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Responsible Mining

Bergbau beeinflusst in einem hohen Maß sowohl die Umwelt als auch das soziale Umfeld. Dieser Beeinflussung ist sich der Bergbau mehr als andere Industrien bewusst, besonders in Hinblick auf die Auswirkungen vergangener Aktivitäten. Das Bewusstsein und der Umgang mit dieser Einflussnahme zeichnen einen verantwortungsvollen Bergbau aus. Die Zusammenführung des Bewusstseins und der Umgang mit den Entwicklungen der Gegenwart und der Zukunft entsprechen unserem heutigen Verständnis einer nachhaltigen Entwicklung. Angesichts der Notwendigkeit von Rohstoffen für die Bedürfnisse der heutigen Generation stellt daher eine Ablehnung des Bergbaus keine nachhaltige Entwicklung dar. Ein verantwortungsbewusster Bergbau zeichnet sich durch eine positive Gestaltung von Gegenwart und Zukunft aus. Die Erfassung weiterer Bedürfnisse und Konsequenzen der Entwicklungen stellt jedoch eine wesentliche Aufgabe dar, um die Aktivitäten so nachhaltig zu gestalten, welche komplex und vielleicht nicht lösbar ist, da besonders im bergbaulichen Umfeld die beeinflussten Bereiche und Akteure vielfältig und weit verteilt sind. Greift man die Definition einer nachhaltigen Entwicklung auf, ist der Anspruch an einen verantwortungsvollen Bergbau das Heute zu gestalten, einen Mehrwert zu schaffen und für die zukünftigen Generationen die Türen offen zu halten und ihnen so eine Vielzahl von Möglichkeiten zu geben, welche sie nicht einschränkt. Im Folgenden werden für diese Bereiche Gedanken und Ideen zur nachhaltigen Bergbaupraxis aufgezeigt. Im Anschluss werden Möglichkeiten aufgezeigt, diese Aspekte in die Ausbildung von Bergbauingenieuren zu integrieren.

Autoren: Prof. Dr.-Ing. Oliver Langefeld, Angela Binder M. Sc., Institut für Bergbau der Technischen Universität (TU) Clausthal, Clausthal-Zellerfeld

Einführung

Bergbau beeinflusst in einem hohen Maß sowohl die Umwelt als auch das soziale Umfeld. Dieser Beeinflussung ist sich der Bergbau mehr als andere Industrien bewusst, besonders in Hinblick auf die Auswirkungen vergangener Aktivitäten. Das Bewusstsein und der Umgang mit dieser Einflussnahme zeichnen einen verantwortungsvollen Bergbau aus. Andererseits übernehmen Bergbauunternehmen die Verantwortung für die Versorgung mit Rohstoffen und unterstützen so eine wirtschaftliche Entwicklung (1, 2).

Die Zusammenführung des Bewusstseins und der Umgang mit den Entwicklungen der Gegenwart und der Zukunft spiegeln die allgegenwärtige Definition einer nachhaltigen Entwicklung nach Brundtland wieder. Eine Entwicklung ist dann nachhaltig, wenn sie die Bedürfnisse der heutigen Generation zufriedenstellt, ohne dabei die Möglichkeiten zukünftiger Generationen zu gefährden (3).

Angesichts der Notwendigkeit von Rohstoffen für die Bedürfnisse der heutigen Generation stellt daher eine Ablehnung des Bergbaus keine nachhaltige Entwicklung dar. Jedoch zeichnet sich ein verantwortungsbewusster Bergbau durch eine positive Gestaltung von Gegenwart und Zukunft aus. Die Erfassung weiterer Bedürfnisse und Konsequenzen der Entwicklungen stellt jedoch eine wesentliche Aufgabe dar, um die Aktivitäten so nachhaltig zu gestalten, welche komplex und vielleicht nicht lösbar ist, da besonders im bergbaulichen Umfeld die beeinflussten Bereiche und Akteure vielfältig und weit verteilt sind. Jedoch kann ein Bewusstsein für die verschiedenen Einflussbereiche geschaffen werden, indem beispielsweise das allgemeine Drei-Säulen-Modell mit den Bereichen Wirtschaft/Umwelt/Soziales genutzt wird, welches zunächst drei Schwerpunkte der Betrachtung vorgibt. Das australische Zentrum für nachhaltige Bergbaupraxis (ACSMP) erweitert dieses und stellt damit ein passenderes Modell für die Aspekte für nachhaltige Bergbauaktivitäten zur Verfügung. Zusätzlich werden Ressourceneffizienz und Sicherheit aufgeführt, welche im Bergbau im Vergleich mit anderen Industrien eine besondere Rolle einnehmen. Die Lagerstätte und somit die Basis der Unternehmung ist limitiert und vorgegeben, bestimmt aber gleichzeitig das Vorgehen. Ressourceneffizienz fordert einen verantwortungsbewussten Umgang. Außerdem bildet die Gruben-, Betriebs- und Arbeitssicherheit einen Schwerpunkt der Arbeit, welche sich aufgrund der Betriebscharakteristik und der Zugänglichkeit aber auch aufgrund der Dimensionen von herkömmlichen Ansätzen unterscheiden kann (4).

