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Bergbau studieren in Deutschland: Rahmenbedingungen, Standorte und Studiengänge

Die Bergbauausbildung in Deutschland hat sich im letzten Jahrzehnt maßgeblich gewandelt und weiterentwickelt. Einerseits liegt dies begründet in den sich verändernden Rahmenbedingungen und Anforderungen von Seiten der Industrie, Wissenschaft und Gesellschaft, andererseits wurde dieser Prozess durch die Einführung einer europäischen, auch als Bologna-Prozess bezeichneten, Studienreform forciert. Insgesamt hat dies zu einer zunehmenden Anzahl an Studienprogrammen – heutzutage gibt es rund 19.000 Studiengänge in Deutschland (1) – und damit einhergehenden zunehmenden Unübersichtlichkeit geführt. Aus diesem Grund widmet sich dieser Artikel dem Bergbaustudium in Deutschland und wird eine Übersicht über aktuelle Rahmenbedingungen, Standorte, an denen heutzutage Bergbau studiert werden kann, sowie bestehende Studiengänge geben.

Autoren: Prof. Dr.-Ing. Elisabeth Clausen, RWTH Aachen University, Aachen/Germany, Prof. Dr.-Ing. Oliver Langefeld, Clausthal University of Technology, Clausthal-Zellerfeld/Germany, Prof. Dr.-Ing. Helmut Mischo, Prof. Dr.-Ing. Carsten Drebenstedt, TU Bergakademie Freiberg, Freiberg/Germany, Prof. Dr.-Ing. Ulrich Paschedag, Prof. Dr.-Ing. Ludger Rattmann, TH Georg Agricola University, Bochum/Germany

1  Einleitung und Rahmenbedingungen

Rohstoffe und damit auch der Bergbau stehen am Anfang jeder industriellen Wertschöpfungskette. Der Bergbau ist demzufolge zwar nicht alles, aber alles ist Nichts ohne den Bergbau. Gerade die heutzutage vielfach diskutierten Themen der Energiewende oder Elektromobilität wären ohne Rohstoffe ebenso wenig umsetzbar und denkbar, wie moderne Informations- und Kommunikationstechnik als Grundlage u. a. für Industrie 4.0. Dabei zeichnete sich der Bergbau stets durch eine hohe Innovationsfähigkeit aus und stellt heutzutage selbst eine HighTech-Industrie dar. Aspekte der Digitalisierung, Automatisierung, Robotik oder auch Verfahren der künstlichen Intelligenz werden ebenso adressiert wie Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz, Umweltschutz, Nachbergbau oder allgemein der nachhaltige und verantwortungsbewusste Umgang mit den vorhandenen Ressourcen.

Technologische Innovationen bilden dabei das Kernelement für eine zukünftige nachhaltige Entwicklung im Rohstoffsektor (2). Auch die Ausbildung in den letzten Jahrhunderten passte sich stets den jeweiligen Erfordernissen an und wurde und wird kontinuierlich weiterentwickelt. Die Unabhängigkeit und Autonomie von Universitäten sind in diesem Zusammenhang von größter Bedeutung, weil „Unabhängigkeit und Autonomie der Universitäten gewährleisten, dass sich die Hochschul- und Forschungssysteme den sich wandelnden Erfordernissen, den gesellschaftlichen Anforderungen und den Fortschritten in der Wissenschaft laufend anpassen“ (3). Die aktuellen Erwartungen an Hochschulabsolventen1 werden zunehmend komplexer, sodass sie heutzutage neben einem ausgeprägten Fachwissen und -verständnis ein hohes Maß an weiteren Schlüsselqualifikationen, wie Selbst-, Sozial- und Methodenkompetenz, Innovationsfähigkeit oder die Fähigkeit zur Mitarbeit in interdisziplinären und gegebenenfalls internationalen Teams aufweisen sollen.

1 Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für beiderlei Geschlecht.

Für die Lehre entsteht daraus der Anspruch, den Erwerb fachlicher und überfachlicher Kompetenzen bereits während des Studiums zu verzahnen, sodass seit Jahren Ausbildungsformen und -konzepte von zukünftigen Bergbauingenieuren überdacht und umgestaltet werden. Neben den genannten Erfordernissen an eine Erneuerung der Bergbauausbildung wurde dieser Prozess durch eine europäische Studienreform, auch bekannt unter der Bezeichnung „Sorbonne Declaration“, forciert, die Ende der 1990er Jahre mit dem Ziel, einen einheitlichen Europäischen Hochschulraum zu schaffen, initiiert wurde (3).

Aufbauend auf der Magna Charta Universitatum von Bologna (4) aus dem Jahr 1988, in der sich die unterzeichnenden europäischen Universitäten zu grundlegenden Werten, wie akademische Freiheit und institutionelle Autonomie bekennen, zielte die Initiierung des nachfolgenden Bologna-Prozesses auf eine Modernisierung der Hochschulen, eine europaweite Harmonisierung von Studiensystemen und -abschlüssen sowie auf internationale Mobilität und beinhaltete folgende Maßnahmen (3):

  • Verbesserung der Vergleichbarkeit von Studienabschlüssen durch die Einführung eines gemeinsamen Zusatzes (Diploma Supplement), in dem der abgeschlossene Studiengang detailliert erläutert wird.
  • Einführung eines Systems, das die Studieninhalte einzelner Fachkomplexe beschreibt und vergleichbar macht (Modularisierung).
  • Einführung eines Leistungspunktesystems als geeignetes Mittel der Förderung größtmöglicher Mobilität der Studierenden.
  • Förderung der Mobilität durch Überwindung der Hindernisse, die der Freizügigkeit in der Praxis im Wege stehen.
  • Förderung der europäischen Zusammenarbeit bei der Qualitätssicherung.
  • Förderung der erforderlichen europäischen Dimension im Hochschulbereich.

