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IMRB Poccия 2017: Ich habe einen Traum

Unter dem Namen International Mines Rescue Body (IMRB) wurde im Jahr 1998 eine gemeinnützige Organisation ins Leben gerufen, die sich seither global um die Bereitstellung von Informationen zur allgemeinen Verbesserung der Sicherheit im Grubenrettungswesen bemüht. Bislang sind 24 Nationen und vier Verbände innerhalb der Organisation tätig, die alle zwei Jahre eine Konferenz zum Thema Grubenrettungswesen ausrichten und die International Mines Rescue Competition (IMRC) mitgestalten. Die 8. IMRB Conference wurde im September 2017 vom Katastrophenschutzministerium der Russischen Föderation als Gastgeber durchgeführt. Dabei wurde deutlich, wie fortschrittlich und innovativ – gleichermaßen in den Punkten Know-how und Ausrüstung – auf Notsituationen in diesem großen und rohstoffreichen Land reagiert werden kann. Die 11. IMRC wird im September 2018 ebenfalls vom russischen Katastrophenschutzministerium abgehalten und mit Spannung erwartet. Teilnehmen werden insgesamt 30 Teams aus 20 Nationen.

Als neuestes Mitglied wird die kolumbianische Bundesbergbehörde Agencia Nacional de Minería (ANM) die Teilnehmer der nächsten IMRB Conference in der Zeit vom 7. bis zum 14. September 2019 in Bogotá willkommen heißen.

Autor: Alex Gryska, OHST, DipAdEd, Secretary Treasurer, International Mines Rescue Body, Sudbury/Canada

Fig. 1. Alexander Sin (left) receiving IMRB flag from Helmut Ehnes (center) and Wolfgang Roehl (right) at IMRB Germany 2015 Conference. // Bild 1. Helmut Ehnes (Mitte) und Wolfgang Roehl (rechts) übergeben die Fahne des IMRB an Alexander Sin (links) auf der IMRB Conference 2015 in Deutschland. Photo/Foto: IMRB Russia 2017

Noch während der 7. International Mines Rescue Body (IMRB) Conference in Deutschland wurde der Gastgeber der nächsten Konferenz ausgewählt. Alexander Sin, Oberbefehlshaber der Grubenwehreinheiten des russischen Katastrophenschutzministeriums, war von der Wahl geehrt und nahm voller Stolz die Fahne des IMRB entgegen (Bild 1). In seiner Rede berichtete er von seiner Vision für die Zukunft: „Ich habe eine Vision. Und nicht nur ich, nein, diese Vision steckt in jedem, der sich mit Sicherheitsfragen im Bergbau beschäftigt. Ich bin fest davon überzeugt, dass es eines Tages zu keinen Unfällen mehr in Bergwerken kommen wird. Die Bergleute werden immer unversehrt und gesund nach Hause gehen können. Wenn wir heute beginnen, alle unsere Möglichkeiten auszuschöpfen, so werden wir diesem Ziel Schritt für Schritt näherkommen und die Vision wird sich erfüllen. Die Konferenz in Russland wird einer dieser Schritte sein.“

Fig. 2. Opening Ceremonies Novokuznetsk Russia. // Bild 2. Eröffnungsfeier im russischen Novokuznetsk.
Photo/Foto: IMRB Russia 2017

An der 8. IMRB Conference nahmen über 200 Teilnehmer aus 22 verschiedenen Ländern teil (Bild 2). Bereits die Anreise zur Konferenz zeigte den Teilnehmern, welchen besonderen Herausforderungen das russische Grubenrettungswesen gewachsen sein muss, um in einem solch weitläufigen Land handlungsfähig zu bleiben. Als Kanadier beispielweise ist man die Weiten des Landes gewohnt, wenn auch Russland in einer ganz anderen Liga spielt. Die Anreise der kanadischen Delegation sah wie folgt aus: Nach einem ganzen Tag im Transit kam ein weiterer, wenngleich kürzerer Aufenthalt in Moskau hinzu. Dort wurde schließlich erneut ein Flugzeug bestiegen, das vier Stunden später in Novokuznetsk landete – einer Stadt mit rd. 500.000 Einwohnern im südwestlichen Sibirien und vier Zeitzonen östlich von Moskau. Russland erstreckt sich allerdings über nicht weniger als elf Zeitzonen. Mit anderen Worten: Die Teilnehmer hatten nicht einmal das halbe Land überflogen. Russland ist das größte Land der Erde und erstreckt sich über mehr als 17 Mio. km2. Das entspricht etwa 11 % der gesamten Landfläche. Es leben ungefähr 145 Mio. Menschen in diesem Land, die verschiedensten ethnischen Gruppen angehören und zusammen über 190 verschiedene Sprachen sprechen.

