Home » Einigkeit macht stark: Synergie steigert die Grubensicherheit – Motive, Ansätze und Projekte

Einigkeit macht stark: Synergie steigert die Grubensicherheit – Motive, Ansätze und Projekte

Synergie ist ein Modewort, bei dessen Klang sich manchem die Nackenhaare aufstellen, andere jedoch leuchtende Augen bekommen. Aber Achtung: Jede Kooperation, Fusion oder Übernahme im Merger- and Acqusition-Bereich rechtfertigt man inzwischen mit dem saloppen Versprechen von Synergieeffekten, in vielen Fällen jedoch ohne die angepeilten Verbesserungen konkret benennen zu können. Das Motto „Einigkeit macht stark“ strebt an, Hintergrund und Ansätze deutlicher herauszuarbeiten, wie ein gemeinsam abgestimmtes Planen und Umsetzen sicherheitsrelevanter Maßnahmen allen Beteiligten zugute kommen kann. Einigkeit muss in diesem Kontext zwischen mehreren Parteien herrschen:

  • Dem Betreiber als Kunden,
  • einer Exekutivbehörde als Vertreterin der Legislative,
  • einer erfahrenen vernetzt agierenden Organisation, wie z. B. der ISSA Mining,
  • einer Partei für die Aufgaben Bestandsaufnahme, Analyse, Planung und Umsetzungshilfestellung,
  • einer Partei mit fachlich didaktischen Fähigkeiten in theoretischer und praktischer Form und
  • einem Hersteller entsprechender Sicherheitsprodukte von der PSA bis hin zur IT-basierten Warte.

Der Beitrag basiert auf einem Vortrag des Autors anlässlich der 1st Vision Zero Europe Conference am 8. September 2016 in Bochum.

Autor: Peter von Hartlieb, Netzwerk Bergbauwirtschaft der EnergieAgentur.NRW, Düsseldorf

1  Einleitung aus der Sicht deutscher Experten im Rohstoffsegment

Rohstoffe stehen am Beginn einer weit verzweigten Wertschöpfungskette und sind auch in Zeiten wachsender Globalisierung unabdingbare Voraussetzung für die Funktionsfähigkeit bzw. die langfristigen Entwicklungs- und Wachstumsmöglichkeiten der Volkswirtschaften. Dazu hat auch die deutsche Kohle über einen sehr langen Zeitraum maßgeblich beigetragen. Der Steinkohlenbergbau an Saar und Ruhr war für das deutsche Industrie- und Wirtschaftswachstum von entscheidender Bedeutung.

Nur bezogen auf die Kohle galt das noch vor einigen Jahrzehnten auch für Länder wie die Niederlande, Belgien, Frankreich oder Spanien. Kohlekonzerne waren mit die größten Arbeitgeber in den jeweiligen Regionen, das Ruhrgebiet war dabei eine der größten schwerindustriellen Agglomerationen. Kohle war in Deutschland in den letzten fast 200 Jahren die grundlegende Quelle, um die nationalen energetischen Bedürfnisse zu befriedigen. Daher waren es auch die Wissenschaft und die Bergbauzulieferer, die für die energetische Sicherheit Deutschlands standen. In dieser Zeit gab es zahlreiche Katastrophen mit vielen Opfern und Unfällen, die – statistisch erfasst als Kurve der meldepflichtigen Unfälle – zeigen, wie durch das ständig gesteigerte Sicherheitsbewusstsein der Beschäftigten und die sukzessive Verbesserung von Verfahren, Maschinen, Anlagen und Sicherheitseinrichtungen der Sicherheitsstandard stetig besser wurde.

Der Ruhrbergbau stand trotz seiner strategischen und wirtschaftlichen Bedeutung seit vielen Jahrzehnten immer wieder zahlreichen Problemen gegenüber. Eines der gravierendsten waren immer hohe und weiter anwachsende Produktionskosten, nicht zuletzt auch bedingt durch Personal- und Sozialkosten. Nicht immer konnte man dem eine Produktivitätserhöhung gegenüberstellen. Weder Innovationen noch Restrukturierungsprogramme hatten die erhofften Auswirkungen in Form einer Verbesserung des Kostenbilds im Kohlebergbau gegenüber den Importen. Ein fortentwickeltes Umweltbewusstsein in der Gesellschaft, die zunehmende Entwicklung und der verstärkte Einsatz alternativer Energien und letztlich die politischen Entscheidungen des Jahres 2007 markieren das sozial gut abgefederte Ende der Steinkohlenförderung im Jahr 2018.