Im Zug der Forderung nach einer internationalen Vergleichbarkeit von Studienabschlüssen wurde in der Mehrzahl der Bundesländer ein System, das sich im Wesentlichen aus zwei Hauptzyklen zusammensetzt, eingeführt und die Studiengänge mit Diplom- oder Magisterabschlüssen flächendeckend durch Bachelor- und Masterstudiengänge ersetzt. Der Bachelor-Abschluss ist ein erster akademischer Grad und gilt dabei als erster berufsqualifizierender Abschluss mit einer Regelstudienzeit von drei bis vier Jahren. Er dient als Qualifikationsnachweis für ein anschließendes Masterstudium und trägt in den Ingenieurwissenschaften die Bezeichnungen Bachelor of Engineering (B. Eng.) oder Bachelor of Science (B. Sc.). Der Master-Abschluss dient als Ergänzung zu einem bereits absolvierten grundständigen Bachelor-Studium und ist vergleichbar mit Diplom- und Magisterabschlüssen. Die Regelstudienzeit beträgt zwei bis vier Semester und endet mit dem Abschluss M. Eng. oder M. Sc. In einigen anderen Bundesländern, beispielsweise im Freistaat Sachsen, werden Studiengänge teilweise auch weiterhin als einstufige Diplom-Studiengänge angeboten.

Aufgrund genannter sich wandelnder Erfordernisse, gesellschaftlicher Anforderungen und Fortschritte in der Wissenschaft vollzogen die Bergbaustudiengänge2 an allen Hochschulstandorten in Deutschland in den letzten Jahren und Jahrzehnten einen Wandel und eine Weiterentwicklung.

2 Aus Gründen der besseren Lesbarkeit werden im Folgenden sämtliche Studiengänge, die das Bergfach lehren, unter dem Begriff Bergbau zusammengefasst. Eine Differenzierung in die einzelnen Studienprogramme erfolgt an geeigneter späterer Stelle.

Klassische Bergbaustudiengänge wurden sowohl hinsichtlich der Struktur, als auch der Ausrichtung und Inhalte angepasst und neue, teils internationale Studienprogramme entwickelt. Nichtdestotrotz, auch wenn sich die Namen der Studienprogramme verändert haben, Inhalte und Methoden entsprechend der technischen Entwicklungen angepasst und weiterentwickelt worden sind, sind die Grundlagen, die im Rahmen eines Studiums vermittelt werden, weitestgehend vergleichbar geblieben und umfassen geowissenschaftliche Grundlagen, naturwissenschaftliche Grundlagen (Mathematik, Physik, Chemie), ingenieurwissenschaftliche Grundlagen (Mechanik, Elektrotechnik, Einführung in den Maschinenbau), Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre und des Rechts, Datenverarbeitung sowie Praktika in verschiedenen Betrieben der Rohstoffindustrie. Hinzu kommen Pflichtmodule und Vertiefungsfächer für die jeweilige Studienrichtung sowie Seminare, Studien- und Abschluss-arbeiten. Die Berufsperspektiven sind vielfältig, sodass Absolventinnen und Absolventen sehr gute Einstiegsmöglichkeiten in der rohstoffgewinnenden und -verarbeitenden Industrie, bei Unternehmen der Zulieferindustrie, in Planungs- und Ingenieurbüros, bei Betrieben der kommunalen Wasser- und Energieversorgung oder Versicherungen und Banken haben. Durch den enormen Bedarf an Know-how und moderner Technologie in der Rohstoffbranche sind Absolventinnen und Absolventen regional, national und weltweit äußerst gefragt, sodass, auch wenn der subventionierte Steinkohlenbergbau in Deutschland in diesem Jahr ausläuft, weiterhin ein großer Bedarf an Bergbauingenieuren besteht.

Aufgrund der Tatsache, dass sich die klassischen Bergbaustudiengänge in den letzten Jahren gewandelt haben, soll der vorliegende Artikel zunächst eine Übersicht über die Hochschulstandorte, an denen das Bergfach in Deutschland gelehrt wird, und existierende Bergbaustudiengänge in Deutschland geben, bevor anschließend die Studienprogramme sowie Entwicklungen an den einzelnen Universitäts- und Hochschulstandorten näher vorgestellt werden.

2  Übersicht Bergbaustudiengänge in Deutschland

Aktuell werden in Deutschland an drei Universitäten und einer Fachhochschule Bergbaustudiengänge angeboten. Namentlich sind dies:

  • RWTH Aachen University in Aachen,
  • Technische Universität (TU) Clausthal in Clausthal Zellerfeld,
  • Technische Universität (TU) Bergakademie Freiberg in Freiberg und
  • Technische Hochschule (TH) Georg Agricola University in Bochum.

Fig. 1. Mining building of RWTH Aachen University. // Bild 1. Bergbaugebäude der RWTH Aachen University. Photo/Foto: RWTH

Gegründet im Jahre 1870 als “Königliche Rheinisch-Westphälische Polytechnische Schule zu Aachen” gehört die RWTH Aachen University mit rd. 550 Professoren, 9.500 Mitarbeitern und 260 Instituten zu den führenden europäischen Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen (Bild 1). Mit ihren neun Fakultäten bietet die Hochschule fast alle Disziplinen einer klassischen Universität und ist ein Ort, an dem die Zukunft unserer industrialisierten Welt gedacht wird. Die rohstoffbezogene Lehre und Forschung ist in der Fakultät für Georessourcen und Materialtechnik mit rd. 4.100 Studierenden, 50 Professoren und 600 Mitarbeitern angesiedelt. Die RWTH Aachen University zählt mit ihrem Zukunftskonzept „RWTH 2020: „Meeting Global Challenges“ zu den neun bundesdeutschen Universitäten, die im Rahmen der Exzellenzinitiative 2007 in die dritte Förderlinie aufgenommen wurden. Die Hochschule erweist sich als zunehmend international wahrgenommener Hotspot, an dem innovative Antworten auf die globalen Herausforderungen erarbeitet werden. Diese Forschungsdynamik bereichert auch die Ausbildung und das Studium an der RWTH Aachen University. Neben einer ausgezeichneten Grundlagenausbildung ist das Studium geprägt von der Erforschung und Entwicklung neuer, innovativer Anwendungsmöglichkeiten in internationalen Teams. Das wissen auch die potentiellen Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber zu schätzen. Nationale Rankings und internationale Bewertungen bescheinigen den RWTH-Absolventinnen und -Absolventen eine ausgeprägte Befähigung zur Bewältigung komplexer Aufgabenstellungen, zu konstruktiver Problemlösung in Teamarbeit und zur Übernahme von Führungsaufgaben. Aktuell sind rd. 45.000 Studierende, davon etwa 9.500 internationale Studierende aus 125 Ländern, in insgesamt 157 Studiengängen eingeschrieben (5, 6, 7).