Dem Grubenrettungswesen gehören in Russland etwa 4.500 Personen an. Alle sind in Vollzeit beschäftigt und dem Katastrophenschutzministerium, das insgesamt ca. 200.000 Mitarbeiter zählt, unterstellt. In den Aufgabenbereich des Ministers, dessen Amt derzeit von Vladimir Puchkov bekleidet wird, fallen alle Belange des Zivilschutzes im Katastrophenfall, also sowohl der Katastrophenschutz selbst als auch die Beseitigung der Folgen von Katastrophen jeder Art. Puchkov untersteht direkt dem russischen Präsidenten, was die Handlungsfähigkeit des Ministeriums stärkt und die Mobilisierung von Ausrüstung und Personal im Bedarfsfall erleichtert.

Im Zug einer grundlegenden Modernisierung des russischen Rettungswesens im Bergbau wurde auch das Nationale Zentrum für das Grubenrettungswesen in Novokuznetsk eingerichtet (Bild 3).

Fig. 3. National Mines Rescue Center Novokuznetsk Russia. // Bild 3. Nationales Zentrum für das Grubenrettungswesen im russischen Novokuznetsk. Photo/Foto: IMRB Russia 2017

Das neu erbaute, ganz im Stil unserer Zeit entworfene Gebäude ist für verschiedenste Themenbereiche des Grubenrettungswesens ausgestattet worden. Es wurden Bereiche für Training, Simulation, Forschung (Labore), Gesundheit, Akklimatisierung und zu Auswertungszwecken eingerichtet. Selbst Wohnraum ist für die Teilnehmer von Trainingseinheiten etc. vorhanden, die aus anderen Regionen des Landes anreisen.

Das Motto der Konferenz in Russland war „Wissen erweitern… Sicherheit verbessern“, was durch das Konzept des Kompetenzzentrums in Novokuznetsk bereits deutlich vermittelt wurde. Das Katastrophenministerium begrüßte die angereisten Teilnehmer mit Live-Musik ihrer eigenen Band und bot anschließend Führungen durch das einzigartige Gebäude an.

Während des Rundgangs konnten die Teilnehmer sämtliches Equipment begutachten, wie es der Grubenwehr in Russland zur Verfügung steht. Über Simulationen konnte gezeigt werden, welchen Belastungen die Mitglieder der Grubenwehr ausgesetzt sind, wenn sie mit Gerät im Einsatz sind. Ärzte erläuterten die damit verbundenen möglichen physischen und psychischen Folgen und die damit hohe Bedeutung von Präventivmaßnahmen im Einsatz auf der einen, und der Möglichkeit zur Erholung nach einem Einsatz auf der anderen Seite.

Inwieweit die neue Einrichtung der Grubenwehr durch gezielte Vorbereitung auf Ernstfälle nützlich ist, wurde in einer eigens dafür inszenierten Rettungsaktion gezeigt, wie sie im Grunde jederzeit bei einem Grubenunglück notwendig werden könnte (Bild 4).

Fig. 4. EMERCOM Mine Rescuers responding to a Mock Mine Emergency. // Bild 4. Die Grubenwehr des Katastrophenschutzministeriums bei der Demonstration eines beispielhaften Rettungseinsatzes. Photo/Foto: IMRB Russia 2017

Um das Publikum, das aus den über 200 Teilnehmern der Konferenz bestand, nicht zu erschrecken, wurde im Vorfeld auf die initiierte Explosion hingewiesen, welche die Übung einleiten sollte. Als Folge der Explosion simulierten einige Bergleute schwere Verletzungen und brachen in einer für die Übung nachgebauten Strecke zusammen. Zahlreiche bemannte Rettungsfahrzeuge der Grubenwehr trafen kurz darauf ein. Einige der Verletzten konnten schnell über Schleifkörbe oder gestützt aus dem Gefahrenbereich gerettet werden, während am anderen Ende ein Feuer durch die Grubenwehr bekämpft wurde. Allerdings führte hier der eingesetzte Schwerschaum nicht zum gewünschten Erfolg, sodass schließlich eine Inertisierung mit mobil vorgehaltenen Ressourcen durchgeführt wurde, die das Feuer löschte. Während der gesamten Darbietung der Rettungsarbeiten flogen Drohnen über das Gebiet, die mit Messgeräten die Zusammensetzung der Luft analysierten. Zuletzt landete noch ein Hubschrauber des Katastrophenschutzes zur weiteren Unterstützung auf dem Gelände.

