Die Welt in der Energiekrise

Die Krisen in der Ukraine und im Nahen Osten haben auf dem Weltenergiemarkt in erheblichem Ausmaß für Verunsicherungen gesorgt, vor allem auch in Deutschland und Europa. Die Spannungen und kriegerischen Auseinandersetzungen haben einen erheblichen Einfluss auf das Preisgefüge der Energiemärkte. Dazu kommt die große Verwundbarkeit der Energieversorgung Deutschlands, insbesondere auch durch LNG. Russisches Gas durch Gas aus dem Nahen Osten zu ersetzen ist keine sichere Alternative.

„Vor diesem Hintergrund wäre es grob fahrlässig, in den bevorstehenden Wintern nicht auf Steinkohle als Schutzengel der Energieversorgung zurückzugreifen“, sagt Alexander Bethe, Vorstandsvorsitzender des Vereins der Kohlenimporteure (VDKi), Berlin. Die deutschen Kohlekraftwerke seien gut gerüstet für den bevorstehenden Winter, gerade vor dem Hintergrund der Abschaltung der letzten Kernkraftwerke. Ein großer Vorteil von Steinkohlenkraftwerken im Marktbetrieb ist ihre Flexibilität. Sie produzieren nur dann, wenn sie auch benötigt werden. Im Winter 2022/23 haben sie zur Versorgungssicherheit und Reduzierung des Gasverbrauchs beigetragen. Im Sommer 2023, als mehr erneuerbare Energien zur Verfügung standen, sind sie dagegen kaum gelaufen.

Bethe: „Steinkohle ist ein substantieller Bestandteil der gesicherten Energieversorgung. Ein weiterer großer Vorteil von Steinkohle ist, dass der Rohstoff aus verschiedenen Ländern kommt und die Versorgungsrouten wesentlich resistenter sind als bei Gas. So haben wir im letzten Jahr die Einfuhr von mehr als 50 % russischer Kohle für den deutschen Markt in wenigen Monaten vollständig ersetzt. Selbst die Sperrung einzelner Schiffsrouten kann relativ problemlos umgangen werden.“

Dazu kommt, LNG ist nicht klima­freundlich, durch das Entweichen von Methan z. T. sogar wesentlich klimaschädlicher als Kohle. Zudem ist der Markt für LNG knapp, LNG ist teuer und der Preis für LNG ist sehr viel volatiler als der von Steinkohle. „Der Ersatz von immer noch rd. 18 GW Leistung bei der Stromerzeugung der Steinkohlenkraftwerke durch LNG-betriebene Gaskraftwerke ist nicht in Sicht“, so Bethe. „Deshalb werden Steinkohlenkraftwerke für die Stromerzeugung noch langfristig benötigt“. Für den VDKi ist klar: Das Back-Up durch Steinkohlenkraftwerke ist für die deutsche Energiesicherheit unerlässlich. „Ohne Steinkohlenkraftwerke“, so Bethe, „gibt es keine Versorgungs­sicherheit“.

Wieder an den Markt zurückgebrachte Kraftwerke benötigen einen Wartungsplan, um verfügbar zu sein. Fachpersonal und auch Spezialteile sind knapp. Die Kraftwerksmannschaften brauchen Planungssicherheit. Außerdem müssen Logistikkapazitäten für Kohletransporte mittelfristig gesichert werden. Vor dem letzten Winter war es ein riesiger Kraftakt der gesamten Branche, die erforderliche Logistik (Züge, Binnenschiffe) für die Transporte der Kohle von den Seehäfen zu den Kraftwerken zu organisieren. Dieses Risiko sollte nicht noch einmal eingegangen werden. „Ein Mangel an Planungssicherheit führt letztendlich zu einem Mangel an Versorgungssicherheit“, sagt Bethe. „Deshalb muss das Ersatzkraftwerke-Bereithaltungsgesetz (EKBG) verlängert werden“. (VDKi/Si.)

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