Fig. 2. Mining building of Clausthal Technical University. // Bild 2. Bergbaugebäude der TU Clausthal. Photo/Foto: TUC

Regional verwurzelt, global geschätzt – das ist die im Jahr 1775 als “Clausthaler montanistische Lehrstätte” gegründete heutige TU Clausthal (Bild 2). Die Ausbildung an der traditionsreichen Hochschule steht bei nationalen wie internationalen Wirtschaftsunternehmen hoch im Kurs. Junge Menschen genießen in Clausthal die andere Art zu studieren, nämlich die persönliche Atmosphäre und die praxisnahen Lehrbedingungen. Gelehrt und geforscht wird in Clausthal in den Bereichen Energie und Rohstoffe, Natur- und Materialwissenschaften, Wirtschaftswissenschaften, Mathematik, Informatik, Maschinenbau und Verfahrenstechnik. Maxime ist die enge Vernetzung von Natur-, Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften innerhalb einer anwendungsorientierten Forschung, die in drei innovativen Zentren organisiert wird: dem Energie-Forschungszentrum Niedersachsen, dem Clausthaler Zentrum für Materialwissenschaften sowie dem Simulationswissenschaftlichen Zentrum. Mit ihren 4.500 Studierenden und rd. 1.080 Mitarbeitern zählt die TU Clausthal zu Deutschlands kleineren Universitäten, ist jedoch weltweit für die ausgezeichnete Forschung und Lehre, vor allem im Bereich der Rohstoffwissenschaften, bekannt. Der weltweit gute Ruf der TU Clausthal spiegelt sich regelmäßig in vorderen Plätzen bei Rankings wider. Darüber hinaus genießen Studierende und Beschäftigte die Internationalität der Hochschule, die Natur im Harz und das umfangreiche Uni-Sportangebot mit mehr als 60 Disziplinen vom Skifahren über Segeln bis zum Mountainbiking. Die Internationalität zeigt sich neben dem Anteil von rund einem Drittel internationaler Studierender und Mitarbeiter auch durch die vielen Kooperationen mit ausländischen Hochschulen, Institutionen und Unternehmen (8, 9, 10).

Fig. 3. Karl-Kegel-Building of TU Bergakademie Freiberg. // Bild 3. Karl-Kegel-Bau derTU Bergakademie Freiberg. Photo/Foto: TUBAF

Gegründet als montanwissenschaftliche höhere Bildungseinrichtung im Jahr 1765, richtet sich die TU Bergakademie Freiberg als Ressourcenuniversität bei Forschung und Lehre u. a. daran aus, wie ein verantwortungsvoller Umgang mit den endlichen Ressourcen dieser Erde zu bewerkstelligen ist (Bild 3). Dafür entwickeln sechs Fakultäten effiziente und alternative Technologien für Rohstoffgewinnung, Energietechniken, Werkstoffe und Recyclingverfahren und tragen maßgeblich zur Lösung ökonomischer und ökologischer Herausforderungen bei. Mit den Ingenieur-, Natur-, Geo-, Material- und Wirtschaftswissenschaften vereint die Hochschule alle Bereiche der modernen Rohstoffforschung im Grundlagenbereich und der anwendungsorientierten Forschung (11). Insgesamt sind rd. 90 Professoren und 1.700 Mitarbeiter an der TU Bergakademie Freiberg beschäftigt (12). Vier Kernfelder – Geo, Material, Energie und Umwelt – geben der Universität ihr einmaliges und unverwechselbares Profil von der Erkundung neuer sowie heimischer Lagerstätten über die Entwicklung alternativer Energietechniken und Werkstoffe bis hin zum Recycling. Durch intensive Kooperationen mit regional, national und international agierenden Unternehmen wird an Grundlagen und für die Praxis geforscht (13). Über 4.600 Studierende erhalten in 62 Studiengängen eine wissenschaftlich fundierte und praxisorientierte Ausbildung. Die enge Kooperation mit Unternehmen bringt den Studierenden den Vorteil, Praktika und Belegarbeiten bis hin zur Industriepromotion absolvieren zu können (11).

Fig. 4. // Bild 4. TH Georg Agricola University. // Photo/Foto: THGA

Seit ihrer Gründung im Jahr 1816 hat sich die TH Georg Agricola University (Bild 4) beständig weiterentwickelt und sich dabei stets den Erfordernissen der Zeit angepasst (18). So ist aus der führenden Bildungseinrichtung und Kaderschmiede für den Fachkräftenachwuchs im Steinkohlenbergbau eine renommierte private, staatlich anerkannte Hochschule entstanden. Trägergesellschaft ist die DMT-Gesellschaft für Lehre und Bildung mbH (DMT-LB). Neben der TH Georg Agricola University trägt die DMT-LB auch das Deutsche Bergbau-Museum Bochum (DBM). Diese Verbindung einer Hochschule und eines Leibniz-Forschungsmuseums unter einem gemeinsamen Dach ist einzigartig und gehört zu den Alleinstellungsmerkmalen der TH Georg Agricola University. Das Studium ist praxisnah, Forschungsprojekte haben einen konkreten Anwendungsbezug. Das Schließen der letzten Steinkohlenbergwerke berührt die TH Georg Agricola University in ihrem Selbstverständnis. Schon lange aber setzt die Hochschule auf neue, zukunftsorientierte Themen – und ist damit seit jeher selbst ein Sinnbild des Wandels in der Region, den sie stets aktiv begleitet hat. Auch in Zukunft wird deshalb an der TH Georg Agricola University der Bergbau – konkreter ein nachhaltiges Rohstoffmanagement – ein profilbildender Teil ihres Lehr- und Forschungsangebots bleiben und die aus dem Bergbau stammende Verbindung von führendem technischem Wissen, hohen Qualitätsansprüchen und Verantwortung für Mensch und Region wesentlicher Teil der Ausbildung zukünftiger Fach- und Führungskräfte sein. Insbesondere die Herausforderungen des Nachbergbaus, welche die Hochschule interdisziplinär und unabhängig in einem eigenen Forschungszentrum untersucht, sind ein Zukunftsthema – in der Region, aber auch in Bergbauregionen weltweit.

