) der Technischen Hochschule Georg Agricola (THGA), Bochum, wollen Materialschäden aufspüren, ohne selbst Spuren zu hinterlassen. In der neuen Forschungskooperation „KoKo Zollverein“ (kurz für „Kopterflüge auf der Kokerei Zollverein“) entwickelt und testet das FZN diese neue Methodik. Dazu arbeiten die Experten eng mit der Stiftung Zollverein und dem Forschungsbereich Materialkunde des Deutschen Bergbau-Museums (DBM) Bochum zusammen. Auch Satellitenbilder und zerstörungsfreie Laser sollen bei der Fehlersuche zum Einsatz kommen. Letztlich geht es darum, erstmalig eine detaillierte Bausubstanzuntersuchung und Schadensaufnahme durchzuführen.

    Mehr als 30 Jahre lang wurden auf der Kokerei Zollverein in Essen Koks, Gas und weitere Nebenprodukte erzeugt. Im Hochbetrieb galt sie als eine der modernsten Kokereien Europas. Heute ist die Anlage ein Architektur-Monument, das gemeinsam mit der benachbarten Zeche Zollverein von der UNESCO zum Welterbe erklärt wurde. „Neben der kulturellen Bespielung und der Entwicklung Zollvereins ist für uns der Erhalt, die Sicherung und der Schutz des UNESCO-Welterbes das oberste Gebot, sagt Prof. Hans-Peter Noll, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Zollverein.„Zollverein ist ein Ort des Wandels und der Zukunft, deshalb passt es hervorragend, dass nun in diesem riesigen Reallabor eine Forschungskooperation modernste Technik erprobt wird, die bald auch anderen industriekulturellen Standorten neue Möglichkeiten eröffnen wird.“

    „Das Welterbe Zollverein ist eine atemraubende Landmarke und ein wichtiger Zeitzeuge für industrielle Innovation in unserer Region“, sagt Prof. Tobias Rudolph, Projektleiter am FZN. „Jedes Mal, wenn wir mit unserem wissenschaftlichen Team vor Ort sind, erhalten wir ganz neue Perspektiven. Das erweitern wir nun mit einem Sensorblick von oben und innen.“ Nicht nur die Außenanlagen kommen nämlich unter die Lupe, auch die Innenräume sollen bewertet werden. Dabei nehmen die Drohnen sowohl optische, thermal- und multispektralauflösende Bilder auf, die Rückschlüsse auf die Materialzustände zulassen. Wo findet sich Rost? Wo zeigen sich Grünspan oder Abplatzungen? Wie ist der Gesamtzustand der Objekte? „All das können wir bestenfalls sichtbar machen und dann eine Empfehlung abgeben, wo der Sanierungsbedarf am dringendsten ist“, erklärt Bernsdorf.

    Für ein ganzheitliches Bild fusionieren die Fachleute des FZN die Drohnendaten mit Satellitenbildern des europäischen Copernicus-Programms, die wichtige Informationen über die Tagesoberfläche liefern. Zusätzlich kombinieren sie die Informationen aus der Luft mit Messungen vor Ort, bei denen ein Laserscanner die Einzelobjekte Zentimeter für Zentimeter abtastet. „Erstmals führen wir so das Know-how aus dem Bereich Geomonitoring und den Materialwissenschaften an einem kulturhistorischen Ort zusammen. Die Idee, Materialschäden dadurch zu erkennen, dass verschiedene Drohnengetragene Sensoren gemeinsam im Verbund interpretiert und in Korrelation gesetzt werden, ist dabei ein völlig neuer Ansatz im Bereich des Denkmalschutzes“, erklärt Prof. Rudolph begeistert. Bei erfolgreichem Einsatz soll die Methode auch auf weitere Standorte der Industriekultur übertragen werden. (THGA/Si.)

  • Wechsel an der Spitze der Technischen Hochschule Georg Agricola: Neues Präsidium nimmt seine Arbeit auf

    Seit dem 1. September 2022 ist Prof. Susanne Lengyel als erste Präsidentin der Technischen Hochschule Georg Agricola (THGA), Bochum, im Amt. Unterstützt wird sie von fünf Vizepräsidentinnen und -präsidenten (Bild 1). Gemeinsam wollen sie die zukunftsorientierte Entwicklung der THGA vorantreiben und sie attraktiv für Studierende, Lehrende und Mitarbeitende gestalten.

    Dabei wird es nicht nur darum gehen, die Digitalisierung weiter zu fördern und eine qualitativ hochwertige Mischung aus Präsenz-, Hybrid- und Onlinelehre zu ermöglichen. Es sei auch unabdingbar, sich mit den Themen der Zeit auseinanderzusetzen, etwa mit der Energiekrise oder dem nachhaltigen Abbau von und Umgang mit Ressourcen: „Als ingenieurwissenschaftliche Hochschule mit einzigartigen Schwer-punkten kann die THGA hier entscheidende Impulse setzen“, ist die neue Präsidentin überzeugt. „Diese Stärken wollen wir nutzen, uns als Expertin positionieren und unsere Alleinstellungsmerkmale klar nach außen kommunizieren.“ Eines dieser Alleinstellungsmerkmale ist nicht zuletzt die Expertise im Bereich Nachbergbau, welche die THGA in ihrem international anerkannten Forschungszentrum Nachbergbau (FZN) kontinuierlich ausbaut und weiterentwickelt.

    „Ebenso bleibt es eine Zukunftsauf-gabe, Mädchen und Frauen für ingenieurwissenschaftliche Themen zu begeistern und als Vorbild zu fungieren“, sagt Prof. Lengyel. Der neue Hochschulentwicklungsplan, der unter Beteiligung aller Hochschulgruppen entstanden ist, setze weitere konkrete Ziele, an deren Umsetzung die gesamte Hochschule unter der Federführung des Präsidiums arbeiten werde.

    Damit all das gelingt, seien Begeisterung und Teamarbeit zentral: Gemeinsam mit Prof. Lengyel lenken Beatrix Proyer-Popella als neue Vizepräsidentin für Haushalt und Verwaltung sowie vier akademische Vizepräsidentinnen und -präsidenten die Geschicke der THGA. Prof. Heike Kehlbeck ist zuständig für Hochschulentwicklung und den Wissenschaftsbereich „Georessourcen und Verfahrenstechnik“. Prof. Michael Prange zeichnet verantwortlich für Forschung, Entwicklung und Transfer sowie den Wissenschaftsbereich „Maschinenbau und Materialwissenschaften“. Prof. Michael Bendrat ist als Vizepräsident für Studium und Lehre sowie den Wissenschaftsbereich „Elektro-/Informationstechnik und Wirtschaftsingenieurwesen“ im Amt. Komplettiert wird das Präsidium durch Prof. Christian Melchers, der – ebenfalls neu zum 1. September – Vizepräsident für das Forschungszentrum Nachbergbau der THGA ist. (THGA/Si.)

  • Wichtige Wertstoffe aus Grubenwässern gewinnen: Neues Projekt am Forschungszentrum Nachbergbau der THGA

    Ressourcen werden knapper, Energiepreise steigen. Zusätzlich hat die Abhängigkeit von Drittstaaten zu einem weltweiten Umdenken geführt, wenn es um die Förderung von Rohstoffen geht. Es gilt, neue Wege zu finden, um Wertstoffe ökologisch und wirtschaftlich zu gewinnen. Dass diese Wege auch ungewöhnlichen Ideen folgen, zeigt ein neues Projekt, das jetzt am Forschungszentrum Nachbergbau (FZN) der Technischen Hochschule Georg Agricola (THGA), Bochum, gestartet ist: In den kommenden zwei Jahren untersuchen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Projekt „IAW33“, ob sich aus Grubenwässern noch strategische Rohstoffe gewinnen lassen und welche Methoden sich dazu am besten eignen. Mithilfe neuer Aufbereitungstechnologien sollen vor allem kritische Metalle extrahiert werden. Dabei betrachten die Expertinnen und Experten nicht nur die Grubenwässer selbst, sondern begutachten auch deren Fällungsprodukte und Aufbereitungsrückstände. Ihre Untersuchungen führen sie an verschiedenen Bergwerken an Ruhr, Saar und in Ibbenbüren durch.

    Das Forschungsvorhaben wird zunächst bis 2024 von der RAG-Stiftung, Essen, gefördert. Der vollständige Projekttitel lautet: Innovative Aufbereitungstechnologien und ihr Potential zur Wertstoffgewinnung aus Grubenwässern, Fällungsprodukten und Aufbereitungsrückständen an Ruhr, Saar und Ibbenbüren mit besonderer Berücksichtigung kritischer Metallressourcen, kurz: IAW33.

    „Nachbergbau bedeutet für uns nicht nur die Bewältigung von Herausforderungen, die uns der Steinkohlenbergbau hinterlassen hat. Im Bereich des Nachbergbaus gilt es auch, neue Möglichkeiten und Chancen in den ehemaligen Steinkohlenrevieren zu entwickeln“, sagt Bärbel Bergerhoff-Wodopia, Vorstandsmitglied der RAG-Stiftung. „Das neue Forschungsprojekt rund um die Gewinnung strategischer Rohstoffe aus Grubenwasser ist ein hochspannendes und auf Nachhaltigkeit ausgerichtetes Zukunftsfeld. Es kann dazu beitragen, Abhängigkeiten in der Rohstoffgewinnung zu verringern. Wie wichtig Unabhängigkeit auf diesem Gebiet sein kann, wird uns dieser Tage besonders vor Augen geführt. Deshalb fördern wir als RAG-Stiftung dieses besondere Projekt sehr gerne.“

    „Wir sehen Grubenwasser als möglichen Wertstoffstrom“, sagt Prof. Christian Melchers, der das Projekt am FZN leitet. „Das innovative an unserer Idee ist, dass wir nicht nur das Grubenwasser selbst betrachten, sondern auch die Rückstände aus der Aufbereitung und seine Fällungsprodukte untersuchen. Mit Fällung wird dabei das Abscheiden eines gelösten Stoffes aus einer Lösung bezeichnet.“ Was für den Laien Schlamm und Schlick sind, ist für die Expertinnen und Experten vom FZN also eine wahre Fundgrube: „Neuere Untersuchungen haben gezeigt, dass dort z. B. Magnesium enthalten ist, das im Motorenbau verwendet wird. Hier ist es in der Vergangenheit bereits zu Lieferengpässen beim chinesischen Marktführer gekommen. Diesen Abhängigkeiten wollen wir bestenfalls entgegenwirken“, erklärt Projektmitarbeiter Bastian Reker (Bild 1). Weiter finden sich Seltene Erden, die den Ausbau erneuerbarer Energien vorantreiben können, oder Lithium, das für die E-Mobilität entscheidend ist.

    Außerdem prüfen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, in welchen Mengen das kritische Element Germanium im Grubenwasser vorkommt. „Das ist ein Nebenprodukt, das sonst nur bei der Zinkgewinnung entsteht und essentiell für die Beschichtung von Glasfaserkabeln und damit für den Netzausbau ist“, so Reker. „Aktuell werden all diese Rohstoffe weltweit unter teils zweifelhaften Umweltstandards gefördert, von denen Mensch und Umwelt gleichermaßen betroffen sind“, ergänzt Prof. Melchers. „Das passt einfach nicht mehr zum Zeitgeist und dem gewachsenen ökologischen Bewusstsein in unserer Gesellschaft. Wir wollen daher ein Umdenken initiieren, die Prozesse wissenschaftlich begleiten und so vor unserer eigenen Haustür nach neuen Möglichkeiten suchen.“

    Die Grubenwässer, die in den ehemaligen Steinkohlenrevieren an der Ruhr, der Saar und in Ibbenbüren mit Pumpen aus großen Tiefen gehoben werden, zeigen eine hohe Bandbreite an unterschiedlichen Mineralisationen und Anreicherungen – abhängig von der regionalen Geologie, der Hydrogeologie und weiteren Einflussfaktoren, die der Bergbau hinterlassen hat, erklärt Experte Prof. Melchers: „Wir prüfen nun, inwieweit es sich auch wirtschaftlich lohnt, diese Wertstoffe aufzufangen und aufzubereiten.“

    Dazu errichten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in den kommenden Monaten eigene Fällungsreaktoren an geeigneten Standorten. Darin werden Eisen und andere Metalle gezielt abgeschieden, indem Sauerstoff zugeführt wird. Die Erkenntnisse, die sie bei der Konzeption der Anlagen im Labormaßstab gewinnen, wollen sie auf Versuchsanlagen im großen Maßstab übertragen. Im Projekt IAW33 testet das wissenschaftliche Team auch ganz neue Aufbereitungstechnologien. So könnten hyperspektrale Sensoren dabei helfen, die kritischen Metalle in Grubenwasser und Co. direkt zu detektieren und in Sekundenschnelle ihre mineralogische Zusammensetzung bewerten. Die vielversprechendsten Methoden sollen am FZN weiterentwickelt werden. (THGA/Si.)

  • Rezension – Handbuch Hydrogeologie

    Bild 1. Coldewey, W. G. (2022): Handbuch Hydrogeologie. Das Standardwerk für Lehre und Praxis.

    Coldewey, W. G. (2022): Handbuch Hydrogeologie. Das Standardwerk für Lehre und Praxis. 1. Auflage. 713 Seiten, 104 Tabellen, 178 Abbildungen und 42 Anhänge. Vulkan Verlag GmbH Essen (Bild 1).

    Die Bedeutung der Georessource Wasser für den Menschen und die Umwelt ist in den letzten Jahren mit Wucht in das Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit gedrungen. Der geordnete Umgang mit dem Schutzgut Wasser muss insbesondere im Fokus aller Fachleute stehen, die Verantwortung für Prozesse tragen, die den natürlichen Wasserkreislauf beeinflussen. Der Kreis derjenigen, die sich mit der Gewinnung, Nutzung, Reinigung und Ableitung von Wasser befassen, wird ergänzt um diejenigen, die den Schutz der Öffentlichkeit vor der Kraft des Wassers, dessen Retention und geordnete Verteilung im Blick haben. In diesem Kontext offenbart sich die Bedeutung der Hydrogeologie, welche die Grundlagen für ein Prozessverständnis bei der Nutzung der Georessource Wasser schafft.

    Das Handbuch Hydrogeologie wird diesem Anspruch gerecht und erbringt ohne Zweifel für alle hydrogeologisch interessierten Fachleute einen Mehrwert im Sinn eines Standardwerks für Lehre und Praxis. So wird dem Leser bereits beim Aufschlagen des aufwendig mit Abbildungen, Tabellen und Anhängen ausgestatteten Buchs die Expertise des Autors deutlich, der breiten Kreisen als ausgewiesener Fachmann in der Hydrogeologie seit Jahrzehnten bekannt ist. Tatsächlich fühlt man sich in dem Werk sehr schnell buchstäblich „zu Hause“ und möchte es kaum aus der Hand legen.

    Das Buch ist in die Großkapitel „Allgemeine Hydrogeologie“, „Angewandte Hydrogeologie“ und „Grundwasserbeschaffenheit“ gegliedert. Aus naturwissenschaftlich-technischer Sicht sind die physikalisch-chemischen Grundlagen sehr zu begrüßen, die in diesem Werk behandelt werden. Dazu zählen auch die vielfältigen Begriffsdefinitionen, die aus Normen, Richtlinien und Leitfäden durchgehend verwendet werden. Formelbezeichnungen werden mit den auch international üblichen Buchstaben abgekürzt, Gleichungen sind durch Abbildungen dokumentiert, welche die entsprechenden Formelbezeichnungen erläutern und durch Beispielberechnungen belegen.

    Das vorliegende Werk zeichnet sich durch ein umfangreiches Literaturverzeichnis und eine umfassende Zusammenstellung einschlägiger DIN-Normen aus. Literatur ist nach den in der Geologie üblichen Zitationsvorgaben zusammengestellt worden, ermöglicht einen guten Überblick über den Umfang und erleichtert das Auffinden, auch von ausgefallenen Titeln. Im Anhang finden sich verschiedene thematische Karten aus den Bereichen der Geologie, Hydrogeologie und Wasserwirtschaft, die sehr anschaulich in Form einer Modelllandschaft farbig dargestellt sind.

    Das Buch macht dem Nutzer durch seine in graphischer und thematischer Hinsicht sehr aufwendige und anschauliche Gestaltung den Einstieg und den vertieften Umgang mit allen Aspekten der Hydrogeologie leicht. Der Qualitätsanspruch des Autors, der über eine profunde Erfahrung im Bereich der Hydrogeologie sowohl in der Praxis als auch in der Lehre verfügt, ist deutlich zu erkennen. Sowohl gestandene Fachleute als auch junge Menschen werden in ihrem Interesse für die Hydrogeologie sicherlich von dem Werk angesprochen. Unter den Gesichtspunkten der inhaltlichen Tiefe, des Umfangs und der aufwendigen Ausstattung des Buchs ist der Preis von 149 € angemessen.

