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Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen legt Bericht zum Energieverbrauch 2019 vor

Fig. 1. Development of primary energy consumption in Germany in 2019 (changes in percent). // Bild 1. Entwicklung des Primärenergieverbrauchs in Deutschland 2019 (Veränderungen in Prozent). Source/Quelle: AGEB

Der Energieverbrauch in Deutschland ging 2019 auf 12.832 PJ oder 437,8 Mio. t SKE zurück und lag damit um 2,1 % unter dem Niveau des Vorjahrs (Bild 1). Für den Verbrauchsrückgang sorgten, wie die Arbeitsgemeinschaft (AG) Energiebilanzen, Berlin, in ihrem Jahres-bericht 2019 ausführt, weitere Verbesserungen bei der Energieeffizienz, Verschiebungen im Energiemix sowie ein konjunkturell bedingter Rückgang des Energieverbrauchs in der Industrie. Verbrauchssteigernd wirkten die etwas kühlere Witterung sowie die Zunahme der Bevölkerung. Die verbrauchssenkenden Faktoren wirkten sich jedoch deutlich stärker aus als die verbrauchssteigernden. Bereinigt um den Einfluss der Witterung sowie Lagerbestandsveränderungen wäre der Energieverbrauch nach Berechnungen der AG Energiebilanzen sogar um 2,4 % gesunken.

Die gesamtwirtschaftliche Energieproduktivität hat sich 2019 nach Berechnungen der AG Energiebilanzen um 2,7 % (temperaturbereinigt: 3,1 %) verbessert. Diese Kenngröße für den effizienten Umgang mit Energie berechnet sich aus dem Energieaufwand je Einheit Wirtschaftsleistung. Der langjährige Durchschnittswert dieser Kenngröße liegt bei 2,2 %. Insgesamt hat sich damit, so das Fazit der AG Energiebilanzen, die Entkopplung zwischen wirtschaftlicher Entwicklung und Energieverbrauch verstärkt fortgesetzt.

Die Verbrauchsentwicklung sowie strukturelle Veränderungen beim Energiemix hatten zur Folge, dass sich die energiebedingten CO2-Emissionen in Deutschland 2019 um reichlich 50 Mio. t verminderten. Das entspricht einem Rückgang um gut 7 % gegenüber dem Vorjahr.

Der Verbrauch von Mineralöl erhöhte sich 2019 in Deutschland insgesamt um 2,0 % auf 4.530 PJ (154,6 Mio. t SKE). Der Verbrauch von Dieselkraftstoff nahm um 1,5 % zu, bei den Ottokraftstoffen gab es ein Plus von 0,7 %. Der Bedarf an Flugkraftstoffen erhöhte sich um 0,9 %. Mit einem Zuwachs von 15,5 % entwickelte sich der Absatz von leichtem Heizöl besonders positiv. Hinter dieser Entwicklung steht allerdings eher die Aufstockung der Vorräte bei den Verbrauchern als ein echter Verbrauchszuwachs.

Der Erdgasverbrauch erreichte 2019 eine Höhe von 3.191 PJ (108,9 Mio. t SKE) und lag damit um 3,3 % über dem Vorjahr. Einfluss auf diese Entwicklung hatten der gestiegene Einsatz von Erdgas zur Strom- und Wärmeerzeugung in den Kraftwerken und Blockheizkraftwerken (BHKW) der Stromversorger. Auch die Witterung im ersten Halbjahr 2019, die zeitweise deutlich kühler als im Vorjahreszeitraum war, ließ den Absatz vor allem an die privaten Haushalte sowie an den Sektor Gewerbe, Handel, Dienstleistungen steigen. Ein stetiger Zubau an erdgasbeheizten Wohnungen verstärkte den Verbrauchszuwachs. Andererseits führte die konjunkturelle Abkühlung zu einem Rückgang der industriellen Nachfrage nach Erdgas.

Der Verbrauch an Steinkohle war erneut durch einen kräftigen Rückgang geprägt. Der Verbrauch sank gegenüber 2018 um knapp 21 % auf 1.134 PJ (38,7 Mio. t SKE). Der nunmehr über sechs Jahre stetig verlaufende Abwärtstrend ist insbesondere darauf zurückzuführen, dass einerseits Steinkohlenkraftwerkskapazitäten aus dem Markt genommen und andererseits regenerative Energien im Stromsektor massiv ausgebaut wurden. Hinzu kamen der deutlich höhere Preis für CO2-Emissionszertifikate sowie niedrige Erdgaspreise. Im Rahmen dieser Entwicklungen wurde Steinkohle zunehmend in der Stromerzeugung verdrängt.