An den genannten Standorten werden aktuell folgende Bergbaustudiengänge angeboten:

RWTH Aachen University

  • Rohstoffingenieurwesen (B. Sc.), auslaufend, wird abgelöst durch
    • Nachhaltige Rohstoff- und Energieversorgung (B. Sc.) (erstmalig ab WS 2018/2019) mit den Vertiefungsrichtungen
    • Bergbau
    • Recycling
  • Energie
  • Rohstoffingenieurwesen (M. Sc.) mit den Vertiefungsrichtungen
    • Bergbau
    • Recycling
  • European Mining Course, Joint Degree, englischsprachig

TU Clausthal

  • Energie und Rohstoffe (B. Sc.) mit den Vertiefungsrichtungen
  • Energie- und Rohstoffversorgungstechnik
  • Petroleum Engineering
  • Mining Engineering (M. Sc.), englischsprachig
  • Petroleum Engineering (M. Sc.), englischsprachig

TU Bergakademie Freiberg

  • Geotechnik und Bergbau (Dipl.-Ing.) mit den Vertiefungsrichtungen
    • Bergbau
    • Geotechnik
    • Erdöl-/Erdgastechnik
    • Spezialtiefbau
  • Sustainable Mining and Remediation Management (M. Sc.), englischsprachig
  • Advanced Mineral Resource Development (M. Sc.), Joint Degree, englischsprachig
  • Groundwater Management (M. Sc.), englischsprachig
  • International Management of Resources and Environment (MBA)

TH Georg Agricola University

  • Rohstoffingenieur (B. Eng.) mit den Studienschwerpunkten
    • Steine und Erden
    • Tiefbautechnik
  • Geoingenieurwesen und Nachbergbau (M. Eng.) mit den Wahlmodulen
    • Geoingenieurwesen
    • Nachnutzung und Markscheidewesen
  • Mineral Resource and Process Engineering (M. Sc.) mit den Vertiefungsrichtungen
    • Mineral Resource Engineering (Rohstoffgewinnung)
    • Process Engineering (Verfahrenstechnik und Aufbereitung)

Neben den genannten Studiengängen gibt es darüber hinaus weitere Studiengänge, die das Thema Bergbau bzw. Rohstoffe beinhalten, wie Georessourcenmanagement oder Umweltingenieurwissenschaften (RWTH Aachen University) sowie Rohstoff-Geowissenschaften oder Geoenvironmental Engineering (TU Clausthal), die allerdings hier bei einer engeren Betrachtung nicht aufgeführt wurden. Im Folgenden werden weitergehende Erläuterungen und Informationen zu den einzelnen Studiengängen gegeben.

2.1  RWTH Aachen University

An der RWTH Aachen University startet zum Wintersemester 2018/2019 der neue Bachelor-Studiengang Nachhaltige Rohstoff- und Energieversorgung mit den Vertiefungsrichtungen Bergbau, Recycling und Energie. Der Studiengang wird auf Deutsch angeboten und umfasst eine Regelstudienzeit von sechs Semestern. Neben dem Grundlagenstudium (Mathematik, Mechanik, Chemie, Elektrotechnik, Wärmelehre und Maschinentechnik, Betriebswirtschaftslehre, Recht, Simulationstechnik) können die Studierenden ab dem dritten Semester in Abhängigkeit ihrer jeweiligen Studienrichtung ihren individuellen Interessen folgen und ihre fachlichen Kompetenzen in Pflicht- sowie frei wählbaren Wahlpflichtkursen ausbauen (Studienrichtung Bergbau: Geologie, Mineralogie, Rohstoffgewinnung, Aufbereitung, Rohstoffwirtschaft, Energierohstoffe, Markscheidekunde). Neben theoretisch orientierten Fächern werden praktische Veranstaltungen angeboten, die wichtige Einblicke und Kontakte in die berufliche Praxis bieten. Ergänzt wird das Studienprogramm durch Exkursionen, zum Beispiel nach Australien, Kanada oder Brasilien. Darüber hinaus bietet das Studium die Möglichkeit, auch im Ausland Erfahrungen zu sammeln. Über das ERASMUS+ Mobilitäts-Programm können Studierende schon in der Bachelorphase an vielen europäischen Partnerhochschulen ein oder zwei Semester verbringen. Auch über Europa hinaus pflegt die RWTH Aachen University eine Vielzahl von Kooperationen mit renommierten Universitäten, z. B. in China, Russland, USA, Thailand, Brasilien, Australien und Kanada (14).

Konsekutiv darauf aufbauend folgt der viersemestrige Masterstudiengang Rohstoffingenieurwesen, der eine außergewöhnlich individuelle und intensive Lehre bietet, mit der Möglichkeit, an aktuellen Forschungsprojekten mitarbeiten zu können. Es wird nicht nur theoretisches Wissen vermittelt, sondern viel Wert auf die praktische Anwendung, beispielsweise durch die Förderung projektbasierten Lernens, gelegt. Im Rahmen des Studiums finden regelmäßig Exkursionen zu ausgesuchten Standorten und Unternehmen statt. So können fachliche Inhalte direkt vor Ort erarbeitet und vertieft werden. Das Studium besteht aus einem Pflicht- und einem Wahlpflichtbereich entsprechend der Vertiefungsrichtung. Im Wahlpflichtbereich können Studierende aus einem Katalog von fachwissenschaftlichen Veranstaltungen wählen. Während der Wahlblock im Bachelorstudiengang rd. 20 % ausmacht, umfasst er im Masterstudiengang etwa 80 %.

Studierende des M. Sc.-Studiengangs haben darüber hinaus die Möglichkeit, am European Mining Course (EMC) teilzunehmen, der von der RWTH Aachen University, der Delft University und der Aalto University in Helsinki veranstaltet wird. Das EMC-Programm erhielt das EIT-Label, ein Qualitätssiegel für Spitzen-Master- und PhD-Programme in Europa. Die Studenten der EIT Label-Programme lernen, wie sie ihr Fachwissen mit Schlüsselkompetenzen in den Bereichen Innovation und Unternehmertum kombinieren können, um Lösungen für drängende gesellschaftliche Herausforderungen zu entwickeln. Das Programm besteht aus vier Semestern und wird in englischer Sprache gehalten, wobei die Studierenden an allen Standorten Veranstaltungen besuchen und von allen drei Universitäten einen Doppelabschluss (M. Sc.) erhalten (15).