Auch wenn der Rettungseinsatz nur geprobt war, so zeigte die Übung dennoch sehr eindrucksvoll, wie vorbildlich die russische Grubenwehr ausgebildet ist und welche Vielfalt an Ausrüstung für den Ernstfall zur Verfügung steht.

Darüber hinaus bot die Konferenz auch wissenschaftliche Informationen. Nach einer Vollversammlung wurden in 31 Vorträgen zeitgleich in vier Sälen verschiedenste Aspekte der folgenden Themenbereiche angesprochen:

  • Bereitschaft für den Notfall,
  • Organisation des Grubenrettungswesens und seiner Einsätze,
  • zukünftige Entwicklungen und
  • medizinische Unterstützung im Grubenwehreinsatz.

Zusätzlich wurden in sogenannten Master Classes einzelne typische Gerätschaften der Grubenwehr von den Firmen DEZEGA und Dräger vorgestellt und erläutert.

Weiterhin werden Konferenzen auch gerne genutzt, um Kontakte zu knüpfen oder zu pflegen. Auch dies war ein wesentlicher Bestandteil bei der IMRB Conference. Gelegenheit bot sich hierfür beispielsweise auf den angebotenen Exkursionen:

  • Kohletagebau Berezovsky und Aufbereitungsanlage Matyushinskaya (Bild 5),
  • Kohlebergwerk Uvalnaya,
  • Aufbereitungsanlage Shedrukhinskaya und
  • Überwachungszentrale SUEK-Kuzbass.

Fig. 5. Matyushinskaya Coal Processing Plant. // Bild 5. Kohleaufbereitungsanlage Matyushinskaya. Photo/Foto: IMRB Russia 2017

Alle besuchten Betriebe sind auf dem höchsten Stand der Technik und damit vergleichbar mit jeder anderen modernen bergbaulichen Anlage auf der Welt.

Auch Einrichtungen in Moskau wurden in das Programm der Konferenz mit einbezogen. Neben einer Baustelle des aktuellen U-Bahn-Bauprojekts konnten die Teilnehmer dort auch das nationale Krisenzentrum besuchen. Die fortschrittliche Einrichtung dieses modernen Gebäudes erlaubt es dem Krisenstab, jedes entsprechende Ereignis im Land zu überwachen. Dank seiner Kompetenzen und Ressourcen ist es dem Katastrophenschutz so möglich, schnell und effizient auf jedes denkbare Negativereignis, das durch Naturgewalten oder Industrieunfälle hervorgerufen wird, zu reagieren. Beispiele könnten etwa Überschwemmungen, Waldbrände, Stürme, Betriebsbrände und Explosionen sein. Sofern ausreichend Ressourcen verfügbar sind, ist bei Bedarf auch ein Einsatz im Ausland möglich, um humanitäre Hilfe zu leisten.

In St. Petersburg, dem „Venedig des Nordens“, stand den Teilnehmern die Möglichkeit offen, an einer Führung durch die größte und älteste Universität des Landes – gegründet im Jahr 1724 durch Zarin Katharina die Große – teilzunehmen. Während der Führung wurde den Teilnehmern ein Einblick in die Hörsäle und Labore geboten und gleichsam der Weg der Universität – unter Schirmherrschaft der UNESCO – zu einem anerkannten Zentrum für Bergbaukunde aufgezeigt. In einer offenen Diskussionsrunde konnten sich die Teilnehmer außerdem unter dem Thema „Unfallverhütung im Bergbau“ über Strategien zur weltweiten Verbesserung der Sicherheit im Bergbau austauschen (Bild 6).

Fig. 6. International speciaists round table meetings at Saint Petersburg University, “Making Mining Safe”. // Bild 6. Diskussionsrunde „Den Bergbau sicher machen“ in den Räumlichkeiten der Staatlichen Universität St. Petersburg. Photo/Foto: IMRB Russia 2017

IMRB Hauptversammlung in Novokuznetsk 2017

Auch die Hauptversammlung 2017 des IMRB tagte in Novokuznetsk (Bild 7).

Fig. 7. IMRB Executive Meeting Novokuznetsk Russia 2017. // Bild 7. Hauptversammlung 2017 des IMRB im russischen Novokuznetsk. Photo/Foto: IMRB Russia 2017

Neben zahlreichen Beschlüssen wurden dabei auch folgende Entscheidungen getroffen:

Die kolumbianische Bergbehörde Agencia Nacional de Minería wird neues Mitglied des IMRB. Bereits in der Vergangenheit hatte sich Kolumbien intensiv an den Aktivitäten des IMRB beteiligt und an Konferenzen sowie Competitions teilgenommen.

Die Website des IMRB (www.minerescue.org) soll nach inzwischen zehnjährigem Bestehen vollständig überarbeitet werden.

