Die Reduzierung bildungsbezogener Ungleichheiten ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Im Vergleich mit anderen Industrienationen liegt die Bundesrepublik Deutschland im Bereich der Bildungsgerechtigkeit gerade einmal im unteren Mittelfeld. Selten sind soziale Herkunft und Bildungserfolg oder -misserfolg so eng miteinander verknüpft wie in Deutschland. Um den negativen Folgen dieses Zusammenhangs entgegenzuwirken – sowohl im Sinne der betroffenen Kinder, als auch für die gesamtgesellschaftliche Entwicklung im Ruhrgebiet – hat die RAG-Stiftung, Essen, in Kooperation mit dem Institut für Schulentwicklungsforschung (IFS) der Technischen Universität (TU) Dortmund das Projekt „GemeinsamGANZTAG“ initiiert.
Eine frühzeitige Förderung junger Menschen, insbesondere aus sozial benachteiligten Verhältnissen, kann ihre Chancen auf spätere gesellschaftliche Teilhabe maßgeblich verbessern. GemeinsamGANZTAG setzt genau hier an. Wissenschaftliche Teams der TU Dortmund sowie der Universitäten Bochum, Duisburg-Essen und Wuppertal erarbeiten gemeinsam mit Schulen in herausfordernder Lage aus den Städten Bochum, Duisburg, Gelsenkirchen und Herne Lösungen, um chancenbenachteiligte Kinder, insbesondere in den Bereichen der Sprachbildung und des selbstgesteuerten und kooperativen Lernens, bestmöglich zu unterstützen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bringen dabei bereits erprobte Konzepte ein, die aber auf die individuellen Bedarfe der Schulen angepasst werden. Um optimale Ergebnisse zu erzielen, arbeiten die Universitäten, Schulen, Bildungsbüros und weitere Projektpartner in Netzwerken zusammen.
Bärbel Bergerhoff-Wodopia, Mitglied des Vorstands der RAG-Stiftung, unterstreicht die Bedeutung des Projekts: „GemeinsamGANZTAG bearbeitet eine der größten Herausforderungen unserer Gesellschaft: Bildungsgerechtigkeit unabhängig von sozialer Herkunft. Diese Herausforderung wollen wir im Ruhrgebiet mit ganzer Kraft angehen. Deshalb bin ich froh, dass wir so viele herausragende Projektpartner gefunden haben, die mit uns an der Verbesserung von Bildungsgerechtigkeit arbeiten werden.“
Im Projektfokus stehen die Stärkung von sprachlichen Kompetenzen sowie das selbstgesteuerte und kooperative Lernen. Mit diesen Schwerpunkten knüpft GemeinsamGANZTAG an aktuelle Befunde der Bildungs- und Schulentwicklungsforschung sowie bildungspolitische Forderungen an. Um die Chancen längeren gemeinsamen Lernens insbesondere an Schulen in herausfordernder Lage zu nutzen, reicht es dabei nicht, nur die Zeit in der Schule zu verlängern. Es braucht hochwertige Angebote, die unter Berücksichtigung der Bedarfe der Schulen und Schülerschaft entwickelt werden. Hierfür setzt das Projekt auf das nachgewiesene Potential von Schulnetzwerken und baut eine dialogische Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Bildungspraxis und Bildungsadministration auf.
Die Arbeit in den unterschiedlichen Netzwerken hat mit dem neuen Schuljahr begonnen und wird in regelmäßigen Arbeits-treffen fortgeführt. Die wissenschaftlich fundierten Ergebnisse von GemeinsamGANZTAG werden 2021 veröffentlicht. (RAG-Stiftung/Si.)