Das Energieunternehmen STEAG GmbH, Essen, hat am 2. März 2018 bei der Bundesnetzagentur die Kraftwerksblöcke 6 und 7 in Lünen rechtlich verbindlich zur Stilllegung angemeldet. Die Bundesnetzagentur wird auf Antrag des Übertragungsnetzbetreibers Amprion entscheiden, inwieweit Systemrelevanz besteht – oder ob die beiden Kraftwerksblöcke endgültig abgeschaltet werden.
Die STEAG konnte ihren Kraftwerkspark durch frühzeitige Optimierungen der Kosten- und Erlösstruktur lange im Markt halten. Aber das anhaltend schwierige Marktumfeld verschlechtert die Wirtschaftlichkeit der Anlagen. „Wir kämpfen um jeden Kraftwerksblock“, sagt Joachim Rumstadt, Vorsitzender der Geschäftsführung der STEAG. „Allerdings gehen wir nicht davon aus, dass der Block 7 in Lünen auch aufgrund seines Alters künftig ausreichend positive Deckungsbeiträge erwirtschaftet. Der Block 6 liefert vertraglich gebunden noch bis Ende 2018 Strom für die Deutsche Bahn. Nach Auslaufen des Vertrags sehen wir auch für diesen Block keine wirtschaftliche Perspektive mehr“, erläutert Joachim Rumstadt. Die STEAG plant, die Blöcke 6 und 7 zum 2. März 2019 endgültig stillzulegen.
Die anhaltend niedrigen Großhandelspreise für Strom verschlechtern die Wirtschaftlichkeit konventioneller Großkraftwerke in Deutschland. Davon betroffen ist auch der STEAG-Kraftwerksblock MKV im saarländischen Völklingen-Fenne. Die STEAG beabsichtigt, diesen in diesem und im nächsten Jahr jeweils von Anfang April bis Ende September vorübergehend vom Netz zu nehmen. Diese Maßnahme gilt dieses Jahr ebenfalls für Block 7 in Lünen.
„Infolge der endgültigen Stilllegung der beiden Kraftwerksblöcke in Lünen werden Arbeitsplätze verlorengehen“, sagt der STEAG-Konzernbetriebsratsvorsitzende Ralf Melis. „Wir haben bereits Ende 2016 gemeinsam mit der Geschäftsführung der STEAG und der Gewerkschaft IG BCE einen Konzernsozialplan und Rahmeninteressenausgleich erarbeitet, mit dem Ziel, den Stellenabbau sozialverträglich und ohne betriebsbedingte Kündigungen zu vollziehen. Nun werden wir für die betroffenen Kolleginnen und Kollegen einen Einzelinteressenausgleich aushandeln.“
Bereits im März 2017 hatte die STEAG die Kraftwerksblöcke West 1 und 2 in Voerde sowie im Sommer 2017 Herne 3 in Nordrhein-Westfalen endgültig vom Netz genommen. „Im Paket mit den jetzigen Maßnahmen ist der Anpassungsprozess aus heutiger Sicht abgeschlossen. Für unsere leistungsfähigen Kraftwerke im Ruhrgebiet sehen wir eine gute Perspektive“, sagt Joachim Rumstadt. „Wir gehen davon aus, dass sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nach dem Ausstieg aus der Kernenergie wieder deutlich verbessern werden.“ (STEAG/Si.)