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Die Rückkehr der Kohle – neue Energiewelt

„Es ist unverantwortlich, über das Ende der Steinkohle zu sprechen, ohne verlässliche Alternativen zu haben“. Das sagt Alexander Bethe, Vorstandsvorsitzender des Vereins der Kohlenimporteure VdKi, Berlin, beim traditionellen Neujahrsempfang seines Verbands in Hamburg. „Die Politik muss sich ehrlich machen. Am Standbein Kohle führt mittelfristig kein Weg vorbei“.

Statt Laufzeitverkürzungssdiskussionen sollte der Fokus auf dem Ausbau der Netze und Speicher liegen. „Wir brauchen eine Neuorientierung der Energiepolitik und eine sofortige Aufhebung der vorauseilenden Brennstoffverbote: erst grüne Technik aufbauen, dann abschalten. Und nicht umgekehrt“, sagt Bethe.

Die Diskussion, dass die Kohle nur ein, zwei Winter gebraucht werde, sei unrealistisch und kontraproduktiv. Das werde die Logistik-Unternehmen nicht nachhaltig überzeugen, wieder mehr in Transportmittel und in mehr Personal zu investieren. Nach dem Stopp für Russland-Kohle habe seine Branche sehr gut reagiert. In kurzer Zeit wurde auf alternative Kohlesorten umgestellt. Der Handel habe sich neue Schwerpunkte gesetzt: USA, Südafrika, Kolumbien.

Gas werde teuer bleiben, da 100 Mrd. m³ Pipeline-Gas in Westeuropa ersetzt werden müssten. LNG-Exportkapazitäten und Transportmittel fallen nicht vom Himmel. Die als Brückentechnologie vorgesehene neue Flotte an Gaskraftwerken ist bisher nur in Fragmenten in Sicht.

Kanzler Scholz habe von einer Zeitenwende gesprochen. Bethe: „Die Zeitenwende im Energiebereich muss beinhalten, dass die bitter benötigte Steinkohle die Energiewende noch länger begleitet“. Dabei sollte die CO2-Abscheidung und Speicherung (Carbon Capture and Storage – CCS) für Kohlekraftwerke nicht ausgeschlossen werden.

Zu den Zahlen: Der weltweite Kohle­verbrauch könnte im Jahr 2023 mit mehr als 8 Mrd. t ein neues Rekordhoch erreichen. Deutschland wird davon etwa 43 Mio. t (Kesselkohle, Kokskohle, Koks) importieren. Das sind ca. 0,6 % der Weltproduktion. (VDKi/Si.)

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