    Im Sinne der Schaffung von Transparenz und Verständnis für die vielfältigen Fragen, die sich angesichts der Komplexität der Georessource Wasser stellen, kann dieses Standardwerk allen mit der Thematik befassten Fachleuten und Studierenden, aber auch allen andern interessierten Personen zur Lektüre und Nutzung empfohlen werden.

    Prof. Dr.-Ing. Peter Goerke-Mallet, Forschungszentrum Nachbergbau (FZN), Technische Hochschule Georg Agricola (THGA), Bochum

  • Austausch online: Fachtagung „NACHBergbauzeit in NRW“ nahm Grubenwasser in den Fokus

    Bergbau hinterlässt Spuren – insbesondere die Ressource Wasser ist in ehemaligen Bergbauregionen von den Folgen der intensiven, teils jahrhunderte-langen Rohstoffförderung betroffen. Wie sich die Herausforderungen rund um das Wasser langfristig managen lassen und welche Effekte sich aus dem geplanten Anstieg des Grubenwasserniveaus ergeben, waren die zentralen Themen bei der diesjährigen Konferenz „NACHBergbauzeit in NRW“ (Bild 1). Bereits zum sechsten Mal veranstalteten die Bezirksregierung Arnsberg als Bergbehörde in Nordrhein-Westfalen und die Technische Hochschule Georg Agricola (THGA), Bochum, am 10. März 2022 die gemeinsame Fachtagung. Die etwa 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmer tauschten sich im Online-Format unter dem Titel „Grubenwasser – analog gedacht, digital diskutiert“ fachlich aus.

    Hans-Josef Vogel, Regierungspräsident der Bezirksregierung Arnsberg, betonte in seinem Grußwort die wichtige Zusammenarbeit von Hochschulen und öffentlicher Verwaltung: „Diese Innovationspartnerschaft gewährleistet die wissenschaftliche Basis für Problemlösungen in der Wirtschaft, in Kommunen und in der Zivilgesellschaft. Die Erforschung des Nachbergbaus ist ein ganz konkretes Beispiel dafür, wie wir gemeinsam neue Perspektiven eröffnen können, auch mit Blick auf den Klimaschutz.“

    Bärbel Bergerhoff-Wodopia, Vorstandsmitglied der RAG-Stiftung, Essen, fügte ergänzend hinzu: „In Zeiten der Kreislaufwirtschaft, aber auch der verstärkten Nutzung von Georessourcen u. a. für die Elektromobilität stellt der Nachbergbau einen wichtigen Aspekt dar. Denn nur durch die Ideen aus dem Nachbergbau kann heute und zukünftig eine nachhaltige Nutzung von Georessourcen gelingen – dies geschieht schon allein dadurch, dass der Nachbergbau nun von Anfang an in jeden Bergbauprozess einbezogen wird.“ Neue Ideen und Innovationskraft seien gefragt, um die Fragen der Zukunft gemeinsam zu lösen und ganz neue Potentiale zu entdecken.

    Die Vorträge der Konferenz beschäftigten sich vor allem mit den Auswirkungen, die der -geplante Anstieg des Grubenwassers in den Revieren in Nordrhein-Westfalen und im Saarland haben wird. Referent Thomas Imgrund von der DMT GmbH & Co. KG, Essen, ging auf die Effekte ein, die das ansteigende Wasserniveau auf die Grubengasgewinnung nehmen kann. Außerdem bewertete er, wie sich der Prozess insgesamt auf die Ausgasung von Methan an der Tagesoberfläche auswirken könnte. Dabei kommt er insgesamt zu einem positiven Ergebnis. Durch eine gezielte Absaugung und Verwertung des Grubengases gingen unkontrollierte Austritte weiter deutlich zurück. Das ansteigende Grubenwasser trage außerdem dazu bei, dass Strömungswege überstaut werden und es langfristig insgesamt weniger Gasausträge geben werde.

    Eine ganz andere Sicht auf das Grubenwasser nahmen Manuela Nie und Mario Sommerhäuser vom Emschergenossenschaft/Lippeverband (EGLV), Essen, ein. In ihrem Vortrag thematisierten sie, welche Bedeutung es auf die Flora, Fauna und Wasserqualität in der Emscher-Lippe-Region hat und künftig haben wird. Insgesamt bescheinigten sie der Region eine gute ökologische Entwicklung. Die Folgen der Grubenwassereinleitung seien durch die starke und schnelle Verdünnung in den Flussgewässern aktuell sehr gering, so liege etwa die Salzkonzentration deutlich unterhalb von Grenzwerten – und nehme immer weiter ab. Nach den Planungen des EGLV soll sogar die gesamte Emscher ab September 2022 komplett frei von Grubenwasser sein.

    Die Vorträge im zweiten Veranstaltungsblock nahmen die Herausforderungen rund um den verantwortungsvollen Umgang mit PCB in den Blick. Die Abkürzung steht für polychlorierte Biphenyle, bei denen es sich um chemische Chlor-Verbindungen handelt, die im Steinkohlenbergbau u. a. in Hydraulikanlagen, Transformatoren und Getrieben zum Einsatz kamen. Dass PCB potentiell gesundheits- und umweltschädlich sind, war lange Zeit unbekannt. Erst Mitte der 1980er Jahre wurde der Einsatz der Stoffe verboten – ihre Spuren sind aber noch heute in sehr geringen Mengen auch im Grubenwasser nachweisbar.

    In seinem Vortrag stellte Michael Denneborg ein Gutachten vor, das im Auftrag der Landesregierung Nordrhein-Westfalens entstanden ist, um mögliche Risiken für Grundwasser- und Oberflächengewässer zu bewerten. Darin hat sich der Diplomgeologe der ahu GmbH, Aachen, mit den Auswirkungen beschäftigt, die steigendes Grubenwasser auf den Austrag von PCB und weiteren Reststoffen haben kann. Sein Fazit: Höhere Grubenwasserstände reduzierten langfristig die PCB-Fracht und die Grubenwassermenge in Gewässern insgesamt.

    Daran anknüpfend stellte Joachim Löchte von der RAG Aktiengesellschaft, Essen, die intensiven Messprogramme vor, die das Unternehmen entwickelt hat, um den Austrag von PCB im Grubenwasser dauerhaft zu kontrollieren und systematisch zu erfassen. Dabei ging er vor allem auf die technischen Herausforderungen beim Monitoring ein. Außerdem stellte er aktuelle Projekte vor, welche die RAG mit wissenschaftlicher Begleitung des Forschungszentrums Nachbergbau (FZN) der THGA durchführt, die darauf abzielen, die Partikelfracht weiter zu minimieren, z. B. durch spezielle Filter und Aufbereitungsanlagen. (Carmen Tomlik (THGA)/Si.)

  • „Ein ‚grünes‘ China kann die ganze Welt antreiben“

    Julia Tiganj (Bild 1) untersucht am Forschungszentrum Nachbergbau (FZN) der Technischen Hochschule Georg Agricola (THGA), Bochum, die sozio-ökonomischen Aspekte des Nachbergbaus. In Zeiten der Rohstoffknappheit und der Energiewende fällt der Blick der Wirtschaftswissenschaftlerin dabei vor allem auf China. Schafft die zweitgrößte Wirtschaftsmacht der Welt den Umschwung zu erneuerbaren Energien? Wo liegen die größten Herausforderungen und was hat der Rest der Welt davon? Die Forschungslage ist noch recht dünn, doch das Thema gerade brandheiß, sagt Julia Tiganj im Interview mit Carmen Tomlik vom FZN.


    Carmen Tomlik: Ihre Einschätzung als Expertin: Wo steht China bei der Energiewende und beim Nachbergbau?

    Julia Tiganj: Das kommt darauf an, wo man hinschaut. Es gibt in China viele Provinzen, die wiederum sehr divers sind, wenn wir uns beispielsweise die Abhängigkeit von der Kohle anschauen. Es gibt Regionen, die schon jetzt nachhaltig arbeiten. Auf der anderen Seite stehen Provinzen, deren Wirtschaft stark vom Bergbau abhängt. Die Kohle sichert hier eine Menge Arbeitsplätze, Steuern, Renten und beeinflusst natürlich auch positiv das Wirtschaftswachstum im gesamten Land – eines der primären Ziele Chinas. Die Kluft ist also groß. Daher wird es in Zukunft schwierig sein, den vielen unterschiedlichen Bedürfnissen und den Menschen in den Regionen gerecht zu werden. Es gibt interessante Pilotprojekte, z. B. wird über eine Folgenutzung alter Bergwerke für „underground cities“ nachgedacht, um dem Platzmangel in den Städten entgegenzuwirken. Über die Idee lässt sich natürlich streiten – sie ist aber ziemlich innovativ und beinhaltet die Auseinandersetzung mit Nachbergbau. Auch in der Satellitentechnik ist China führend. Hier ist aber die Frage, inwieweit dieses Know-how auch tatsächlich eingesetzt wird, um die Hinterlassenschaften des Bergbaus zu überwachen.


    Tomlik: China ohne CO2? Wo liegen die größten Herausforderungen auf dem Weg zur Klimaneutralität?

    Tiganj: Steinkohle ist noch immer die einfachste und sicherste Art, die Energieversorgung zu gewährleisten. China will bis 2060 klimaneutral sein. Das beinhaltet aber auch, dass bis 2030 der höchste Peak beim CO2-Ausstoß erfolgt sein muss. Momentan werden daher sogar noch neue Steinkohlenkraftwerke gebaut, die auf eine Laufzeit von 40 Jahren ausgelegt sind. Diese Kraftwerke entsprechen allerdings den neuesten Umweltstandards und sollen veraltete, ineffiziente Anlagen ablösen. Gleichzeitig ist China schon jetzt einer der Marktführer bei den erneuerbaren Energien. Hier werden rd. 90 % der Energiekonzentrate produziert, die für Solarpanele, Siliziumbatterien oder in der Windkraft eingesetzt werden. Bisher hatte der Klimaschutz im eigenen Land keine Priorität. Der neueste Fünfjahresplan zeigt aber deutlich, dass China „grüner“ werden will und die Dringlichkeit erkannt hat.


    Tomlik: Was bedeutet denn in diesem Fall „grüner“?

    Tiganj: Das ist die nächste große Herausforderung. Denn auch die erneuerbaren Alternativen produzieren ja CO2 und sind noch nicht 100 % recycelbar. Rotorblätter von Windrädern landen z. B. nach nur 20 Jahren im Einsatz auf dem Sondermüll. Luftverschmutzung oder giftige Abwässer gefährden bestimmte Landstriche und die Bevölkerung, damit in einem anderen Teil der Welt schonend Energie erzeugt werden kann. Das ist keine Nachhaltigkeit, sondern nur eine Verschiebung der Klimaproblematik von A nach B unter dem Deckmantel einer grünen Zukunft. Das ganze Setting ist also noch längst nicht optimal – und jetzt haben wir nicht einmal über den Arbeitsmarkt gesprochen und die langfristigen Herausforderungen, die ein Strukturwandel in chinesischen Kohlerevieren mit sich bringen würde. Trotzdem ist es ein wichtiger Schritt, zu sagen: Wir orientieren uns um, wir forschen und wir wollen die Transformation.


    Tomlik: Was hat der Rest der Welt davon, wenn China klimaneutral wird?

    Tiganj: Wenn große, einflussreiche Player wie China mehr auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz achten, hat das positive Auswirkungen auf alle Mitspieler. Direkte Nachbarstaaten orientieren sich oftmals am dominanten China und dessen Ausrichtung. Je nach Abhängigkeiten im Import und Export ist auch eine Umorientierung in anderen Ländern nötig, um zeitgemäß mitzuhalten. Außerdem ist China ein wichtiger Handelspartner bei den Seltenen Erden und beeinflusst in hohem Maß die Fortschritte in der E-Mobilität in Europa oder den USA. Dies und noch viele weitere Aspekte tragen dazu bei, dass Prozesse global nachhaltiger werden. Generell ist noch viel Forschung und Entwicklung notwendig, damit die Energiewende tatsächlich gelingt. Auch hier kann ein „grünes“ China zum internationalen Innovationstreiber werden. (THGA/Si.)

  • Was beeinflusst die Bodenbewegungen im Kavernenfeld Epe?

    Der Untergrund von Gronau und Umgebung ist selbst für Geologen ein herausforderndes Gebiet: Seit fast 50 Jahren wird hier intensiv Salz gefördert. Dabei sind große Hohlräume, die sogenannten Kavernen, in Tiefen zwischen 1.000 und 1.500 m entstanden. In den meisten von ihnen wird inzwischen Erdgas, Erdöl oder Helium gespeichert. Ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die ganze Region. Gleich nebenan liegt außerdem das Naturschutzgebiet Amtsvenn, eine knapp 9 km2 große Moorlandschaft.

    Diese spezielle Lage führt schon seit Jahren immer wieder zu Spannungen – nicht nur in den geologischen Strukturen selbst, sondern auch zwischen den Anwohnern, der Stadt und den verschiedenen Betreiberunternehmen. Grund hierfür sind vor allem Bodenbewegungen, die langfristig zu Absenkungen im Gelände und damit zu Gebäudeschäden und zu einem veränderten Wasserhaushalt führen können. Doch: Was stammt tatsächlich vom Bergbau? Was ist natürlich bedingt? Hier setzt eine neue, bisher beispiellose Forschungskooperation rund um das Kavernenfeld Epe an, die nun geschlossen wurde. Darin beteiligen sich die Stadt Gronau, die Bürgerinitiative Kavernenfeld Epe e. V. (BIK), die EFTAS Fernerkundung Technologietransfer GmbH sowie das Forschungszentrum Nachbergbau (FZN) der Technischen Hochschule Georg Agricola (THGA) aus Bochum (Bild 1). Gemeinsam wollen die Akteure eine Lösung entwickeln, mit der sich bestimmen lässt, wo die Bodenbewegungen im Kavernenfeld herrühren. „Um die Prozesse im Detail zu verstehen, ist ein passgenaues und ganzheitliches Monitoring aller Faktoren entscheidend, die auf die Bodenbewegungen in der Region einwirken“, erklärt Prof. Peter Goerke-Mallet vom FZN. Dabei sollen Satellitendaten des EU-Raumfahrtprogramms Copernicus ebenso zum Einsatz kommen wie lokale Informationen und das Wissen der Bürgerinnen und Bürger.

    „Mit dieser neuen Forschungskooperation wollen wir vor allem eine Vertrauensbasis schaffen“, sagt Prof. Goerke-Mallet. „Alle Bergbauprojekte benötigen heute Transparenz und einen umfassenden Transfer von der Wissenschaft in die Gesellschaft und wieder zurück. Wir können in dem Projekt in besonderer Weise von dem Wissen der Menschen vor Ort profitieren“, sagt der erfahrene Markscheider und Bergbau-Experte. „Die Anwohner wissen schließlich am besten, wo die Herausforderungen in ihrer unmittelbaren Umgebung liegen und können die Veränderungen in der Landschaft und der Bebauung z. T. schon über Jahre und Jahrzehnte beobachten und dokumentieren. Die Forschungskooperation für das Kavernenfeld Epe bietet daher einen hoch innovativen Ansatz zur Konfliktlösung durch aktive Beteiligung.“

    Einen verbesserten Informationsfluss und mehr Mitsprachemöglichkeiten erhofft sich auch Holger Perrevort, Vorsitzender der Bürgerinitiative. „Wir wollen vor allem genauer informiert werden über die Vorgänge, die hier unter unseren Füßen passieren.“ In der Vergangenheit sei hier vieles falsch gelaufen, sagt der Anwohner. Auf die möglichen Risiken und Auswirkungen der Bodenbewegungen würde nur unzureichend eingegangen, so Perrevort. „Als Bürgerinitiative setzen wir uns schon seit Jahren dafür ein, dass unsere Anliegen ernst genommen werden. Auch muss die Politik hier ihrer Fürsorgepflicht gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern gerecht werden, etwa wenn Keller nass werden oder sich Risse im Mauerwerk abzeichnen.“

    Auch diesen Schäden wollen die Expertinnen und Experten vom Bochumer FZN genauer auf den Grund gehen. In den nächsten zwölf Monaten führen sie dafür spezielle Messungen durch – mit Drohnen, die etwa Veränderungen in der Vegetation erfassen können, oder mithilfe von Satellitendaten, die von den Spezialisten von EFTAS aus Münster ausgewertet werden. „Wir besuchen aber auch ganz konkret die Leute vor Ort, führen Gebäudebegehungen durch und vermessen Gebäude und Objekte, die ggf. durch die Bodenbewegungen beeinflusst werden“, erklärt Prof. Tobias Rudolph, Experte für Geomonitoring am FZN. „Bei diesen Aufgaben sind wir unmittelbar auf die enge Zusammenarbeit mit der Bevölkerung angewiesen und daher sehr dankbar, dass uns hier neue Türen eröffnet werden – im wahrsten Sinne des Wortes.“

    Die meiste Zeit werden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wohl in die Auswertung der umfangreichen Daten investieren: „Wir sichten u. a. Informationen zum Grundwasser und den umliegenden Gewässern, über den Boden, den Untergrund und die Kavernen.“ Über die Mitglieder der Bürgerinitiative und die Stadt haben sie zusätzlich Zugang zu vielen weiteren wichtigen Quellen wie privaten Messstellen, Brunnen oder kommunalen Geodaten, die sie alle miteinander verknüpfen und analysieren wollen. Das alles natürlich nicht im stillen Kämmerlein, sondern – ganz im Sinne der angestrebten Transparenz – begleitet von regelmäßigen Informationsveranstaltungen, auf denen die Ergebnisse frei veröffentlicht und diskutiert werden sollen.

