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Fig. 1. Aiming to bring impetus to the Brazilian raw materials market: Prof. Alfred Niski is developing business models for the rare earths industry at THGA. // Bild 1. Will Bewegung in den brasilianischen Rohstoffmarkt bringen: Prof. Alfred Niski entwickelt an der THGA Business-Modelle für die Industrie der Seltenen Erden. Photo/Foto: THGA

Seltene Erden vermarkten: TH Georg Agricola erhält Förderung für internationales Forschungsprojekt

Die sogenannten Seltenen Erden sind aus der Welt der heutigen Technik nicht wegzudenken. Diese trotz ihres Namens gar nicht so seltenen Metalle stecken in vielen Hightech-Anwendungen, u. a. in Hochleistungsmagneten, die z. B. in Generatoren von Windkraftanlagen oder in den Motoren von Elektroautos eingesetzt werden. Der Markt wird zurzeit von chinesischen Produzenten dominiert. Ein deutsch-brasilianisches Forschungsprojekt will dem Alternativen entgegensetzen. Innerhalb des Projekts „Globale Industrie und neue Anwendung von Seltenen Erden“ („Rare Earth Global Industry and New Application“ – REGINA) untersucht der Experte für Wirtschaftsingenieurwesen Prof. Alfred Niski von der Technischen Hochschule Georg Agricola (THGA), Bochum, Möglichkeiten der Vermarktung (Bild 1). Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert Niskis Forschung in den nächsten drei Jahren mit rd. 280.000 €.

„Zurzeit agiert China als Quasi-Monopolist für Seltene Erden und beherrscht auch den Markt für darauf basierende Produkte, wie z. B. Hochleistungsmagneten“, sagt Prof. Niski. „Über seine marktbeherrschende Stellung kann es die Preise diktieren, woraus sich Nachteile für industrielle Abnehmer etwa in Deutschland ergeben können. Außerdem werden in der chinesischen Produktion Umwelt- und Sozialstandards oft nicht eingehalten. Das ist gerade bei Anwendungen wie der Elektromobilität oder der regenerativen Energieproduktion nicht hinnehmbar.“ REGINA setzt demgegenüber auf das Schwellenland Brasilien. Es verfügt mit rd. 22 Mio. t über die weltweit zweitgrößten Reserven an Seltene Erden-Metallen (China: 55 Mio. t). Acht Partner aus Deutschland und Brasilien – vier Hochschulen, drei außeruniversitäre Forschungseinrichtungen und ein Rohstoffunternehmen – wollen in dem gemeinsamen Forschungsprojekt die Erschließung der brasilianischen Reserven vor Ort fördern und die gesamte Wertschöpfung über die Verarbeitung der Rohstoffe bis hin zur Anwendung in Hightech-Produkten optimieren.

Das Forscherteam um Prof. Niski an der THGA wird zunächst den Markt für seltenerd-basierte Hochleistungsmagnete untersuchen und dem eine Stärken-/Schwächenanalyse der brasilianischen Produktion gegenüberstellen. Darauf aufbauend entwickeln die Bochumer Wirtschaftsingenieure Strategien und konkrete Geschäftsmodelle, wobei sie auch rohstoffpolitische Aspekte einbeziehen. Ziel ist es, Brasilien als zweiten nennenswerten Lieferanten von Seltenen Erden in Deutschland zu etablieren. „Die Seltenen Erden sind ein wichtiger Faktor für die Rohstoffversorgung in Deutschland“, so Niski. „Es ist wichtig, dass sich deutsche Unternehmen hier nicht einseitig von China abhängig machen, sondern mit brasilianischen Zulieferern alternative Möglichkeiten erhalten. Ich hoffe, dass wir mit unserer Arbeit zu mehr Nachhaltigkeit beitragen können und zwar in ökologischer, ökonomischer und sozialer Hinsicht. Ziel sollte es sein, dass Seltene Erden-Produkte fairer und sauberer hergestellt werden als bisher.“

Für das Projektteam von Prof. Niski wird aktuell noch Unterstützung gesucht: Masterabsolventinnen und -absolventen
der technischen Betriebswirtschaft oder des Wirtschaftsingenieurwesens können sich bei Prof. Niski auf eine Stelle als wissenschaftliche/r Mitarbeiter/in bewerben. Es besteht die Möglichkeit zur Promotion.

An REGINA sind folgende Institutionen und Unternehmen beteiligt:

  • Fraunhofer Institut für Silicatforschung ISC/Fraunhofer Projektgruppe für Wertstoffkreisläufe und Ressourcenstrategie IWKS,
  • Technische Universität Darmstadt,
  • Helmholtz-Institut Freiberg für Ressourcentechnologie,
  • Technische Universität Clausthal,
  • Technische Hochschule Georg Agricola,
  • CERTI Centros de Referência em Tecnologias Inovadoras (Referenzzentrum für innovative Technologien, Florianópolis/Brasilien),
  • Universidade Federal de Santa Catarina (Universität von Santa Catarina, Florianópolis/Brasilien) und
  • Companhia Brasileira de Metalurgia e Mineração (CBMM), Araxá, Brasilien)

Regina wird vom BMBF im Förderschwerpunkt „CLIENT II – Internationale Partnerschaften für nachhaltige Innovationen“ innerhalb des Rahmenprogramms „FONA – Forschung für nachhaltige Entwicklung“ gefördert. (THGA/Si.)

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