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Fig. 1. 2021 balance sheet confirms STEAG’s upward trend. // Bild 1. Die Bilanz 2021 bestätigt den Aufwärtstrend der STEAG. Source/Quelle: STEAG

Bilanz 2021 bestätigt Aufwärtstrend von STEAG

Das traditionsreiche Essener Energieunternehmen STEAG GmbH bestätigt mit dem nun vom Aufsichtsrat gebilligten Konzernabschluss 2021 den Aufwärtstrend, der sich bereits unterjährig abzeichnete: Der Konzernumsatz steigt auf 2,77 Mrd. €, das operative Ergebnis (EBIT) auf 234 Mio. € und das Konzernergebnis nach Steuern liegt bei knapp 308 Mio. € (Bild 1). Dieser positive Trend wird sich auch im laufenden Geschäftsjahr fortsetzen. Darauf deutet die dynamische Entwicklung im ersten Quartal 2022 hin.

Die STEAG kann mit dem wirtschaftlichen Ergebnis im Jahr 2021 einen wichtigen Erfolg auf dem eingeschlagenen Weg der grundlegenden Transformation des Unternehmens verzeichnen: „Alle relevanten Kennzahlen für 2021 liegen nicht nur deutlich über dem Vorjahr, sondern auch über den ursprünglichen Planansätzen“, fasst Andreas Reichel, Vorsitzender der STEAG-Geschäftsführung, das Jahresergebnis zusammen.

Auch der bereits mit Blick auf die seit 2020 gesetzlich verankerte Beendigung der Kohleverstromung in Deutschland beschlossene Personalabbau kommt planmäßig voran. Dieser sieht einen Abbau von insgesamt rd. 1.000 Stellen im Inland vor. Im Jahr 2021 sank die Zahl der im Jahresdurchschnitt im STEAG-Konzern beschäftigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter um knapp 400 auf rd. 5.700.

Der Konzernumsatz erhöhte sich im abgelaufenen Geschäftsjahr um 37,1 % auf knapp 2,8 Mrd. € nach 2,0 Mrd. € im Jahr 2020. Zugleich verbesserte sich das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) gemäß der STEAG-Definition 2021 um 20 % auf 234 Mio. € nach 195,0 Mio. € im Vorjahr. Das Konzernergebnis nach Steuern, das 2020 noch einen negativen Wert von −170,3 Mio. € auswies, verbesserte sich um 477,9 Mio. € auf nunmehr 307,6 Mio. €.

Für die deutliche Verbesserung des Konzernergebnis nach Steuern sind auch Einmaleffekte verantwortlich, die sich anders als 2020 im abgelaufenen Geschäftsjahr positiv ausgewirkt haben. Dazu zählen insbesondere die vertragliche Einigung mit dem österreichischen Energiekonzern EVN über den Ausstieg aus der Betreibergesellschaft des jungenSteinkohlenkraftwerks Walsum 10 in Duisburg sowie die erfolgreiche Teilnahme an den Stilllegungsauktionen für Steinkohlenkraftwerke gemäß Kohleverstromungsbeendigungsgesetz (KVBG).

Ob die dabei bezuschlagten Kraftwerksblöcke im nordrhein-westfälischen Bergkamen und im saarländischen Völklingen-Fenne aber tatsächlich wie derzeit vorgesehen zum 31. Oktober 2022 endgültig stillgelegt werden, ist angesichts der aktuell angespannten Lage auf den Energiemärkten noch nicht entschieden. „Hier steht ein Votum der Politik noch aus, und auch die Bundesnetzagentur hat sich zur Frage einer möglichen Systemrelevanz unserer Anlagen noch nicht abschließend geäußert“, sagt Ralf Schiele, der in der Geschäftsführung der STEAG die Bereiche Markt und Technik verantwortet.

Die Gesamtliquidität der STEAG lag im Geschäftsjahr 2021 mit 351,1 Mio. € rd. 150 Mio. € unter dem Vorjahr (507,6 Mio. €). „Hintergrund ist, dass wir gemäß der im Jahr 2021 mit den Banken geschlossenen Finanzierungsvereinbarung Verbindlichkeiten in erheblichem Umfang zurückgeführt haben“, erläutert Ralf Schmitz, Finanzgeschäftsführer und Chief Transformation Officer der STEAG GmbH.

Mit Blick auf das Jahresergebnis 2021 ist besonders erfreulich, dass der spürbare Aufwärtstrend der STEAG von beiden Unternehmensbereichen getragen wird. „Nicht nur das Kohlegeschäft, sondern auch das künftige Wachstumsgeschäft der STEAG hat von den hohen Strompreisen profitiert und die ursprüngliche EBIT-Planung deutlich übertroffen“, betont Schiele. Besonders erfreulich seien die Ergebniszuwächse bei Großbatteriespeichern, im Geschäftsfeld dezentrale Anlagen und im Bereich Waste-to-Energy (thermische Abfallentsorgung). Zum operativen Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) trug das Wachstumsgeschäft im abgelaufenen Geschäftsjahr bereits mehr als 100 Mio. € bei.

