Im Jahr 2022 hat die STEAG GmbH, Essen, rd. 2,5 GW an zusätzlicher Kraftwerksleistung zurück an den Markt gebracht. Dies war von allen Kraftwerksbetreibern der größte Beitrag, in der zurückliegenden Energiekrise die Versorgungssicherheit in Deutschland zu gewährleisten. Nun gehen diese Anlagen aus dem Markt, sie sollen aber in der Netzreserve verbleiben.
Als im Herbst und Winter 2022 die Versorgungslage in Deutschland und Europa aufgrund des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine deutlich angespannt war, hat die STEAG nicht lange gezögert: die saarländischen Kraftwerke Weiher (656 MW) und Bexbach (726 MW), die Blöcke MKV (179 MW) und HKV (211 MW) in Völklingen-Fenne sowie das Kraftwerk Bergkamen (717 MW) im Ruhrgebiet wurden in kürzester Zeit und in einem wahren Kraftakt der Belegschaften für den Marktbetrieb fit gemacht. All dies geschah nicht zuletzt auf ausdrücklichen Wunsch der Bundesregierung. „Seitdem haben unsere Steinkohlenkraftwerke einen wichtigen Beitrag zur Gewährleistung von Versorgungssicherheit geleistet.“, betont Andreas Reichel, Vorsitzender der STEAG-Geschäftsführung und Arbeitsdirektor. „Wir können stolz auf das Erreichte sein.“ Das Ersatzkraftwerkebereithaltungsgesetz (EKBG), welches die befristete Rückkehr der Reservekraftwerke an den Markt ermöglichte, läuft aus, sodass die fünf von der STEAG vor 18 Monaten bereitgestellten Stromerzeugungsanlagen, insgesamt 2,5 GW an Kraftwerksleistung, zum 1. April 2024 wieder aus dem Marktbetrieb ausgeschieden sind.
Als Teil der Netzreserve sollen sie aber weiterhin einen wesentlichen Beitrag leisten: Im März 2024 hat die Bundesnetzagentur (BNetzA) entschieden, dass die fünf besagten Kraftwerksblöcke der STEAG Power systemrelevant sind. Das bedeutet, dass die STEAG als Eigentümer diese Anlagen nicht abschalten darf, sondern in dauerhafter Betriebsbereitschaft halten muss. Denn die vier Blöcke im Saarland und das Kraftwerk im Ruhrgebiet sind nach Ansicht der BNetzA für die Netzstabilität unverzichtbar.
Sollte es in Zukunft erforderlich sein, könnte der Übertragungsnetzbetreiber Amprion diese Kraftwerke mit kurzer Vorlauffrist zur Stabilisierung der Stromnetze anfordern. „Wir arbeiten damit von nun an auf Anweisung des Netzbetreibers“, erläutert Reichel weiter. „Das ist gut für die Versorgungssicherheit in Deutschland. Betriebswirtschaftlich vertretbar ist dieses Modell aber nach den geltenden Regeln nicht.“
Besonders deutlich wird dies anhand der beiden saarländischen Kraftwerke Weiher und Bexbach. Die BNetzA hatte diese Anlagen erstmals ab April 2017 als systemrelevant eingestuft. Sie blieben dann bis Ende Oktober 2022 in der Netzreserve, ehe ihnen durch die Verabschiedung des EKBG eine vorübergehende Rückkehr in den Marktbetrieb ermöglicht wurde. Nun hat die BNetzA beide Anlagen ein weiteres Mal als systemrelevant eingestuft – und das gleich bis Ende März 2031. „Sollte diese Entscheidung Bestand haben, sprechen wir im Fall von Bexbach und Weiher über eine Systemrelevanz von fast 13 Jahren“, so Reichel. „Für einen solch langen Zeitraum ist die Netzreserve nicht gedacht.“ Genau genommen würden der STEAG die Eigentumsrechte an den Kraftwerken für mehr als ein Jahrzehnt entzogen. Deshalb hat die STEAG gegen den Ausweisungsbescheid der BNetzA Beschwerde eingelegt.
Gleichzeitig erwartet die Bundesregierung von den Kraftwerksbetreibern bis 2030 erhebliche Investitionen in den Bau neuer klimaneutraler Gaskraftwerke, was die STEAG auch gerne tun will. Deshalb fordert Reichel ein neues Vergütungsmodell (Bild 1). „Wir sind bei der aktuellen reinen Kostenerstattung für Kraftwerke in der Netzreserve weit entfernt von einer angemessenen Vergütung für eine unternehmerische Tätigkeit. Wir müssen mit den Anlagen Geld verdienen können. Denn nur Unternehmen, die Gewinne erwirtschaften, sind auch in der Lage zu investieren.“
Seit Jahren leistet der STEAG-Konzern einen nennenswerten Beitrag für eine sichere Strom- und Wärmeversorgung in Deutschland. Das soll auch in Zukunft so bleiben: Die STEAG regt deshalb an, die Brückenfunktion der bestehenden Kohlekraftwerke zu honorieren. „Wir sind mit unserer jungen Tochtergesellschaft Iqony aktiv dabei, die Energieversorgung von Morgen zu gestalten. Dazu gehört neben der Expansion in der Fernwärmeversorgung gerade auch der Neubau von wasserstofffähigen Gaskraftwerken. Unsere Kraftwerksstandorte bieten wegen der vorhandenen Infrastruktur und der hochqualifizierten Kraftwerksmannschaften für diese Energiewende-Projekte ideale Voraussetzungen“, fasst Reichel zusammen. (STEAG/Si.)