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Das ENTRIA-Projekt: Ausgewählte disziplinäre und interdisziplinäre Forschungsthemen

Ausgabe 03/2015

ENTRIA („Entsorgungsoptionen für radioaktive Reststoffe: interdisziplinäre Analysen und Entwicklung von Bewertungsgrundlagen“, www.entria.de) ist ein gemeinsames Forschungsprojekt von zwölf Instituten bzw. Fachbereichen deutscher Universitäten und Großforschungseinrichtungen sowie einem Partner aus der Schweiz. Es wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert. Wissenschaftler aus Natur-, Ingenieur-, Geistes-, Rechts-, Sozial- und Politikwissenschaften sowie aus dem Bereich Technikfolgenabschätzung führen disziplinäre und interdisziplinäre Forschungen durch, die sich mit drei Optionen für die Entsorgung insbesondere von hochradioaktiven Abfällen befassen:

  • Endlagerung in tiefen geologischen Formationen ohne Vorkehrungen zur Rückholbarkeit,
  • Einlagerung in tiefe geologische Formationen mit Vorkehrungen zur Überwachung und Rückholbarkeit und
  • (längerfristige) Oberflächen- (oder oberflächennahe) Lagerung.

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Autoren: Klaus-Jürgen Röhlig, Peter Hocke, Ulrich Smeddinck, Clemens Walther

In diesem Aufsatz werden die folgenden ausgewählten – disziplinären und interdisziplinären – Forschungsthemen kurz vorgestellt, um einen Eindruck vom Projektumfang zu vermitteln:

  • Oberflächenlagerung,
  • Referenzkonzepte für die Einlagerung in tiefe geologische Formationen mit Rückholbarkeit und Überwachung,
  • Strahlenexposition und Rechtfertigung von Maßnahmen,
  • interdisziplinäre Perspektiven zu Dosisgrenzwerten,
  • Vergleichsstudien zur Governance bei radioaktiven Abfällen,
  • Governance von radioaktiven Abfällen in der Schweiz,
  • Beteiligung der Öffentlichkeit und das deutsche Standortauswahlgesetz und
  • Bürgerforum.

Das Projekt

Offensichtlich betrifft die Entsorgung radioaktiver Abfälle die Gesellschaft als Ganzes und verlangt daher nach mehr als technologischer und naturwissenschaftlicher Forschung. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert u. a. das Verbundforschungsprojekt ENTRIA, um die Entwicklung von interdisziplinären Forschungsansätzen sowie die fachliche (akademische) Bildung und das Wissensmanagement zu unterstützen. ENTRIA („Entsorgungsoptionen für radioaktive Reststoffe: interdisziplinäre Analysen und Entwicklung von Bewertungsgrundlagen“, www.entria.de) wird von zwölf Instituten bzw. Fachbereichen deutscher Universitäten sowie Großforschungseinrichtungen und einem Partner aus der Schweiz durchgeführt. Die an ENTRIA beteiligten Wissenschaftler vertreten Natur-, Ingenieur-, Geistes-, Rechts-, Sozial- und Politikwissenschaften sowie Technikfolgenabschätzung. In Anerkenntnis der Tatsache, dass alle diese Disziplinen in Fragen der Behandlung von radioaktiven Abfällen miteinander agieren müssen, will das Projekt Bewertungsprinzipien und Kenntnisse über die „Kontextstrukturen“ für drei Optionen für die Entsorgung insbesondere von hochradioaktiven Abfällen untersuchen und entwickeln:

  • Endlagerung in tiefen geologischen Formationen ohne Vorkehrungen zur Rückholbarkeit,
  • Einlagerung in tiefe geologische Formationen mit Vorkehrungen zur Überwachung und Rückholbarkeit und
  • (längerfristige) Oberflächen- (oder oberflächennahe) Lagerung.

Zur Unterstützung der interdisziplinären Forschung und Zusammenarbeit ist das Projekt in drei sogenannten Vertikalprojekten organisiert, die sich jeweils mit einer Entsorgungsoption befassen und die alle in erster Linie von Naturwissenschaftlern und Ingenieuren bearbeitet werden. Darüber hinaus werden übergreifende Aspekte wie „Synthese, Koordination und Kommunikation“, „Technikfolgenabschätzung und Governance“, „Ethisch-moralische Begründung, rechtliche Voraussetzungen und Implikationen“ sowie „Interdisziplinäre Risikoforschung“ interdisziplinär in sogenannten Transversalprojekten (Bild. 1) bearbeitet.

Fig. 1.  ENTRIA structure, Bild 1.  ENTRIA Struktur

Fig. 1. ENTRIA structure, Bild 1. ENTRIA Struktur

Für ENTRIA bildet solide disziplinäre Forschung eine unabdingbare Grundlage für Interdisziplinarität. Nachfolgend werden ausgewählte – disziplinäre und interdisziplinäre – Forschungsthemen kurz vorgestellt, um einen Eindruck vom Projektumfang zu vermitteln.

Vertikalprojekt „Oberflächenlagerung“

Es gibt mehrere mögliche Motivationen für die Erforschung der (längerfristigen) Oberflächenlagerung. Einerseits ist es offensichtlich, dass der vom kürzlich verabschiedeten deutschen Standortauswahlgesetz (StandAG 2013) festgelegte Zeitplan Lagerzeiten erfordert, die über die 40 Jahre hinausgehen, für die den vorhandenen Lagereinrichtungen eine Genehmigung erteilt wurde. Andererseits könnte man Lagerung als vorübergehende Alternative zur Entsorgung untersuchen. In beiden Fällen müssen Themen wie Lagerkonzepte, Gebäude, Behälter, Sicherheitsfragen sowie Modernisierungs- und Betriebsstrategien erforscht werden. Das Projekt befasst sich in dafür speziell gebildeten Arbeitspaketen mit

  • bautechnischen Konzepten,
  • monitoring-basierten Sicherheits- und Life-Cycle-Konzepten und
  • Anforderungen im Zusammenhang mit Abfallbehandlungsmethoden.

Es will mit Hilfe eines Bewertungskatalogs aus zahlreichen Kriterien einen Vergleich von vorhandenen und denkbaren Lagerungsmethoden vornehmen. Bisher wurden Lagereinrichtungen weltweit auf der Basis der Literatur sowie von Besuchen und Gesprächen mit Betreibern ausgewählter Einrichtungen analysiert. Die Analyse konzentriert sich auf Herausforderungen durch verlängerte Lagerzeiten. In einem weiteren Schritt wird eine Dokumentation mit Anforderungen und Vorschriften, technischen Konzepten, ausgewählten Beispielen, Wartungsfragen und Herausforderungen durch längerfristige Lagerung entwickelt. Letztere werden sich auf die Identifizierung relevanter Schädigungsmechanismen und die Analyse technischer und theoretischer Modelle zur Vorhersage von Schädigungsprozessen und der Extrapolationsmöglichkeiten über lange Zeiträume konzentrieren…

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