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Konferenz mit Workshop zu Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz zählt mehr als 100 Teilnehmer aus über 30 Nationen

Vom 22. bis 25. August 2017 wurde die Stadt Odense/Dänemark zum Austragungsort einer international ausgerichteten Konferenz einschließlich eines Workshops zum Thema Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz, die von über 100 Teilnehmern aus 34 Nationen besucht wurde. Das Publikum setzte sich vielseitig zusammen: Wissenschaftler sowie Vertreter von Behörden und Bergbauverbänden waren genauso anwesend wie Vertreter aus mittelständischen Unternehmen und rudimentär betriebenen Bergwerken – etwa zur Hälfte aus Entwicklungsländern.

Autor: Peter Schrandt, Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie (BG RCI), Langenhagen

Vom 22. bis zum 25. August 2017 fand in Odense/Dänemark eine internationale Konferenz zum Thema Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz statt, auf der aktuelle Forschungsprojekte und neue Lösungsansätze aus dem Bereich der Arbeitssicherheit und des Gesundheitsschutzes in der Bergbaubranche vorgestellt und diskutiert wurden. Über 100 Teilnehmer aus 34 Nationen nahmen an der Konferenz teil und verfolgten das Ziel, wissenschaftliche Neuerungen aus globaler oder lokaler Forschung zu verbreiten. Die zentralen Themen, wie Sicherheit am Arbeitsplatz, Nachhaltigkeit und die Vermeidung von negativen Umweltauswirkungen, wurden abschließend auch in einem Workshop behandelt.

In seiner Ansprache zu Beginn der Konferenz sagte Helmut Ehnes, Generalsekretär der ISSA Mining: „Globalisierung ist die Chance für unsere Welt, enger zusammenzuwachsen. Wir als Experten aus dem Bereich Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz können unseren Teil zu einem friedlicheren Zusammenleben beitragen und, ja, Leben retten.“

Themen der Konferenz

Auf der Konferenz wurden folgende Themen behandelt:

  • Überwachung, Diagnose und Prävention von Berufskrankheiten und Arbeitsunfällen,
  • Berufskrankheiten im Bergbau – Hörschäden durch Lärmbelastung, Veränderungen des Bewegungsapparats, Lungenerkrankungen, Stress, Vergiftungserscheinungen durch Kontakt mit Gefahrstoffen (z. B. mit Schwermetallen, Staub, Chemikalien), Krebs,
  • besondere Belastungen für Frauen und Kinder bei bergmännischer Arbeit – Vergiftungen, Reduktion der Fertilität, Beeinträchtigung der kindlichen Frühentwicklung, Kinderarbeit,
  • Gesundheitslage in einzelnen Regionen – Auswirkungen durch Umweltverschmutzung und den Kontakt mit gesundheitsgefährdenden Stoffen in Bergbauregionen in aller Welt,
  • Arbeitsbedingungen und Schutz am Arbeitsplatz in modernen sowie rudimentär betriebenen Bergwerken und
  • Belastungen, Gefahren und Vorsichtsmaßnahmen im Allgemeinen.

Der Präsident von ISSA Mining, Ulrich Meesmann, motivierte mit seiner Keynote: „VISION ZERO: Yes we can! – Prävention im Bergbau”. Ehnes folgte mit seinem Impulsreferat: „ISSA Mining: Ihr kompetenter Partner in Sachen Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz – weltweit.“

Fig. 1. Safety and health support economic success. How they can improve a business overall was explained by Ulrich Meesmann in his keynote. // Bild 1. Ulrich Meesmann erläuterte die Rolle der Investitionen in Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz als Motor für unternehmerischen Erfolg insgesamt. Photo/Foto: BG RCI

Meesmann machte deutlich, dass es allein aus moralischen Gründen keine Alternative zu dem Ziel „zero harm“ geben dürfe (Bild 1). Er erläuterte den positiven Effekt auf die Geschäftsbilanz durch verbesserte Sicherheit in Unternehmen und zerschlug damit sogleich den Gedanken, Mehrinvestitionen in Sicherheit würden lediglich eine zusätzliche finanzielle Belastung darstellen. Am Beispiel von Alcoa zeigte er, dass die Investitionen nachhaltig zu mehr Innovation, verbesserter Kommunikation und einer letztlich geringeren Störanfälligkeit der Produktionskette führten.

Ehnes berichtete von der Idee, die hinter VISION ZERO steht und die es gilt, weltweit zu verbreiten, um mit geeigneten Maßnahmen dafür zu sorgen, dass schwerwiegende Beeinträchtigungen durch eine berufliche Tätigkeit gänzlich vermieden werden können.

Derk Henri Brouwer von der Universität Witwatersrand in Südafrika und Helmut Ehnes leiteten die Sitzung „Präventivmaßnahmen“ und diskutierten dabei allgemein Methoden zum Umgang mit Gesundheitsrisiken am Arbeitsplatz, aber auch speziell die Einrichtung von einheitlichen Maßstäben in Südafrika zur Beurteilung der individuellen Expositionsrisiken bei der Arbeit und die Einrichtung eines Trainingsprogramms für Berginspektoren in Ghana zur Beurteilung der Situation in rudimentär betriebenen Bergwerken.

