Alles herausholen: Diese Devise gilt bei der GHH Fahrzeuge GmbH aus Gelsenkirchen nicht nur für die Spezialfahrzeuge zum Berg- und Tunnelbau. Mit Einweihung seines neuen Trainingscenters im indischen Mochia liefert der Hersteller jetzt auch das Know-how für deren profitablen Einsatz und setzt seinen Fuß in einen riesigen Wachstumsmarkt.
Der Standort im Nordwesten des Landes ist clever gewählt. Von dort aus sind auch die Märkte in Nepal, Bangladesch und Bhutan gut erreichbar. Indien selbst gilt als Megamarkt der Zukunft. Die Inlandsnachfrage nach Rohstoffen ist hoch, das Angebot beschränkt: „Viele Bodenschätze sind noch nicht einmal erfasst“, sagt Jan Petzold, Geschäftsführer der GHH-Zentrale in Gelsenkirchen. Jedoch: „Die indische Regierung kennt die Situation und hat gehandelt“. Ausländische Investoren seien jetzt willkommen.
Das ließ sich der Manager nicht zweimal sagen, und stampfte einen Stützpunkt mit Büros, Schulung- und Lagerräumen sowie einem Außentrainingsareal innerhalb von nur sechs Monaten aus dem Boden.
Ende April 2018 war Einweihung (Bild 2). Aktuell zählt GHH dort 80 Beschäftigte, bis Mitte des Jahres sollten es 120 sein. Der Standort fungiert als Trainingscenter und in Nebenfunktion auch als Auslieferungs- und Ersatzteillager für die umliegenden Bergwerke von Hindustan Zinc Ltd (HZL). „Wir schulen hier nicht nur Kunden, sondern auch Minenbetreiber und natürlich das eigene Personal“, sagt Rajeshwar Singh, Managing Director von GHH India Mining and Tunneling Equipment Pvt. Ltd., dem Betreiber des Trainingscenters.
Ein großer Part fiele derzeit auf die Belegschaft eines großen HZL-Kunden. Die Zusammenarbeit mit Hindustan begann bereits vor der Vertragsunterzeichnung für die Mine Mochia und das auf HZL-Grund errichtete Trainingscenter. Im Jahr 2016 wurden bereits mehrere Fahrlader, Muldenkipper und Bohrgeräte vom GHH-Verbundunternehmen Mine Master an die Inder geliefert. Sie werden in der Mine Zawar Mala, unweit von Mochia, eingesetzt.
Zawar zählt zu den ältesten Bergbaugebieten der Welt. Der Abbau lässt sich über 1.000 Jahre zurückdatieren. Zink und Blei sind die Hauptprodukte. Einschließlich des Abraums werden etwa 10 Mio. t/a bewegt. In der dortigen Udaipur-Region liegt auch das Hauptquartier von HZL. Als Bergbaukonzern ist das 7.000 Mitarbeiter zählende und zum Vedanta-Konzern (12 Mrd. US-$ Umsatz) gehörige Unternehmen ein Riese. HZL gilt als zweitgrößter Zinklieferant der Welt.
Vor Ort wird sowohl im Hörsaal als auch praktisch am Gerät geschult. GHH hat dafür verschiedene seiner Spezialfahrzeuge für den Berg- und Tunnelbau am Ort stationiert. „Lernen am Objekt bringt mehr als jeder Simulator“, so Petzold. Erfahrungen mit dem Konzept sammelte man zuvor in Zimbabwe, wo bereits seit vielen Jahren ein Trainingszentrum für die Region existiert. Mochia sei „insgesamt ein Millionen-Projekt“.
Die „GHH Mining Academy“ verlasse mit Erfolg, wer die finale Prüfung mit Diplom bestehe. Die Technik und der Gebrauch der Fahrzeuge nehme viel Raum ein, so Petzold. Wie nur wenige andere Hersteller sei GHH auf maßgefertigte Maschinenlösungen fokussiert. GHH lege viel Wert darauf, dass sich der Kauf für seine Kunden auszahle.
Bewährt sich das Konzept auch in Mochia, sollen weitere Trainingszentren entstehen. GHH entwickelt und baut, direkt und im Verbund mit Tochterunternehmen, Spezialfahrzeuge wie Fahrlader, Muldenkipper, Berauber, Mixer und Bohrgeräte für den Rohstoffabbau (Bild 1). In der territorialen Erschließung arbeiten die Maschinen zudem für den Straßen-, Eisenbahn- und Wasserkraftwerksbau. Das Unternehmen ist Teil der weltweit tätigen Schmidt Kranz-Gruppe, die ein Komplettprogramm aus Bergbaumaschinen, Aufbereitungsanlagen und Automatisationstechnik für den Bergbau liefert.
Weitere Informationen:
GHH Fahrzeuge GmbH
www.ghh-fahrzeuge.de