Türen offen halten: Perspektiven auf Berge

Ressourceneffizienz in Bezug auf den Abbau von Lagerstätten ist ein Thema, welches deutlich seltener diskutiert wird als eine Effizienz in Bezug auf Material oder Energie. Die nachhaltige Gestaltung des Abbaus muss neben dem heutigen Bedarf die zukünftigen Bedürfnisse berücksichtigen. Als nicht nachhaltig gilt ein ausschließlicher Abbau von Bereichen hoher Gehalte besonders, wenn ein späterer weiterer Abbau deutlich erschwert wird. Es gilt bestenfalls eine vollständige Ausbeutung zu garantieren (4).

Jedoch verändert sich die Definition von Wertmaterialien und Bergen in Abhängigkeit von zur Verfügung stehender Technik und dem Bedarf unter den Rahmenbedingungen der Zeit des Abbaus. Durch Veränderungen in Bedarf und Technologien können Berge zu Wertmaterialien werden, sodass beispielweise nicht bauwürdige Bereiche bauwürdig werden oder eine Wiederaufbereitung von Bergehalden in Betracht kommt.

Neue Untersuchungen zum Recycling von Bergematerial finden am ehemaligen Erzbergwerk Rammelsberg in Goslar seit dem Jahr 2015 statt (5). Grundlage für dieses Projekt „Recycling bergbaulicher Aufbereitungsrückstände zur Gewinnung wirtschaftsstrategischer Metalle am Beispiel der Tailings am Bollrich in Goslar“, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird, bildet die Lagerstätte des Rammelsbergs, welche bis zu ihrem Abbau zu den größten Indium-Lagerstätten Europas gehörte. Aufgrund der mangelnden Bedeutung wurde es während der Betriebszeit bis zum Jahr 1988 nicht gewonnen. Dies änderte sich jedoch nach der Schließung, da durch die Verwendung von Indiumzinnoxiden (ITO) sowohl in Solarzellen als auch Touchscreens sich die Nachfrage stark erhöhte. Den Überrest der Lagerstätte, welcher der Gegenstand der heutigen Untersuchungen ist, bilden Bergeteiche, in denen die Aufbereitungsrückstände in den letzten 50 Betriebsjahren abgelagert worden sind. Unter den neuen Rahmenbedingungen wird deren Potential abgeschätzt, indem eine Lagerstättenmodellierung auf Basis von bestehenden und neu gewonnenen Analysedaten durchgeführt (Bild 1) und ein möglicher Abbau geplant wird. Betraut mit diesen Aufgaben wird die Perspektive einer nachfolgenden Generation eingenommen werden. Diese Erfahrung zeigt, welche Schritte in der Vergangenheit zu einer Vereinfachung einer Wiedergewinnung führen.

Fig. 1. Modelled deposit with indium grades and sampling points. // Bild 1. Lagerstättenmodell mit Indiumgehalten und Probenahmepunkten. Source/Quelle: TUC

Für die Modellierung der Bergeteiche wurden sowohl historisch dokumentierte Betriebsdaten, Daten von zurückliegenden Untersuchungen und Auswertungen einer neuer Probenahme genutzt. Die Datenlage hierbei stellte sich als kompliziert dar, da sich die Betreibergesellschaft umfirmiert hatte, sodass nur ein Teil der betrieblichen Dokumentation zur Verfügung stand und teilweise auf veröffentlichte Ergebnisse zurückgegriffen werden musste. Somit lässt sich das Anliegen formulieren, dass alle betrieblich erfassten Daten zu speichern und zu verwahren sind, sodass die nachfolgenden Generationen das bestehende Wissen nutzen können. Öffentliche Archive können bei der Bewahrung des Erbes helfen.

