Editorial
Die klimafreundliche Erzeugung von Wärmeenergie ist Teil der Energiewende in Deutschland. Geothermie ist hier das Stichwort, insbesondere die Tiefengeothermie. Sie ist emissionsfrei und steht potentiell unbegrenzt überall und unabhängig vom Wetter zur Verfügung. Bei München wird bereits seit 2011 das Fernwärmenetz mit warmem Wasser aus einer tiefen Bohrung versorgt und auch in Berlin, Potsdam und Schwerin gibt es aktuell entsprechende Projekte. Warum aber hat sich die tiefe Geothermie für die Wärmewende bisher nicht flächendeckend durchgesetzt und welche Alternativen gibt es für den Wärmesektor? In der vorliegenden Ausgabe des Mining Report Glückauf gehen wir u. a. dieser Frage nach.
Die Tiefengeothermie bietet die Möglichkeit, regional verfügbare Ressourcen zu nutzen und so die Abhängigkeit von Energieimporten zu verringern. Allerdings erfordert sie erhebliche Investitionen in Exploration und Infrastruktur. Staatliche Anreize und Förderprogramme könnten helfen, die Wirtschaftlichkeit zu verbessern. Entsprechende Strategien zur Optimierung und Beschleunigung der Erkundung tiefer Geothermie wie luft- und bodenphysikalische Erkundungsmethoden, der Einsatz seismischer Verfahren, alternative Nutzungstechniken sowie die Erteilung bergrechtlicher Erlaubnisse könnten Kosten und Risiken weiter reduzieren. Darüber hinaus werden Wasserkörper und Fließgewässer wie Seen, Flüsse, Aquifere aber auch Grubenwässer für die Energieversorgung zunehmend interessant. Der Status quo, die Potentiale und Herausforderungen beim energetischen Einsatz von Grubenwasser werden ebenso in einem Beitrag skizziert wie die Untergrundspeicherung von Wasserstoff.
Früher war der Bergbau auf fossile Energieträger das Rückgrat der Energieversorgung. Diese soll zukünftig vollständig mit erneuerbaren Energien erfolgen. Aber auch dafür benötigt man Rohstoffe und damit Bergbau. Dafür hat die EU mit dem Raw Materials Act Eckpunkte festgelegt, die es im nationalen Bergrecht umzusetzen gilt.
Der Wandel in der Energieversorgung hin zu erneuerbaren Energien hat in nahezu allen EU-Ländern zur Entscheidung für einen Kohleausstieg geführt, der auf europäischer Ebene seit 2017 von der Coal Regions in Transition Initiative und seit 2020 vom Just Transition Mechanism begleitet wird. Diese beinhalten neben beträchtlichen Mitteln aus dem EU-Haushalt eine Vielfalt regionaler Maßnahmen. Hier stellt sich die Frage, inwieweit diese ökonomisch gerechtfertigt sind oder einer planwirtschaftlichen Lenkung gleichkommen, die weder den betroffenen Regionen hilft, noch im gesamtwirtschaftlichen Interesse der EU liegen kann.
In der Rubrik „ISSA Mining“ stellen wir das Forschungsprojekt PROGRESS vor, das Erkenntnisse für die Gesundheit am Arbeitsplatz liefert, berichten über eine Rettungsübung der Feuerwehr im Steinbruch in Hemer und stellen eine Lösung zur Staubkontrolle an Bandübergaben vor. Die Rubrik „Nachbergbau“ zieht eine Zwischenbilanz des Kohleausstiegs in Deutschland zugunsten von erneuerbaren Energien.
Mit freundlichem Glückauf,
Dipl.-Ing. Andreas-Peter Sitte
(Chefredakteur Mining Report Glückauf, Essen)