Themen des Workshops

Während des Workshops wurden einige der Konferenzthemen anhand Erfahrungen, Fallstudien und Richtlinien inhaltlich weiter vertieft. Dazu gehörten:

  • Lungenkrankheiten,
  • Vergiftungserscheinungen durch Kontakt mit Schwermetallen und
  • konkrete Präventivmaßnahmen.

Zudem wurde VISION ZERO den Teilnehmern bei einer zweistündigen Trainingseinheit unter praktischen Gesichtspunkten nähergebracht. Bettina Nickel, Geschäftsführerin eines Basalt-Steinbruchs und ebenfalls Mitglied von ISSA Mining, leitete das Training zusammen mit Matthias Stenzel und Helmut Ehnes.

Projekt Uganda: Goldgewinnung ohne Quecksilber

Uganda ist ein gutes Beispiel für die Bedingungen in rudimentär betriebenen Bergwerken, von deren es dort tausende gibt. Die Betreiber setzen zumeist auf günstig und schnell zu beschaffende Betriebsmittel, die meist nicht dem Stand der Technik entsprechen und zudem häufig eine enorme Belastung für die Umwelt darstellen. Für die Gewinnung von Gold wird beispielsweise vielfach Quecksilber eingesetzt. Dies ist nicht nur gesundheits- und umweltgefährlich, sondern auch in höchstem Maß ineffizient, da das Quecksilber lediglich einen kleinen Teil des enthaltenen Goldes aus dem Erz zu lösen vermag.

Fig. 2. The method of mercury-free gold extraction in Uganda was presented first hand. // Bild 2. Erläuterungen zum Projekt in Uganda: Gewinnung von Gold ohne Quecksilber. Photo/Foto: BG RCI

Ein Projekt zeigt nun, dass es auch ohne Quecksilber geht. Mit gravitativen Verfahren lässt sich in kürzerer Zeit mehr Gold aufkonzentrieren (Bild 2). Außerdem sind dafür keine nennenswerten Investitionen nötig. Das Projekt soll neben der Verbesserung der Umweltbedingungen vor Ort auch dazu beitragen, auf internationaler Ebene einen Beitrag zu mehr Stabilität und einer besseren Zusammenarbeit zu leisten.

Große Erfolge

In seiner Schlussrede kam Ehnes auf die Differenzen zwischen den großen, modernen Bergwerken und den kleinen, rudimentär betriebenen Gruben zu sprechen. Mit Blick auf die Entwicklungen in der Vergangenheit betonte er, dass in Zukunft in allen Bereichen vermehrt der Gedanke vertreten werden müsse, dass Gesundheitsschutz genauso wichtig wie die klassische Form der Arbeitssicherheit ist, wie es VISION ZERO bereits zum Ziel hat. Schließlich sei es egal, ob ein Arbeiter durch einen Arbeitsunfall im Betrieb oder durch eine schleichende Berufskrankheit lebenslang versehrt wäre und es zu einem Verlust an Arbeitszeit käme. Die Vermeidung von beiden Fällen gleichermaßen sollte im Interesse eines jeden Unternehmens liegen.

Gastgeber Erik Jørs kommentierte: „Die Teilnehmer der Konferenz kamen aus den verschiedensten Bereichen. Hier waren Ärzte, Bergleute, Ingenieure, Techniker, Wissenschaftler und Anthropologen. Und das war auch gut so, denn so konnten alle von dem Fachwissen der anderen profitieren. Dank der Unterstützung von ISSA Mining, NIVA, ICOH SC’s und einigen lokalen dänischen Einrichtungen wurde die Veranstaltung zu einem großen Erfolg.“

Tatsächlich zeigten sich bei allen Teilnehmern die Erwartungen an die Konferenz erfüllt, wie eine abschließende Befragung zeigte: 76 % der Teilnehmer waren „sehr zufrieden“ und 24 % „zufrieden“. Mit dem wissenschaftlichen Gehalt der Tagung waren 93 % sehr zufrieden. Auch die Kategorien “Vortragende”, “Diskussionsrunden” und “Vernetzen” wurden durchweg positiv bewertet.

Gemeinsam für die Gesundheit der Bergleute

Die Konferenz wurde gemeinschaftlich vom Nordic Institute for Advanced Training in Occupational Health (NIVA) und dem wissenschaftlichen Komitee der Bergbausparte der International Commission on Occupational Health (ICOH) organisiert. Unterstützung fanden die Organisatoren auch durch die ISSA Mining, SCIH (die weiteren Komitees der ICOH), die Dänische Gesellschaft für Arbeits- und Umweltmedizin, Workplace Health Without Borders (WHWB), NGO Dialogos, die dänische Universität Syddansk Universitet, die arbeitsmedizinische Abteilung des Universitätsklinikums Odense, das grönländische Zentrum für Gesundheitsforschung und das dänische Forschungszentrum für Arbeitsplatzbedingungen.

Die Bergbausparte der ICOH (MinOSH) und ISSA Mining vereinbarten schließlich eine fortan beständige Zusammenarbeit und denken bereits über eine Neuauflage der Konferenz im Jahr 2019 nach.

Autor: Peter Schrandt, Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie (BG RCI), Langenhagen
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