    Diese Vorgehensweise überzeugte auch Rainer Doetkotte, Bürgermeister von Gronau, seine Unterschrift unter den Vertrag zu setzen. Er sieht vor allem langfristig die positiven Effekte für die Region: „Mit dieser Forschungskooperation wurde ein wichtiges Projekt gestartet und ich freue mich, dass wir dafür das FZN, die EFTAS und die BIK gewinnen konnten. Am Ende möchten wir mit den gesammelten Ergebnissen die interessierte Öffentlichkeit ausführlich informieren, um eventuelle Bedenken und Vorurteile abzubauen und die gesellschaftliche Akzeptanz zu erhöhen. Des Weiteren können zukünftige Konzepte auf Grundlage der Ergebnisse entwickelt werden und bringen somit einen weiteren wissenschaftlichen Fortschritt für Gronau.“. (THGA/Si.)

  • Für Mensch und Umwelt: Forschungszentrum Nachbergbau entwickelt Wassermanagement im Ruhrgebiet weiter

    Durch den intensiven Bergbau haben sich das Gelände und die Oberfläche im Ruhrgebiet teilweise so stark abgesenkt, dass große Mulden entstanden sind – die sogenannten Polderflächen. In diesen Gebieten können einige Gewässer nicht mehr frei abfließen. Die „tiefergelegten“ Bereiche müssen daher dauerhaft künstlich entwässert werden, damit sich das Wasser von Flüssen und Seen nicht staut. Diese Prozesse beeinflussen maßgeblich den gesamten Wasserhaushalt in der Region. In einem neuen Projekt untersucht das Forschungszentrum Nachbergbau (FZN) der Technischen Hochschule Georg Agricola (THGA), Bochum, deshalb nun, wie das Wassermanagement im Ruhrgebiet noch nachhaltiger gestaltet werden kann. Davon könnten vor allem die Landwirte und die Wälder im Revier profitieren. Das gezielte Umweltmonitoring soll aber auch den Umgang mit Extremereignissen wie Starkregen oder langen Dürrephasen verbessern. Hier setzt das Projekt „MuSE“ (Multisensorale Erdbeobachtung für ein nachhaltiges Poldermanagement) an.

    MuSE wird bis 2024 von der RAG-Stiftung gefördert. Bärbel Bergerhoff-Wodopia, Mitglied im Vorstand der RAG-Stiftung, betont: „Wir als RAG-Stiftung sehen uns in der Verantwortung, Lösungen für die Herausforderungen zu finden, die uns der Bergbau hinterlassen hat. Vor diesem Hintergrund arbeiten wir eng mit der THGA und dem Forschungszentrum Nachbergbau zusammen und fördern das Projekt MuSE mit großer Überzeugung.“

    „Dort, wo das Gelände durch den Steinkohlenbergbau abgesackt ist, also große Bodensenkungen entstanden sind, hat sich auch die Bodenfeuchte verändert“, erklärt Prof. Tobias Rudolph vom FZN. Mancherorts sind sogar ganz neue Gewässerflächen entstanden, wie z. B. der Weihnachtssee oder der Ewaldsee in Herten (Bild 1). „Das wirkt sich natürlich auf die Nutzung von Flächen und Ressourcen in der Land-, Forst- und Wasserwirtschaft insgesamt aus. Vor allem wegen des Klimawandels ergeben sich weitreichende Folgen“, sagt der Experte für Geomonitoring. So hätten die geringeren Niederschlagsmengen und vermehrten Trockenphasen der letzten Jahre gezeigt: „Das Ruhrgebiet braucht mehr Wasser, um die Folgen des Klimawandels langfristig aufzufangen – auch wenn die Eindrücke der letzten Wochen eigentlich ein anderes Bild vermitteln.“

    Damit stellt sich für Prof. Rudolph und sein Team die Frage nach einem modifizierten Management der Polderwasserhaltung – sprich: „Was können wir tun, um dieses Wasser besser zu nutzen? Und wie können wir die Bewässerungsplanung insgesamt optimieren?“ Im neuen Forschungsprojekt MuSE untersuchen die Expertinnen und Experten des FZN, wie sich eine solche effiziente und nachhaltige Neuausrichtung des Poldermanagements gestalten ließe. So könnten etwa höhere Grundwasserstände sowie eine wirtschaftliche und technische Nutzung des gehobenen Grund- und Oberflächenwassers dazu führen, Dürreschäden in der Land- und Forstwirtschaft zu minimieren. Gleichzeitig kann ein gezieltes Monitoring dabei helfen, die Polderflächen besser auf Starkregen und Überschwemmungen einzustellen.

    Dazu werten die Expertinnen und Experten des FZN nicht nur die verfügbaren historischen Daten aus, sondern nutzen auch moderne Satellitendaten und führen in ausgewählten Testgebieten eigene Messungen durch: „Wir verwenden verschiedene Sensoren, um die Bodenfeuchte zu ermitteln. Gleichzeitig werten wir Pegeldaten aus und erkunden mit unseren Drohnen die Vegetation. Hierbei schauen wir auch, wie es um die Gesundheit der Pflanzen steht. Die Informationen vor Ort kombinieren wir mit Fernerkundungsdaten, die uns das europäische Satellitenprogramm Copernicus liefert und werten diese erstmalig für diese Fragestellung aus“, erklärt Xiaoxuan Yin, Spezialistin im Bereich Radarinterferometrie und Fernerkundung, die für das Projekt neu an das FZN gekommen ist.

    Dann wird es noch einmal extra knifflig: „Die vielen unterschiedlichen Informationen fusionieren wir in einem sogenannten 4D-Modell mit dem Faktor Zeit als vierter Dimension“, erklärt Yin. Das ermöglicht es den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die Veränderungen des Wasserhaushalts im Lauf der Jahrzehnte nachzuvollziehen und sie digital zu modellieren. „Bestenfalls können wir so Empfehlungen zur langfristigen Flächen- und Ressourcennutzung geben und dazu beitragen, dass sich die Umweltbedingungen in der Land-, Forst- und Wasserwirtschaft verbessern.“ (THGA/Si.)

  • Berichte zum Nachbergbau – Wissenschaftliche Reihe des Forschungszentrums Nachbergbau ab sofort online verfügbar

    Das Forschungszentrum Nachbergbau (FZN) an der Technischen Hochschule Georg Agricola (THGA), Bochum, ist in seiner fachlichen Ausrichtung breit aufgestellt. Nach der Gründung im Oktober 2015 lag der Forschungsschwerpunkt zunächst vor allem auf den Ewigkeitsaufgaben des deutschen Steinkohlenbergbaus: dem langfristigen Grubenwassermanagement, der Bewirtschaftung der Polderflächen sowie der Grundwasserreinigung auf ehemaligen Bergwerksflächen. Im Mai 2019 ergänzte der Forschungsbereich „Geomonitoring im Alt- und Nachbergbau“ das Forschungsprofil des FZN. Ziel ist es hier, innovative technische Systeme für eine integrierte Überwachung postmontaner Aktivitäten zu entwickeln. Das FZN beging 2020 sein fünfjähriges Jubiläum und erweiterte seitdem die beiden Forschungssäulen um die Bereiche „Materialwissenschaften zum Erhalt und zur Neunutzung des industriellen Erbes“ sowie „Reaktivierung und Transition“.

    Bild 1. Cover des Projektberichts „Evaluierung von Grubenwasseranstiegsprozessen“.Quelle: THGA

    Das FZN bündelt somit alle notwendigen Kompetenzen, um die Nachbergbauzeit nachhaltig, umweltverträglich und ökonomisch zu gestalten. Das stetig erweiterte Know-how soll nicht nur bewahrt, sondern auch neu angewendet werden. Seine Erkenntnisse teilt das interdisziplinäre Team auf Fachtagungen und Arbeitskreisen und macht sie in Form von Studien und Publikationen auch der breiten Öffentlichkeit zugänglich. Die eigenen Abschlussberichte und Studien werden seit 2019 zudem in der eigenen wissenschaftlichen Reihe „Berichte zum Nachbergbau“ über den Selbstverlag der THGA angeboten. Bislang sind zwei Berichte erschienen, in denen sich die Autoren mit Aspekten des Grubenwasseranstiegsprozesses in Untertagebergwerken beschäftigen.

    Das Heft 1 „Evaluierung von Grubenwasseranstiegsprozessen“ (Melchers et al., 2019) stellt die vielfältigen Erfahrungen zusammen, die mit dem langfristigen und umweltverträglichen Umgang mit Grubenwasser in ausgewählten europäischen Steinkohlenrevieren gesammelt wurden (Bild 1). Die hydrogeologischen, bergbaulichen und wasserwirtschaftlichen Aspekte werden systematisch ausgewertet und standortspezifische Besonderheiten herausgestellt. Die Erkenntnisse helfen, den Grubenwasseranstiegsprozess zu veranschaulichen und ein vertieftes Verständnis zu schaffen. Darauf aufbauend gibt das Heft 2 (Westermann, 2000: Modellbasierte Sensitivitätsanalyse systembestimmender Faktoren) einen Überblick über die maßgeblichen natürlichen und anthropogenen Einflussfaktoren. Die Wirkstärken ausgewählter Faktoren werden exemplarisch für drei Untertagebergwerke bestimmt und auf andere Standorte übertragen. Die Erkenntnisse liefern einen Beitrag, den Bergbaulebenszyklus aktiv zu gestalten und die Nachbergbauphase vorausschauend zu planen.

    Die wissenschaftliche Reihe „Berichte zum Nachbergbau“ soll stetig mit den vielfältig gewonnenen Erkenntnissen des FZN zu den Themen Grubenwassermanagement, Geomonitoring, Materialwissenschaften und Maßnahmen im Zuge des Strukturwandels erweitert werden. Die bisherigen wie auch die kommenden Berichte können als digitale Fassungen kostenlos unter dem Link www.nachbergbau.org/berichte-zum-nachbergbau  bezogen werden. (THGA/Si.)

  • Forschungszentrum Nachbergbau der THGA untersucht Mikroerschütterungen in ehemaligen Bergbaugebieten

    Unser Untergrund ist in Bewegung. Oftmals sind die Erschütterungen jedoch so klein und räumlich begrenzt, dass sie nur für sehr sensible Sensoren wahrnehmbar sind. Auch dort, wo einst Bergbau betrieben wurde und der Mensch in die natürliche Geologie und in die Lagerstätte eingegriffen hat, kann es in der Folge zu mikroseismischen Erschütterungen kommen. Paloma Primo, Wissenschaftlerin am Forschungszentrum Nachbergbau (FZN) der Technischen Hochschule Georg Agricola (THGA), Bochum, geht diesen Mini-Bewegungen auf die Spur. Im neuen Forschungsprojekt „PostMinQuake“ untersucht die Expertin, wie genau sie entstehen, identifiziert besonders gefährdete Strukturen und entwickelt so ein langfristiges Risikomanagement für betroffene Regionen (Bild 1).

    Fig. 1. Big data from the underground: In the PostMinQuake project the FZN evaluates lots of different geoinfor-mation – see here: Microseismic shocks in the Ruhr area from 2010 to 2020. // Bild 1. Big Data aus dem Untergrund: Im Projekt PostMinQuake wertet das FZN viele unterschiedliche Geoinformationen aus – hier zu sehen: mikro-seismische Erschütterungen im Ruhrgebiet im Zeitraum 2010 bis 2020. Source/Quelle: RUB/Universität Köln

    Dazu arbeitet sie eng mit vielen europäischen Partnern zusammen. Denn auch in Tschechien, Polen und Frankreich soll die Zeit nach dem Bergbau nicht zur „Zitterpartie“ werden. „Ebenso komplex wie die Zusammenhänge unter Tage ist unser gemeinsames Projekt“, sagt Primo. „Unsere Untersuchungen gehen weit über die einfachen Zusammenhänge zwischen Seismizität und den geologischen Aktivitäten in den teils wassererfüllten, stillgelegten Kohlegruben hinaus.“

    Darum arbeiten im Projekt Fachleute unterschiedlicher Disziplinen zusammen, unter ihnen Vermessungsingenieure, Geotechniker oder Hydrogeologen. Gemeinsam beobachten sie die geologische Dynamik in den jeweiligen Testgebieten, die durch den Kohleabbau verändert wurden – in Deutschland sind dies vor allem das Ruhrgebiet, das Ibbenbürener und das Aachener Revier. „In diesen Bereichen dokumentieren wir etwa einmal in der Woche mikroseismische Aktivitäten im Untergrund. Hinzu kommen Aufzeichnungen aus der Vergangenheit, die wir analysieren und in Zusammenhang bringen.“ Ihre Daten bezieht Primo vom Geologischen Dienst NRW, von der RAG Aktiengesellschaft, von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) sowie von seismologischen Stationen der Ruhr-Universität Bochum (RUB). „An diesen Stationen können wir Zeit, Größe, Ort und Tiefe des Ereignisses ermitteln.“

    Dabei verfolgen die Fachleute ein wichtiges, gemeinsames Anliegen, erklärt Primo: „Wir wollen mit unseren Untersuchungen vor allem langfristige Sicherheit gewährleisten, Transparenz schaffen und die Öffentlichkeit informieren. Denn jede Kommune und jeder ehemalige Bergwerksbetreiber sollte genaue Kenntnisse darüber haben, welche Prozesse sich im Untergrund abspielen. Es gibt beim Thema Bodenbewegungen viele Ängste und Missverständnisse darüber, was mikroseismische Ereignisse überhaupt sind und welche Auswirkungen sie haben können.“ Das Hauptziel des Projekts ist es daher, die Mechanismen mikroseismischer Ereignisse nach dem Bergbau besser zu verstehen und Pläne für die Langzeitüberwachung des Erdbodens nach dem Bergbau zu erstellen.

    Welche äußeren Einflüsse bedingen die Mikroerschütterungen? Mit welchen Faktoren lassen sich die Auswirkungen am PC realitätsnah simulieren? Und wie können Satellitenbilder dabei helfen, die gewonnen Daten aus dem Untergrund richtig zu interpretieren? „Wir sprechen hier von einer riesigen Datenmenge, die wir erst einmal vereinheitlichen müssen, um sie vergleichbar zu machen und dann mit den neuesten Methoden auswerten zu können“, sagt PrimoAus den Erkenntnissen entwickelt das Projektteam in den kommenden drei Jahren eine Referenzdatenbank für europäische Gebiete nach dem Bergbau. Außerdem sollen die Untersuchungen dabei helfen, neue Überwachungsstrategien und Interpretationsmethoden für Gebiete mit erhöhter Erdbebengefährdung zu entwickeln. Das Projekt ist Teil des EU-finanzierten Research Fund Coal and Steel (RCFS). (THGA/Si.)

  • Auf den Spuren der Kohle

    Baustellen, Sperrungen, verengte Fahrbahnen: Schon seit Ende März 2020 werden Autofahrer, die das Autobahnkreuz Dortmund/Witten passieren, auf die Geduldsprobe gestellt. Doch die Sanierungsarbeiten an der A44 sind dringend erforderlich, sagt Cedric Kamgaing Kamdom: „Zuletzt haben wir einen Hohlraum aufgespürt und verfüllt, der rd. 10 m hoch und 3 m breit war – etwa so groß wie ein Einfamilienhaus. Und das ziemlich knapp unter der Fahrbahndecke“, erklärt Kamgaing Kamdom, der beim zuständigen Ingenieurbüro arccon Ingenieur-gesellschaft mbH, Gelsenkirchen, als Projektleiter arbeitet. Inzwischen haben die Experten hier rd. 800 t Betongemisch in den löchrigen Untergrund geleitet, um ihn zu sichern. Das entspricht rd. 30 vollen Sattelzügen.

    Die oberflächennahen Hohlräume stammen noch aus alten Zeiten: Einst gruben sich hier die Bergleute der Zeche Vereinigte Wiendahlsbank durch den Erdboden. Das Bergwerk machte schon 1924 dicht. Entsprechend dünn ist die Datenlage.

