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Bild 1. Sie planen massive Investitionen in die öffentliche Infrastruktur: Der Essener Oberbürgermeister Thomas Kufen (re.), Markus Masuth, Chef der RAG Montan Immobilien (li.), und Bottrops Oberbürgermeister Bernd Tischler im Gebiet der „Freiheit Emscher“. Foto: Ralf Schultheiß/RDN

Das Dekadenprojekt „Freiheit Emscher“ nimmt Fahrt auf

Das Dekadenprojekt „Freiheit Emscher“ nimmt Fahrt auf. Was vor drei Jahren als „interkommunaler Entwicklungsplan“ begann, wird der Metropole Ruhr als größtes Stadtentwicklungsprojekt des Ruhrgebiets neue Impulse geben. Bis 2030 wollen die Städte Essen und Bottrop gemeinsam mit der RAG Montan Immobilien GmbH, Essen, öffentliche und private Investitionen von über 1,3 Mrd. € anstoßen (Bild 1).

Nach erfolgreichem Abschluss der Machbarkeitsstudie stellten die Partner auf der Immobilienmesse EXPO REAL in München das Struktur- und Nutzungskonzept sowie einen Maßnahmenplan für das kommende Jahrzehnt vor, mit dem der 1.700 ha große Raum neu erschlossen werden soll. „Wo sich die Großstädte Essen und Bottrop den Rücken zukehrten, wollen wir einen zentralen und vitalen Wirtschaftsstandort mit hoher Arbeitsplatzdichte schaffen“, sagte Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen. Im Fokus steht die Schaffung von grüner und blauer Infrastruktur: „Wir verstehen Freiheit Emscher als wesentlichen Treiber der klimagerechten Transformation des Ruhrgebiets“, so Markus Masuth, Vorsitzender der Geschäftsführung der RAG Montan Immobilien.

„Massive Investitionen in öffentliche Infrastruktur werden eine grundlegende neue Entwicklung des Raumes ermöglichen, der über Jahrzehnte vom Bergbau geprägt und kaum erschlossen war“, freute sich Bernd Tischler, Oberbürgermeister der Stadt Bottrop, in der Ende 2018 das letzte Steinkohlenbergwerk des Ruhrgebiets geschlossen wurde. Der Masterplan Infrastruktur für das Projekt Freiheit Emscher sieht Investitionen in Höhe von 275 Mio. € bis zum Jahr 2030 vor. Das Gros der Maßnahmen soll aus öffentlichen Mitteln von Land, Bund und Europäischer Union sowie Emschergenossenschaft und Deutscher Bahn finanziert werden. „Wir sind überzeugt, dass diese Vorleistungen der öffentlichen Hand einen Entwicklungsschub für das Areal auslösen werden“, sagte Oberbürgermeister Thomas Kufen.

Das Dekadenprojekt Freiheit Emscher zielt auf eine grundlegende Neuordnung und -erschließung des Raums im Essener Norden und Bottroper Süden. Investiert werden soll dafür in übergeordnete Straßen, in Brücken oder Unterführungen, Autobahnanschlussstellen an A42 und A52, in Entwässerungsmaßnahmen sowie in ein zukunftsweisendes Freiraum- und Mobilitätskonzept. Darüber hinaus erwarten die Projektpartner, dass die bis 2030 geplanten Infrastrukturmaßnahmen in Höhe von 275 Mio. € private Investitionen mit dem Faktor 3,7 auslösen werden. „Erst durch diesen ehrgeizigen Maßnahmenplan wird der Weg für private Folgeinvestitionen in einer Größenordnung von über 1 Mrd. € freigemacht. Das ist unser Erfahrungswert aus anderen Projekten“, sagte Masuth.

Herzstück des Projekts sind fünf ehemals bergbaulich genutzte Potentialflächen von insgesamt 150 ha Größe, die von 2020 bis voraussichtlich 2026 schrittweise aus der Bergaufsicht gelöst werden. Für die Flächensanierung im Rahmen des Abschlussbetriebsplanverfahrens sowie die neue Erschließung und Baureifmachung dieser Areale werden RAG und RAG Montan Immobilien gemeinsam rd. 100 Mio. € investieren, erklärte Masuth. Die Sanierungsarbeiten auf der Fläche Emil-Emscher wurden bereits im Sommer gestartet.

Als größtes Stadtentwicklungsprojekt im Ruhrgebiet soll Freiheit Emscher auch durch Klimaschutzmaßnahmen und klimaangepasste Planung modellhaft sein: „Wir entwickeln diesen Raum im Einklang von Ökonomie, Umwelt- und Klimazielen“, erklärte Tischler. So sieht das Konzept für die Regenwasserwirtschaft konsequent offene Wasserläufe vor, die in der Freiheit Emscher für ein optimiertes Stadtklima sorgen werden. Das Mobili-tätskonzept zielt auf eine intelligente Bündelung von Gewerbeverkehren und den Vorrang für emissionsarme Fahrzeuge und den öffentlichen Personen-nahverkehr (ÖPNV) auf einer neuen Umwelttrasse zwischen den Stadtkernen von Bottrop und Essen.

Das Freiraumkonzept sieht eine Ergänzung der bestehenden Grünzüge und eine Fülle neuer Wege zum und am Wasser vor – ausgerichtet auf den Nukleus als Attraktionsanker zwischen Kanal und renaturierter Emscher. Neue Parkanlagen, Plätze und eine Promenade am Kanal werden hier in Verbindung mit Gastronomie- und Freizeitangeboten eine hohe Aufenthaltsqualität schaffen. „Mit dem Nukleus wollen wir nicht nur Start-ups und wissensbasierten Unternehmen ein optimales Umfeld zum Arbeiten bieten, sondern auch ein neues urbanes Zentrum schaffen, das die Menschen aus den umliegenden Quartieren emotional an den Raum bindet“, sagte Tischler. „Wir sind überzeugt: Das wird ein starkes Stück Ruhrgebiet.“ (RAG MI/Si.)

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