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Aktuelle Ausgabe 4/2020

Andreas-Peter Sitte
(Chefredakteur Mining Report Glückauf)

Editorial

Mit „Social Licence to Operate (SLO)“ greifen wir in der vorliegenden Ausgabe des Mining Report Glückauf ein Thema auf, das weltweit alle Branchen betrifft, nicht nur den Bergbau, aber eben auch den Bergbau. Laut Definition des Wirtschaftslexikons Gabler bezeichnet SLO „die gesellschaftliche Akzeptanz von Unternehmen“. Sie basiert auf der intersubjektiven Wahrnehmung der Gesellschaftsmitglieder, lässt sich nicht formal erwerben, nicht messen und ist eng mit den Prinzipien der Nachhaltigkeit verbunden. Die SLO bezieht sich auf die Akzeptanz der Geschäftspraktiken und Betriebsverfahren von Unternehmen bzw. ganzer Branchen durch die Mitarbeiter, Anteilseigner und die breite Öffentlichkeit. Dinge, die noch vor wenigen Jahren als sinnvoll und völlig normal erachtet wurden, werden heute geächtet und gefährden die SLO und damit den Bestand eines Unternehmens.

Bezogen auf den Bergbau ist leider festzustellen, dass es ihm zunehmend an gesellschaftlicher Akzeptanz fehlt. Während in früheren Jahren die technischen Errungenschaften des Bergbaus zu allgemeiner Bewunderung führten, sorgt heute insbesondere der mit dem Bergbau verbundene Eingriff in die Natur für ein schlechtes Image. Dies gilt für die Rohstoffgewinnung unter wie über Tage. Wir gehen daher der Frage nach, welche Anstrengungen unternommen werden sollten, um öffentliche Akzeptanz für Bergbauprojekte im gesamten bergbaulichen Lebenszyklus zu gewährleisten. Die „Macht der Öffentlichkeit“ kann dazu führen, dass Fach- und Genehmigungsbehörden die Antragsunterlagen für ein Genehmigungsverfahren mit besonders hohen Anforderungen versehen oder bereits erteilte Genehmigungen infrage gestellt werden. Wir werfen daher einen Blick auf verfahrens- und naturschutzrechtliche Themen, die in diesem Zusammenhang eine Rolle spielen. Darüber hinaus blicken wir nach Russland, das ein Konzept für die Entwicklung gesetzlicher Regularien für den Umgang mit den Rückständen aus der Energieerzeugung aus Kohle entwickelt.

Zur SLO gehört aber nicht nur die Art und Weise der aktiven Rohstoffgewinnung und -verarbeitung, sondern auch die Beantwortung von Fragen, wie nach Beendigung des Bergbaus mit dessen Hinterlassenschaften umgegangen werden sollte. Besonders kritisch ist dies in Hinblick auf den Altbergbau, der unter anderen Rahmenbedingungen als den heutigen betrieben wurde. Die Abteilung Bergbau und Energie der Bezirksregierung Arnsberg arbeitet daher im Rahmen eines Risikomanagements Altbergbau an einer Verbesserung der Lagerstättenprojektion im Ruhrrevier.

Traditionell erscheint in dieser Ausgabe des Jahres immer der Rückblick auf die deutsche Braunkohlenindustrie im vorangegangenen Jahr. Darin wird diesmal u. a. deutlich – und zwar am Beispiel der Konsequenzen des Kohleausstiegsbeschlusses – welche Auswirkungen der Verlust der Social Licence to Operate haben kann.

Mit freundlichem Glückauf,

Dipl.-Ing. Andreas-Peter Sitte
(Chefredakteur Mining Report Glückauf, Essen)

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