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RWTH Aachen University – Profilschärfung der Studiengänge im Themenfeld Rohstoffe und Energie

Rd. 900 Studierende sind in der Fachgruppe Rohstoffe und Entsorgungstechnik (FRE) der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) in Aachen eingeschrieben. Nachwuchs, dessen Know-how in Deutschland und weltweit sehr gefragt ist. Mit dem Bachelorstudiengang „Nachhaltige Rohstoff- und Energieversorgung“ sowie den Masterstudiengängen „Nachhaltige Energieversorgung“ und „Rohstoffingenieurwesen“ sowie dem geplanten Masterstudiengang „Sustainable Underground Utilization“ ist die RWTH Aachen bestens aufgestellt, um verantwortungsvoll zukunftsfähige Strategien zur Rohstoff- und Energieversorgung zu vermitteln und in diesen Themenfeldern zu forschen. Die Themen Ressourcenschonung, Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit stehen hierbei besonders im Fokus.

Autor: Sabine Backus, M. A., Fachgruppe für Rohstoffe und Entsorgungstechnik (FRE), RWTH Aachen University, Aachen/Germany

Einleitung

Umweltbewegungen stehen wieder hoch im Kurs. Junge Menschen engagieren sich in Bewegungen wie „Fridays for Future“ und tragen das schlechte Gewissen mit Schwung hinein in unsere Gesellschaft. Themen wie Klima- und Artenschutz sind in allen Medien präsent und beeinflussen auch die Motive, aus denen sich Schulabgänger/innen für ein Studium entscheiden.

Gleichzeitig wächst der weltweite Bedarf an Energie und Rohstoffen stetig weiter und der Aufgabenbereich der in diesem Bereich tätigen Ingenieure kann sich nicht mehr darauf beschränken, Rohstoffe und Energie ausreichend bereitzustellen. Aspekte wie Nachhaltigkeit, Umweltverträglichkeit und Ressourcenschonung werden immer wichtiger und nehmen in Forschung und Entwicklung zunehmend mehr Raum ein.

Die Studiengänge im Bereich Rohstoffe und Energie an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen, haben sich an die in der Wandlung begriffenen gesellschaftlichen und technischen Erfordernisse angepasst (Bild 1).

Fig. 1. The Faculty of Energy and Natural Resources at RWTH Aachen University has adapted itself to changing social and technological demands. // Bild 1. Der Fachbereich Rohstoffe und Energie an der RWTH Aachen hat sich an die gesellschaftlichen und technischen Erfordernisse angepasst. Source/Quelle: FRE

Gebraucht werden zukunftsfähige Strategien zur Rohstoff- und Energieversorgung – eine verantwortungsvolle, aber auch extrem spannende Aufgabe für zukünftige Ingenieur/innen.

Erfolgreich gestartet – der neue Bachelorstudiengang „Nachhaltige Rohstoff- und Energieversorgung“

Im Wintersemester 2018/19 startete in Aachen mit 146 Neueinschreibern sehr erfolgreich der neue Bachelorstudiengang „Nachhaltige Rohstoff- und Energieversorgung“ und löste den auslaufenden Bachelorstudiengang „Rohstoffingenieurwesen“ ab. Zum Wintersemester 2019/20 bestätigt sich dieser Trend mit 161 Neueinschreibern zum Stand 5. November 2019.

Der Studiengang ist auf sechs Semester ausgelegt und widmet sich der nachhaltigen Bereitstellung von ausreichenden Energiequellen einerseits und der umweltverträglichen Gewinnung und Nutzbarmachung der dazu nötigen Rohstoffe andererseits. Um den Rohstoffbedarf der Menschheit dauerhaft zu decken, müssen die Methoden zu Aufsuchung und Abbau von sogenannten Primärrohstoffen verbessert werden, doch auch mit einer verbesserten Technik sind die verfügbaren Ressourcen begrenzt. Umso notwendiger müssen Technologien zur Rückgewinnung von Rohstoffen vorangetrieben werden – Stichwort Recycling.