Der Strukturwandel des Ruhrgebiets erbrachte Einiges an positiver Neuansiedlung und zeichnet einen Weg in eine andere Wirtschaftslandschaft vor, der global mit Interesse verfolgt und als nachahmenswert bezeichnet wird. So wie sich die Geschichte wiederholt, wird voraussichtlich auch in anderen Bergbauländern ein Zukunftswandel ablaufen. Zu betonen ist an dieser Stelle: Der deutsche Bergbau endet natürlich nicht mit der Kohle!

2  Synergien im Bergbauzulieferbereich mit Partnern im Ausland erforderlich

Der Bergbau auf Rohstoffe in Deutschland spielt nicht nur eine Schlüsselrolle als verlässlicher Grundstofflieferant für die weiterverarbeitende Industrie, sondern hat gleichzeitig eine wichtige Funktion als Impulsgeber für Wirtschaftswachstum und Beschäftigung. Mehr als 90.000 Menschen waren im Jahr 2016 in der rohstoffgewinnenden Industrie im engeren Sinne – Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden – tätig, dies entspricht rd. 0,25 % aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Deutschland. Die tatsächliche Beschäftigungswirkung, inklusive der Beschäftigungseffekte in vor- und nachgelagerten Wirtschaftsbereichen, geht jedoch deutlich darüber hinaus. Ohne den subventionierten Steinkohlenbergbau waren im Durchschnitt der Jahre von 2008 bis 2013 in der rohstoffgewinnenden Industrie 58.084 Menschen direkt beschäftigt. Der gesamte, von der Rohstoffindustrie ausgelöste Beschäftigungseffekt, inklusive indirekte und induzierte Impulse, beläuft sich auf mehr als 190.000 Arbeitsplätze. Auf jeden in der Rohstoffindustrie direkt Beschäftigten entfallen 2,27 zusätzliche Arbeitsplätze (Beschäftigungsmultiplikator ohne Steinkohle), die über indirekte Nachfrage nach Vorleistungs- und, Investitionsgütern sowie die einkommensinduzierte Konsumnachfrage entstanden sind (1). Das nachhaltig innovative Segment der mittelständischen und kleineren Bergbauzulieferer, die stets aus Subventionsüberlegungen oder anderen nachhaltigen Unterstützungsmaßnahmen herausgefallen waren, bleibt sich weitgehend selbst überlassen (Tabelle 1). Im Jahr 2016 befanden sich in Nordrhein-Westfalen geschätzte 8.000 bis 9.000 Arbeitsplätze für den untertägigen Zulieferbereich Steinkohlenbergbau und 1.000 bis 2.000 Arbeitsplätze für den Zulieferbereich Braunkohlentagebau.

Table 1. Sector-based breakdown of the number of persons directly employed in the raw-materials extractive industries in Germany (1). // Tabelle 1. Direkt Beschäftigte in der rohstoffgewinnenden Industrie in Deutschland nach Branchen (1).

Märkte im Ausland und andere Absatzgebiete, sowohl im klassischen wie in neuen Segmenten, sind für die Mehrzahl der Fachunternehmen unverzichtbar. Das Ausland weist zahlreiche perspektivisch wertvolle potentielle Kunden auf, viele von ihnen auch mit neu eingerichteten Untertagebetrieben im Kohle-, Metallerz-, Kali- und Salzbergbau oder bei der Mineraliengewinnung.

2.1  Blick zurück

Als vor 20 Jahren die Zahl der Fusionen und Übernahmen durch die Öffnung der Märkte weltweit zunahm, verinnerlichte dies auch das Bergbauzuliefermanagement. Schließlich hofft jeder Manager durch den Zusammenschluss von Kompetenzen, Erfahrungen, Kapazitäten oder ganzen Firmen etwas Neues zu schaffen, das mehr leistet.

Schnell etablierte sich die Unterscheidung zwischen Kosten- und Umsatzsynergien. Möglicherweise sinken die Ausgaben, weil etwa Skaleneffekte, z. B. im gemeinsamen Einkauf erzielt werden, nur noch ein Rechenzentrum benötigt oder – im idealen Fall – Manager und Mitarbeiter die best practice der jeweils anderen Seite für ihr Portfolio nutzen oder übernehmen.

2.2  Stand heute

Die Synergien zwischen den Bergbauunternehmen und Lieferanten sind nur schwach ausgeprägt, diejenigen zwischen den Sicherheitsorganisationen und Experten müssen verbessert werden.