Beim Anlegen von Bergeteichen kann die Wiedergewinnbarkeit als ein Auswahlfaktor in die Planung aufgenommen werden. Häufig stützt das Bergematerial selbst den Damm, was einerseits bei Unwissen über die Rheologie zu großen Schäden führen kann, wie im Fall der Dammhavarie im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais im November 2015 (6). Andererseits stellt diese Konstruktion eine erhöhte Schwierigkeit beim Rückbau dar. Die Untersuchungen stellten eine geringe Verwitterung des Materials durch die Überdeckung mit Wasser fest, welche wiederum eine Wiederaufbereitung begünstigt. Somit sind Lagerungen zu bevorzugen, die eine Isolation von verwitterungsförderlichen Umgebungen ermöglichen.

Zusammenfassend begünstigt das Bewusstsein von zukünftiger Nachnutzung diese, wenn dieses Bewusstsein zu einer angepassten Planung führt. Die Nach- und Mehrfachnutzung in die Planung zu integrieren ist das Ziel des Blue Mining-Ansatzes, der den Fokus auf Ergonomie und Energie legt. Wie in Bild 2 visualisiert, werden hierfür drei Prinzipien formuliert:

  • eine frühestmögliche Berücksichtigung,
  • eine Synergiemaximierung bei gleichzeitiger
  • Konfliktminimierung.

Fig. 2. Areas and Principles of Blue Mining. // Bild 2. Bereiche und Prinzipien des Blue Mining. Source/Quelle: TUC

Einerseits gilt es hierbei die zukünftigen Möglichkeiten zu prüfen und andererseits die Planung angesichts der Konsequenzen durchzuführen, sodass heutige und zukünftige Interessen berücksichtigt werden. Somit werden einerseits die Türen für zukünftige Generationen offen gehalten und ein Mehrwert geschaffen, wie im folgenden Abschnitt beschrieben (7).

Mehrwert schaffen: Mehr als nur ein Bergwerk

Ein untertägiges Bergwerk, das primär zu Gewinnung, Förderung und Aufbereitung von Bodenschätzen dient, besteht neben den Tagesanlagen aus Hohlräumen, die einen Zugang zur Lagerstätte schaffen und für Abbau, Förderung und Verarbeitung des Materials genutzt werden oder dafür notwendige Nebenräume sind. Gleichzeitig ermöglichen sie auch einen Zugang zum Gebirge, das eine Quelle für Wärme und Gase sein kann. Diese im besten Fall zu nutzen, stellt einen Mehrwert dar. Außerdem werden Bereiche in einer neuen Teufenlage angelegt, sodass eine Höhendifferenz geschaffen wird, welche für eine Pumpspeicherung genutzt werden kann. Die Neustrukturierung von Flächen über Tage bietet ebenfalls weitere Möglichkeiten, einen Mehrwert zu schaffen.

Ziel des Blue Mining-Konzepts ist eine Nutzung dieser Möglichkeit im Einklang mit der Rohstoffgewinnung während und nach der Gewinnungsphase. Betrachtet man einzig eine Nachnutzung von stillgelegten Bergwerken, weist ein Umbau Nachteile basierend auf vorherigen Entscheidungen auf, sodass konkurrierende Neuerrichtungen im Vorteil sind (8). Eine frühzeitige Einbeziehung von Ansätzen der Mehrfachnutzung, wie vom Blue Mining-Ansatz gefordert, beugt diesem vor und lässt einen weiteren Mehrwert entstehen.

