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Eröffnungsrede zu den Feierlichkeiten anlässlich des 50-jährigen Bestehens der ISSA Mining

Fig. 1. ISSA mining president Ulrich Meesmann. // Bild 1. Vorsitzender der ISSA Mining: Ulrich Meesmann. Photo/Foto: ISSA

Ich freue mich sehr, dass Sie alle hier zusammengekommen sind, um an die Gründung der Bergbau-Sektion der ISSA, ISSA Mining, vor 50 Jahren und die seitdem bemerkenswerte Entwicklung zu erinnern (Bilder 1 und 2).

Fig. 2. View to the plenum of the 50th ISSA Mining anniversary. //Bild 2. Blick ins Plenum der Veranstaltung anlässlich des 50. Jubiläums der ISSA Mining. Photo/Foto: ISSA

Als ISSA Mining im Jahr 1969 ins Leben gerufen wurde, ahnten die Mitbegründer vermutlich nicht, welche rasante Entwicklung sich in den nächsten 50 Jahren abzeichnen würde. Und dennoch, der Kerngedanke hat sich über die Zeit nicht verändert: Einen Informations- sowie Ideenaustausch zwischen den Arbeitsschutzexperten weltweit zu ermöglichen und Bergwerke bei der Umsetzung von Präventionsmaßnahmen zu unterstützen.

Die Bergbau-Sektion der ISSA, ISSA Mining, war zu ihrer Gründung 1969 eine der ersten auf Prävention ausgerichteten Arbeitsgruppen der ISSA. Das wissenschaftliche Institut für Kohlebergbau in Ostrava in der damaligen Tschechoslowakei übernahm die Verwaltung von ISSA Mining. Innerhalb der erste 25 Jahre kam es zur Ausrichtung von 17 Konferenzen, überwiegend ausgetragen in der Tschechoslowakei, Deutschland und den USA. Der Fokus lag zunächst auf den Themen Ausbildung, Prävention der Silikose (Staublunge), Kohlenstaubexplosionen und Grubenrettungswesen, während später auch die Themen Vortrieb und Bergbauminerale hinzugenommen wurden.

Der politische Umschwung im östlichen Europa zum Ende des vergangenen Jahrtausends ging jedoch nicht unbemerkt an der ISSA Mining vorbei. Mit der Gründung der Tschechischen Republik im Jahr 1993, die nun als neues Heimatland der ISSA Mining rund zwei Drittel der Mitglieder der Arbeitsgruppe stellte, kam es auch zu einer Umstrukturierung der Wirtschaft. Dies bedeutete die Schließung zahlreicher Bergwerke in der jungen Republik. Gleichsam wurde auch die Anzahl der Mitarbeiter des Instituts für Kohlebergbau drastisch reduziert und vermehrtes Augenmerk auf Wirtschaftlichkeit gelegt. Aus noch 23 Mitgliedern der ISSA Mining im Jahr 1990 blieben nur noch sechs übrig. Mit dem Abtreten des damaligen Vorsitzenden Petr Schreiber sowie den neuen Aufgaben von Generalsekretärin Eva Květenská, sah sich das Institut nicht weiter in der Lage, die Führung von ISSA Mining zu übernehmen und gab diese Rolle an die BBG, die deutsche Bergbau-Berufsgenossenschaft, ab.

Die neue Führung nutzte ihre bereits vorhandene Erfahrung und ihre Verknüpfungen im Bergbausektor, um dem Netzwerk der ISSA Mining zu neuer Größe zu verhelfen. Mit dem Beitritt der Steinbruchs-Berufsgenossenschaft im Jahr 1996 erweiterte sich das Umfeld der ISSA Mining außerdem um die thematisch eng mit dem Untertagebergbau verwandten Bereiche Tagebau sowie der Öl- und Gasindustrie. Das Wachstum der ISSA Mining hielt weiter an und die enge Zusammenarbeit mit Partnern, wie der Internationalen Vereinigung für Grubenrettungswesen oder der Atlantic Alliance, die sich als Organisation für die Arbeitssicherheit im Umfeld von Baumaschinen einsetzt, wirkte sich positiv auf die Entwicklung der ISSA Mining, ihre Arbeitsweisen und Reichweite aus.