Die Bergbauausbildung an der RWTH Aachen University steht für eine moderne kompetenzorientierte Lehre, in der die Grundsätze einer studierenden- und lernzielorientierten Ausbildung gleichermaßen berücksichtigt werden, wie die Verknüpfung von Forschung und Lehre, die Integration eines hohen Praxis- und Industriebezugs sowie Aspekte für eine sichere, nachhaltige und verantwortungsbewusste Rohstoffgewinnung. Diesem Grundsatz folgend, werden die Kurse und Programme kontinuierlich weiterentwickelt und den wandelnden Erfordernissen aus Industrie, Wissenschaft und Gesellschaft angepasst, sodass zukünftige Absolventen bestmöglich auf die Berufswelt vorbereitet werden. Dazu gehören auch der Einsatz und die Förderung von neuen didaktisch fundierten Methoden und Ansätzen. Diese umfassen beispielsweise aktivierende Methoden, bei denen das zumeist passiv vermittelte Wissen gezielt aktiviert wird, erfahrungs- und projektbasiertes Lernen oder das Blended Learning, bei dem Präsenz- und Selbstlernphasen mit den Möglichkeiten der Neuen Medien verknüpft werden. Ergänzt werden diese durch die Integration von CDIO-Ansätzen (s. hierzu S. 427 bis 434 in diesem Heft // Artikel online lesen) oder die Einbindung von Augmented oder Virtual Reality-Elementen in die Lehre. Letzteres wird aktuell in einem durch das EIT Raw Materials geförderten Projekt „VR-Mine: VR-Mine. Integrating Virtual Reality into European Mining Education“ bearbeitet (16).

2.2  TU Clausthal

Seit ihrer Gründung als „Clausthaler Montanistische Lehrstätte“ werden an der TU Clausthal Rohstoffingenieure ausgebildet. Der klassische Bergbauingenieur studiert heute den sechssemestrigen, deutschsprachigen Bachelorstudiengang Energie und Rohstoffe mit der Vertiefungsrichtung Energie- und Rohstoffversorgungstechnik, die neben der Richtung Petroleum Engineering angeboten wird. Im Sommersemester 2018 sind 286 Studierende in diesem Studiengang eingeschrieben, von denen 48 % aus dem Ausland kommen und 16 % weiblich sind. Konsekutiv folgt der englischsprachige Masterstudiengang Mining Engineering mit einer Regelstudienzeit von vier Semestern, der mit seiner Einführung zum Wintersemester 2014 den deutschsprachigen Master Energie- und Rohstoffversorgungstechnik abgelöst hat.

Die Lehrinhalte decken ein breit angelegtes Basiswissen auf den Gebieten der Energie- und Rohstofferkundung, der Gewinnung, Fördertechnik, Aufbereitung sowie der dazu gehörenden Spezialdisziplinen als auch den Bereich der sozialen Kompetenzen ab. Die entwickelten Kompetenzen ermöglichen den Absolventen eine auf Fachwissen und Berufserfahrung aufbauende Karrierelaufbahn mit Führungsaufgaben im Bereich des Bergbaus und verwandten Bereichen. Ziel ist es auch, die Verantwortung des Bergingenieurs gegenüber Natur und Gesellschaft im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung zu vermitteln und den Grundstein für interdisziplinäre und internationale Zusammenarbeiten zu legen. Diese beginnt schon im Studium durch nationale und internationale Projekte mit Industriepartnern und auch in der Zusammenarbeit der Studierenden untereinander. Mit einem Anteil von internationalen Studierenden von 83 % wird die interkulturelle Kompetenz im Rahmen des Studiums weiterentwickelt.

Sowohl Kompetenzorientierung als auch studierendenzentrierte Lehre sind in der Clausthaler Ausbildung nicht nur eine zu erfüllende Bedingung, sondern ein Grundsatz für die Lehre. Hierfür ist eine Auffrischung des klassischen Vorlesungsbetriebs mit zweistündigen Frontalvorträgen notwendig und innovative Lehrkonzepte tragen zur Erreichung des Ziels bei. Ein wichtiger erster Schritt ist die Gestaltung der Veranstaltung gemäß des Constructive Alignment nach (17), sodass die Lehr/Lern-Aktivitäten auf die Lernziele abgestimmt sind und diese in einer angemessenen Form abgeprüft werden. Gleichzeitig gilt es, die gemeinsame Zeit von Lehrenden und Lernenden bestmöglich zu nutzen. Aufgrund der starken Vereinfachung des Medienzugangs ist das Vorlesen von Material nicht mehr nötig, sodass die Lehr/Lern-Aktivitäten auf die Kompetenzentwicklung der Studierenden abzielen, welche durch Anweisung, Rückmeldung und Strukturierung durch den Lehrenden gestaltet wird. Die Aktivierung der Studierenden durch entsprechende Methoden gliedern sich in diese Herangehensweise ein.

Die Lehrveranstaltungen sind individuell auf Studierende, Lehrende und Lernziele zugeschnitten. Als Beispiel wird die Gestaltung des Moduls Underground Mine Planning im Folgenden vorgestellt. Das Modul, welches im zweiten Mastersemester angesiedelt ist, hat einen Umfang von sechs Leistungspunkten. Vorlesung und Tutorial werden durch eine Projektarbeit begleitet, die neben dem Projektmanagement und zielgruppengerechter Kommunikation die Arbeit mit einer Bergbauplanungssoftware sowie Projektarbeiten mit Industriebezug beinhaltet. In den Veranstaltungen, die in vierstündigen Blöcken stattfinden, wird unter dem Einsatz von aktivierenden Methoden der Transfer zwischen den einzelnen Bereichen des untertägigen Bergbaus fokussiert. Neben Projektbericht und Klausur bildet eine Grubenfahrt den thematischen Abschluss des Moduls.

Individuelle Weiterentwicklung ist im Studiengang Mining Engineering ebenso wichtig wie die fundierte Ausbildung in den bergbaulichen Kernbereichen. Daher können die Studierenden ein Drittel des Studiums gestalten, indem Sie sich ihre passenden Studien- und Masterarbeitsthemen suchen und vier Wahlpflichtfächer als Vertiefung wählen. Viele Studierende nutzen aber diese Möglichkeit und belegen mehr als die geforderten Wahlpflichtfächer.

Der Schritt vom deutschsprachigen Master zum englischsprachigen war aus heutiger Sicht genau der richtige Schritt. Zum einen ist die Bergbauwelt sehr international angelegt, worauf dieser Studiengang vorbereitet, und zum anderen werden hiermit gut ausgebildete junge Ingenieure nach Deutschland geholt und weiter ausgebildet, wodurch sie dem deutschen Arbeitsmarkt als Fachkräfte zur Verfügung stehen. Von den bisherigen Absolventen haben deshalb schon etliche den Weg zu deutschen Bergbaufirmen gefunden.