    „Die Pläne zur Lagerstätte sind über 100 Jahre alt. Das macht es uns nicht gerade leicht.“ Daneben gibt es außerdem den sogenannten wilden Abbau, der nirgendwo verzeichnet ist. Da kann man nicht einfach drauflosbohren, erklärt Kamgaing Kamdom: „Unsere wichtigste Aufgabe ist es, die vermuteten Hohlräume möglichst optimiert zu detektieren, um Zeit und Kosten zu sparen.“

    Auch das Betongemisch will sorgfältig gewählt sein, je nach Beschaffenheit der Hohlräume und Lockerzonen. Am Anfang eines solchen Projekts steht eine Grundlagenermittlung, bei der auch alte bergmännische Risswerke ausgewertet werden. Diese können Hinweise auf Tagesöffnungen, alte Stollen oder Abbaubereiche geben. Im Anschluss an diese Grundlagenrecherche werden ggf. Erkundungs-, Sicherungs- und Verwahrungsarbeiten in Form von Bohr- und Verfüllarbeiten bis in große Tiefen geplant, ausgeschrieben und ausgeführt.

    Spezialwissen, das sich Kamgaing Kamdom im Studium angeeignet hat. Vor fünf Jahren kam er von Kamerun nach Deutschland und entschied sich für ein Studium an der Technischen Hochschule Georg Agricola (THGA) in Bochum. Im Master „Geoingenieurwesen und Nachbergbau“ hat er sich eine neue Perspektive erarbeitet: „Den Arbeitsmarkt kannte ich vorher zwar nicht, wusste aber, dass im Jahr 2018 der Steinkohlenbergbau in Deutschland enden sollte und dass dann sicherlich Leute gesucht würden, die sich mit dem Thema Nachbergbau auskennen“, sagt Kamgaing Kamdom, der in seiner Heimat bereits Geowissenschaften studiert hatte.

    Er sollte Recht behalten. Experten an der Schnittstelle zwischen Bergbau, Vermessung und Geotechnik sind nicht nur bei uns, sondern international gefragt. Denn Rohstoffabbau hinterlässt weltweit Spuren (Bild 1). Besondere Sicherungs- und Sanierungsmaßnahmen sind nötig, um die Risiken an ehemaligen Bergwerksstandorten zu beherrschen. Der deutschlandweit einzigartige Masterstudiengang an der THGA bildet Ingenieurinnen und Ingenieure dafür aus, die komplexen Vorgänge der Bergwerksschließung und der Nachsorge verantwortungsvoll zu planen und durchzuführen. Dazu gehören auch intelligente Folgenutzungen in den betroffenen Regionen.

    Für Kamgaing Kamdom war die Sprache anfangs noch eine kleine Hürde: „Besonders in den Vorlesungen musste ich sehr aufmerksam sein, aber der gute Kontakt mit anderen Studierenden und den Dozenten haben die Sache sehr erleichtert. Außerdem ist das Studium sehr praxisnah und man ist viel im Gelände unterwegs“, erzählt der Absolvent.

    Und wie geht es jetzt auf der A44 weiter? „Aktuell sind wir im Zeitplan. Aber ein Teilstück liegt noch vor uns.“ Hier können auf die Ingenieure noch weitere, ungeahnte Herausforderungen im Verborgenen schlummern, aber Kamgaing Kamdom ist zuversichtlich: „Wenn wir unsere Arbeiten abgeschlossen haben, voraussichtlich im Sommer 2021, sind wir dauerhaft auf der sicheren Seite.“ Im Bestfall bedeutet das für die Autofahrer: erstmal Ruhe auf der A44. Und für Kamgaing Kamdom: Auf zur nächsten Baustelle! Denn die Nachbergbauzeit wird deutlich länger als die Ära des Bergbaus selbst und beschert auch in Zukunft volle Auftragsbücher. (THGA/Si.)

  • NACHBergbauzeit in NRW 2021 ONLINE

    Save the date: Bereits zum sechsten Mal veranstalten die Technische Hochschule Georg Agricola (THGA) und die Bezirksregierung Arnsberg ihre gemeinsame Fachtagung. Thema diesmal: „Grubenwasser – analog gedacht, digital diskutiert!“ Dazu treffen sich die Expertinnen und Experten dieses Mal ausschließlich online!

    Wie gelingt ein verantwortungsvoller Umgang mit den Folgen des Bergbaus? Und welche Perspektiven bietet die Nachbergbau-Ära für Mensch und Umwelt? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt der kommenden Fachveranstaltung NACHBergbauzeit in NRW. Die THGA und die Bezirksregierung Arnsberg als Bergbehörde NRW führen die interessierte Öffentlichkeit sowie Expertinnen und Experten der Branche zum intensiven Themenaustausch zusammen. Der Dialog im März 2021 findet erstmals als Online-Konferenz in der Zeit von 10:00-13:00 Uhr statt. Sie sind hiermit herzlich eingeladen, sich an der digitalen Diskussion zu beteiligen.

    Themen 2021:

    • Welche technischen Herausforderungen ergeben sich beim geplanten Grubenwasseranstieg in den ehemaligen Steinkohlerevieren an der Ruhr, der Saar und in Ibbenbüren?
    • Grubenwasseranstieg europaweit: Was können wir von unseren Nachbarn lernen?
    • Welche Methoden eignen sich zur langfristigen Überwachung von Bergbaufolgen?
    • Wie lassen sich die Erkenntnisse aus der Steinkohle auch auf andere Bergbauzweige übertragen?
  • Erstes Jubiläum: Forschungszentrum Nachbergbau der THGA wird fünf – und dabei immer vielschichtiger

    Die Geschichte des Bergbaus ist lang – doch die Geschichte des Nachbergbaus wird deutlich länger. Seit fünf Jahren beschäftigt sich das Forschungszentrum Nachbergbau (FZN) an der Technischen Hochschule Georg Agricola (THGA) in Bochum darum intensiv mit den Fragen, die kommen, wenn der Bergbau geht. Als weltweit erste Institution wirft es einen umfassenden Blick auf die Nachbergbauzeit. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchen nicht nur die Aufgaben, die Grubenwasser oder ehemalige Bergbauflächen hinterlassen. Sie entwickeln auch moderne Überwachungsmethoden, beraten betroffene Regionen zum Strukturwandel und versuchen, Industriekultur zu erhalten.

    „Die Herausforderungen des Nachbergbaus sind vielschichtig, darum werden auch wir immer vielschichtiger“, sagt Prof. Ulrich Paschedag, Leiter des FZN (Bild 1). „Seit Oktober 2015 bündeln wir das nötige Know-how, um die Folgen des Bergbaus technisch, ökonomisch und umweltverträglich zu gestalten.“ In dem interdisziplinären Team arbeiten inzwischen rd. 40 unabhängige Expertinnen und Experten aus Bergbau, Geologie und Geotechnik, Hydrogeologie, Chemie, Elektrotechnik, Materialwissenschaften, Flächenentwicklung, Markscheide-wesen und Wirtschaftswissenschaften Hand in Hand zusammen. Um diesen inneren Kern hat sich ein breites Netzwerk gebildet, national wie international.

    Lag der Fokus anfangs noch darauf, die sogenannten Ewigkeitsaufgaben des Steinkohlenbergbaus zu erforschen, hat sich das FZN bis heute breiter aufgestellt. Aus dem integrativen Ansatz ergeben sich die vier Forschungsbereiche Ewigkeitsaufgaben und Grubenwassermanagement, Geomonitoring im Alt- und Nachbergbau, Materialwissenschaften zum Erhalt und zur Neunutzung des industriellen Erbes sowie Reaktivierung und Transition.

    Aktuell erarbeiten die Expertinnen und Experten die wissenschaftlichen Grund-lagen für einen ökologisch und ökonomisch verträglichen Grubenwasseranstieg. Dabei helfen auch die Erfahrungen aus anderen europäischen Revieren, in denen solche Prozesse bereits ganz oder zum Teil erfolgt sind. „Der Anstieg des Grubenwassers ist technisch beherrschbar“, sagt Prof. Christian Melchers. „Jetzt geht es darum, das Wassermanagement in den geschlossenen Gruben möglichst nachhaltig zu gestalten. Nur dann kann in einstigen Bergbaulandschaften der Wasserhaushalt wieder naturnah neugestaltet werden“, so der Experte. Die Erkenntnisse lassen sich auch auf andere Bergbauzweige wie die Braunkohle oder die Gas- und Ölindustrie übertragen.

    Beim Geomonitoring wird es in Zukunft darum gehen, die Bergbaufolgen mit moderner Technik langfristig zu überwachen. „Dazu müssen wir viele Informationen geschickt miteinander kombinieren – wie bei einem Puzzle“, erklärt Prof. Tobias Rudolph seinen Forschungsbereich. Satellitendaten, historische Karten, Bodenproben oder multispektrale Luftaufnahmen mit der Drohne kommen dabei zum Einsatz. „Daraus können wir wertvolle Rückschlüsse etwa auf Bodenveränderungen ziehen und Veränderungen in der Vegetation aufspüren.“ In enger Zusammenarbeit mit Materialwissenschaftlern des Deutschen Bergbau-Museums (DBM) Bochum entstehen an der THGA außerdem neue Methoden, um Alterungsprozesse zu verlangsamen und bestenfalls sogar zu stoppen. Damit tragen die Nachbergbau-Experten dazu bei, Industriekultur wie alte Fördergerüste oder Hochöfen zu erhalten.

    Die Spitzenforschung im Bereich Nachbergbau ist weltweit gefragt. Schließlich interessieren sich immer mehr Länder für einen weitsichtigen Umgang mit aktiven und ehemaligen Bergbaustandorten. Das Wissen aus Bochum hilft auch, künftige Bergbauprozesse umweltfreundlicher zu gestalten. Darum steht das FZN in ständigem Dialog mit seinen vielen internationalen Partnern. So bleibt es auch in Zukunft herausfordernd. „Wir beschäftigen uns mit hochkomplexen Fragen und Zusammenhängen, die oftmals noch an schwer zugänglichen Orten stattfinden. Unter Tage z.B., wo viele noch nie waren und bald auch keiner mehr hinkommt“, sagt Prof. Paschedag. „Deswegen müssen wir uns als Wissenschaftler besondere Mühe geben, unsere Erkenntnisse zum Nachbergbau so allgemeinverständlich zu formulieren, dass sie wirklich jeder verstehen kann.“ (THGA/Si.)

  • Sigfox Glückauf: Die RAG AG digitalisiert Bergbauschächte über 0G-Netz

    Die RAG Aktiengesellschaft, Essen, hat damit begonnen, über das Sigfox-0G Netz verlassene Tagesöffnungen, Schächte und Stollen des Steinkohlenbergbaus zu digitalisieren. Allein in Nordrhein-Westfalen gibt es rd. 60.000 davon. Das Ziel dieser IoT-Anbindung ist die kontinuierliche Überwachung von Veränderungen in Echtzeit, um den Schutz vor Tagesbrüchen zu erhöhen und den Aufwand für Vor-Ort-Inspektionen zu reduzieren. Das Sigfox-0G basierte Bergbauschacht-Überwachungssystem, das auch zur Langzeitdokumentation dient, wurde vom Forschungszentrum Nachbergbau (FZN) und dem Wissenschaftsbereich Elektro-/Informationstechnik und Wirtschaftsingenieurwesen der Technischen Hochschule Georg Agricola (THGA) in Bochum konzipiert und in Kooperation mit der RAG zur Serienreife geführt (Bild 1).

    Das über Solargenerator betriebene 0G-basierte Remote-Monitoring-System besteht aus Seilzug-Schaltern als Sensoren und einem Mikrocontroller mit Funk-trans-ceiver, der die Daten über Sigfox-0G–Netze in eine Überwachungs-Cloud überträgt. Die Sensoren überwachen beispielsweise die senkrechte Bewegung der Füllsäule eines alten Bergbauschachts. Die über Sigfox-0G-Netz eingesammelten Daten lassen sich in der Cloud zu Überwachungszwecken darstellen und im Alarmfall automatisch an eine vordefinierte Meldekette per SMS und E-Mail senden.

    „Die in unserem Zuständigkeitsbereich liegende mehr als 5.200 km2 große Steinkohlenberechtsame mit rd. 7.200 ehemaligen Tagesöffnungen gilt es konstant zu überwachen, denn in einem Teilbereich von rd. 100 km2 sind jederzeit Tagesbrüche möglich. Jährlich werden deshalb u. a. rd. 6.000 Befahrungen durchgeführt, um rechtzeitig präventiv eingreifen zu können. Zur Minimierung dieser persönlichen Inaugenscheinnahme und zur Echtzeitüberwachung jedweder Veränderung werden ausgewählte Tagesöffnungen nun auch konstant über Sigfox-0G-Netzanbindung überwacht“, erklärt Frank Wollnik vom Bereich Standort- und Geodienste der RAG.

    „Die Sigfox-0G-Lösung für die Schachtüberwachung ist Bestandteil des sogenannten Mineberry-Systems, das solarbetrieben komplett autark arbeitet und sich dank modularem Aufbau für fast jede Art von altbergbaulichen Objekten eignet. Um die Cloudanbindung unserer Remote-Monitoring-Lösung besonders kosteneffizient, langlebig und wartungsfrei umzusetzen, haben wir bewährte Sensor-Technik an das innovative Sigfox-0G-Netz angeschlossen. Und da es weltweit ohne Roaminggebühren einsetzbar ist, kann unsere Lösung ebenfalls weltweit zum Einsatz kommen“, erklärt Prof. Bernd vom Berg, Leiter des Laboratoriums für elektrische Messtechnik und des Laboratoriums für Mikroprozessortechnik an der THGA.

    „Das Monitoringsystem der RAG ist ein hervorragendes Beispiel für das Remote-Monitoring von Dingen und Zuständen, denen man bislang nicht ständig Beachtung schenken konnte, weil es zu teuer oder zu energiehungrig war, all diese Daten in Echtzeit zu erfassen. Mit Sigfox 0G wird jedoch die Echtzeitüberwachung selbst einfachster Gegenstände und Zustände möglich. Im Fall des Bergbaus kann man sich leicht vorstellen, dass es weltweit sehr viele Kontrollpunkte gibt, die man über Sigfox-0G-Netz überwachen kann. Insbesondere weil nach dem Kohleausstieg kein Geld mehr verdient wird, sind kosteneffiziente und wartungsarme Datenübertragungswege, wie sie Sigfox-0G bietet, besonders wichtig“, erklärt Stéphane Pâris Technical and Network Director bei Sigfox Germany.

    Der 0G-Controller ist beim Remote-Monitoring-System zur Tagesöffnungsüberwachung oberirdisch außerhalb des möglichen Ex-Bereiches installiert, während die Ex-geschützten Sensoren im Schacht verbaut sind. Da Funksignale über das Sigfox-0G-Netz über viele Kilometer hinweg übertragen werden können, ist Ihr Einsatz auch in mobilfunkschwachen Bereichen möglich. Die Controller können dank batterieschonender Funktechnik auch über viele Jahre hinweg ohne Batteriewechsel betrieben werden. Installationen im ebenfalls funkkritischen unterirdischen Umfeld finden sich bereits im Wasserversorgungsnetz der Stadt Antwerpen. Voraussetzungen für weitläufige unterirdische Installationen sind jedoch Repeater, die alle 3 bis 5 km positioniert werden müssen. (THGA/Si.)

  • THGA

    Die Technische Hochschule Georg Agricola (THGA), Bochum, ernannte am 15. Mai 2020 Kai van de Loo zum Honorarprofessor. Als Lehrbeauftragter gab Prof. van de Loo bereits seit vielen Jahren sein Wissen an angehende Wirtschaftsingenieure der THGA weiter. Von 1992 bis Mai 2020 war er für den Gesamtverband Steinkohle e. V. (GVSt), Essen, in verschiedenen Funktionen und Mandaten tätig. Dieses Know-how bringt Prof. van de Loo künftig auch in das Forschungszentrum Nachbergbau (FZN) an der THGA ein.

  • PCB-Pilotanlage zeigt: Stabiler Betrieb an beiden RAG-Standorten, aber neues Analytikverfahren muss weiterentwickelt werden

    Die RAG Aktiengesellschaft, Essen, hatte in Bergkamen und Ibbenbüren im Pilotanlagenmaßstab Verfahren getestet, um das PCB im Grubenwasser weiter zu reduzieren. Jetzt liegen die ersten Ergebnisse dieser Versuchsreihe vor. Die Untersuchung des PCB-Gehalts findet dabei an der Grenze der Nachweisbarkeit im Spurenstoffbereich statt. Das nun erstmalig angewandte Analytikverfahren muss weiterentwickelt werden. Gleichzeitig betont Projektleiter Christoph Schabronath: „Die Umweltqualitätsnorm für PCB im Gewässer wird sowohl am Standort Haus Aden als auch in Ibbenbüren eingehalten“.