Jede Möglichkeit, die Exporterfolge in einer Zeit schwacher Innovationen, hoher Schulden und geringer Nachfrage, welche die Weltwirtschaft lähmen, zu unterstützen, muss ergriffen werden, um Stagnation und Abschwung mit der Gefahr gravierender Auswirkungen auf kleine und mittlere Unternehmen in Nordrhein-Westfalen abzufedern. Transparentes, kommunikatives Arbeiten in gemeinsamer Umsetzung macht Allianzen erfolgreich.

Beispiel Chile

Erzielbare Synergien zwischen staatlichen und privaten chilenischen Bergbauunternehmen und lokalen Unternehmen, wie durch den Industrieverband Antofagasta (AIA) mit über 80 Mitgliedern und der Bergbauzulieferindustrie Nordrhein-Westfalens sind durch den Abschluss eines Letter of Intent (LoI) zwischen der AIA und dem Netzwerk Bergbauwirtschaft der EnergieAgentur.NRW
im November 2015 einen ersten Schritt in Richtung Umsetzung gegangen.

Bereits seit Jahren gibt es Absichten zur Zusammenarbeit, z. B. zwischen ISSA Mining und der Mutual de Seguridad, Hochschulabkommen wie die der Technischen Hochschule Georg Agricola (THGA) in Bochum oder der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen zum Wissenstransfer, individuelle Vereinbarungen zwischen Großkonzernen in Deutschland und Chile oder seit dem Jahr 2013 das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) unterstützte Deutsch-Chilenische Forum für Bergbau und mineralische Rohstoffe. Sicher braucht man Zeit, um auf diesen Grundlagen konkrete und dynamische Entwicklungen anzuschieben.

Fähigkeiten und Chancen der einzelnen Mitgliedsunternehmen der AIA, der Unternehmen aus Nordrhein-Westfalen und chilenischer Kunden sollen durch die zusätzlichen Kontakte optimiert werden, die auch vom Kompetenzzentrum Bergbau und Rohstoffe der Deutsch-Chilenischen Industrie- und Handelskammer, die Deutsche Rohstoffagentur DERA, die Fachvereinigung Auslandsbergbau (FAB) und VDMA Mining unterstützt werden.

Durch rückläufige Trends bei den Rohstoffpreisen gewinnt die Produktivität selbst bei den großen Unternehmen wie Codelco enorm an Wichtigkeit1. Es ist nur logisch, hier so viel wie möglich an Synergieeffekten zu nutzen.

Die Betriebs- oder Herstellungskosten pro Tonne zeigen direkt an, ob die Synergie die Effizienz des Unternehmens erhöht und die Kosten reduziert. Eine Kostensenkung ist in der Tat das Maß aller Bergbauunternehmen um in einer Zeit des Abschwungs zu überleben. Jede Maßnahme erfolgt zudem unter den Gesichtspunkten Umwelt, Ressourcenschonung, Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit.

3  Blick auf konkrete Auslandsansätze

3.1  Beispiel Bergbauland Simbabwe

Simbabwe will wirtschaftlich aufholen. Die reichen -Bodenschätze sollen dies ermöglichen. Man befindet sich jedoch relativ am Anfang mit allen Chancen und Risiken.

Die lokale Tageszeitung The Herald berichtete am 2. Juni 2016: „Die Synergie zwischen Herstellern und dem Bergbausektor ist schwach. Bergbau und Bergbauindustrie müssen endlich miteinander vernünftig reden“. Diese Erkenntnis stammt vom stellvertretenden Minister für Bergbau Fred Moyo. Er führt im Einzelnen weiter aus, dass die Verbindung zwischen den beiden Sektoren Bergbauunternehmen und Dienstleistungen für den Bergbau sehr schwach sei und schlussfolgert, dass Bergbau, Lieferanten und verarbeitendes Gewerbe als Quasi-Einheit unmittelbar zusammen gehören und auf sie als Schlüsselbereiche der Wirtschaft fast 30 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) entfallen.

Die Regierung betont, dass der Sektor über die gesamte Wertschöpfungskette von der Exploration, über Projektvorschläge, Kapitalbeschaffung, Infrastruktur und Immobilienwirtschaft bis hin zur tatsächlichen Produktion von Mineralien aktiv werden müsse, um Wettbewerbsfähigkeit zu schaffen und zu erhalten. Dabei können nur sichere Betriebe gute Betriebe sein.

