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Bild 1. Gabor Lang, Thomas Perterer, Joachim Rumstadt und Dorian Kunert bei der Eröffnungszeremonie des untertägigen Kalksteinbergwerks Rohdenhaus (v.l.).Foto: Lhoist

Lhoist eröffnet erstes untertägiges Kalksteinbergwerk in Nordrhein-Westfalen

„Mit dem Versuchsbergwerk starten wir als Lhoist Germany ein für die Lhoist-Gruppe in Europa ehrgeiziges Experiment“, erklärte Thomas Perterer, Geschäftsführer von Lhoist Germany, Wülfrath. Erstmalig in Nordrhein-Westfalen sollen in industriellem Maßstab und mit modernster Fördertechnik ansonsten unzugängliche Lagerstättenbereiche erschlossen werden. Das Projekt ist zunächst auf drei Jahre ausgelegt. In diesem Zeitraum sollen insgesamt 1,5 Mio. t Kalkstein untertägig gewonnen werden. Zum Vergleich: Aus den zwei aktiven Steinbrüchen Rohdenhaus und Silberberg am Standort fördert Lhoist jährlich etwa 7,5 Mio. t verwertbaren Kalkstein.

Die Förderung unter Tage ist ein Novum für das Unternehmen. In der Branche wird Kalkstein üblicherweise in Steinbrüchen über Tage gefördert. Ob die neue Gewinnungsmethode wirtschaftlich tragfähig und mit vertretbarem Aufwand durchzuführen ist, soll nun der Betrieb des Versuchsbergwerks zeigen. Geschäftsführer Perterer: „Indem wir heimische Rohstoffvorkommen auf innovative Weise neu erschließen und bestmöglich ausschöpfen, tragen wir einen wichtigen Teil zur industriellen Transformation bei. Denn Kalkprodukte sind und bleiben ein elementarer Bestandteil zahlreicher industrieller Wertschöpfungsketten, auch für die Energiewende, die Digitalisierung oder den Wohnungsbau.“

Lhoist möchte mit dem Bergwerk bislang unzugängliche Lagerstättenpartien erschließen, die übertägige Hauptförderung im Steinbruchbetrieb entlasten und die Lebensdauer des Standorts verlängern. Der Betrieb unter Tage soll auch zu einer Minderung von Lärm- und Staubimmissionen führen und somit zu der anhaltend hohen Akzeptanz des Werks in der Region beitragen. Sollte der Versuchsbetrieb erfolgreich nachweisen, dass Kalkstein untertägig wirtschaftlich gewinnbar ist, will Lhoist nach Ablauf der befristeten Zulassung wahrscheinlich den Regelbetrieb beantragen.

Nach umfangreicher Exploration der Lagerstätte in Wülfrath – seit den 1950er Jahren sind hunderte Kernbohrungen mit einer Gesamtlänge von fast 100 km Länge durchgeführt worden – wurden jüngst jene Bereiche genauer untersucht, die für einen übertägigen Abbau nicht in Frage kommen. Dabei hat sich der östliche Teil des Steinbruchs Rohdenhaus als geeignetes Feld für das Versuchsbergwerk gezeigt. Hier stehen noch mehrere Millionen Tonnen Kalkstein an, die aber aufgrund der darüberliegenden Kreisstraße zwischen Wülfrath und Velbert nicht gewonnen werden konnten.

Bis jetzt. Denn mit den drei Portalen, die Lhoist rd. 160 m unter der Landstraße in das Gebirge getrieben hat, wurden die ersten Schritte zur Erschließung des wertvollen Kalksteins gemacht. Das Unternehmen beabsichtigt, im Jahr 2023 mit dem regulären Gewinnungsbetrieb zu beginnen. Der Kalkstein wird dann mittels Bohr- und Spreng­arbeit aus dem Gebirgsverband gelöst und mit Fahrzeugen zur weiteren Verarbeitung abtransportiert. Ähnlich wie beim Tunnelbau erfolgt der Vortrieb der Stollen horizontal in das Gebirge. Dabei werden in regelmäßigen Abständen Pfeiler als Stützen des entstehenden Gewölbes stehen gelassen.

Zum Festakt begrüßte Werksleiter und Hausherr Gabor Lang die Gäste und sprach in seiner Rede über die historische Bedeutung dieses Tags: „Gut 120 Jahre nach der Gründung des Werks Flandersbach durch August Thyssen erleben wir heute einen historischen Moment für unser Werk und unser Unternehmen an diesem bedeutenden Standort“, sagte Lang. Lhoist Germany-Geschäftsführer Thomas Perterer legte in seiner Ansprache besonderen Wert auf den Aspekt der Rohstoffsicherung: „Für die zuverlässige Versorgung der Industrie mit Kalkprodukten ist der Zugriff auf vorhandene Rohstoffreserven die Basis und der Ausgangspunkt von allem. Daher sind wir stolz darauf, heute einen neuen Weg der Rohstoffsicherung zu begehen und damit auch branchenweit ein Zeichen zu setzen.“ Unmittelbar vor den Portalen des Bergwerks im Steinbruch erläuterte Dorian Kunert, Chef der Gewinnung des Standorts Flandersbach, die Eigenschaften des neuen Bergwerks und die besonderen Herausforderungen der untertägigen Gewinnung.

Perterer, Lang und Kunert durchschnitten gemeinsam mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden der Lhoist Germany, Joachim Rumstadt, symbolisch das Band zur Eröffnung des Bergwerks (Bild 1). (Lhoist/Si.)

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