    Die RAG hatte mit diesem Projekt Neuland betreten und geht über die gesetzlichen Anforderungen hinaus. Sowohl die Anlagentechnik als auch die Analytik im Spurenstoffbereich waren  anspruchsvoll. Es ging darum, aus einer großen Menge Grubenwasser geringste Spuren von PCB zu filtern und analytisch zu bestimmen.

    Die RAG hat dazu in Nordrhein-Westfalen eine Pilotanlage im Containermaßstab zur PCB-Abtrennung aus dem Grubenwasser an den Standorten Haus Aden und nachfolgend Ibbenbüren betrieben (Bild 1). Zum Einsatz kamen weiterentwickelte Technologien und Betriebsweisen aus der Trinkwasseraufbereitung, d. h., Ein- und Mehrschichtfilter aus Quarzsand und Anthrazitkohle im Nebenstrom des Grubenwassers.

    Schabronath erklärt: „Die Pilotanlage lief stabil an den beiden Standorten. Die Untersuchung des PCB-Gehalts findet jedoch an der Grenze der Nachweisbarkeit im Spurenstoffbereich statt.“ Die zuverlässige Bestimmung solch geringer Spuren eines Stoffs und die Bewertung der Ergebnisse ist äußerst anspruchsvoll, erfordert Erfahrung und eine an den Einzelfall angepasste Vorgehensweise.

    Aufgrund der geringen Konzentration des PCB im Grubenwasser waren die Ergebnisse nicht eindeutig und Unsicherheiten bei der Analytik nicht auszuschließen. Ebenso sind bei solch geringen Spuren parallele Untersuchungen der Hintergrundbelastung durch PCB in Luft und Wasser erforderlich.

    Ende 2019 tagte ein Expertenkreis bestehend aus Ministerien, Behörden, Gutachtern und Wissenschaftlern zur Bewertung dieser Ergebnisse. Auch der Expertenkreis sieht deshalb weiteren Forschungsbedarf. Die RAG hat sich verpflichtet, in Kooperation mit der Technischen Hochschule Georg Agricola (THGA), Bochum, im Rahmen einer Promotion das  Analytikverfahren weiterzuentwickeln. (RAG/Si.)

  • Haus Aden entwickelt sich zu einem der zentralen Grubenwasserstandorte im Revier

    Zurzeit wird der Schacht Haus Aden 2 der RAG Aktiengesellschaft, Essen, in Bergkamen verfüllt. Durch Hüllrohre sollen Tauchpumpen im Jahr 2023 in der Tiefe Grubenwasser pumpen. Die Verfüllarbeiten werden Ende des Jahres abgeschlossen sein. Die RAG hat die sogenannte Planerische Mitteilung zum Heben und Einleiten von Grubenwasser am Standort Haus Aden in die Lippe bei der Bergbehörde des Landes Nordrhein-Westfalen eingereicht. Mit dieser Planerischen Mitteilung gibt die RAG eine erste Übersicht über das Vorhaben. Damit wird das Verfahren von Beginn an transparent gestaltet.

    Nach der Beendigung der Steinkohlengewinnung ist die langfristige Optimierung der Grubenwasserhaltung ein zentrales Element der Ewigkeitsaufgaben. Das Grubenwasserkonzept für das Ruhrrevier sieht vor, das Grubenwasser zukünftig nur noch an sechs zentralen Wasserhaltungsstandorten zu heben. Haus Aden in Bergkamen ist eine dieser zukünftigen zentralen Wasserhaltungen.

    Zurzeit wird auf Haus Aden kein Grubenwasser gehoben. Der Standort wird aktuell zur Brunnenwasserhaltung umgerüstet (Bild 1). Dazu baut die Thyssen Schachtbau GmbH, Mülheim/Ruhr, drei Hüllrohre in den Schacht. Dies geschieht Schritt für Schritt. Zuerst kommen abschnittsweise die Rohre, anschließend wird der entsprechende Teilabschnitt des Schachts mit Beton verfüllt. Die Arbeiten starteten Ende September 2019. Derzeit sind etwa 120 m betoniert, rd. 5.000 m3 Beton in Summe. Die Verfüllung der restlichen 660 m soll bis Ende des Jahres abgeschlossen und die Pumpen sollen bis Endes 2023 einsatzfähig sein.

    Bei ihren Planungen unterstützt die RAG das Projekt Wasserstadt ausdrücklich. So soll auch ein neues Funktionsgebäude auf Basis einer harmonischen und aufeinander abgestimmten Gesamtplanung gemeinsam zur architektonischen Landmarke gemacht werden. Die RAG plant am Standort ein Maschinenhaus, in dem sich eine Brunnenanlage mit Hebeeinrichtung für die Pumpen und Rohrleitungen befinden wird, die zukünftig den Grubenwasserspiegel des östlichen Ruhrgebiets reguliert. Der Erhalt des Schachtgerüsts ist mit diesen Planungen nicht vereinbar. Das Maschinenhaus passt nicht unter die vorhandene Konstruktion. Es soll vielmehr auf dem Fundament des zurückgebauten Schachtgerüsts errichtet werden, um die enorme Gesamtlast der Hebetechnik sowie der drei eingehängten Rohrleitungen von jeweils 500 t in den Baugrund abzuleiten. Spätestens dann ist jedoch die Statik der verbleibenden Stahlkonstruktion nicht länger gewährleistet.

    Für die Wiederaufnahme der Wasserhaltung nach Erreichen des Zielhorizonts benötigt die RAG eine neue wasserrechtliche Erlaubnis für das Heben und Einleiten von Grubenwasser in die Lippe. Die Planerische Mitteilung stellt den Beginn des Wasserrechtsverfahrens dar, das auch eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) beinhaltet. Diese Planerische Mitteilung wurde zwischenzeitlich durch die Bergbehörde an Behörden, Verbände, Gemeinden sowie weitere Träger öffentlicher Belange versendet. Bald wird die Bergbehörde diese zum sogenannten Scoping-Termin einladen. Dort werden dann Inhalt und Umfang der Unterlagen besprochen, die seitens der RAG im UVP-pflichtigen Wasserrechtsverfahren vorzulegen sind.

    Gegenstand des Wasserrechtsverfahrens wird auch die Frage einer Entfernung von in Spuren im Grubenwasser vorhandenem PCB sein. Zur Untersuchung, inwieweit eine Abtrennung dieser Spuren aus dem Grubenwasser möglich ist, hat die RAG bereits vor rund anderthalb Jahren an den Standorten Haus Aden und Ibbenbüren Pilotanlagen im Containermaßstab betrieben, um aus einer großen Menge Grubenwasser geringste Spuren von PCB zu filtern und analytisch zu bestimmen. Die Pilotanlage lief an beiden Standorten stabil. Ende 2019 wurden die Ergebnisse in einem  Expertenkreis bestehend aus Ministerien, Behörden, RAG, IWW, Gutachtern und Wissenschaftlern bewertet. Da auch dieser Expertenkreis weiteren Forschungsbedarf sieht – insbesondere im Bereich der Analytik – hat sich die RAG verpflichtet, in Kooperation mit der Technischen Hochschule Georg Agricola (THGA) in Bochum im Rahmen einer Promotion das Analyseverfahren weiterzuentwickeln. (RAG /Si.)

  • THGA

    Für seine herausragenden Verdienste als Förderer der Hochschule hat die Technische Hochschule Georg Agricola (THGA), Bochum, Peter Schrimpf zum Ehrensenator ernannt. Dem Vorstandsvorsitzenden der RAG Aktiengesellschaft und langjährigen Hochschulratsvorsitzenden wurde damit eine besondere Ehre zuteil: Er ist erst der dritte Ehrensenator überhaupt in der Geschichte der Hochschule – zuletzt wurde der Titel im Jahr 2002 verliehen.

  • Gut getüftelt für die Gesellschaft: Prof. Bernd vom Berg erhält den ersten Third Mission-Preis der THGA

    Forschung soll anwendungsorientiert sein? Und das Leben für Mensch und Umwelt unmittelbar verbessern? Also mehr Praxisbezug als bei den Projekten von Prof. Bernd vom Berg ist wohl kaum möglich. Der Experte für Elektro- und Informationstechnik entwickelt an der Technischen Hochschule Georg Agricola (THGA), Bochum, intelligente Systeme, die den Bochumern direkt zugutekommen – und auch den tierischen Stadtbewohnern. Für seine innovativen Ideen und sein gesellschaftliches Engagement wurde er nun mit dem ersten Third Mission-Preis der Hochschule ausgezeichnet (Bild 1).

    Mit „Third Mission“ bezeichnet die THGA ihren Auftrag, die Zivilgesellschaft und Unternehmen stärker mit der Hochschule zu verknüpfen und den Transfer voranzutreiben – und zwar neben ihren Kernmissionen Forschung und Lehre. Zur Third Mission gehören etwa Kooperationsprojekte mit Partnern außerhalb der Hochschullandschaft oder Initiativen, die sogenannte „Studienpioniere“ für eine akademische Ausbildung begeistern sollen. Aufgrund ihrer anwendungsnahen Ausrichtung ist die THGA hier besonders aktiv. Am aktivsten auf „dritter Mission“ war im vergangenen Jahr aber Prof. vom Berg.

    Mit seinem Team entwickelte er ein besonderes Monitoringsystem, das ursprünglich dazu diente, Hinterlassenschaften des Bergbaus zu überwachen. Inzwischen ist daraus viel mehr erwachsen. Das System „Hai-Tech“ kontrolliert und schützt mittlerweile auch Großaquarien und Terrarien im Bochumer Tierpark, mit dem die THGA seit mehreren Jahren erfolgreich kooperiert. Weitere zoologische Gärten in ganz Deutschland sollen künftig hinzukommen.

    Doch auch in nächster Nähe konnte Prof. vom Berg noch viele weitere interessante Einsatzorte für seine Techniklösungen ausfindig machen. Die Sensoren made by THGA sind aktuell etwa an einem Bochumer Wildgehege angebracht und überwachen dort Wildschweine & Co. Hierzu arbeitet der Dozent eng mit Schülerinnen und Schülern der Schiller-Schule zusammen. Und selbst der Bochumer Stadtpark-Teich kommt nicht ohne das Equipment des Elektrotechnik-Professors aus: Hier im Naherholungsgebiet prüft Prof. vom Berg pausenlos die Wasserqualität und berät die Stadt Bochum in Sachen Gewässerschutz und Monitoring.

    „Herausragende Projekte wie diese zeigen exemplarisch, wie die angewandte Forschung der THGA langfristig in die Stadtgesellschaft wirkt und welche Möglichkeiten sich daraus für die weitere Zusammenarbeit ergeben“, sagte Hochschulleiter Prof. Jürgen Kretschmann bei der Preisverleihung. „Diesen Dialog zwischen Hochschule und Gesellschaft möchten wir weiter aktiv ankurbeln und besonderes Engagement daher in Zukunft mit einer eigenen Auszeichnung honorieren, die ab jetzt jährlich verliehen wird.“ (THGA/Si.)

  • Smart.Effizient.Umweltbewusst.

    Insgesamt 70 führende Branchenvertreter – Geschäftsführer, Vertriebschefs, Verbandsrepräsentanten und Vertreter der IGBCE und der Bergbehörde NRW – tagten am 26. September 2019 auf der ehemaligen Zeche Zollern in Dortmund beim fünften Jahrestreffen des Netzwerks Bergbauwirtschaft der EnergieAgentur.NRW, Düsseldorf (Bild 1).

    Es ging auch darum, aktuelle Zielmärkte zu beleuchten, da 97 % der Dienstleistungen, Maschinen und Anlagen exportiert werden. Die Rohstoffwirtschaft ist global im Umbruch mit vielfältigen und anspruchsvollen Herausforderungen. Tragfähige Markt- und Vertriebs-Visionen sind gefragt und Visionäre, die sie voranbringen. Was ist wichtig und was wird wichtig? Das Netzwerk koordinierte und moderierte die Veranstaltung im Auftrag des Wirtschaftsministeriums des Landes Nordrhein-Westfalen. Die Beiträge zeigten die ganze Breite der Branchenaktivitäten und Marktentwicklungen bis hin zur hohen Innovationskraft der Zulieferbranche Nordrhein-Westfalens im Rohstoffsegment. Nach dem Ende der Steinkohlenförderung wird das hier ansässige und weltweit geschätzte Know-how weiterhin gezielt auf internationalen Märkten wie Chile, China, Russland, der Türkei oder Afrika unterstützt. Neben dem klassischen Einsatz gilt es, global für die Unternehmen Einsatzgebiete im Hartgesteinsbergbau, in Metallerzgruben, im Salz und in Seltenerdförderstätten wie auch im Tunnelbau darzustellen. Komplexe technische Lösungen und der hohe Grad an Spezialisierung, vor allem in den Bereichen Digitalisierung, Arbeitsschutz, Unfallverhütung und Umweltschutz, bieten Chancen, die auch mithilfe der EnergieAgentur.NRW ergriffen und unterstützt werden. Abstimmung, Koordination und Moderation erfolgt in vielen Fällen im Schulterschluss mit VDMA Mining, der Technischen Hochschule Georg Agricola (THGA), Instituten der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) in Aachen, der DMT GmbH & Co. KG oder anderen Partnern im In- oder Ausland. Von dieser nachhaltigen Herangehensweise der NRW-Experten und ihrem Wissen profitieren viele rohstoffreiche Regionen der Welt. Denn eines ist klar: Das Know-how der Fachunternehmen in Nordrhein-Westfalen ist auf internationalem Spitzenniveau und ohne Bergbau gibt es keine Energiewende oder Elektromobilität. (EnergieAgentur.NRW/Si.)

  • SOMP-Konferenz an der THGA nahm Bergbau, Nachbergbau und Nachhaltigkeit in den Blick

    Wie kann der Bergbau der Zukunft aussehen? Wie lässt sich die Nachbergbau-Ära gestalten? Und wie können Rohstoffgewinnung, Nachbergbau und Nachhaltigkeit miteinander verknüpft werden? Mit diesen Themen beschäftigte sich die Society of Mining Professors (SOMP), die vom 1. bis 4. Juli 2019 zur Konferenz „Glückauf Future“ in Bochum zusammenkam (Bild 1). An der Technischen Hochschule Georg Agricola (THGA) tauschten sich die rd. 110 renommierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus aller Welt aus. Sie folgten damit der Einladung von THGA-Präsident Prof. Jürgen Kretschmann, der aktuell auch die SOMP-Präsidentschaft innehat und damit ein Jahr lang die weltweit führende Fachgesellschaft der Bergbauwissenschaften vertritt.

    In Vorträgen und Diskussionen diskutierten die Expertinnen und Experten einerseits über Konzepte zu einem modernen und zukunftsfähigen Bergbau. Andererseits ging es darum, wie stillgelegte Bergwerke gesichert und die Neustrukturierung industrieller und städtischer Landschaften gelingen kann. Einige erfolgreiche Beispiele für den Strukturwandel der Region konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Exkursionen live vor Ort begutachten. Unterstützt wurde die Konferenz an der THGA von der RAG-Stiftung, Essen. „Der Bergbau hat im Ruhrgebiet nicht nur Kohle gefördert, sondern auch Wohlstand, Technik, Wissenschaft, Bildung, Soziales und Kultur“, sagte Bärbel Bergerhoff-Wodopia, Vorstandsmitglied der RAG-Stiftung, bei der Begrüßung der internationalen Delegierten. „Seit über 200 Jahren werden hier technische Spitzenkräfte ausgebildet. Jetzt wird das Ruhrgebiet ein Wissenszentrum für den Nachbergbau.“

    Bereits im vergangenen Jahr trafen sich die Bergbau-Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Bochum zum Austausch über „technologische Fußabdrücke im deutschen Steinkohlenbergbau“. In diesem Jahr widmete sich die Konferenz der Zukunft des Bergbaus und dem „Danach“. Auf beiden Feldern sind deutsche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie die THGA mit ihrem weltweit einzigartigen Forschungszentrum Nachbergbau (FZN) Vorreiter. „Mit unserer Forschung und basierend auf den Erfahrungen im Ruhrgebiet unterstützen wir Bergbauregionen weltweit dabei, sozio-ökologische Bedingungen zu optimieren und Risiken für Boden, Wasser, Luft und Menschen zu minimieren“, erklärte Prof. Kretschmann.

    Die Wurzeln der SOMP reichen bis in das 18. Jahrhundert zurück. Ihr Vorläufer, die „Societät der Bergbaukunde“, wurde 1762 von Bergbau-Experten aus 21 Ländern gegründet. Die Wissenschaft rund um den Bergbau hatte sich in dieser Zeit rasant entwickelt und der Austausch wurde wichtig, um den Fortschritt voranzutreiben. Ein damaliges Ehrenmitglied: Johann Wolfgang von Goethe.