Im Zentrum der Energieversorgung steht immer ein geeigneter Rohstoff. Dabei spielen die bei vielen in Verruf geratenen fossilen Energieträger genauso eine wichtige Rolle wie die erneuerbaren Energien. Kohle, Gas oder Öl auf der einen und Biomasse, Sonne, Wind oder Wasser auf der anderen Seite (Bild 2) – sie alle leisten ihren Beitrag für eine sichere Grundversorgung. Durch den immer näher rückenden Ausstieg aus der Kernenergie bedarf es einer guten Mischung aus kontinuierlich verfügbaren Ressourcen und diskontinuierlichen Energiequellen. Die Notwendigkeit effizienter Abbau- und Aufbereitungsmethoden sowie intelligenter Rückgewinnungssysteme liegt auf der Hand.

Fig. 2. The Vianden pumped storage power plant. // Bild 2. Pumpspeicherkraftwerk Vianden. Photo/Foto: FRE

Beim Studiengang Nachhaltige Rohstoff- und Energieversorgung stehen neben dem Grundstudium aus ingenieurtechnischen und fachlichen Inhalten ab dem dritten Semester drei Vertiefungsrichtungen zur Auswahl:

  • Bergbau mit den Schwerpunkten
    • Rohstoffgewinnung,
    • Rohstoffwirtschaft,
    • Energierohstoffe,
    • Markscheidekunde,
    • Mineralogie und
    • Geologie.
  • Recycling mit den Schwerpunkten
    • Rohstoffe & Recycling,
    • Energierohstoffe,
    • Emissionsminderung,
    • thermische Abfallbehandlung,
    • Geologie und
    • Mineralogie.
  • Energie mit den Schwerpunkten
    • Energierohstoffe,
    • Energietechnik,
    • Thermodynamik,
    • Strömungsmechanik,
    • Versuchsplanung und
    • Verfahrenstechnik.

Darüber hinaus steht im Wahlpflichtbereich ein großer Fächerkatalog zur Verfügung, mit dem persönliche Schwerpunkte gesetzt werden können.

Neben den theoretisch orientierten Fächern werden natürlich auch praktische Veranstaltungen angeboten, die wichtige Einblicke und Kontakte in die berufliche Praxis bieten. Hierzu gehört beispielsweise auch ein 40-tägiges Praktikum, das in Deutschland, aber auch international absolviert werden kann.

Sichere und saubere Energie- und Rohstoffversorgung hat nicht nur in Deutschland einen großen Stellenwert. Weltweit wird an neuen Strategien gearbeitet und geforscht. Das bietet Studierenden des Studiengangs Nachhaltige Rohstoff- und Energieversorgung die Möglichkeit, auch im Ausland Erfahrungen zu sammeln. Über das ERASMUS+ Mobilitäts-Programm können Studierende schon in der Bachelorphase an vielen europäischen Partnerhochschulen ein oder zwei Semester verbringen. Auch über Europa hinaus pflegt die RWTH Aachen eine Vielzahl von Kooperationen mit renommierten Universitäten, z. B. mit China, Russland, USA, Thailand, Brasilien, Australien und Kanada.

Exzellente Berufsaussichten für Absolventen/innen der RWTH Aachen

Die Berufsaussichten für Ingenieur/innen im Bereich Rohstoffe, Recycling und Energie gelten als sehr gut. Allrounder mit Rohstoff-Kenntnissen und Know-how im Bereich Energieerzeugung werden in Deutschland und weltweit dringend gesucht.

Absolventen/innen aus Aachen haben sehr gute Einstiegsmöglichkeiten in der rohstoffgewinnenden und -verarbeitenden Industrie (Bild 3), bei Unternehmen der Zulieferindustrie, in Planungs- und Ingenieurbüros, bei Betrieben der Wasser- und Energieversorgung, im Bereich der Entsorgung und des Recyclings oder auch bei Versicherungen und Banken. Auch die Bergämter suchen Nachwuchs an Bergassessoren, die nach einem Referendariat in den öffentlichen Dienst übernommen werden können. Darüber hinaus können Tätigkeiten in Verwaltung und Politik von Kommunen, Ländern und vom Bund aufgenommen werden.