2.3  TU Bergakademie Freiberg

Die Bergbauausbildung an der TU Bergakademie Freiberg wird traditionell im Studiengang Geotechnik und Bergbau (GTB) mit dem Abschluss Diplom-Ingenieur angeboten. Vollständig modularisiert, schließt sich an das gemeinsame viersemestrige Vordiplom ein fünfsemestriges Hauptdiplom in einer der vier Vertiefungsrichtungen Bergbau, Geotechnik, Erdöl-/Erdgastechnik und Spezialtiefbau an.

Besonderer Wert wird auf eine breite, praxisorientierte Ausbildung gelegt. Im Bergbau beinhaltet dies nicht nur die studienbegleitenden Praktika, z. B. in der priorisierten Beflissenenausbildung, sondern auch eine Vielzahl themenspezifischer Befahrungen in Betrieben des über- und untertägigen Bergbaus sowie des Sanierungsbergbaus. Praktika und Übungen zu den Vorlesungen erfolgen nicht nur in den Laboren und Versuchshallen der Institute, sondern insbesondere auch unter Tage auf dem hochschuleigenen Forschungs- und Lehrbergwerk, z. B. Bohr- und Sprengarbeit, Strecken- und Schachtförderung, Vermessung, Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz, Bemaßung und Bewetterung. In Vorbereitung auf eine internationale Karriere ergänzen englischsprachige Fachvorlesungen in einzelnen Vertiefungsfächern den Fächerkanon.

Seit dem Jahr 2008 wird „Sustainable Mining and Remediation Management“ als erster englischsprachiger Master-Studiengang im Fach Bergbau in Deutschland angeboten. Der Fokus liegt auf dem Nachbergbau und der Bergbausanierung mit den Schwerpunkten Uran-, Erz- und Braunkohlenbergbau. Die Attraktivität dieses Studiengangs ist von Beginn an hoch, so hatten sich im Jahr 2017/18 über 40 Neueinschreiber für diesen Studiengang entschieden.

Im Jahr 2012 wurde der Master-Studiengang „Advanced Mineral Resource Development“ (AMRD) als „Joint Degree“ mit den Vertiefungsrichtungen „Mining Engineering“ und „Mineral Economics/ Entrepreneurship“ eingeführt. Mit den Partnern

  • Montanuniversität MU Leoben (Österreich),
  • Dnipro Polytechnic (Ukraine),
  • China University of Mining and Technology Beijing,
  • Universität Lissabon (Portugal),
  • Amirkabir Universität Teheran (Iran),
  • Polytechnische Universität Madrid (Spanien) und
  • Trinity College Dublin (Irland)

ist AMRD das aktuell weltweit größte Ausbildungsnetzwerk im Bergbau; mit weiteren Institutionen auf allen Kontinenten werden Gespräche zur Erweiterung geführt. Nach dem ersten Semester in Leoben und dem zweiten in Freiberg erfolgen das dritte und vierte Semester an der jeweiligen Heimatuniversität der Studenten mit länderspezifischen Studieninhalten. Die Masterarbeit wird in den Partnerländern geschrieben, die Betreuung und Verteidigung der Abschlussarbeit erfolgt dabei simultan an der MU Leoben, der TU Bergakademie Freiberg sowie der jeweiligen Partneruniversität. Damit erlangt ein Absolvent den Masterabschluss an allen drei Universitäten.

Mit einem Praktikumsangebot in englischer Sprache auf dem Forschungs- und Lehrbergwerk kann auch in den internationalen Studiengängen ein hoher Praxisbezug gewährleistet werden. Zurzeit sind hier Studenten aus fast 80 Ländern an der Bergakademie eingeschrieben. Bezüglich der Zahl der Neueinschreibungen erreichen die internationalen Bergbaustudiengänge inzwischen eine ähnliche Größe wie der Diplomstudiengang.

Das Bergbaustudium wird seit dem Jahr 2002 mit mehreren Programmen für Doppeldiplome und seit dem Jahr 2006 für Doppelpromotionen mit Partnern aus Polen, Russland, Ukraine und Rumänien ergänzt. In dem konsekutiven (3 + 2) Sonderstudienprogramm mit der Mongolian University of Science and Technology wurde im Jahr 2010 ein neuer Ansatz zur gemeinsamen Ausbildung entwickelt und eingeführt, in dem Studenten erst drei Jahre in Ulan Bator nach Freiberger Studienplan studieren und danach in Freiberg im Diplomstudiengang abschließen. Analog wurde im Jahr 2014 das erste 4 + 2 Programm mit der China University of Mining and Technology Beijing – vier Jahre Bachelor in Beijing, zwei Jahre Master in Freiberg – implementiert.

Seit dem Jahr 2015 wird der Master-Studiengang „Groundwater Management“ mit dem Schwerpunkt Bergbauwasser komplett neu ausgerichtet. Das MBA-Programm „International Management of Ressources and Environment“ richtet sich mit einem angepassten Studienangebot in den Bereichen Recht, Wirtschaftslehre und Management an Absolventen aus den ingenieur- und naturwissenschaftlichen Fächern.

Die Internationalisierung der Rohstoffmärkte spiegelt sich auch in einer Vielzahl von Ausbildungs- und Entwicklungsprojekten mit Hochschulen, Industrie und öffentlicher Verwaltung wider, so z. B. in der Organisation von Auslandsemestern für Partnerhochschulen aus Asien und USA in Freiberg, oder in regelmäßig angebotenen Summer Schools mit Teilnehmern aus Europa, Asien und Afrika. Besondere Bedeutung haben dabei die Modernisierung der Geologie- und Bergbauausbildung an der Polytechnischen Universität Kabul (2013 bis 2018), die Fachkoordination des Aufbaus der Deutsch-Mongolischen Hochschule für Ressourcen und Technologien (GMIT, seit 2013) und der Aufbau des Exzellenzzentrums für Bergbau, Umweltingenieurwesen und Ressourcen Management (CEMEREM) für Ostafrika in Kenia (seit 2015). Seit dem Jahr 2017 wird ein Erasmus+ KA2-Projekt mit weiteren acht Partneruniversitäten in Italien, Österreich, Vietnam und Russland zur Modernisierung der Bergbauausbildung realisiert. Großprojekte in der Weiterbildung für Partner aus der Industrie und der öffentlichen Verwaltung werden z. B. für Chile (Codelco), den Bergbausektor Serbiens, die Energiewirtschaft in Rumänien oder das Bergbauministerium in Mozambik durchgeführt.