Fig. 3. Stages in Blue Mining. // Bild 3. Planungsschritte des Blue Mining-Ansatzes. Source/Quelle: TUC

Für die Planung schlägt das Konzept drei Schritte vor, die in Bild 3 dargestellt sind. Durch mehrfachen Durchlauf zu verschiedenen Zeitpunkten der Bergwerksplanung steigt die Genauigkeit der Planungsergebnisse. In der ersten Phase werden die Möglichkeiten identifiziert, die das Projekt bietet und auf Basis der räumlichen Gegebenheiten und des Bedarfs evaluiert. Hierbei ist die Entwicklung des Umfelds zu berücksichtigen, welche durch die Eröffnung und Schließung stattfindet. Für mögliche Ansätze werden im Anschluss Konflikte mit der bestehenden Planung identifiziert und Synergien benannt. Die in der dritten Phase zu entwickelnde Lösung zielt auf eine Maximierung der Synergien bei paralleler Verringerung der Konflikte ab und wird unter zu wählenden Kriterien bewertet.

Ergebnisse dieses Prozesses spiegeln sich in der Ausgestaltung der technischen Planung wider, wie z. B. die Ausrichtung von Halden und Dachflächen oder die schachtnahe Hohlraumplanung für das Betreiben von Pumpspeichern. Somit können Zusatzmaßnahmen mitentwickelt werden, die einen zusätzlichen Mehrwert zur Rohstoffgewinnung schaffen, der die Produktionsphase überdauern kann und eine langfristige positive Auswirkung ermöglicht. Durch Nutzung der Synergien kann die Gesamtbilanz der bergbaulichen Aktivität verbessert werden. Der Ansatz der Ökobilanzierung kann für die Messung der Auswirkung im Bereich der Umwelt eingesetzt werden. Vor- und Nachteile können auf Basis der Untersuchungen kommuniziert und verschiedene Möglichkeiten verglichen werden. Problematisch hierbei ist jedoch die schlechte Datenlage für den Bergbau, die durch einzelne Fallstudien gebildet wird. Soziale Einflüsse werden nicht gemessen (9). Für eine zufriedenstellende Anwendung ist eine Weiterentwicklung notwendig.

Heute gestalten: Verantwortung gegenüber Menschen

Zum Thema „Responsible Mining“ gehört natürlich auch die Verantwortung gegenüber den Menschen, insbesondere den eigenen Mitarbeitern. Diese Verantwortung lässt sich in drei Bereiche einteilen: die technische, die organisatorische und die persönliche Verantwortung.

Die technische Verantwortung liegt eindeutig bei den Herstellern und der Unternehmensleitung. Die Hersteller sind verpflichtet, ihre Produkte nach den gängigen Standards auszulegen und zu produzieren. In Europa ist dies die Konformitätsbescheinigung nach CE oder im Speziellen nach ATEX. In anderen Ländern gibt es weitere Standards, wie z. B. den des American National Standards Institute (ANSI), das seit dem Jahr 1918 ein amerikanisches Normen- und Konformitätsbewertungssystem aufgebaut hat, das seine Mitglieder in die Lage versetzen soll, die Position des US-Markts in der Weltwirtschaft zu stärken und gleichzeitig die Sicherheit und Gesundheit der Verbraucher sowie den Schutz der Umwelt zu gewährleisten. Die Unternehmen sind verpflichtet, nur standardisierte und zertifizierte Geräte und Maschinen einzusetzen. Dies betrifft nicht nur Neuanschaffungen, sondern auch die Wartung bzw. Reparatur.

In Zukunft werden die Hersteller immer weiter automatisierte Geräte und Maschinen produzieren, die den Menschen die Arbeit erleichtern und die Arbeit sicherer machen. Schon heute bewegen sich vollautomatische Maschinen in gefährlichen Bereichen eines Bergwerks. Letztlich ist Automation die anzustrebende Lösung, denn wo keine Menschen beschäftigt sind, kann auch niemand geschädigt werden (10).

Die organisatorische Verantwortung hat das Bergbauunternehmen. Hier gilt es, dafür Sorge zu tragen, dass die Geräte und Maschinen regelkonform und sicherheitlich richtig eingesetzt und die Mitarbeiter entsprechend informiert werden, wie die Maschinen zu bedienen sind und welchen Gefahren sie bei der Bedienung ausgesetzt sind. Weiterhin ist eine Erfassung der Belastung der Mitarbeiter erforderlich, um sie vor zu hohen Umweltbelastungen zu schützen. Dies kann beispielsweise eine Arbeitsplatzsteuerung leisten, wenn regelmäßig erfasst wird, wie die Bereiche, in denen die Mitarbeiter arbeiten, z. B. durch Lärm, Hitze und Staub belastet sind und wie häufig sie dort gearbeitet haben. Ein integriertes Konzept mit entsprechenden ärztlichen Untersuchungen wurde beispielsweise von der RAG Aktiengesellschaft über Jahrzehnte in ihren Bergwerken erfolgreich durchgeführt.

