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Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz als Brücke zwischen Kanada und Deutschland

Bei einer zweitägigen Veranstaltung vom 29. bis 30. Juni 2017 kamen Bergbaufachleute aus Deutschland und Kanada in Sudbury, der kanadischen Hauptstadt des Bergbaus zusammen. Experten tauschten sich über Entwicklungen und Erfahrungen zum Thema Sicherheit und Gesundheitsschutz in der Branche aus. Der Kanadische Bergbauverband und die Deutsch-Kanadische Industrie- und Handelskammer traten außerdem der Bergbausektion der Internationalen Vereinigung für Soziale Sicherheit (ISSA Mining) bei.

Autor: Peter Schrandt, Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie (BG RCI), Langenhagen

Die Bergwerke im kanadischen Sudbury gelten als der größte Bergwerkskomplex der Welt. Hier, im Zentrum des Nickelbergbaus, veranstaltete das Kompetenzzentrum für Bergbau und Rohstoffe der Deutsch-Kanadischen Industrie- und Handelskammer, Toronto, nun unter Mithilfe von ISSA Mining und MIRARCO Mining Innovation, Sudbury, den ersten deutsch-kanadischen Workshop zu den Themen Arbeitssicherheit, Gesundheitsschutz und Prävention. Die Tagung fand mit rd. 40 Teilnehmern unter dem Namen „Herausforderungen und Neuerungen für sicheren, effizienten und nachhaltigen Bergbau“ in den Räumlichkeiten der jüngsten Montan-Universität Kanadas, der Laurentian University, vom 29. bis 30. Juni 2017 statt.

Wie viele tödliche Arbeitsunfälle dürfen toleriert werden?

Fig. 1. “’Zero’ is without doubt ambitious, but there is no other way from an ethical point of view”, was the message of Ulrich Meesmann’s keynote. // Bild 1. „,Null’ ist als Vorgabe für die Anzahl an tödlich endenden Arbeitsunfällen natürlich äußerst ambitioniert, aber nichts anderes ist mit dem Gewissen vereinbar“, so die zentrale Botschaft von Ulrich Meesmann. Photo/Foto: BG RCI

In der Plenarsitzung „Stand von Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz im Bergbau“, erläuterte Ulrich Meesmann, Präsident von ISSA Mining, wie die bisher erreichten Fortschritte zeigten, dass VISION ZERO nicht lediglich eine Illusion sei (Bild 1). Als Beispiel dienten einige Innovationen und deren Urheber aus der Region um Sudbury. Meesmann betonte, dass heute bereits viele Risiken kontrollierbar seien, die in der Vergangenheit als unvermeidbar galten und daher schlichtweg akzeptiert wurden. Gerade deshalb sei kein anderes Ziel als die völlige Unfallfreiheit moralisch tolerierbar, so Meesmann.

Helmut Ehnes, Generalsekretär von ISSA Mining, ergänzte die zentrale Botschaft von VISION ZERO um die Erläuterung der Sieben Goldenen Regeln, die den Betrieben als eine Art Checkliste systematisch den Weg zum Ziel ebnen sollen.

Für mehr Zusammenarbeit

Der Workshop bot den Teilnehmern nicht nur die Möglichkeit, sich über den neusten Stand in Sachen Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz in Kanada und Deutschland zu informieren, sondern diente auch als Anlass zur Vereinbarung einer künftig intensiveren Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern, oder genauer gesagt zwischen den Bergbauregionen Greater Sudbury und Nordrhein-Westfalen. Auf deutscher Seite ist das rd. 700 Mitglieder starke nordrhein-westfälische Netzwerk Bergbauwirtschaft im Rahmen der Kooperation federführend. Auf kanadischer Seite werden die Sudbury Area Mining Supply and Service Association (SAMSSA) und die Greater Sudbury Development Corporation für die Vertiefung der Kooperation verantwortlich sein. Für das Jahr 2018 hat der deutsche Vertreter bereits eine Delegation aus Kanada zu einem Besuch der Bundesrepublik und speziell der Bergbauregion Nordrhein-Westfalen eingeladen.

Neue Mitglieder

Fig. 2. MAC President Pierre Gratton explained the role of safety in the “Towards Sustainable Mining”. // Bild 2. Pierre Gratton, Präsident des Kanadischen Bergbauverbands, erklärt die Bedeutung von Arbeitssicherheit für das Projekt „Für Nachhaltigkeit im Bergbau“. Photo/Foto: BG RCI

Der Kanadische Bergbauverband (Mining Association of Canada, MAC) trat während des Workshops der ISSA Mining als neues Mitglied bei. Hierdurch erhielt der Verband Zugang zum weltumspannenden Netzwerk von ISSA Mining und kann so sein Projekt „Für Nachhaltigkeit im Bergbau“ (Towards Sustainable Mining, TSM) besser voranbringen. Bild 2 zeigt Pierre Gratton, Präsident des MAC, während seiner Ausführungen zum Projekt TSM in Sudbury. Gleichzeitig bedeutet die neue Mitgliedschaft auch Positives für die ISSA, denn so wird es möglich, die Zusammenarbeit mit Kanada zu vertiefen und Bergbaufirmen mit den Sieben Goldenen Regeln ein Werkzeug an die Hand zu geben, um das Ziel „zero harm“ in realistische Nähe zu rücken.

Auch die Deutsch-Kanadische Industrie- und Handelskammer trat der ISSA Mining bei (Bild 3) und bringt bereits einige Kompetenzen und weitere Kontakte mit, die nicht nur aus sicherheitstechnischer, sondern auch aus wirtschaftlicher Sicht für Unternehmen auf beiden Seiten des Atlantiks von Vorteil sein dürften.

Fig. 3. ISSA Mining was honored to welcome two new members: The Canadian German Chamber of Industry and Commerce, represented by Aarti Mona Soerensen (center), and the Mining Association of Canada (MAC), represented by President Pierre Gratton (second from right). // Bild 3. ISSA Mining wächst um zwei weitere Mitglieder: die Deutsch-Kanadische Industrie- und Handelskammer, vertreten durch Aarti Mona Soerensen (Mitte), und den Kanadischen Bergbauverband (MAC), vertreten durch ihren Präsidenten Pierre Gratton (Zweiter von rechts). Photo/Foto: BG RCI

Für mehr Austausch in Sachen Forschung

Die Technische Universität Bergakademie Freiberg und die Laurentian University einigten sich im Zuge des Zusammenkommens in Kanada auf mehr Austausch in Forschungsfragen. Prof. Helmut Mischo und Viktor Pakalnis unterzeichneten am Tag nach dem Workshop eine entsprechende Absichtserklärung. Bei der Zusammenarbeit soll neben dem wissenschaftlichen Austausch auch ein Austauschprogramm für Studierende im Fokus stehen. Zudem werden Einrichtungen, wie beispielsweise untertägige Versuchsstände, in Deutschland und in Kanada für beide Seiten verfügbar gemacht.

Autor: Peter Schrandt, Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie (BG RCI), Langenhagen
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