2.4  TH Georg Agricola University

Der Bachelor-Studiengang Rohstoffingenieur (RI) mit den beiden Studienschwerpunkten Steine und Erden und Tiefbautechnik befasst sich mit der Rohstoffgewinnung, der Weiterverarbeitung und der Veredlung der Produkte. Der Studienschwerpunkt Tiefbautechnik beschäftigt sich mit der Gewinnung mineralischer Rohstoffe unter Tage. Die Gewinnung und Weiterverarbeitung vor allem mineralischer Baustoffe, z. B. Granit, Kalkstein, Basalt, Ton, Sand und Kies in Betrieben der Steine und Erden-Industrie nimmt einen wichtigen Platz in der Grundstoffindustrie Deutschlands ein. Nicht nur in der Bauindustrie, auch für die Herstellung von Glas, Keramik oder auch Halbleitern der Computerchips und der Solarzellen werden Steine und Erden-Rohstoffe benötigt. Die TH Georg Agricola University ist die einzige Hochschule in Deutschland, die den Studienschwerpunkt Steine und Erden anbietet. Die Zahl der angebotenen Stellen übersteigt seit Jahren die der Absolventinnen und Absolventen. Die Ausrichtung des Studiengangs erlaubt auch eine international ausgerichtete Tätigkeit.

Bergbau hinterlässt Spuren. Mit ihnen verantwortungsvoll umzugehen, ist für Bergbauregionen weltweit eine große Herausforderung. Sicherungs- und Sanierungsmaßnahmen sind nötig, um die Risiken an ehemaligen Bergwerksstandorten zu beherrschen. Die Entwicklung von Folgenutzungen eröffnet nachhaltige Zukunftsperspektiven für die betroffenen Regionen. Der deutschlandweit einzigartige Masterstudiengang Geoingenieurwesen und Nachbergbau bildet Ingenieurinnen und Ingenieure dafür aus, in verantwortlicher Position die komplexen Vorgänge der Bergwerksschließung und der Nachsorge zu planen und durchzuführen. Dass der Studiengang einen besonderen Bedarf getroffen hat, zeigt die hohe Nachfrage. Zum Wintersemester 2018/2019 sind aktuell mehr als 60 Studierende eingeschrieben. Die ersten 20 Studierenden haben ihr Studium bereits erfolgreich beendet. Der Studiengang trägt somit zur weiteren Profilierung der TH Georg Agricola University bei. Das Studium kombiniert naturwissenschaftliche und technische Qualifikationen an der Schnittstelle Bergbau-Markscheidewesen/Vermessung-Geotechnik. Erkenntnisse aus den Forschungsarbeiten im Forschungszentrum Nachbergbau fließen stetig in die Lehre mit ein (19). Der berufsbegleitende Master-Studiengang wird unterstützt durch die RAG-Stiftung, die derzeit bereits eine zweite Stiftungsprofessur fördert.

Der internationale Master-Studiengang Mineral Resource and Process Engineering (MRPE) bereitet Studierende optimal auf ihr späteres Berufsleben vor. Der praxisnahe Studiengang startete erfolgreich im Wintersemester 2017/2018 und kann sowohl in Vollzeit als auch in einem berufsbegleitenden Teilzeitstudium absolviert werden (20). Das Besondere ist die Fächerkombination und die ungewöhnliche Flexibilität. Die Studierenden können zwischen den Studienrichtungen „Mineral Ressource Engineering“ (Rohstoffgewinnung) oder „Process Engineering“ (Verfahrenstechnik und Aufbereitung) wählen. Aus einem Pool an Lehrveranstaltungen stellen sie sich selbstständig ihr ganz persönliches Studienprogramm zusammen. Das enthält neben klassischen Lehrveranstaltungen auch viele Praxiselemente, Planspiele, E-Learning und eigene kleine Projekte. So werden die angehenden Ingenieurinnen und Ingenieure darauf vorbereitet, Taktik und Technik in großem Maßstab zu entwickeln. In das Master-Studium ist eine forschungsorientierte berufspraktische Tätigkeit in Unternehmen oder Organisationen aus dem Rohstoffsektor integriert – einschließlich der Bereiche Aufbereitung, Recycling, Energieeffizienz sowie Arbeits- und Umweltschutz. Neben ingenieurwissenschaftlichen Inhalten vermittelt das Studium auch Managementkompetenzen und bereitet so auf die Tätigkeit als Führungskraft vor. Da der Bedarf national wie international riesig ist, findet der Unterricht an der TH Georg Agricola University auf Englisch und Deutsch statt. Die Studienrichtung „Mineral Ressource Engineering“ kann auch vollständig in englischer Sprache absolviert werden (21).

Die Qualität in der Lehre ist durch einheitliche Standards zum Leistungsniveau gesichert, zu fast jedem Bachelorstudiengang wird ein weiterführender Masterstudiengang angeboten. Das Präsenzstudium ist die Regelform des Studiums. Die Hochschule unterstützt die Vereinbarkeit des Studiums mit Beruf und Familie u. a. durch E-Learning- und Blended-Learning-Angebote, die Einbindung beruflicher Projekte in Studium und Forschung sowie die Flexibilisierung des Studiums. Das gebührenfreie berufsbegleitende Studium wird derzeit von ca. 50 % der Studierenden genutzt und findet in den Abendstunden bzw. am Wochenende statt.