Der sicherheitlich richtige Einsatz von Maschinen kann durch eine Gefährdungsbeurteilung erreicht werden. Diese erfolgt in mehreren Schritten. Zunächst muss die Gefährdung ermittelt werden. Hierfür werden Arbeitsbereiche und Tätigkeiten in der Betriebsstruktur, Gefahrstoffverzeichnisse sowie ein Verzeichnis der Anlagen und Geräte festgelegt. Im zweiten Schritt wird bewertet, welche Gefährdungen von den im Betrieb eingesetzten Maschinen oder Gefahrstoffen ausgehen können und wie diese zu bewerten sind. In einem dritten Schritt werden die erforderlichen Maßnahmen festgelegt, mit denen die Gefährdung begrenzt werden kann. Im vierten Schritt werden die festgelegten Schutzmaßnahmen in eine Maßnahmenliste eingetragen, damit die Durchführung entsprechend kontrolliert werden kann. In einem letzten Schritt müssen die Maßnahmen auf ihre Wirksamkeit überprüft werden (11). Für diesen Prozess ist die Einrichtung einer Betriebsstruktur, die in einem Organigramm dokumentiert ist, von hoher Bedeutung. Dieses Organigramm stellt eine Übersicht über alle Arbeitsbereiche des Betriebs dar, denen die dort durchgeführten Tätigkeiten zugeordnet werden können. Diese Betriebsstruktur ist die Grundlage für eine systematische Gefährdungsermittlung. Durch den Einsatz entsprechender Fachkräfte können diese Gefährdungsbeurteilungen erstellt und die Maßnahmen überprüft werden. Die systematische Unterweisung der Mitarbeiter in geeigneten Seminaren stellt sicher, dass jeder in der Lage ist, die Gefahr an seinem Arbeitsplatz zu erkennen und zu beherrschen. Diese Maßnahmen schützen nicht nur die Mitarbeiter des Unternehmens, sondern auch das soziale Umfeld und dienen dabei dem Ziel „VISION ZERO“.

Fig. 4. VISION ZERO by BG RCI (12). // Bild 4. VISION ZERO der BG RCI (12).

VISION ZERO bedeutet in diesem Zusammenhang, dass keine Unfälle mehr auftreten sollten. Hierzu gibt es ein Konzept der deutschen Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie (BG RCI) „VISION ZERO and the 7 Golden Rules in Mining: Your First Steps to Success in Prevention“ (12). In dieser Präventionsstrategie werden Ziele definiert (Bild 4), die bis zum Jahr 2024 erreicht werden sollen. Hierbei ist es wichtig, dass die Ziele quantitativ festgelegt werden, um alle Beteiligten zu sensibilisieren, weitere Anstrengungen auf dem Gebiet der Prävention und weitere Erfolge zu erreichen. Hierfür müssen Meilensteine festgelegt und ein regelmäßiges Reporting eingerichtet werden. Als Ergebnis müssen die Wirksamkeit sowie die Wahrnehmung und die Akzeptanz des sozialen Umfelds aller Präventionsmaßnahmen regelmäßig und systematisch evaluiert werden.

Für das soziale Umfeld ist die Einrichtung einer Notfallbereitschaft von hoher Bedeutung. Etwaige Ereignisse, die nicht nur das Bergwerk selbst betreffen, können damit sicher und schnell eingegrenzt und entschärft werden.

