Im südthüringischen Zella-Mehlis betreibt der regionale Zweckverband für Abfallwirtschaft Südwestthüringen (ZASt) eine Abfallverwertungsanlage. Bis Ende 2023 entsteht, gefördert durch das Bundesland Thüringen, an diesem Standort eine Produktionsanlage für synthetisches Methanol. In einem anspruchsvollen zweistufigen und europaweiten Ausschreibungsverfahren hat die STEAG GmbH, Essen, im Verbund mit dem Planungs- und Ingenieurbüro Dr. Born – Dr. Ermel GmbH den Zuschlag als Generalplaner erhalten, die Anlage zu planen und deren Realisierung zu überwachen.
Ziel des Projekts, für das der ZASt insgesamt etwa 23 Mio. € am Standort Zella-Mehlis investieren wird, ist die Produktion grünen, klimafreundlichen Methanols. Dieses findet etwa als Grundstoff in der chemischen Industrie breite Verwendung, kann aber auch als grüner Treibstoff fossile Kraftstoffe ersetzen und so zur Dekarbonisierung des Mobilitätssektors beitragen. „Vorstellbar ist, künftig einen Teil unseres eigenen Fuhrparks an Müllfahrzeugen oder auch Busflotten im Bereich des Nahverkehrs mit dem hier erzeugten Methanol zu betreiben. Das spart CO2-Emissionen, schont die Umwelt und zeigt auf, wie die Energiewende in unserer Region ganz konkret umgesetzt werden kann.“, sagt Thomas Müller, Verbandsvorsitzender des ZASt und zugleich Landrat des Kreises Hildburghausen.
Damit aus dem Restmüll von rd. 480.000 Thüringern am Ende das klimaschonende synthetische Methanol entstehen kann, braucht es H2 und CO2. Wenn beide Stoffe mittels eines speziellen Katalysators miteinander reagieren, lassen sie sich in Methanol umwandeln.
„Der benötigte Wasserstoff wird künftig direkt am Standort in Zella-Mehlis erzeugt“, so Christian Hensel, der das Projekt bei der STEAG betreut. Dafür plant das Energieunternehmen eine Anlage zur Wasserelektrolyse mit einer Leistung von 10 MW. Betrieben wird diese mittels des Stroms, der in der Restabfallbehandlungsanlage Südthüringen (RABA), wie der vollständige Name der zum ZASt gehörenden Müllverwertungsanlage in Zella-Mehlis lautet, erzeugt wird (Bild 1).
Die zweite technische Komponente ist eine Anlage zur CO2-Abscheidung aus dem Abgasstrom der Müllverwertung. „Bis zu 10.000 t CO2 werden so künftig Jahr für Jahr eingesammelt und gelangen entsprechend nicht in die Umwelt“, so Heiko Peters, Geschäftsführer der Dr. Born – Dr. Ermel GmbH.
Der Elektrolyse und der CO2-Abscheidung nachgeschaltet wird die eigentliche Anlage zur Methanol-Synthese entstehen, die künftig etwa 5.000 bis 7.000 t grünen Treibstoff pro Jahr in Zella-Mehlis produzieren wird.
„Das Vorhaben in Zella-Mehlis hat Leuchtturm-Charakter in Sachen Kreislaufwirtschaft und Energiewende“, zeigt sich auch Ulrich Sigel, Geschäftsführer im Geschäftsbereich STEAG Energy Solutions, von dem Projekt angetan. Denn mittels der Methanol-Synthese gelinge es nicht nur, die CO2-Emissionen deutlich zu reduzieren, sondern es leiste einen wichtigen Beitrag zur erfolgreichen Sektorkopplung, indem es helfe, die Mobilität zu dekarbonisieren. „Das ist ein wichtiger Beitrag zum Gelingen der Energiewende insgesamt.“
Insofern erweist sich das zukunftsträchtige Projekt als echter Gewinn für alle Beteiligten und die Region Südthüringen insgesamt: „Unsere Region ist durch Oberhof bekannt für Sport auf Spitzenniveau. Nun beim Thema Methanol-Synthese Vorreiter zu sein, tut auch dem Ansehen als Technologieregion sehr gut“, so Müller. (STEAG/Si.)