Die nächste Austragung (2018) der IMRC soll in Russland stattfinden und trägt daher den Namen „IMRC Russia 2018“. Auf der Seite www.imrc2018.ru wird über den aktuellen Stand der Planung informiert. Ein konkreter Austragungsort wurde noch nicht festgelegt, dennoch steht fest:

  • Die Anmeldung zum Event erfolgt in der Zeit vom 01. März bis 31. Mai 2018.
  • Die Regeln zur Teilnahme an dem Wettbewerb werden Ende Februar 2018 hochgeladen.
  • Für eine Teilnahme als Mitglied der Jury können sich
    Interessierte mit ihrem Lebenslauf unter der E-Mail-Adresse
    imrc2018Russia@gmail.com bewerben.
  • Offizielle Sprachen der Veranstaltung werden Englisch und Russisch sein.
  • In einem Ausstellungsbereich können Hersteller oder Vertreiber von Equipment des Grubenrettungswesens ihre Produkte vorstellen.

Weiterhin wurden auch mögliche Gastgeber für die kommenden Konferenzen und Wettbewerbe des IMRB bestimmt. Nach weiterer Abstimmung mit den Wunschkandidaten werden diese in den nächsten Monaten auf der Website des IMRB bekannt gegeben.

Kolumbien: Gastgeber für die nächste Konferenz „IMRB Colombia 2019”

Fig. 8. IMRB Colombia 2019 Logo. // Bild 8. Das Logo der IMRB Konferenz 2019 in Kolumbien. Photo/Foto: IMRB Russia 2017

In der Zeit vom 07. bis 14. September 2019 wird die nächste IMRB Conference im kolumbianischen Bogotá als zentralem Veranstaltungsort stattfinden (Bilder 8, 9). Bogotá, die Hauptstadt des südamerikanischen Staats, ist mit ihren rd. 8 Mio. Einwohnern die fünftgrößte Stadt auf dem gesamten amerikanischen Kontinent und liegt auf einem Hochplateau umgeben von Gipfeln der Anden.

Mit Kolumbien ist erstmals ein lateinamerikanisches Land Mitglied des IMRB. Gleichzeitig ist Kolumbien der erste Gastgeber für eine Konferenz des IMRB auf dem südamerikanischen Kontinent.

Das Land steht in zweierlei Hinsicht an vierter Stelle in der lateinamerikanischen Welt: Bevölkerungszahl und Wirtschaftskraft. Die kolumbianische Wirtschaft wächst um etwa 3,7 %/a und erzielte im Jahr 2016 ein Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 233,4 Mrd. US-$. In Hinblick auf die Gewinnung von Bodenschätzen stehen insbesondere Schmucksteine (Smaragde), Kohle, Nickel, Gold und Kupfer im Vordergrund, deren Export dem Land im Jahr 2016 rd. 6,8 Mrd. US-$ einbrachte. Direkt im Bergbau sind rd. 350.000 Menschen beschäftigt, indirekt sogar knapp 1 Mio.

Das Grubenrettungswesen ist in Kolumbien zwar zentral organisiert, aber überwiegend durch die Bereitschaft von Freiwilligen geprägt, also keine hauptberufliche Tätigkeit der angestellten Bergleute. Rd. 1.800 Grubenwehrleute stehen im Land zur Verfügung, wenn auch entsprechend ihrer Anstellungen weit über das Land verstreut. Zusätzlich sind 35 Ingenieure hauptberuflich mit dem Grubenrettungswesen beschäftigt und unterstützen im konkreten Einsatzfall.

Fig. 9. Vladen Aksenov, the Deputy Minister for Civil Defense, Emergencies and Elimination of Consequences of Natural Disasters, passes the Symbolic IMRB flag to Catalina Gheorghe, repre-senting Colombia, the 2019 IMRB host nation. // Bild 9. Vladen Aksenov, stellvertreten-der Leiter des russischen Katastro-phenschutzministeriums, übergibt die Fahne des IMRB an die kolumbianische Repräsentantin Catalina Gheorghe. Photo/Foto: IMRB Russia 2017

Alle zwei Jahre wird auch in Kolumbien eine Art Wettbewerb zum Thema Grubenrettung ausgetragen. Der Gewinner des letzten Wettbewerbs soll Kolumbien auf der „IMRC Russia 2018“ vertreten.

Weitere Informationen können per E-Mail bei den Organisatoren von „IMRB Columbia 2019” angefragt werden:

(imrb.colombia2019@anm.goc.co).

Autor: Alex Gryska, OHST, DipAdEd, Secretary Treasurer, International Mines Rescue Body, Sudbury/Canada
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