Das International Council on Mining and Metals (ICMM), dem bereits sechs der zehn größten Bergbaugesellschaften der Welt angehören, hat zum Ziel eine bedeutende Rolle bei der Förderung der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung zu spielen. Die Förderung einer engeren Zusammenarbeit zwischen den Branchenführern soll dazu beitragen, die Armut zu lindern und den Menschen Zugang zu einem besseren Leben zu ermöglichen. Hierfür wurden zehn Prinzipien aufgestellt, die von den Unternehmen anerkannt und umgesetzt werden sollen (13). Die Prinzipien beschreiben die in dieser Veröffentlichung angesprochene Verantwortung gegenüber dem sozialen Umfeld, insbesondere den Mitarbeitern. Beispielsweise wird gefordert, die Menschenrechte und die Interessen, Kulturen, Sitten und Werte von Mitarbeitern und Gemeinschaften, die von den Aktivitäten der Bergbauunternehmen betroffen sind, zu respektieren. Weiterhin effektive Risikomanagementstrategien und -systeme zu implementieren, die auf fundierten wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen und die Risikowahrnehmung der Stakeholder berücksichtigen. Ebenso wird in Prinzip 5 das ultimative Ziel, die VISION ZERO, verfolgt, nämlich die kontinuierliche Verbesserung der Gesundheits- und Sicherheitsleistung. Das neunte Prinzip ruft dazu auf, die soziale Leistung kontinuierlich zu verbessern und zur sozialen, wirtschaftlichen und institutionellen Entwicklung der Länder und Gemeinschaften beizutragen. Im Fokus stehen auch in diesem Konzept die Bereiche Wasser, Aufbereitungsrückstände sowie der Nachbergbau.

Die persönliche Verantwortung liegt natürlich im Bereich der Menschen des sozialen Umfelds. Für die Mitarbeiter bedeutet dies, dass sie die erforderliche persönliche Schutzausrüstung tragen, die vom Bergbauunternehmen zur Verfügung gestellt wird, und sich regelmäßig ärztlich betreuen lassen. Für die Menschen im weiteren sozialen Umfeld liegt die Verantwortung in einer konstruktiven Zusammenarbeit mit dem Bergbauunternehmen, dessen Beiträge neben der direkten und indirekten Beschäftigung der Menschen dieser Gemeinschaften, u. a. die lokale Unternehmensentwicklung, die wirtschaftliche Diversifizierung sowie strategische soziale Investitionen sein können (13).

Ausbildung für Responsible Mining

Das verantwortungsvolle Ausüben und Planen von bergbaulichen Aktivitäten ist zwingend für einen zukunftsfähigen Bergbau. Eine transparente Kommunikation mit den Beteiligten der verschiedenen Parteien ist notwendig, um die Verantwortungsübernahme vorzuweisen und die Akzeptanz der Unternehmungen zu gewährleisten. So kann das Arbeitsfeld des Bergbauingenieurs der Zukunft beschrieben werden, der mit verschiedenen Zielgruppen erfolgreich kommunizieren kann und mittels innovativen Herangehensweisen nachhaltig Bergbau plant und umsetzt. Daher gilt es, deren Ausbildung entsprechend zu gestalten.

Die Einbindung der Aspekte in die bestehenden Ausbildungssysteme kann nicht nur als eine Erweiterung durch Einzelkurse geschehen. Es bedarf einer Integration in den Gesamtkontext. Die Integration von Nachhaltigkeit in das Curriculum zeigt vier Wege auf (14):

  • eine begrenzte Abdeckung von Umweltaspekten in existierenden Lehrveranstaltungen,
  • eigene Lehrveranstaltungen zum Thema Nachhaltigkeit,
  • die Einflechtung der Aspekte in reguläre Lehrveranstaltungen sowie
  • die Möglichkeit zur Spezialisierung im Bereich der Nachhaltigkeit.

Möglichkeiten für die Kursentwicklung zeigt (15) auf. Hauptpunkt ist die Abgleichung von Lernzielen, Aktivitäten und Prüfungen gemäß (16). Die formulierten Lernziele sind hierbei auf eine Kompetenzorientierung der Studierenden ausgerichtet. Durch die Verbindung von Fach-, Methoden-, Selbst- und Sozialkompetenz können im zeitlichen und personellen Rahmen der Lehrveranstaltungen und Studiengänge breiter aufgestellte und bewusst handelnde Ingenieure ausgebildet werden. Es bedarf hierfür geeigneter Lern-/Lehr-Aktivitäten, welche sich von den Frontalvorträgen unterscheiden. Durch besondere Lernorte können diese aktivierenden Methoden unterstützt werden (17).