Die nachhaltige Stabilisierung der STEAG wird seit dem dritten Quartal 2021 insbesondere durch die veränderte Lage auf den Energiemärkten gestützt. Bedingt durch das anhaltend hohe Erdgaspreisniveau verbesserte sich die Wirtschaftlichkeit der Steinkohlenkraftwerke der STEAG seitdem spürbar. Eine gegenüber 2020 gestiegene Stromproduktion sowie höhere Strompreise wirkten sich positiv auf die Ertragsentwicklung aus. „Mit Blick auf die aktuelle weltpolitische Lage gehen wir davon aus, dass diese Sondersituation auf den Energiemärkten zunächst weiter anhalten wird“, bekräftigt Schiele.

Die unerwartet positive Entwicklung ihrer Steinkohlensparte nutzt die STEAG nun dazu, die eigene Transformation mit Hochdruck voranzutreiben. „Ziel ist es, das Unternehmen neu zu strukturieren, sodass am Ende das Kohlegeschäft und das regenerative Wachstumsgeschäft klar voneinander getrennt, aber unter dem gemeinsamen Dach der STEAG weitergeführt werden können“, erläutert Schmitz die weiteren Pläne für den Umbau des Konzerns, die intern unter der Bezeichnung „Projekt Sunrise“ firmieren.

Dabei sei die Aufteilung des Unternehmens im Grundsatz bereits beschlossen und mit allen am Prozess beteiligten Stakeholdern – den kommunalen Anteilseignern, der Gewerkschaft IG BCE, den Arbeitnehmervertretern, dem STEAG-Aufsichtsrat sowie den Banken der STEAG und ihrer Muttergesellschaft KSBG – auch entsprechend abgestimmt. „Das Ziel ist klar und einvernehmlich definiert“, so Schmitz. „Die endgültige Entscheidung, dass wir auf diesem Weg weitergehen, fällt voraussichtlich im Herbst dieses Jahres.“

Mit der Teilung des Unternehmens, die Anfang 2023 in Kraft treten soll, schafft die STEAG die Voraussetzungen für weitere strategische Optionen. „Wir wollen die bestmögliche Perspektive für die beiden STEAG-Bereiche Grün und Schwarz sicherstellen und so unserer Verantwortung gegenüber unseren kommunalen Eigentümern, vor allem aber auch gegenüber unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gerecht werden“, betont Reichel.

Die kommunalen Anteilseigner haben 2021 entschieden, ihr Engagement bei der STEAG zu beenden. „Die Aufgabe der STEAG-Geschäftsführung ist es nun, den Eigentümern einen Verkauf ihrer Anteile zu angemessenen Konditionen zu ermöglichen“, erläutert Reichel. „Angesichts der zuletzt positiven wirtschaftlichen Entwicklung haben die STEAG-Kraftwerke an Wert gewonnen. Die Chancen, dass das zweigeteilte Unternehmen als Ganzes verkauft werden kann, sind zuletzt deutlich gestiegen“, unterstreicht Reichel. Vorstellbar wäre aber z. B. auch die Einbringung des Steinkohlenbereichs in eine Stiftung, wie dies von der Berliner Ampel-Koalition bereits im vergangenen Herbst in ihrem Koalitionsvertrag ins Spiel gebracht wurde. „Eine Stiftungslösung könnte auch aus Sicht eines Investors attraktiv sein“, so Reichel. „Sie wäre eine Handlungsoption, die im Interesse der Versorgungssicherheit Kraftwerke am Markt bündelt, mittelfristig aber auch den Rückbau der Kohlekraftwerke und ihrer Mannschaften organisieren könnte.“

Die STEAG steht in der aktuellen Energiekrise bereit, einen Beitrag zur Versorgungssicherheit zu leisten. Die eigentlich schon für dieses Frühjahr geplante Umrüstung des Steinkohlenblocks Herne 4 wurde verschoben. Eine grundsätzliche Abkehr vom Kohleausstieg bedeutet diese Entscheidung jedoch ausdrücklich nicht. „Klar ist, dass wir als Unternehmen und als Volkswirtschaft insgesamt aus der Kohle aussteigen werden. Daran ändert auch die aktuell wegen des russischen Überfalls auf die Ukraine veränderte Lage nichts. Insofern stellt sich mit Blick auf den seit 2020 gesetzlich verankerten Kohleausstieg nicht die Frage nach dem ob, sondern nur nach dem wann – und nach dem Beitrag, den Steinkohle bis dahin zur Gewährleistung von Versorgungssicherheit in Deutschland leisten kann“, stellt Reichel klar.

Für das Geschäftsjahr 2022 erwartet die STEAG-Geschäftsführung bei allen relevanten Kennzahlen eine deutliche Verbesserung gegenüber den Jahreswerten von 2021 – und damit eine weitere Aufwärtsentwicklung für das Essener Traditionsunternehmen. „Angesichts der anhaltend unklaren Lage an den Energiemärkten fallen konkretere Umsatz-und Ergebnisprognosen aktuell jedoch schwer“, so Schmitz. In den ersten drei Monaten 2022 erwirtschaftete der STEAG-Konzern einen Umsatz von 1,28 Mrd. € und ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 195,3 Mio. €. (STEAG/Si.)

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