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Aktuelle Ausgabe 6/2020

Andreas-Peter Sitte
(Chefredakteur Mining Report Glückauf)

Editorial

Der zum Jahresende 2018 erfolgte Ausstieg aus dem Steinkohlenbergbau und der für 2038 angekündigte Ausstieg aus der Kohle insgesamt bringen für die betroffenen Regionen und Industrien in Deutschland große Herausforderungen mit sich. Die Energieträger, Technologien und auch die Arbeitsmärkte werden sich grundlegend verändern. Anlass für uns, sich mit den Chancen zu beschäftigen, welche die erneuerbare Energie Geothermie als Bohrlochbergbau im weiteren Sinne zum Gelingen der Energiewende beitragen könnte. Dabei soll es insbesondere um die tiefe Geothermie gehen, also um die Nutzung der Potentiale, die durch Bohrungen von mehr als 400 m Tiefe erschlossen werden.

Derzeit gibt es für die geologische Erschließung tiefer Geothermielagerstätten nur wenige gängige Verfahren, die für alle Standorte gleichermaßen passen. Die jeweiligen Rahmenbedingungen sind zu unterschiedlich. Es ist daher viel Entwicklungsarbeit notwendig, die u. a. von der neu geschaffenen Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie (IEG) mit ihrem Hauptsitz in Bochum geleistet wird. Neben Forschungsarbeiten an den Bohrverfahren erkundet das IEG auch, inwiefern ehemalige Steinkohlenbergwerke als Wärme- oder Kältespeicher genutzt werden können. Das Projekt Geothermie-Labor im Bergwerk (GeoLaB) untersucht die thermisch-hydraulisch-mechanisch-chemischen (THMC) Prozesse tiefer geothermischer Reservoire und Fragestellungen im Bereich des Reservoirengineering. Hierzu soll ein Bergwerksstollen zu einem geowissenschaftlichen Untertagelaboratorium im kristallinen Grundgebirge (aus)gebaut werden.

Viele Projekte der tiefen Geothermie befinden sich hierzulande im süddeutschen Raum, weshalb sich auch ein Blick auf die Potentiale im angrenzenden Österreich lohnt. Darüber hinaus beschäftigt man sich dort mit der Frage, wie sich geothermische Aspekte auf das Fördervermögen von Gasbohrungen auswirken können.

Die bohrtechnische Seite deckt die Vorstellung einer innovativen, speziell für die Herstellung geothermischer Tiefenbohrungen hergestellten Bohranlage ab. Außerdem beleuchten wir die rechtlichen Rahmenbedingungen für und die öffentliche Akzeptanz von Geothermiebohrungen. In diesem Zusammenhang beschäftigt sich der letzte Beitrag mit einer Analyse der Kommunikation zu erneuerbaren Energien im deutschsprachigen Teil von Twitter.

Liebe Leser, ein denkwürdiges, schwieriges Jahr geht zu Ende. Von der Corona-Pandemie ist nach wie vor jede Branche, jeder Mensch betroffen. Auch wenn das Ende ihrer Auswirkungen noch nicht absehbar ist, gibt es inzwischen doch so etwas wie einen Silberstreif am Horizont. Die ersten hierzulande entwickelten Impfstoffe stehen kurz vor ihrer Zulassung und die deutsche Wirtschaft hat die Pandemie, von Ausnahmen abgesehen, bisher besser verkraftet als zunächst befürchtet worden war. Beides Zeichen dafür, dass es um den deutschen Standort insgesamt gar nicht so schlecht bestellt ist! Ich wünsche uns allen ein gutes Jahr 2021.

Mit freundlichem Glückauf,

Dipl.-Ing. Andreas-Peter Sitte
(Chefredakteur Mining Report Glückauf, Essen)

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