Fazit

Der Bergbau muss Verantwortung für Mensch und Umwelt übernehmen, indem das Handeln im Hinblick auf die Nachhaltigkeit gestaltet wird, Technologien und Entscheidungswege weiterentwickelt und Ingenieure ausgebildet werden, die neben ihrem Bereich das große Ganze und die gesellschaftliche Verantwortung im Blick haben. Um diesen Aufgaben gerecht zu werden, bedarf es der Zusammenarbeit aller Akteure in Industrie, Wissenschaft, Ausbildung und Gesellschaft.

Quellenverzeichnis

Quellenverzeichnis

(1) Mirande, M.; Chamber, D.; Coumans, C.: Framework for Responsible Mining. A Guide to Evolving Standards, 2005.

(2) Klein, P.: Why the Future of Mining Depends on Social Change (online). 23 February 2012, 12:00 (viewed 4 January 2018). Available from: https://www.forbes.com/sites/csr/2012/02/23/why-the-future-of-mining-depends-on-social-change/#4a56e9e936f9.

(3) World Commission on Environment and Development: Our common future. Repr. Oxford: Oxford Univ. Press, 1987. 0-19-282080-X.

(4) Laurence, D.: Establishing a sustainable mining operation (online). An overview. Journal of Cleaner Production. 2011, 19(2-3), pp 278 – 284. Available from: 10.1016/j.jclepro.2010.08.019.

(5) Technische Universität Clausthal: Wieder Rohstoffe aus dem Harz: Neues Forschungsprojekt läuft an. Goslar, 14 May 2015.

(6) Samarco: One year after the fundao dam failure (online). 2016 (viewed 21 December 2017). Available from: http://samarco.com/wp-content/uploads/2017/01/Book-Samarco_Ingles_v1.pdf.

(7) Langefeld, O.; Binder, A.: Blue Mining – Planning future mines today. World of Mining – Surface & Underground. 2017, 69(2), pp 109 – 112.

(8) Beck, H.-P.; Schmidt, M.: Windenergiespeicherung durch Nachnutzung stillgelegter Bergwerke. Abschlussbericht. Goslar, 2011.

(9) Awuah-Offei, K.; Adekpedjou, A.: Application of life cycle assessment in the mining industry (online). The International Journal of Life Cycle Assessment. 2011, 16(1), pp 82 – 89. Available from: 10.1007/s11367-010-0246-6.

(10) Langefeld, O.: Fully Automated Underground Mine. Mining Report Glückauf 153 (2017), Heft 5, S. 429 – 435.

(11) Sächsisches Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr: Arbeits- und Gesundheitsschutz in kleinen Unter­nehmen. 2.th ed., 2011.

(12) Meesmann, U.: VISION ZERO and the 7 golden rules in Mining. Your first steps to sucess in prevention, 2017.

(13) International Council of Mining & Metals: ICMM 10 Principles (online). 2018 (viewed 3 January 2018). Available from: https://www.icmm.com/en-gb/about-us/member-commitments/icmm-10-principles.

(14) Shields, D.; Verga, F.; Andrea Blengini, G.: Incorporating sustainability in engineering education (online). International Journal of Sustainability in Higher Education. 2014, 15(4), pp 390 – 403. Available from: 10.1108/IJSHE-02-2013-0014.

(15) Binder, A., Langefeld, O., Clausen, E., Hutwalker, A.: Linking Sustainability and Underground Mining: Course development in the Master Mining Engineering. In: Marilena Cardu, ed. 28th SOMP Annual Meeting and Conference. Proceedings- Papers, 2017.

(16) Biggs, J.: Enhancing teaching through constructive alignment (online). Higher Education. 1996, 32(3), pp 347 – 364. Available from: 10.1007/BF00138871.

(17) Clausen, E.; Binder, A.: Innovative learning spaces for experimental learning: Underground mines. In: Robert Brennan, Kristina Edström, Ron Hugo, Janne Roslöf, Robert Songer, and Daniel Spooner, eds.: The 13th International CDIO Conference. Proceedings Full Papers, 2017, pp. 595 – 604.

Autoren: Prof. Dr.-Ing. Oliver Langefeld, Angela Binder M. Sc., Institut für Bergbau der Technischen Universität (TU) Clausthal, Clausthal-Zellerfeld
Autoren: Prof. Dr.-Ing. Oliver Langefeld, Angela Binder M. Sc., Institut für Bergbau der Technischen Universität (TU) Clausthal, Clausthal-Zellerfeld
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