Fig. 3. Students from the FRE at the Nivelstein sand quarry. // Bild 3. Studierende der FRE bei den Nivelsteiner Sandwerken. Photo/Foto: FRE

Eine wissenschaftliche Vertiefung und Spezialisierung bieten nach dem Bachelorabschluss die Masterstudiengänge „Nachhaltige Energieversorgung“, „Rohstoffingenieurwesen“ und in Zukunft auch der englischsprachige Master „Sustainable Underground Utilization“. Hier werden die Inhalte des Bachelorstudiengangs aufgegriffen und vertieft sowie ein fundiertes und auf dem Arbeitsmarkt stark nachgefragtes Fachprofil entwickelt.

Breit aufgestellt – der Masterstudiengang „Nachhaltige Energieversorgung“

Der Masterstudiengang „Nachhaltige Energieversorgung“ richtet sich an Bachelorabsolventen/innen verschiedener ingenieurwissenschaftlicher Studiengänge wie beispielsweise Nachhaltige Rohstoff- und Energieversorgung, Rohstoffingenieurwesen, Maschinenbau oder Elektrotechnik, die sich im Bereich der Rohstofftechnik umfassend ausbilden lassen möchten. Der Studiengang bietet die Möglichkeit, die Energieversorgung als gesamten Kreislauf – von der Rohstoffgewinnung bis zur Stromverteilung – zu betrachten. Dafür müssen nicht nur Energierohstoffe bekannt sein, sondern auch die Prozesse zur Stromerzeugung und der Verteilung vom Erzeuger zum Nutzer.

Der Masterstudiengang Nachhaltige Energieversorgung ist modular aufgebaut und umfasst insgesamt vier Semester, wobei das dritte Semester u. a. für berufspraktische Tätigkeiten und das vierte Semester für die Anfertigung der Masterarbeit vorgesehen sind.

Die Studieninhalte des Masterstudiengangs umfassen schwerpunktmäßig verschiedene Themen der Rohstofftechnik, z. B.:

  • Planung von Energieerzeugungsanlagen,
  • Technikfolgenabschätzung,
  • Rohstoffcharakterisierung,
  • Geologie,
  • Erneuerbare Energien,
  • Brennstoffveredelung,
  • Energiewirtschaft,
  • Bioenergie.

An dem interfakultativen Masterstudiengang sind die drei Fakultäten Maschinenwesen, Elektrotechnik und Informationstechnik sowie Georessourcen und Materialtechnik der RWTH Aachen beteiligt. Entsprechend wird der thematische Fokus des Masterstudiengangs durch vertiefende Inhalte aus dem Maschinenbau und der Elektrotechnik ergänzt. Hier können durch eine Vielzahl von Wahlmöglichkeiten individuelle Schwerpunkte gesetzt und damit das Studium flexibel gestaltet werden.

Praxisbezug groß geschrieben – der Masterstudiengang „Rohstoff-ingenieurwesen“

Der Masterstudiengang „Rohstoffingenieurwesen“ richtet sich neben den Absolventen/innen des Bachelorstudiengangs Nachhaltige Rohstoff- und Energieversorgung auch an Bachelorabsolventen/innen anderer ingenieurwissenschaftlicher Disziplinen. Das Studium bietet u. a. einen Überblick über die Eigenschaften der Rohstoffe (Bild 4), Themen wie Arbeitssicherheit, das Geodatenmanagement, die Vermarktung der gewonnenen Rohstoffe sowie rechtliches und wirtschaftliches Grundlagenwissen – ein Studium generale also, das in dieser Bandbreite nur in wenigen Studiengängen zu finden ist.

Fig. 4. Students in a laboratory environment learn about energy resource technologies. // Bild 4. Im Labor erlernen die Studierenden Technologien der Energierohstoffe. Photo/Foto: FRE

Der Masterstudiengang ist modular aufgebaut und umfasst insgesamt vier Semester, wobei das dritte Semester u. a. für berufspraktische Tätigkeiten und das vierte Semester für die Anfertigung der Masterarbeit vorgesehen sind.