Das Land verfügt über mehr als 40 Mineralvorkommen, darunter Kohle, Diamanten, Nickel, Kupfer, Asbest, Gold und Platin, von denen es über die zweitgrößten Reserven nach Südafrika verfügt.

3.2  Beispiel Bergbauland China

China möchte zwar seine emissionsbedingten Umweltprobleme in den Griff bekommen, in den nächsten 20 bis 30 Jahren dürfte die Kohle aber ihren wesentlichen Anteil am Energiemix behalten.

Die Untertagekohlenbergwerke zählten, seitdem wir uns Mitte der 1970er Jahre um den Markt kümmerten, zu den gefährlichsten der Welt. Auch von den rd. 9.600 heute noch fördernden Bergwerken sind viele unsicher. Die Statistik „Unfälle pro eine Million Tonnen“ ist wohl besser geworden. Unsichere und ertragsarme Bergwerke wurden nämlich zu Tausenden geschlossen. Auf der anderen Seite nimmt China die Sicherheitsfrage aber durchaus ernst. So agieren dort über ein bilaterales Staatsprogramm seit Jahrzehnten japanische Sicherheitstrainer. Seitdem die Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) sich in Peking besonders dafür einsetzte, konnten auch deutsche Experten ihr Wissen und Können in einige Train the Trainer-Programme einfließen lassen. Die Vielzahl der aus dem gehobenen Management stammenden Teilnehmer, die aus allen Provinzen Chinas kommen, zeigt, dass ein sinnvoller Weg beschritten wird, der im Lauf der Zeit flächendeckend zu einer tatsächlichen Verbesserung führen wird. Es fehlen im nächsten Schritt konkrete Bildungsmaßnahmen für das operative Personal. Hier könnte das Trainingszentrum Bergbau (TZB) der RAG Aktiengesellschaft hilfreich sein.

Der derzeit geringen Kohlenachfrage stehen in China hohe Überkapazitäten gegenüber, die in den vorangegangenen 15 Boom-Jahren aufgebaut wurden.

3.3  Beispiel Bergbauland Indien

Indien setzt für die Zukunft auch auf Kohle. Sie ist ein Bestandteil des staatlichen Programms zur Armutsbekämpfung.

Bereits zweimal, in den Jahren 2015 und 2016, führten der VDMA Mining und das Netzwerk Bergbauwirtschaft eine Road-show in den indischen Rohstoffbereich durch – im Jahr 2015 in die Kohle, im Jahr 2016 ins Erz. Perspektivisch ist die Kohle also interessant. Über 100 neue Untertagebergwerke in verschiedenen Bundesstaaten stehen in Planung. Daher wird auch hier der Bereich Sicherheit – neben der maschinentechnischen Ausstattung – eine große Rolle spielen. Bildung als Basis – unter diesem Motto laufen auch mit indischen Interessenten – Coal India und TATA – Vorgespräche über die Errichtung fester Trainingseinrichtungen ähnlich dem bereits erwähnten TZB. Auch hier kann die GIZ als Partner partizipieren.

3.4 Beispiel Bergbauland Türkei

Die Türkei setzt in ihrem nationalen Energieentwicklungsplan bis zum Jahr 2023 vorwiegend auf Kohle. Sie will der größte Kohleproduzent Europas werden.

Im November 2016 waren viele Fachleute auf der Mining Turkey, einer Ausstellung für Bergbaumaschinen und Ausrüstung und eine der umfangreichsten Messen ihrer Art in der Türkei. Anbietern der Branche wurde die Möglichkeit eröffnet, ihre Produkte und Dienstleistungen einem Publikum aus dem ganzen Land vorzustellen. Im Einzelnen waren zu besichtigen: Analysegeräte, Bergbaufahrzeuge, Bergbaumaschinen und Ausrüstungen, Entwässerungsanlagen und Pumpen, Fördersysteme, wettertechnische Anlagen, Mühlen, Separatoren, Siebanlagen, Sprengstoffe, Tiefbohranlagen, Brecher, usw. Neben der Produkt- und Leistungsschau ist die Mining Turkey aber auch ein Forum, um Entwicklungen und zukünftige Trends im Bergbausektor zu analysieren. Dazu hat die EnergieAgentur.NRW das Thema Grubensicherheit im Rahmen eines Workshops behandelt. Das Grubenunglück von Soma ist unvergessen. Im Nachgang dazu gab es zahlreiche sicherheitsbezogene Firmenkontakte und Ansätze. Allerdings ist nicht ersichtlich, dass bislang konzeptionelle Änderungen im Arbeitsalltag der Bergleute flächendeckend erfolgt sind.

