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„Wir sind da, wenn wir gebraucht werden“

„Die Strategie der Ampel-Bundesregierung beim Thema Energiewende überschätzt zum einen den Investitionswillen in neue Gaskraftwerke und zum anderen die technischen Möglichkeiten, Wasserstoff zu 100 % verstromen zu können. Zudem steht grüner Wasserstoff in den benötigten Mengen auf absehbare Zeit überhaupt nicht zur Verfügung“. Das sagt der Vorstandsvorsitzende des Vereins der Kohlenimporteure (VdKi), Berlin, Alexander Bethe beim VdKi-Jahrestreffen in Duisburg.

Im letzten Krisenwinter war die Steinkohle als Back-Up zur Stelle. Für den erweiterten Kraftwerkspark standen nach dem EU-Embargo ausreichend erprobte Alternativ-Kohlen bereit. Wegen des milden Winters sind die Steinkohlenlager jetzt gut gefüllt. Doch ein weiterer möglicher Krisenwinter steht bevor. Auch dafür ist die Branche gewappnet. Bethe: „Wir sind da, wenn wir gebraucht werden“.

Und nicht nur das. „Deutschland benötigt für seinen Energiebedarf bis 2030 mindestens 50 neue Gaskraftwerke. Unter Berücksichtigung langwieriger Planungen und Baugenehmigungen, fehlender Investitionsbereitschaft bei hohen Gaspreisen und langwierigen Bauphasen ist das nicht zu schaffen“, so Bethe. „Der grüne Strom aus Wind und Solar benötigt zudem wegen der Dunkelflauten zwingend regelbare Kraftwerke. Und da alle Atomkraftwerke in Deutschland abgeschaltet sind und Gaskraftwerke fehlen, benötigen wir mehr Realismus in der Energiepolitik“. Der VDKi-Vorsitzende fordert von der Bundesregierung eine sofortige Aufhebung vorauseilender Brennstoffverbote. „Erst grüne Technik ausbauen, dann abschalten. Und nicht umgekehrt“.

Die Diskussion, dass Steinkohle nur zwei Winter gebraucht werde, sei nach den Worten von Bethe unrealistisch. „Und schauen wir doch auf unsere modernen Kohlekraftwerke und berücksichtigen wir, dass mit CCS/CCU-Technik oder Co-Firing z. B. mit Ammoniak hohe CO2-Einsparungen möglich sind. Länder wie Norwegen, die Niederlande oder Dänemark forcieren bereits diese Techniken. Warum nicht auch Deutschland? “

Die Förderung von Steinkohle weltweit hat mit rd. 8 Mio. t eine neue Rekordhöhe erreicht. Deutschland importiert weniger als 1 % dieser Rekordmenge. Und da die Versorgung mit russischem Erdgas jetzt wegfällt, ist sich der VdKi sicher: Angesichts der überschaubaren und teuren Welt-LNG-Produktion wird die Nachfrage nach Steinkohle nicht einbrechen. Bethe: “Steinkohle spielt eine bedeutende Rolle bei der Sicherung der Stromversorgung in Deutschland. Bis weit in den 2030er Jahre“. (VDKi/Si.)

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