3  Zusammenfassung

Aufgrund sich wandelnder Erfordernisse, gesellschaftlicher Anforderungen und Fortschritte in der Wissenschaft und nicht zuletzt des Bologna-Prozesses vollzogen die Bergbaustudiengänge an allen Hochschulstandorten in Deutschland in den letzten Jahren und Jahrzehnten einen Wandel und eine Weiterentwicklung. Klassische Bergbaustudiengänge wurden sowohl hinsichtlich der Struktur, als auch der Ausrichtung und Inhalte angepasst und neue, teils internationale, Studienprogramme entwickelt. Nicht nur die Namen der Studienprogramme haben sich verändert, sondern auch Inhalte und Methoden wurden entsprechend den technischen Entwicklungen angepasst und weiterentwickelt. Heutzutage kann an drei Universitäten (RWTH Aachen University, TU Clausthal, TU Bergakademie Freiberg) und einer Fachhochschule (TH Georg Agricola University) Bergbau in verschiedenen Programmen auf Deutsch und Englisch studiert werden. Beispielhaft seien hier der B. Sc. Nachhaltige Rohstoff- und Energieversorgung sowie M. Sc. Rohstoffingenieurwesen (RWTH Aachen University), B. Sc. Energie und Rohstoffe sowie M. Sc. Mining Engineering (TU Clausthal), Geotechnik und Bergbau (Dipl.-Ing.) sowie M. Sc. Advanced Mineral Ressource Development (TU Bergakademie Freiberg) und der B. Eng. Rohstoffingenieur sowie Mineral Ressource and Process Engineering (TH Georg Agricola University) anzuführen. Neben der Aktualität der Inhalte zeichnen sich alle Programme durch eine hohe Internationalisierung aus, die gleichermaßen bedeutsam ist wie eine zunehmende Vernetzung und Kooperation zwischen den einzelnen Universitäten und Hochschulen.

Quellenverzeichnis

Quellenverzeichnis

(1) Statistica: Bachelor- und Masterstudiengänge in Deutschland. Online: WS 2017/2018. Zugriff am: 9. September 2018. Verfügbar unter: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/2854/umfrage/bachelor–und-masterstudiengaenge-in-den-einzelnen-bundeslaendern/

(2) Harris, P.: Miners must “innovate or die”: Anglo’s O’Neill. Online: Zugriff am 23. Mai 2017. Verfügbar unter: www.miningmagazine.com/future-of-mining/future-of-mining-innovation/miners-must-innovate-or-die-anglos-oneill/?adfesuccess=0#

(3) Declaration, B.: The European Higher Education Area, Joint Declaration of the European Ministers of Education, convened in Bologna, 19 June 1999.

(4) Universitatum, M.C. Bologna, 18 settembre 1988. Roma: Universita di Bologna, 1991.

(5) RWTH Aachen University: Daten und Fakten. Online: Zugriff am 9. September 2018. Verfügbar unter: www.rwth-aachen.de/cms/root/Die-RWTH/Profil/~enw/Daten-Fakten/

(6) RWTH Aachen University: Reputation. Online: Zugriff am 9. September 2018. Verfügbar unter: www.rwth-aachen.de/cms/root/Die-RWTH/Profil/~eng/Reputation/

(7) RWTH Aachen University: Warum die RWTH Aachen? Online: Zugriff am 9. September 2018. Verfügbar unter: www.rwth-aachen.de/cms/root/Studium/Vor-dem-Studium/~efk/Warum-die-RWTH-Aachen/

(8) TU Clausthal: Die Universität in Zahlen 2017. University in figures 2017, 2018.

(9) TU Clausthal: Geschichte. Online: Zugriff am 9. September 2018. Verfügbar unter: https://www.tu-clausthal.de/de/info/geschichte/

(10) TU Clausthal: Über uns. Online: Zugriff am 9. September 2018. Verfügbar unter: https://www.tu-clausthal.de/info/

(11) TU Bergakademie Freiberg: Universität. Online: Zugriff am 9. September 2018. Verfügbar unter: https://tu-freiberg.de/universitaet

(12) TU Bergakademie Freiberg: Daten und Fakten. Online: Zugriff am 9. September 2018. Verfügbar unter: https://tu-freiberg.de/universitaet/profil/rankings-und-zahlen

(13) TU Bergakademie Freiberg: Forschung. Online: Zugriff am 9. September 2018. Verfügbar unter: https://tu-freiberg.de/forschung

(14) RWTH Aachen University: Nachhaltige Rohstoff- und Energieversorgung B.Sc. Online: Zugriff am 9. September 2018. Verfügbar unter: www.rwth-aachen.de/go/id/ogfx?#aaaaaaaaaaaogfy

(15) RWTH Aachen University: Rohstoffingenieruwesen M.Sc. Online: Zugriff am 9. September 2018. Verfügbar unter: www.rwth-aachen.de/go/id/bnnf?#aaaaaaaaaaabnng

(16) EIT raw materials: VR-Mine. Integrating Virtual Reality into European Mining Education. Online: Zugriff am 9. September 2018. Verfügbar unter: https://eitrawmaterials.eu/course/vr-mine/

(17) Biggs, J.: Enhancing teaching through constructive alignment. Higher Education, 1996, 32(3), 347-364. ISSN 0018-1560. Online verfügbar unter doi:10.1007/BF00138871

(18) TH Georg Agricola University: Jahresbericht 2017. Online: Zugriff am 17. September 2018. Verfügbar unter https://www.thga.de/aktuelles/publikationen/aktuelle-publikationen/

(19) TH Georg Agricola University: Broschüre zum Forschungszentrum Nachbergbau. Online: Zugriff am 17. September 2018. Verfügbar unter https://www.thga.de/aktuelles/publikationen/aktuelle-publikationen/

(20) TH Georg Agricola University: Pressemitteilung Mineral Resource and Process Engineering. Online verfügbar unter: https://www.thga.de/aktuelles/presse/pressemeldungen-detail/meldung/flexibel-und-international-neuer-master-studiengang-mineral-resource-and-process-engineering/

(21) Think ING.: Studiengang des Monats Februar 2018: Mineral Resource and Process Engineering an der Technischen Hochschule Georg Agricola. Online verfügbar unter: https://www.think-ing.de/schueler-studierende/netzwerk-nutzen/highlights-aus-dem-netzwerk/studiengang-des-monats/februar-2018

Autoren: Prof. Dr.-Ing. Elisabeth Clausen, RWTH Aachen University, Aachen/Germany, Prof. Dr.-Ing. Oliver Langefeld, Clausthal University of Technology, Clausthal-Zellerfeld/Germany, Prof. Dr.-Ing. Helmut Mischo, Prof. Dr.-Ing. Carsten Drebenstedt, TU Bergakademie Freiberg, Freiberg/Germany, Prof. Dr.-Ing. Ulrich Paschedag, Prof. Dr.-Ing. Ludger Rattmann, TH Georg Agricola University, Bochum/Germany
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