Die THGA, die DMT GmbH & Co. KG, RAG, ISSA Mining und Unternehmen wie Siemag Tecberg, Bochumer Eisenhütte, Neuhäuser u. a. kümmern sich vor Ort in direkten Kontakten um Fragen und Lösungen rund um Arbeitssicherheit, Unfall- und Umweltschutz.

Bild 1 zeigt, wie eine integrierte Sicherheitskonzeption auf der Grundlage deutscher Expertise auch im Ausland konkret umgesetzt werden kann.

Fig. 1. Safety concept based on German expertise. // Bild 1. Sicherheitskonzeption auf der Grundlage deutscher Expertise. Source/Quelle: EA

Teams von Grubenkontrolleuren, z. B. bestehend aus Geologen, Bergleuten, Technikern, Betriebswirten und neutralen Koordinatoren, führen Inspektionen durch. Derart gemischte Gruppen bringen unterschiedliche Kompetenzen ein, wodurch alle notwendigen Aspekte berücksichtigt werden bis hin zur Einhaltung von Compliance-Anforderungen. Die Zulieferer partizipieren durch ihre Präsenz vor Ort vertriebsunterstützend.

4  Brückenschlag vom heimischen Markt ins Ausland

Nur ein sicherer Betrieb ist ein guter Arbeitgeber und Rohstofflieferant. Obwohl die Bedeutung einer sicheren und preiswürdigen Versorgung mit Rohstoffen für die wirtschaftliche Entwicklung generell unbestritten und die gegenwärtige Industriestruktur in Deutschland historisch wesentlich durch spezifische rohstoffwirtschaftliche Gegebenheiten geprägt ist – beispielhaft zu nennen ist etwa die historische Verknüpfung von heimischem Steinkohlenbergbau und Stahlindustrie – stehen heimische Rohstoffe kaum im Fokus der öffentlichen Wahrnehmung. Ein wesentlicher Grund für die fehlende allgemeine Aufmerksamkeit besteht darin, dass Deutschland bei der Energie bisher kaum jemals Versorgungsprobleme hatte (1). Auf Märkten wie den beispielhaft genannten ist dies anders. Jeder Rohstoffbetrieb in Entwicklungs- oder Schwellenländern unterstützt darüber hinaus die Armutsbekämpfung.

5  Umsetzung von Synergie und Lösungsansatz

Das von ISSA Mining unter dem Motto Vision Zero veröffentlichte Programm verfolgt sieben konkrete Ziele (2):

  1. Senkung des Arbeitsunfallrisikos,
  2. Senkung neuer Arbeitsunfall-Rentenfälle,
  3. Senkung tödlicher Arbeitsunfälle,
  4. Verringerung von Berufskrankheiten,
  5. Steigerung der Anzahl unfallfreier Betriebe,
  6. am Bedarf ausgerichtete Präventionsangebote und
  7. Steigerung des Nutzens der Präventionsangebote.

Viele der Bergbau-Sicherheitsexperten aus Nordrhein-Westfalen haben lange für große Bergbauunternehmen, die Wissenschaft oder Prüfinstitute gearbeitet, in denen sie für grubensicherheitsrelevante Fragestellungen verantwortlich waren oder sind. Andere sind innovativ denkende Entwickler von Produkten. Von Sensoren und Messgeräten bis hin zu Ausbausegmenten stellen mannigfaltige Erzeugnisse wesentliche Teile dar, die zur Erzeugung und Aufrechterhaltung von Grubensicherheit unverzichtbar sind. Jeder hat also seine Kompetenzen und Umsetzungsziele und damit auch seinen Absatzmarkt und seine potentiellen Kunden. Der eine ist Experte für Grubengasabsaugung, der andere für die Gefährdungsbeurteilung und weitere für Ausbaubögen oder den Explosionsschutz.

Eine entscheidende Aufgabe besteht darin, ausländischen Fachleuten und deren Management ganzheitlich aufzuzeigen, was Sicherheit ist und was alles zur Herstellung eines sicheren Arbeitsplatzes einbezogen werden muss, wie Werkzeuge und Maschinen zu verwenden und zu pflegen sind, wo Sicherheit beginnt und dass sie nicht irgendwo endet.