    Die heutige „Society of Mining Professors/Societät der Bergbaukunde”, 1990 gegründet, stellt sich mit ihrem Namen sichtbar in die direkte Nachfolge ihres Vorläufers. Hauptziel damals wie heute: das wissenschaftliche und technische Wissen zu sichern und auszutauschen, das für eine nachhaltige Versorgung der Menschheit mit Mineralien wichtig ist. Der Gesellschaft gehören aktuell 287 Forschende aus 45 Ländern an. Sie repräsentieren 178 Forschungseinrichtungen rund um die Welt. SOMP gilt damit als die weltweit führende Fachgesellschaft der Bergbauwissenschaften. Die jährliche Tagung ist international die wichtigste in der Bergbauforschung.

    Nachbergbau ist „Forschung für die Ewigkeit“ und orientiert sich in besonderer Weise an den Nachhaltigkeitszielen der UNO (Sustainable Development Goals, SDGs). Das Potential ist groß, insbesondere für die Umsetzung der UNO-Nachhaltigkeitsziele bezahlbare und saubere Energie, menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum sowie Industrie, Innovation und Infrastruktur. Wo einst Kohle gefördert wurde, lassen sich erneuerbare Energien erzeugen. Im Ruhrgebiet finden sich zahlreiche Beispiele dafür, wie aus Halden und ehemaligen Zechengeländen Gewerbeparks, Wohn- und Erholungsgebiete werden. In einem interdisziplinären Team wird am FZN insbesondere zu den Themen Geomonitoring, Materialwissenschaften, Umwelttechnik und Geoökologie sowie den entsprechenden Zukunftspotentialen geforscht. Die Erkenntnisse fließen u. a. in das Grubenwassermanagement der RAG Aktiengesellschaft ein, das in der neuen Grubenwasser-Leitwarte auf der ehemaligen Zeche Pluto in Herne technisch umgesetzt wird. (THGA/Si.)

  • THGA-Präsident Prof. Jürgen Kretschmann erhält als erster Deutscher den Günter Fettweis-Award

    Er widmet sein Berufsleben dem Bergbau und Nachbergbau, fördert internationale Partnerschafen ebenso wie den wissenschaftlichen Nachwuchs: Für sein Engagement wurde Prof. Jürgen Kretschmann, Präsident der Technischen Hochschule Georg Agricola (THGA), Bochum, jetzt mit dem Günter Fettweis-Award ausgezeichnet. Der Preis wird verliehen von der Society of Mining Professors (SOMP), der weltweit führenden Fachgesellschaft der Bergbauwissenschaften, deren Vorsitz Prof. Kretschmann 2018 für ein Jahr übernommen hatte (Bild 1). Mit dem internationalen Award zeichnet die Vereinigung ihre aktiven Mitglieder aus, die einen besonderen fachlichen Beitrag in der SOMP leisten. Der Preis würdigt vor allem exzellente Leistungen in Lehre und Forschung, mit denen der Bergbau als wissenschaftliche Disziplin gefördert wird.

    Benannt ist die Auszeichnung nach Günter B. Fettweis (†2018), Professor für Bergbaukunde am Lehrstuhl für Bergbaukunde, Bergtechnik und Bergwirtschaft der Montanuniversität Leoben/Österreich. Fettweis hatte im Jahr 1990 die SOMP nach ihrem historischen Vorbild wiederbelebt und wurde zugleich der erste Präsident der neugegründeten Gesellschaft. Mit der Begeisterung für sein Fach galt er als Vorbild unter seinen Studierenden und Fachkollegen.

    Nicht zuletzt deswegen haben Prof. Fettweis und Prof. Kretschmann – der Namenspatron des Awards und sein Preisträger – viel gemeinsam. Beide studierten in Aachen, „lebten und lehrten“ Bergbau international und trieben aktiv die akademische Ausbildung im Montanwesen voran. „Ich bin sehr glücklich, dass ich als erster deutscher Wissenschaftler diese bedeutende Auszeichnung der renommiertesten akademischen Vereinigung im Bergbau weltweit erhalten habe“, sagte Prof. Kretschmann bei der feierlichen Verleihung. „Es ist zugleich eine Auszeichnung für meine Hochschule. Die THGA genießt weltweit einen sehr guten Ruf. Dabei steht sie nicht nur für eine hervorragende, praxisorientierte Ingenieur-ausbildung, sondern ist vor allem auf dem Gebiet der Rohstoffwissenschaften und des Nachbergbaus die führende Fachhochschule in Deutschland. Hier arbeiten wir mit renommierten Universitäten auf allen Kontinenten auf Augenhöhe zusammen.“

    Prof. Kretschmann studierte Wirtschaftswissenschaften in Aachen, Bochum und Dortmund und promovierte 1990 in Göttingen. 1998 folgte die Habilitation an der RWTH Aachen University im Fachbereich Georessourcen und Materialtechnik, wo er anschließend auch als Lehrbeauftragter tätig war. Von 1990 bis 2001 arbeitete Kretschmann in verschiedenen Positionen bei der RAG Aktiengesellschaft. Seit 2006 ist er Vorsitzender der Geschäftsführung der DMT-Gesellschaft für Lehre und Bildung mbH und zugleich Präsident der THGA. Außerdem ist Prof. Kretschmann Mitglied in zahlreichen nationalen und internationalen Fachgesellschaften und war zuletzt Präsident der SOMP (2018/19). (THGA/Si.)

  • Fachtagung „Bergbau, Energie und Rohstoffe 2019“ an der THGA: Podiumsdiskussion mit Minister Pinkwart

    Wie kann die Weltbevölkerung dauerhaft, sicher, bezahlbar sowie umwelt- und sozialverträglich mit Energie und Rohstoffen versorgt werden? Dieser zentralen Zukunftsaufgabe widmete sich die Fachkonferenz „Bergbau, Energie und Rohstoffe 2019“. Rund 400 Experten aus ganz Deutschland kamen vom 10. bis 13. September an der Technischen Hochschule Georg Agricola (THGA) in Bochum zusammen, um über Ansätze und Lösungen zu diskutieren (Bild 1). Auch das Thema Nachbergbau bildete dabei einen Schwerpunkt: Welche Risiken und Chancen die Bergbaufolgen mit sich bringen, wird am weltweit einzigartigen Forschungszentrum Nachbergbau (FZN) an der THGA interdisziplinär untersucht. Ausrichter der Tagung war der Deutsche Markscheider-Verein (DMV). Die Schirmherrschaft hatte Prof. Andreas Pinkwart übernommen, Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie in Nordrhein-Westfalen.

    Im Mittelpunkt stand das Thema Energiesicherheit in Deutschland und wie die Versorgung in Zeiten von Ressourcenknappheit aussieht. Ein grundlegender Wandel müsse her, forderte auch Pinkwart in seiner Keynote zum Auftakt der Veranstaltung: „Die Klimaschutzziele von Paris erfordern es, dass die Welt in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts weitgehend treibhausgasneutral wirtschaftet.“ Dieser Transformationsprozess stelle uns jedoch zugleich vor große Herausforderungen, so Pinkwart: „Aufgrund der weiterhin hohen Abhängigkeit von fossilen Energieträgern bei Strom, Wärme und im Verkehr werden sich künftig sowohl der Energiemix als auch die energiewirtschaftlichen Leistungsbeziehungen grundlegend verändern. Die bisherigen umfangreichen Importe von Erdöl, Steinkohle und Erdgas werden zunehmend durch von erneuer-baren Energien erzeugten Strom und Wasserstoff sowie durch synthetische Gase und synthetische Kraftstoffe ersetzt. Dafür ist ein zügiger Netzausbau notwendig.“

    Welche Herausforderungen und Chancen sich aus diesem Wandel ergeben, war auch Thema der Podiumsdiskussion an der THGA, in der sich Prof. Andreas Pinkwart (FDP), Wibke Brems (B90/Die Grünen), MdL Nordrhein-Westfalen, Klaus Freytag, Beauftragter der brandenburgischen Landesregierung für die Lausitz, Thorsten Dierks, Hauptgeschäftsführer Vereinigung Rohstoffe und Bergbau e. V. (VRB), sowie Walther Pelzer, Vorstandsmitglied des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und Leiter des DLR Raumfahrt-managements, austauschten.

    An der THGA stehen Effizienz, regenerative Energien und ein nachhaltiger Umgang mit Ressourcen seit jeher im Fokus. Dabei haben Forschung und Lehre immer den gesamten Stoffkreislauf im Blick und natürlich die Auswirkungen auf Mensch und Umwelt: „Rohstoffe und Energie sind für industrielles Wachstum, aber auch unser modernes Alltagsleben unverzichtbar“, sagte Hochschulpräsident Prof. Jürgen Kretschmann. „In jedem Handy, Auto oder Gebäude stecken natürliche Ressourcen. Bergbau und Energieversorgung bedeuten jedoch zwangsläufig Eingriffe in die Natur. Produktionsprozesse und deren Folgen sollten darum möglichst nachhaltig gestaltet werden. Diese zentralen Herausforderungen der Zukunft lassen sich unserer Auffassung nach nur interdisziplinär lösen – und mithilfe ganzheitlich denkender Fachleute, die wir an der THGA ausbilden.“ (THGA/Si.)

  • Drohnenflug im Steinbruch

    14 angehende Ingenieure für Rohstoffgewinnung der Technischen Hochschule Georg Agricola (THGA) in Bochum besuchten im Rahmen einer Fachexkursion das Werk Kallenhardt der Firma WESTKALK (Bild 1). Die Exkursion wurde mit einer Drohne begleitet, die im Zuge eines Fotoflugs die Aktivitäten der Hochschulgruppe dokumentierte.

    Mit Drohnen werden inzwischen auch Vermessungsarbeiten durchgeführt, die in Steinbrüchen zur jährlichen Massenberechnung erforderlich sind, um den Bruchzins für die Verpächter der Flächen und die Produkthaldenbestände zu Inventurzwecken exakt berechnen zu können. Bei WESTKALK wird die Drohnenvermessung derzeit noch nicht eingesetzt. Die Exkursionen der THGA-Hochschulgruppen werden inzwischen regelmäßig mit Drohnenflügen begleitet und dokumentiert, so Exkursionsleiter Prof. Albert Daniels.

    Die Hochschüler informierten sich im Rahmen der Steinbruchbegehung über die Geologie des devonischen Massenkalks und die im Werk Kallenhardt eingesetzte innovative Großtechnik. Auch drei Jahre nach Inbetriebnahme ist die Vorbruchanlage mit ihrer Kombination aus Trommelsiebanlage und Prallmühle in Deutschland einzigartig. Das Projekt war seinerzeit vom Bundesumweltministerium gefördert worden.

    Das Pilotprojekt von WESTKALK trägt zu einer verbesserten Lagerstättenausnutzung und somit zu einem deutlich reduzierten Flächenverbrauch bei – so das Bundesumweltministerium damals in einer Pressemitteilung. Die lehmhaltigen Substanzen werden in einem Trommelsieb zunächst zerkleinert und anschließend ausgesiebt. Das so erzeugte Vorsiebmaterial wird in der Steinwaschanlage gereinigt, um den darin enthaltenen Kalkstein zu verkaufsfähigen Produkten zu verarbeiten. Durch die verbesserte Trennung von Wertgestein und Abraummaterial kann auch stark lehmdurchsetztes gesprengtes Rohhaufwerk zur Vorbruchanlage gefahren werden. Dadurch sinkt der zuvor ungenutzte Anteil des Wertgesteins auf der Abraumhalde von etwa 30 auf unter 5 %. Der so erzielte höhere Ausnutzungsgrad der Lagerstätte führt zu einer nahezu optimalen Rohstoffeffizienz. (WESTKALK/Si.)

  • Datenhafen für die Ewigkeit

    Die Ewigkeit beginnt auf dem ehemaligen Bergwerk Pluto in Herne-Wanne. In der neuen Leitwarte der RAG Aktiengesellschaft, Essen, laufen alle Fäden zusammen, um die Aufgaben des Nachbergbaus zu steuern und zu kontrollieren (Bild 1). Das Unternehmen sichert so seine Prozesse rund um das Thema Wasser – zum Schutz von Mensch und Umwelt.

    Rund um die Uhr besetzen Wartisten die neue Leitwarte und überwachen eine Vielzahl von Anlagen und deren Prozesse an Ruhr, Saar und in Ibbenbüren. Dazu zählen neben der wettertechnischen Überwachung der offenen Grubengebäude auch die Wasserhaltungen, Dauerbergschäden, Polderanlagen sowie Tür- und Torkontrollen an allen relevanten Standorten. Zukünftig spielt auch ein innovatives und in Kooperation mit der Technischen Hochschule Georg Agricola (THGA), Bochum, entwickeltes System zur Beobachtung des Grubenwasseranstiegs eine wichtige Rolle. Das Monitoring liefert Informationen wie die Fließgeschwindigkeit, die Zusammensetzung und die Überstauung des Grubenwassers. Zusätzlich zu den Themenfeldern der Ewigkeitsaufgaben werden bereits im Mai 2019 alle Überwachungstätigkeiten im Zuge des Rückbauprozesses des Bergwerks Prosper-Haniel in die Leitwarte auf Pluto verlagert. Da hier viele wichtige Daten zentral zusammenlaufen, gilt die höchste Sicherheitsstufe.

    Auf einer Großbildwand von 10 m Breite und 2 m Höhe aus insgesamt 14 Bildschirmen kommt eine spezielle, für 24 h Dauerbetrieb geeignete Visualisierungstechnologie zum Einsatz. Die grafische Darstellung aller wichtigen Informationen findet auf der Wand automatisiert und ereignisorientiert statt. Kommt es beispielsweise zu einer Störung, erhält der Wartist hierüber Informationen und Anweisungen. An einem der vier Arbeitsplätze mit jeweils fünf Bildschirmen bearbeiten die Wartisten die Störung im Detail weiter und setzen die zuständigen Mitarbeiter oder den Bereitschaftsdienst in Kenntnis. Hinter der Visualisierung steht eine innovative Plattform im Leitwartensystem für die Verknüpfung sämtlicher Daten, die eine eindeutige Analyse ermöglicht. Das System ist modulartig aufgebaut und für zukünftige Aufgaben erweiterbar.

    Das Gebäude mit 1.700 m2 Nutzfläche verfügt über eine eigene Netzersatzanlage (NEA), die es ermöglicht, selbst bei einem regionalen Stromausfall die wichtigen Überwachungsprozesse bis zu einer Woche aufrechtzuerhalten. Die Daten verarbeiten und speichern Systeme in redundanter Ausführung: Wenn eine Komponente in der Prozesskette ausfallen sollte, bleibt die Warte ohne Einschränkungen in Betrieb. Den Bau der Leitwarte begleitete von Beginn an der TÜV Rheinland. Die Auflagen sind streng. Dazu gehören eben auch Betriebsführungs- und Notfallkonzepte sowie entsprechende Dokumentationen. (RAG/Si.)

  • NACHBergbauzeit in NRW: THGA und Bezirksregierung Arnsberg diskutieren Aufgaben und Perspektiven

    Kamp-Lintfort, am Rand des Ruhrgebiets: Wo einst Lärm, Dreck, Schweiß und Kohle regierten, soll 2020 die Landesgartenschau stattfinden und Millionen Besucher auf das ehemalige Bergwerksgelände der Zeche Friedrich-Heinrich ziehen. Wie solche einstigen Areale der Arbeit zu Naherholungsgebieten werden, war auch ein zentrales Thema auf der „NACHBergbauzeit in NRW“. Bereits zum fünften Mal veranstalteten die Bezirksregierung Arnsberg als Bergbehörde Nordrhein-Westfalens und die Technische Hochschule Georg Agricola (THGA), Bochum, am 07. März 2019 die gemeinsame Fachtagung (Bild 1). Bei den etwa 300 Experten, die in Bochum zusammenkamen, standen dieses Mal die „Aufgaben und Perspektiven“ im Fokus – und damit vor allem die Chancen der Nachbergbauzeit. Als Sinnbild dafür zierte die frühere Zeche Friedrich-Heinrich den diesjährigen Programmflyer.

    Feierlich eröffnet wurde die Veranstaltung von Bärbel Bergerhoff-Wodopia, Vorstandsmitglied der RAG-Stiftung, Essen. Sie blickte nach dem Ende des deutschen Steinkohlenbergbaus optimistisch in die Zukunft: „Das Ruhrgebiet war ein wichtiger Wissensort für den Bergbau, jetzt ist es ein Wissenszentrum für den Nachbergbau. Wir alle wollen, dass sich die ehemaligen Bergbaustandorte wirtschaftlich entwickeln und neue Arbeitsplätze sichern.“ Auch deshalb unterstützt die RAG-Stiftung die THGA bei der wissenschaftlichen Ausbildung von Nachbergbau-Experten und bei der Erforschung der sogenannten Ewigkeitsaufgaben.