Im Masterstudium kann man sich zwischen den Vertiefungsrichtungen Bergbau und Recycling entscheiden. Die Inhalte des Masterstudiums bauen auf der soliden Wissensgrundlage aus dem Bachelorstudium auf.

In der Vertiefungsrichtung Bergbau liegen die Studienschwerpunkte vor allem auf den Bereichen:

  • Nachhaltige Rohstoffgewinnung
    • Maschinentechnik,
    • Mine Design und Simulation,
    • Drilling and Blasting,
    • Georisiken,
    • Mine Ventilation.
  • Markscheidewesen
    • Digitales Risswerk,
    • Fernerkundung,
    • Ingenieurvermessung,
    • Geoinformation.
  • Aufbereitung
    • Spezielle Aufbereitung,
    • Aufbereitungsanlagen,
    • Metallurgie,
    • Physikalische Chemie und
    • Prozessleittechnik.

Im Pflichtbereich ergänzen die Fächer Rohstoffe und Nachhaltigkeit sowie Recht das Portfolio. Im Wahlpflichtbereich werden darüber hinaus Managementqualifikationen vermittelt sowie Fächer wie Mine Planning, Mininig Economies oder Responsible Mining angeboten.

Rohstoffingenieure/innen im Bereich Recycling beschäftigen sich mit den Schwerpunkten:

  • Thermische Abfallbehandlung,
  • Metallrecycling,
  • Umweltanalytik,
  • Betriebswirtschaftslehre,
  • Abfallwirtschaft und
  • Aufbereitung.

Im Wahlpflichtbereich stehen z. B. die Fächer Rohstoffcharakterisierung, Metallrecycling, Chemie und Prozesstechnik auf dem Plan.

Masterstudiengang „Sustainable Underground Utilization“

Die untertägige Raumplanung und Endlagerung radioaktiver Abfälle stellt eine der großen generationsübergreifenden Aufgaben dar: die Gewinnung von Rohstoffen, die Trinkwasserversorgung, die Speicherung von Energie oder die Nutzung von Thermalwässern.

Ein Alleinstellungsmerkmal hat der geplante englischsprachige Studiengang schon durch die enge Zusammenarbeit mit der Fachgruppe Geologie und Geographie und dem Forschungszentrum Jülich sowie die Einbindung externer Dozenten aus der Praxis. Der viersemestrige Masterstudiengang ist geeignet für nationale und internationale Bachelorabsolventen/innen aus den Bereichen Nachhaltige Rohstoff- und Energieversorgung, Geowissenschaften, angewandte Naturwissenschaften und Ingenieurwissenschaften.

In den ersten beiden Fachsemestern sollen Kompetenzen aus den Feldern Geowissenschaften, Rohstoffingenieurwesen, Physik/Mathematik, Materialwissenschaften, Abfallwirtschaft sowie Rechts- und Planungswissenschaften vermittelt werden. Im dritten Fachsemester ist ein Mobilitäts- bzw. Praxis- oder Forschungssemester vorgesehen. Das vierte Fachsemester schließt mit einer praxisnahen Masterarbeit ab.

Zukunft gestalten

Die RWTH Aachen ist also im Themenfeld Rohstoffe und Energie bestens aufgestellt, um die anstehenden Veränderungsprozesse in Unternehmen und Gesellschaft mit zu initiieren. Zurzeit sind in den Studiengängen der Fachgruppe Rohstoffe und Entsorgungstechnik um die 900 Studierende eingeschrieben – gut ausgebildeter Nachwuchs, dessen Know-how national, aber auch weltweit äußerst gefragt ist. Von „Schicht im Schacht“ kann also keine Rede sein.

Autor: Sabine Backus, M. A., Fachgruppe für Rohstoffe und Entsorgungstechnik (FRE), RWTH Aachen University, Aachen/Germany
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