Sicherheit muss trainiert werden. Ganz besonders geht es darum, dem operativen Personal zu vermitteln, sicher zu arbeiten sowie auf sich und die Kollegen zu achten. Im Wesentlichen muss durch Trainer und Mentoren ein von selbst ablaufender Zyklus geschaffen werden.

Es ist zweifelhaft, dass dies von einer Quelle aus allein geleistet werden kann. Wie „Bergbau nicht eines Mannes Sache ist“, so ist auch die Grubensicherheit nur zusammen zu schaffen und aufrecht zu erhalten. Daher sind zentral konzipierte Unterweisungen notwendig, z. B. in einem TZB mit dem Motto der ISSA Mining am Eingang „Vision Zero. Null Unfälle – Gesund arbeiten“. In Bild 2 sind beispielhaft Kompetenzen und Leistungsbereiche individuell dargestellt, die gemeinsam ein vollumfängliches Konzept ergeben.

Fig. 2. Potential range of users for a Mining Training Centre (TZB). // Bild 2. Mögliche Nutzerverteilung für ein TZB. Source/Quelle: EA

6  Zusammenfassung

Synergie in der Definition ist integral mit der Zusammenarbeit bestimmter Elemente verbunden. Sie bedeutet, eine optimale Integration von etwas, das vorher getrennt existierte. Der Synergieeffekt entsteht durch die Zusammenarbeit von Elementen und ist profitabler als die Summe der Effekte, welche durch die getrennte Funktion von Teilelementen gewonnen wird, die unabhängig voneinander sind. Eine symbolische Beschreibung der Synergie wird durch die Formel 1 + 1 = 3 bestimmt. Dieser Ansatz stellt seine positive Wirkung heraus. Synergie setzt Kooperation voraus.

In einer Studie der Hochschule in Zabrze (3) für den oberschlesischen Bergbau wurden im Bereich Kooperation konkret positive Synergieeffekte festgestellt, und zwar sowohl in Form von Effizienzsteigerung wie auch bei der Umsatzrentabilität. Die viel beschworene Produktivität verbesserte sich. Produktivitätsfortschritte sind dabei in der Regel an einen vermehrten Kapitaleinsatz gebunden, sodass die sinkende Verflechtungsintensität der Vorleistungen zumindest teilweise durch erhöhte Investitionen kompensiert wird.

Vergleichbare Zusammenhänge gelten auch für die Arbeitsproduktivität, die nicht nur in der deutschen, sondern auch in der polnischen oder chilenischen rohstoffgewinnenden Industrie in der Vergangenheit kontinuierlich gestiegen ist. Damit hängt die gesamtwirtschaftliche Bedeutung der rohstoffgewinnenden Industrie – gemessen am Beschäftigungsmultiplikator – im Zeitverlauf nicht nur vom Nachfrageniveau und der Verflechtungsintensität der Geschäftstätigkeit, sondern auch von den eigenen Produktivitätsfortschritten und damit der Synergienutzung ab.

Wenn es um Länder wie die Türkei, Vietnam, Indonesien oder Indien geht, können die Staaten am meisten tun, indem sie neben Forschung und Entwicklung in Ausbildung investieren. Besser ausgebildete Fachleute im Rohstoffbereich werden für den Erfolg von geplanten Investitionen sicher dienlich sein.

Die Sicherheit am Arbeitsplatz im untertägigen Bergbau ist und bleibt in diesem Zusammenhang ein wichtiger Faktor. Jeder Stillstand, jede Betriebsstörung und damit jede Unterbrechung des geplanten Förderflusses gehen direkt zu Lasten des Ergebnisses.

Organisationen wie ISSA Mining, die Wissenschaft, erfahrene Spezialunternehmen und Experten unterstützen die Rohstoffbetriebe im In- und Ausland. Ein Hauptziel muss es sein, durch Identifizieren von Potential in den Schlüsselbereichen zur Verbesserung der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes beizutragen.

Quellenverzeichnis

Quellenverzeichnis

(1) Vgl. Branchenanalyse Rohstoffindustrie. Hans-Böckler-Stiftung, www.boeckler.de, ISBN: 978-3-86593-222-8.

(2) Vision Zero; Die Präventionsstrategie der Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie. www.bgrci.de

(3) Kowalska, I. J.: Synergy Effects in the Mergers of Coalmines. In: Zeitschrift Synergia, Zabrze. pp. 103 – 122; ijrs.umsc.lublin.pl/2016.

Autor: Peter von Hartlieb, Netzwerk Bergbauwirtschaft der EnergieAgentur.NRW, Düsseldorf
Online_Abonnement