ISSA Mining setzte sich mit dem Programm FairStone für bessere Arbeitsbedingungen entlang der gesamten Produktionskette von Natursteinen ein und stand dafür als Vermittler von Wissen in enger Zusammenarbeit mit Ministerien in Vietnam, Laos und der Türkei. Enge Partnerschaften wurden außerdem mit den bedeutenden Bergbauländern Chile und Mongolei begründet sowie ein Memorandum of Understanding mit der Sozialsicherungsbehörde von Indien und anderen Mitgliedern unterzeichnet.

Im Jahr 2012 wurde schließlich das Konzept VISION ZERO vorgestellt, mit welchem Sie alle bestens vertraut sind. Es lässt sich mit der einfachen Idee beschreiben, dass alle Arbeitsunfälle grundsätzlich vermeidbar sind, sofern die richtigen präventiven Maßnahmen getroffen werden. Gleiches gilt für Berufskrankheiten. Besondere Beachtung wird dabei jenen Ereignissen geschenkt, die zum Tod oder zur nachhaltigen Schädigung der Gesundheit eines Mitarbeiters führen können.

Neben reichlich Skepsis wurde uns aber bereits zu Beginn unserer Arbeit überwiegend Unterstützung zugesichert. Die Mitglieder begannen zu verstehen, dass das Leben eines Menschen keine Handelsware ist – nicht im Bergbau und auch in keiner anderen Situation.

Um die Betriebe in dem Streben nach völliger Unfallfreiheit zu unterstützen, formulierten wir die 7 Goldenen Regeln, die in Bezug auf die Sicherheit im Bergbau praktikabel und einfach umsetzbar waren.

Diese Herangehensweise fand zahlreichen Zuspruch und wurde schnell in der ganzen Welt bekannt. Die Einfachheit der Umsetzung von VISION ZERO durch die 7 Goldenen Regeln führte schließlich auch dazu, dass die inzwischen 14 auf Prävention fokussierenden Arbeitsgruppen der ISSA diese für sich nutzen, was schließlich eine Art gemeinsamen Aufbruch für die 13 Sektionen bedeutete, wie es ihn in den 50 Jahren zuvor in dieser Form nicht gegeben hatte.

Fig. 3. Become a member and benefit from ISSA Mining. // Bild 3. Werden auch Sie Mitglied und profitieren Sie von ISSA Mining. Photo/Foto: ISSA

Offiziell wurde VISION ZERO einschließlich des zugehörigen Leitfadens „7 Goldene Regeln – Für gesunde Arbeit ohne Unfälle“ im Rahmen der 21sten Konferenz zum Thema Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz in Singapur im Jahr 2017 vorgestellt. Im Jahr 2019 stand dieser Leitfaden bereits in über zehn Sprachen zur Verfügung und die Anzahl an Unterstützern war auf über 6.000 gestiegen.

Nun, zum 50-jährigen Bestehen, zählen wir inzwischen etwa 150 Mitglieder aus aller Welt, die gemeinsam für mehr Sicherheit im Bergbau kämpfen – nach wie vor im Sinne der Grundidee von 1969, als nur sechs Mitglieder involviert waren. Wir sind sehr glücklich über die Anerkennung von VISION ZERO in immer mehr Ländern weltweit (Bild 3), was der erste wichtige Schritt ist. Für den zweiten Schritt bedarf es nun konsequenter Umsetzung.

In vielen Ländern ist es nach wie vor eine Herausforderung, wenigstens die ersten 10 % des Wegs in Richtung einer nachhaltig sicheren Arbeit zu gehen. Andererseits sei gesagt, dass die letzten 10 % des Wegs üblicherweise 90 % der Kosten ausmachen, was sehr spezifische Aufgaben für die Umsetzung bedeutet.

Autor: Ulrich Meesmann, Vorsitzender der Internationalen Arbeitsgruppe Bergbau (ISSA Mining), Bochum/Deutschland
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