    Zu diesen Ewigkeitsaufgaben gehören die Grubenwasserhaltung, Poldermaßnahmen und das Grundwassermanagement. „Das sind Themen, die heute aktueller sind denn je und die uns noch viele Jahrzehnte beschäftigen werden“, sagte Assessor des Bergfachs Friedrich Wilhelm Wagner, Leiter der Abteilung Bergbau und Energie in Nordrhein-Westfalen der Bezirksregierung Arnsberg. Dass auch die aktuelle Landesregierung diese Aspekte in ihre Koalitionsvereinbarungen aufgenommen hat, zeige, welche wichtige Rolle der Nachbergbau in Zukunft einnehme. Auch die Bergbehörde selbst werde ihre Aktivitäten im Risikomanagement weiter ausbauen, so Wagner, „vom Bereich der verlassenen Schächte auf den sogenannten oberflächennahen Bergbau mit seinen Streckensystemen und wasserführenden Stollen“. Vom Know-how sollen auch andere profitieren. Denn nicht nur in Nordrhein-Westfalen, auch in vielen anderen Regionen Deutschlands bestehen ähnliche Probleme, insbesondere in den ehemaligen Steinkohlen- und Erzrevieren in Bayern, Niedersachsen, Sachsen oder Thüringen.

    Doch auch wenn bereits viel Forschung und Ingenieurskunst betrieben wird, stehe die Nachbergbauzeit erst am Anfang, sagte Hochschulpräsident Prof. Jürgen Kretschmann. „Es muss noch viel Wissen erarbeitet und ausgetauscht werden. Dazu können gerade Veranstaltungen wie die „NACHBergbauzeit in NRW“ beitragen.“ In insgesamt elf Fachvorträgen sowie angeregten Diskussionen gingen die Akteure aus Wissenschaft, Unternehmen, Kommunen und Behörden in einen interdisziplinären Dialog. „Wie der Bergbau ist auch der Nachbergbau nicht eines Mannes Sache“, so Kretschmann. Das große Interesse von allen Seiten zeige schon heute, dass der Nachbergbau ein ganz besonderes Zukunftsthema sei: „Wenn wir den aktuellen Vorsprung des Ruhrgebiets halten und ausbauen, können wir international eine führende Rolle im Nachbergbau übernehmen.“ Die THGA ist hier auf einem guten Weg. Seit 2015 untersucht die Hochschule in einem einzigartigen Forschungszentrum Nachbergbau die dringenden Fragen, die kommen, wenn der Bergbau geht. Im Master-Studiengang Geoingenieurwesen und Nachbergbau bildet die THGA junge Menschen dafür aus, die komplexen Vorgänge der Bergwerksschließung und der Nachsorge zu planen und durchzuführen – mitunter bis in alle Ewigkeit. (THGA/Si.)

  • Bestens aufgestellt für die Zukunft: THGA veröffentlicht neuen Hochschulentwicklungsplan

    Digitalisierung, Konkurrenzdruck, gesellschaftlicher Wandel: Trends wie diese verändern die Anforderungen an eine Hochschule enorm. Die Technische Hochschule Georg Agricola (THGA), Bochum, stellt sich schon seit längerem auf die Herausforderungen der Zukunft ein. In einem neuen Hochschulentwicklungsplan, den sie jetzt unter www.thga.de/hochschulentwicklung veröffentlicht hat, formuliert sie ihre Ziele bis zum Jahr 2022 (Bild 1).

    Die THGA will attraktiv bleiben für Studierende und Kooperationspartner, sich ingenieurwissenschaftlich breit aufstellen und weiter ihre Qualität in Lehre und Forschung steigern – dies sind die Eckpunkte für die kommenden Jahre. Damit mache die Hochschule einen weiteren wichtigen Entwicklungsschritt in ihrer über 200-jährigen Geschichte, sagt Präsident Prof. Jürgen Kretschmann: „Der für unsere Tradition und unser Selbstverständnis bisher prägende deutsche Steinkohlenbergbau endete im Jahr 2018. Das bedauern wir sehr, aber wir haben uns auch schon seit langem neu aufgestellt – als Hochschule des Nachbergbaus und der industriellen Zukunft – um die komplexen Herausforderungen von morgen bewältigen zu können.“

    Bereits nach Veröffentlichung des ersten Hochschulentwicklungsplans im Jahr 2014 hat die THGA einen umfassenden Entwicklungsprozess in Gang gesetzt, in dem neue strategische Perspektiven erarbeitet wurden. Vieles davon konnte bereits umgesetzt werden. Der neue Hochschulentwicklungsplan ist deshalb sowohl Vorausschau als auch Statusbericht – und vor allem ein Gemeinschaftswerk, an dem die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der THGA ebenso mitgewirkt haben wie die Beschäftigten aus der Verwaltung.

    Einige Handlungsfelder hebt der Hochschulentwicklungsplan besonders hervor, darunter die Weiterentwicklung des Teilzeitstudiums, das bereits seit Jahren an der THGA boomt. Dabei finden die Kurse und Vorlesungen abends und am Wochenende statt, sodass sich Studium, Familie und Beruf flexibel miteinander kombinieren lassen. Als eine von wenigen Hochschulen erhebt die THGA dafür keine extra Studiengebühren – ein Erfolgsmodell in der Region.

    Zusätzlich will die THGA in den kommenden Jahren ihre Profilierung in der Forschung systematisch ausbauen und die Perspektiven für den wissenschaftlichen Nachwuchs an der Hochschule verbessern. Ein wichtiger Aspekt dabei ist das Motto „Aufstieg durch Bildung“: Als offene Hochschule, die sich für mehr Chancengleichheit einsetzt, unterstützt die THGA auch künftig aktiv Menschen, die sich durch Bildung eine neue Lebensperspektive erarbeiten wollen. „So können wir unseren ganzheitlichen Beitrag zur Bewältigung der Ewigkeitsaufgaben, Lehre, Forschung und Transfer, zum Strukturwandel in ehemaligen Bergbauregionen, zur Energiewende, für nachhaltige Rohstoffgewinnung und zur Industrie der Zukunft leisten“, so Prof. Kretschmann.

    Bis 2022 will die THGA außerdem ihre internationalen Aktivitäten in Lehre, Forschung und Transfer weiter ausbauen, sagt Prof. Kretschmann: „Es ist unsere Tradition, das Neue technologisch wie gesellschaftlich als Chance zu begreifen und den Wandel als Hochschule mitzugestalten, um die Welt ein bisschen besser zu machen – im Ruhrgebiet, in Europa und der Welt.“ Die Hochschule plant u. a., mehr englischsprachige Module anzubieten und die Abschlüsse zu internationalisieren – ein erster wichtiger Schritt in diese Richtung ist mit dem „Europa-Ingenieur“ (EUR ING) bereits getan. Seit diesem Semester können Absolventinnen und Absolventen eines Teilzeit-Masterstudiengangs den Titel an der THGA erlangen. Dabei handelt es sich nicht um einen akademischen Grad oder eine Berufsbezeichnung, vielmehr soll der EUR ING Ingenieursausbildungen bzw. -tätigkeiten europaweit vergleichbar machen. Er ist der Nachweis, dass der Träger des Titels sowohl über eine fundierte Ausbildung als auch über einschlägige Berufspraxis als Ingenieur verfügt und wird in ganz Europa als Qualifikationsnachweis anerkannt. (THGA/Si.)

  • THGA-Präsident Prof. Jürgen Kretschmann ist neuer Präsident der „Society of Mining Professors“

    Der Präsident der Technischen Hochschule Georg Agricola (THGA), Bochum, Prof. Jürgen Kretschmann, hat die Präsidentschaft der „Society of Mining Professors/Societät der Bergbaukunde“ (SOMP) übernommen (Bild 1). Für ein Jahr leitet er damit die weltweit führende Fachgesellschaft der Bergbauwissenschaften.

    „Diese Präsidentschaft ist mir eine große Ehre. Sie bietet die Möglichkeit, die besonderen Leistungen des deutschen Steinkohlenbergbaus deutlich herauszustellen – gerade in dem Jahr, in dem er zu Ende geht. Außerdem wird international das Thema Nachbergbau in den Fokus der globalen Bergbauwissenschaft gerückt“, sagte Kretschmann. „Dass ich als Fachhochschulpräsident dieses Amt bekleide, zeigt deutlich, dass international kein Unterschied zwischen Universitäten und Fachhochschulen gemacht wird. Es kommt allein auf die persönliche Leistung an.“

    Die SOMP-Präsidentschaft hat Prof. Kretschmann auf der diesjährigen 29. Jahrestagung in Peking/China übernommen. Damit wird die THGA Gastgeber von zwei wichtigen Konferenzen: Bereits im Oktober dieses Jahres treffen sich in Bochum an der Hochschule Bergbauwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler. Sie werden insbesondere die historische Bedeutung des deutschen Steinkohlenbergbaus und der Ruhrkohle AG für die weltweite Entwicklung betrachten.

    Im Herbst 2019 findet dann die nächste Jahrestagung statt: Sie wird sich der Zukunft des Bergbaus und dem Thema Nachbergbau widmen. Auf beiden Feldern sind deutsche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie die THGA mit ihrem Forschungszentrum Nachbergbau Vorreiter. (THGA/Si.)

  • Rohstofftag an der THGA

    DieTechnische Hochschule Georg Agricola (THGA), Bochum, veranstaltete am 12. April 2018 einen Rohstofftag (Bild 1). Laut Prof. Albert Daniels, der die Veranstaltung organisiert hat, war der Tag ein voller Erfolg. Noch einen Tag vorher waren die letzten Anmeldungen hereingekommen, am Schluss waren es genau 200 Personen, die auf der Teilnehmerliste standen. Das habe alle Erwartungen deutlich übertroffen. Das Feedback während der Veranstaltung war sehr gut, jeder konnte sein Fachwissen erweitern und angeregte Diskussionen führen. Auch die Aussteller hatten ausreichend Gelegenheit, viele Gespräche zu führen.

    Insbesondere die von Prof. Daniels angeregten „Deals“, bei denen die THGA in Kooperation mit Rohstoffunternehmen in den Regionen der Unternehmen Werbung für die Bergbaubranche und den Studiengang durchführen konnte, hat eine erstaunliche Reaktion ausgelöst. Ihm wurden bereits zahlreiche „Deals“ angeboten. (THGA/ Si.)

  • Forum Bergbau und Wasser: Christian Melchers von der THGA gehört zum neuen Experten-Kuratorium

    Was passiert, wenn der Bergmann geht und das Wasser kommt? Was muss man beachten, um Natur und Umwelt nicht zu belasten? Diesen und anderen Fragen rund um Grubenwasserkonzepte widmet sich die unabhängige Treuhandstiftung „Forum Bergbau und Wasser“, die jetzt in Essen ihre Arbeit aufgenommen hat (Bild 1). Risiken und Chancen, die sich daraus ergeben, will das Kuratorium aus internationalen Experten untersuchen – darunter auch Prof. Christian Melchers, wissenschaftlicher Leiter des Forschungszentrums Nachbergbau an der Technischen Hochschule Georg Agricola (THGA), Bochum, der zum stellvertretenden Vorsitzenden ernannt wurde. Die Erkenntnisse sollen helfen, die bisherigen Grubenwasserkonzepte für die Reviere an der Ruhr, der Saar und in Ibbenbüren nachhaltig zu optimieren. Gefördert wird die Stiftung dabei in den kommenden fünf Jahren von der RAG Aktiengesellschaft mit 5 Mio. €.

    Nachdem Ende 2018 die letzte Tonne deutsche Steinkohle zu Tage gefördert wurde, soll das Grubenwasser bis zu einer umweltverträglichen Höhe ansteigen. Das sehen bestehende Konzepte vor. Kritiker befürchten dadurch allerdings Auswirkungen auf Trinkwasser und Umwelt. Die Diskussion zeige, so Prof. Melchers, dass es beim Grubenwasseranstieg einen Optimierungsbedarf gebe, den weitere Forschungen decken könnten.

    Um diese Forschungen zu realisieren, hat die Stiftung sechs international anerkannte Experten auf den Gebieten der Hydrogeologie – also der Wissenschaft vom Wasser in der Erdkruste – und des Grubenwassers ins Kuratorium berufen. „Wir sind unabhängig und forschen für die Praxis. Unsere Forschungsergebnisse sollen dazu beitragen, ökonomisch und ökologisch nachhaltige Lösungen für Mensch und Natur zu entwickeln“, sagt der Vorsitzende, Prof. Josef Klostermann, ehemaliger Direktor des Geologischen Dienstes in Nordrhein-Westfalen.

    Dabei führt die Stiftung eigene Forschungsprojekte aus, vergibt aber auch Fördergelder für Projekte an Dritte, erklärt Prof. Melchers: „Unterstützt werden Grundlagen- und anwendungsbezogene Forschung. Impulse aus Fachkreisen und der interessierten Öffentlichkeit sind uns sehr willkommen.“ Noch in diesem Jahr soll es deshalb eine große Dialogveranstaltung geben. Hier können sich interessierte Bürger, Behörden und die Politik beteiligen, eigene Vorschläge einbringen, um so Herausforderungen zu identifizieren. „Außerdem sollen diese Veranstaltungen helfen, die komplexen Zusammenhänge des Grubenwasseranstiegs zu erklären und so die Akzeptanz in der Gesellschaft zu steigern.“

    Die Unabhängigkeit der neuen Stiftung ist garantiert. Der Förderer RAG kann keinen Einfluss auf die Arbeit der Organisation nehmen. Das kontrolliert auch der Stifterverband, der das Vermögen verwaltet. Darüber hinaus hat sich die RAG dazu verpflichtet, die Vorschläge des Expertenkreises in ihren Grubenwasserkonzepten zu berücksichtigen und in die Praxis umzusetzen.

    Zum Expertenkreis des „Forum Bergbau und Wasser“ gehören neben Prof. Melchers und Prof. Klostermann Prof. Maria-Theresia Schafmeister, Universität Greifswald, Prof. Christian Wolkersdorfer, Tshwane University of Technology, Pretoria/Südafrika, Prof. Sylke Hilberg, Universität Salzburg/Österreich, Prof. Georg Wieber, Universität Mainz und Rainer Lüdtke, der die gemeinnützige Treuhandstiftung für den Stifterverband koordiniert. (THGA/Si.)

  • Flexibel und international: Neuer Masterstudiengang „Mineral Resource and Process Engineering” an der THGA

    Die Gewinnung mineralischer Rohstoffe ist die größte „Massenbewegung“ der Welt. Jedes Jahr werden weltweit mehr als 30 Mrd. t an Gestein, Erden, Erzen und Energierohstoffen abgebaut. Sie bilden die Grundlage unseres modernen Lebens. Die Rohstoffbranche bietet daher viele berufliche Perspektiven. Bestens darauf vorbereitet wird man an der Technischen Hochschule Georg Agricola (THGA), Bochum, mit dem neuen, deutschlandweit einzigartigen Master-Studiengang „Mineral Resource and Process Engineering“. Der praxisnahe Studiengang rund um Ressourcengewinnung und Weiterverarbeitung startet bereits im Wintersemester 2017/18 und kann sowohl in Vollzeit als auch in einem berufsbegleitenden Teilzeit-Studium absolviert werden (Bild 1).

    Das Besondere ist die Fächerkombination und die ungewöhnliche Flexibilität, sagt Studiengangsleiter Prof. Ludger Rattmann: „Das ist ein Studium mit unbegrenzten Möglichkeiten: Die Studierenden können frei wählen zwischen den Richtungen „Mineral Resource Engineering“ (Rohstoffgewinnung) oder „Process Engineering“ (Verfahrenstechnik und Aufbereitung). Aus einem Pool an Lehrveranstaltungen stellen sie sich selbstständig ihr ganz persönliches Studienprogramm zusammen.“ Das enthält neben klassischen Lehrveranstaltungen auch viele Praxiselemente, Planspiele, E-Learning und eigene kleine Projekte. So werden die angehenden Ingenieurinnen und Ingenieure darauf vorbereitet, Taktik und Technik in großem Maßstab zu entwickeln – „und dabei immer den nachhaltigen Umgang mit natürlichen Ressourcen im Blick zu haben“, ergänzt Prof. Rattmann.

    In das Master-Studium integriert ist eine forschungsorientierte berufspraktische Tätigkeit in Unternehmen oder Organisationen aus dem Rohstoffsektor – einschließlich der Bereiche Aufbereitung, Recycling, Energieeffizienz sowie Arbeits- und Umweltschutz. Neben ingenieurwissenschaftlichen Inhalten vermittelt das Studium auch Managementkompetenzen und bereitet so auf die Tätigkeit als Führungskraft vor. Da der Bedarf national wie international riesig ist, findet der Unterricht an der THGA auf Englisch und Deutsch statt. Die Studienrichtung „Mineral Resource Engineering“ kann auch vollständig in englischer Sprache absolviert werden.