Der Verbrauch von Braunkohle erreichte 2019 eine Höhe von 1.167 PJ (39,8 Mio. t SKE). Der Verbrauch sank damit zum siebten Mal in Folge. Der Rückgang gegenüber dem Vorjahr lag bei 20 %. Infolge der Sicherheitsbereitschaft weiterer Kraftwerksblöcke, der Minderförderung im Tagebau Hambach, einer gegenüber dem Vorjahr höheren Zahl von Kraftwerksrevisionen sowie durch die Zunahme der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien gingen die Lieferungen an die Braunkohlenkraftwerke deutlich zurück. Mit einer Förderung von insgesamt 131,3 Mio. t zählt die Braunkohle weiterhin zu den wichtigsten heimischen Energieträgern.

Bei der Kernenergie kam es zu einem leichten Minus um rd. 1 %. Insgesamt leistete die Kernenergie 2019 noch einen Beitrag von 820 PJ (28,0 Mio. t SKE) zur Energiebilanz.

Der Verbrauch erneuerbarer Energieträger betrug im Jahr 2019 insgesamt 1.896 PJ (64,7 Mio. t SKE). Dies entspricht im Vergleich zum Vorjahr einer Steigerung um insgesamt 5,2 %. Ursächlich waren im Wesentlichen ein starker Anstieg der Stromerzeugung sowie eine verstärkte Energieholznutzung in privaten Haushalten sowie im Sektor Gewerbe, Handel, Dienstleistungen. Die Windkraft erhöhte ihren Beitrag um 15 %. Bei der Wasserkraft gab es einen Zuwachs von 12 %. Die Solarenergie legte nur leicht um 2 % zu. Die Biomasse, auf die mehr als 50 % des gesamten Aufkommens im Bereich der Erneuerbaren entfällt, verbuchte ein Plus von 2 %.

Fig. 2. Structure of primary energy consumption in Germany in 2019 (Shares in percent/figures for previous year in brackets). // Bild 2. Struktur des Primärenergieverbrauchs in Deutschland 2019 (Anteile in Prozent/Vorjahreszeitraum in Klammern). Source/Quelle: AGEB

Im Energiemix für das Jahr 2019 konnten die Erneuerbaren ihre Anteile ausweiten (Bild 2). Biomasse, Solarenergie, Windenergie, Wasserkraft, Geothermie und der biogene Anteil des Abfalls deckten insgesamt 14,8 % des gesamten inländischen Energieverbrauchs. Wichtigster Energieträger blieb das Mineralöl mit einem Anteil von 35,3 %, gefolgt vom Erdgas mit 24,9 %. Auf die Steinkohle entfiel ein Anteil von 8,8 % und auf die Braunkohle 9,1 %. Der Beitrag der Kernenergie lag bei 6,4 %.

Die inländische Energiegewinnung verzeichnete 2019 einen Rückgang um etwa 8 % auf 3.582 PJ (122,2 Mio. t SKE). Die deutsche Steinkohlenförderung wurde zum Jahres-ende 2018 vollständig eingestellt und leistete damit im Berichtsjahr keinen Beitrag zur inländischen Energiegewinnung mehr. Bei der Braunkohle kam es zu einem Rückgang um gut ein Fünftel. Auch die inländische Erdgas- (– 4 %) und Erdölgewinnung (– 7 %) verzeichneten Rückgänge. Die den heimischen Energiequellen zugerechneten Erneuerbaren verzeichneten dagegen einen Zuwachs um rd. 6 %. Insgesamt konnte die Energiegewinnung aus heimischen Ressourcen knapp 30 % des Gesamtverbrauchs decken. Wichtigste heimische Energiequelle sind inzwischen die Erneuerbaren mit einem Anteil von 53,2 % (Vorjahr 46,2 %). Es folgt die Braunkohle mit 33,2 % (Vorjahr 38,7 %). Die anderen Energieträger erreichen Anteile im niedrigen einstelligen Bereich. (AGEB/Si.)

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