    Der Master „Mineral Resource and Process Engineering” im Überblick:

    • Start im Wintersemester 2017/18,
    • Studiendauer: vier Semester (Vollzeitstudium)/sechs Semester (berufsbegleitendes Teilzeitstudium),
    • Abschluss: Master of Science (M.Sc.).

    Zulassungsvoraussetzungen:

    • berufsqualifizierender Hochschulabschluss (Bachelor oder Diplom) der Fachrichtungen Rohstoffgewinnung, Verfahrenstechnik oder einer vergleichbaren Fachrichtung,
    • ausreichende Englisch- und Deutschkenntnisse.

    Weitere Infos und Bewerbung:
    www.thga.de/mrpe. (THGA/Si.)

  • TH Georg Agricola informiert Berliner Politik über Nachbergbau und nachhaltige Rohstoffgewinnung

    Weltweit werden jährlich 35 Mrd. t Rohstoffe gewonnen. Deutschland produziert einen Großteil seiner benötigten Rohstoffe im eigenen Land. Im Jahr 2015 betrug deren Gesamtwert 13,4 Mrd. €. Für die Akzeptanz des Bergbaus in der Bevölkerung spielt der verantwortungsvolle Umgang mit den Bergbaufolgen eine entscheidende Rolle – das wissen auch politische Entscheidungsträger. Bei einem parlamentarischen Frühstück informierte die Technische Hochschule Georg Agricola (THGA), Bochum, am 8. März 2017 interessierte Bundestagsabgeordnete über Forschung und Lehre zur nachhaltigen Rohstoffgewinnung (Bild 1). Im Mittelpunkt standen dabei die Aktivitäten des weltweit einzigartigen Forschungszentrums Nachbergbau (FZN) an der THGA. Bernd Westphal, Sprecher der Ausschuss-arbeitsgruppe Wirtschaft und Energie der SPD-Bundestagsfraktion, hatte das parlamentarische Frühstück gemeinsam mit Manfred Freitag, Geschäftsführer der THGA-Trägergesellschaft DMT-LB angeregt.

    THGA-Präsident Jürgen Kretschmann verdeutlichte den Abgeordneten, dass Deutschland über 70 % seines Rohstoffverbrauchs durch eigene Gewinnung deckt. Weltweit betrachtet werden immer mehr Rohstoffe produziert und verbraucht. Sie spielen auch für High-Tech-Anwendungen eine große Rolle, etwa zur Erzeugung und Nutzung erneuerbarer Energien. „Umso wichtiger ist die Forschung für die nachhaltige Rohstoffgewinnung in Deutschland – aber auch für Deutschland, weil viele Rohstoffe, die wir benötigen, in anderen Ländern produziert werden“, sagte Kretschmann. „Rohstoffgewinnung hat Folgen. Diese Folgen zu bewältigen und Risiken zu minimieren ist heute Grundbedingung, damit Bergbau weiterhin akzeptiert wird. Ohne Nachhaltigkeit kein Bergbau.“ Als deutschlandweit einzige Fachhochschule mit einem rohstoffwissenschaftlichen Schwerpunkt habe die THGA das Thema Nachbergbau auf ihre wissenschaftliche Agenda gesetzt.

    Bärbel Bergerhoff-Wodopia, Vorstandsmitglied der RAG-Stiftung, Essen, erläuterte die Forschungsförderung der RAG-Stiftung an der THGA: „Wir haben sehr früh in der Amtszeit des neuen Vorstands entschieden, dass zur Erforschung des Umgangs mit den Bergbaufolgen ein Zentrum für den Nachbergbau notwendig ist. Deshalb haben wir eine Stiftungsprofessur für Nachbergbau an der THGA finanziert, die mit Prof. Christian Melchers hervorragend besetzt wurde.“ Das FZN habe sich hervorragend entwickelt und insbesondere bei der Erforschung der Wasserhaltung wichtige Beiträge geleistet. „Die Wasserhaltung ist überall da, wo die Steinkohlenförderung endet, ein hochsensibles Thema. Unabhängige, wissenschaftliche Projekte zu dieser Thematik tragen hier zur notwendigen Versachlichung bei“, so Bergerhoff-Wodopia.

    Der Stiftungsprofessor und wissenschaftliche Leiter des FZN, Prof. Christian Melchers, stellte den Bundestagsabgeordneten die Bedeutung seines Fachgebiets und die Arbeit des FZN vor: „Deutschland ist ein Land mit einer langen Bergbautradition.“ Allein in Sachsen ist auf rd. 75 % der besiedelten Fläche in der Vergangenheit Bergbau betrieben worden, in Nordrhein-Westfalen liegen in mehr als 50 % aller Kommunen aktive oder ehemalige Bergbaustandorte. Das stelle die Gesellschaft vor große, dauerhafte Herausforderungen, die vielfach von der öffentlichen Hand getragen würden – so etwa im ehemaligen ostdeutschen Uranbergbau durch die Wismut GmbH, im Braunkohlenbergbau durch die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV). „In der Steinkohle an Ruhr, Saar und in Ibbenbüren haben wir die Besonderheit, dass der Bergbaubetreiber für die Spuren des Bergbaus selbst aufkommt. Das ist weltweit einmalig.“ Zentral bei der Bewältigung der Bergbaufolgen seien dabei die Fragen der über- und untertägigen Wasserhaltung, bekräftigte Melchers. „Hier ist die spannende Frage: Wie hoch sollte das Grubenwasser ansteigen, damit ein möglichst nachhaltiger Prozess initiiert wird? Weder ökologisch noch ökonomisch ist es sinnvoll, Bergbauregionen auf Dauer große Mengen Wasser aus großen Tiefen zu entnehmen. Ein kontrollierter Grubenwasseranstieg stellt insofern die nachhaltigste Lösung dar.“ Wichtig sei es, in der Gesellschaft und bei Entscheidungsträgern ein Bewusstsein für diese Fragestellungen und deren wissenschaftlich fundierte Bearbeitung zu schaffen. (THGA/Si.)

  • Nachbergbau in Thailand: THGA-Trägergesellschaft kooperiert mit staatlichem Energiekonzern

    Immer mehr Länder sorgen sich um die Auswirkungen der Kohleverstromung und verstärken ihre Anstrengungen für eine nachhaltige Bewältigung von Bergbaufolgen. Die Technische Hochschule Georg Agricola (THGA), Bochum, leistet auf diesem Gebiet Pionierarbeit und ist darum als Partner in Forschung und Lehre weltweit gefragt: Der staatliche thailändische Energieversorger Electricity Generating Authority of Thailand (EGAT) wird künftig mit der THGA-Trägerin DMT-Gesellschaft für Lehre und Bildung (DMT-LB) im Bereich Nachbergbau zusammenarbeiten. Eine entsprechende Kooperationsvereinbarung unterzeichneten der Vorsitzende der Geschäftsführung der DMT-LB und Präsident der THGA, Prof. Jürgen Kretschmann, und der für Bergbau zuständige EGAT-Vorstand Thaworn Ngamganokwan am 17. November 2016 in Bangkok/Thailand (Bild 1).

    EGAT ist der mit Abstand wichtigste Energieversorger des südostasiatischen Schwellenlands und produziert rd. 37 % der Elektrizität in Thailand. Etwa ein Fünftel davon wird in Kohlekraftwerken erzeugt. EGAT betreibt dafür u. a. im Norden des Lands mit Mae Moh den größten Braunkohlentagebau Südostasiens. Er erstreckt sich über eine Fläche von 135 km2 und liefert jährlich rd. 16 Mio. t Braunkohle. Der Abbau läuft seit den 1950er Jahren und soll voraussichtlich im Jahr 2051 beendet sein.

    „Wer die deutschen Braunkohlenreviere am Niederrhein und in der Lausitz vor Augen hat, kann sich ungefähr vorstellen, welche großen Herausforderungen in dem gigantischen Areal in Mae Moh zu bewältigen sind“, sagte Prof. Kretschmann anlässlich der Vertragsunterzeichnung. „Wir unterstützen Thailand gerne dabei, sichere und umweltverträgliche Lösungen zu finden und eine nachhaltige Nachnutzungsstrategie zu entwickeln.“ Dazu gehörten sowohl ein Risikomanagement, das ökologische, ökonomische und soziale Aspekte umfasse, als auch konkrete Maßnahmen wie die Sicherung und Sanierung kontaminierter oder von Hangrutschungen bedrohter Flächen. Das Forschungszentrum Nachbergbau und die Geotechnik-Experten der THGA können das thailändische Unternehmen hier mit Know-how unterstützen. Neben gemeinsamen Forschungs- und Entwicklungsprojekten soll sich die Zusammenarbeit aber auch auf Aus- und Weiterbildung erstrecken. So möchte EGAT ausgewählte Mitarbeiter für ein Master-Studium oder ein Dissertationsprojekt an die THGA entsenden.

    Die Erfahrung im Ruhrgebiet zeigt, dass für den zukunftsorientierten Umgang mit dem Bergbauerbe auch kulturelle Faktoren eine wichtige Rolle spielen. „Industriekultur zu bewahren und kreativ mit Leben zu erfüllen trägt viel dazu bei, dass Wandlungsprozesse akzeptiert und positiv erlebt werden.“, so Prof. Kretschmann. Aus diesem Grund ist auch das Deutsche Bergbau-Museum (DBM) in die Zusammenarbeit mit EGAT einbezogen. Die THGA und das DBM werden beide von der DMT-LB getragen. (THGA, Si.)

  • TU Clausthal kooperiert mit Technischer Hochschule Georg Agricola in Bochum

    Insbesondere auf den Gebieten des Bergbaus, des Nachbergbaus und der Verfahrenstechnik wollen die TU Clausthal (TUC), Clausthal-Zellerfeld, und die Technische Hochschule Georg Agricola (THGA) in Bochum in Zukunft zusammenarbeiten. Prof. Alfons Esderts, TU-Vizepräsident für Forschung und Technologietransfer, und Prof. Jürgen Kretschmann, Präsident der Bochumer Hochschule, haben einen entsprechenden Kooperationsvertrag unterzeichnet (Bild 1).

    Initiiert wurde die Kooperation auf Clausthaler Seite durch Prof. Oliver Langefeld vom Institut für Bergbau, der zugleich im Hochschulrat der THGA vertreten ist: „Ich kenne beide Einrichtungen; es gibt mehrere Ansatzpunkte für eine Zusammenarbeit, die für beide Seiten von Vorteil sein kann“, sagte Prof. Langefeld. TH-Präsident Prof. Kretschmann betonte: „Bergbau und Rohstoffgewinnung sind für Deutschland nach wie vor sehr bedeutsam. Deshalb ist es gut, wenn zwei auf diesem Gebiet führende Hochschulen ihre Verbindung vertiefen.“

    Die THGA hat im Frühjahr 2016 ihr 200-jähriges Bestehen gefeiert. Von ihren rd. 2.400 Studierenden kommen ca. 80 % aus der näheren Umgebung. Während die anwendungsorientierte Lehre einen wichtigen Stellenwert an der Hochschule hat, intensiviert sie gegenwärtig ihre Forschungsaktivitäten. Im Oktober des vergangenen Jahres gründeten die Bochumer das Forschungszentrum Nachbergbau. Was bleibt, wenn der Bergmann geht? Dieser Frage widmen sich die Forscher und finden auf diesem Gebiet zahlreiche Anknüpfungspunkte zur TUC, die sich ebenfalls mit Nachhaltigkeit und Folgenutzung im Bergbau beschäftigt.

    In der Lehre wollen die Westfalen einen Masterstudiengang zur Thematik „Mining + Processing“ einführen. An der TUC ist im Wintersemester 2014 der hierzulande erste englischsprachige Masterstudiengang im Bergbau („Mining Engineering“) erfolgreich gestartet worden. „Wir freuen uns, wenn sich die TU Clausthal in den Aufbau unseres ebenfalls international ausgerichteten Studiengangs einbringt“, sagte Prof. Kretschmann.

    Neben dem Bereich Geoingenieurwesen und Bergbau – mit dem Fokus in der Lehre auf Steine und Erden – hat die Bochumer Hochschule weitere Schwerpunkte in Maschinen- und Verfahrenstechnik sowie in der Elektro- und Informationstechnik. Auch hier könnten sich Kooperationsmöglichkeiten ergeben, äußerte sich der Prof. Esderts. (TUC/Si.)

  • THGA

    An der Technischen Hochschule Georg Agricola (THGA) hat am 9. Mai 2016 erstmals eine Hochschulwahlversammlung die drei akademischen Vizepräsidenten gewählt: Prof. Dr. Jochen Arthkamp wird zum Vizepräsidenten für Studium und Lehre, Prof. Dr. Michael Bendrat zum Vizepräsidenten für Forschung und Entwicklung, und Prof. Dr. Ulrich Paschedag übernimmt das Amt des Vizepräsidenten für Hochschulentwicklung. Ihre Amtszeit beginnt am 1. September 2016. Prof. Dr. Jürgen Kretschmann bleibt weiterhin Präsident der THGA, seine achtjährige Amtszeit begann bereits im Jahr 2014. Die Vizepräsidentin für Haushalt und Verwaltung, Dr. Susanne-Christiane Buchbinder, wurde zum 1. April 2016 von der Trägergesellschaft der THGA, der DMT-Gesellschaft für Lehre und Bildung, für eine weitere achtjährige Amtszeit bestellt.

  • Kohle in Kolumbien nachhaltig gewinnen: TH-Experten engagieren sich für Wissenstransfer

    Die Steinkohle gehört mit einem Anteil von 18 % an der Stromerzeugung zu den wichtigsten Energieträgern in Deutschland. Der Löwenanteil der verbrauchten Steinkohle kommt aus dem Ausland, rd. 16 % davon aus Kolumbien. Damit ist das südamerikanische Land nach Russland und den USA drittgrößter Lieferant. Die kolumbianische Kohleindustrie steht jedoch wegen Umweltvergehen und Menschenrechtsverletzungen in der Kritik. Vor diesem Hintergrund engagiert sich die Technische Hochschule Georg Agricola (THGA) für mehr Nachhaltigkeit. THGA-Präsident Prof. Dr. Jürgen Kretschmann und der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Alfred Niski trafen dazu bei einer Kolumbienreise Fachkollegen, Studierende und Industrievertreter.

    Die THGA ist seit November 2015 Partnerhochschule der Universidad National de Colombia (Nationale Universität Kolumbiens, UNAL), deren Bergbaufakultät in Medillín Ziel der Reise war. Kretschmann und Niski informierten dort Studierende über das Hochschulsystem in Deutschland und Möglichkeiten, an der THGA zu studieren. Den wissenschaftlichen Austausch zu intensivieren war auch Ziel der Regionalkonferenz der Society of Mining Professors (SOMP), die ebenfalls in Medillín stattfand (Bild 1). Die weltweit wichtigste Vereinigung der Rohstoffwissenschaftler hatte erstmals nahezu alle Bergbauhochschulen Lateinamerikas versammelt. Die beiden Bochumer waren neben Vertretern aus Spanien einzige europäische Teilnehmer.

    Beim anschließenden Nationalkongress der kolumbianischen Bergbauindustrie waren die beiden THGA-Professoren als Experten in Sachen Nachhaltigkeit gefragt. Während Kretschmann in seinem Vortrag vor allem auf die Themen Arbeits- und Umweltschutz sowie Risikomanagement in der Steinkohlenproduktion einging, zeigte Niski Möglichkeiten zum nachhaltigen Konfliktmanagement auf. „Die kolumbianische Kohleindustrie wird von internationalen Konzernen beherrscht, die zu wenig Rücksicht auf die Rechte der lokalen Bevölkerung nehmen. Konflikte werden zum Teil mit Waffengewalt ausgetragen, Eigentumsrechte oder die Traditionen der indigenen Bevölkerung werden massiv missachtet. Eine nachhaltige Lösung kann nur darin bestehen, alle Beteiligten in einen gleichberechtigten Dialog zu bringen und dabei vor allem Rücksicht auf die Schwächsten zu nehmen,“ so Niski.

    „Ich sehe uns als Botschafter für eine nachhaltige Rohstoffgewinnung in Südamerika“, sagt dazu THGA-Präsident Kretschmann. „Menschenrechte, Umweltschutz und Arbeitsschutzstandards, wie sie die Internationale Arbeitsorganisation ILO aufgestellt hat, müssen auch in der kolumbianischen Kohleindustrie gelten. Darauf haben bereits NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin und der IG BCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis hingewiesen. Unsere heimische Stromversorgung darf nicht zu Lasten von Mensch und Umwelt andernorts gehen. Darum möchten wir unsere Fachkollegen an der UNAL gerne weiter unterstützen und den Wissenstransfer weiter intensivieren.“ (THGA/Si)

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