Nach vorläufigen Berechnungen des Vereins der Kohlenimporteure e. V. (VDKi), Berlin, ist im Jahr 2017 der Welthandel mit Steinkohle um 1,5 % auf 1.140 Mio. t. gestiegen, die globale Steinkohlenförderung sogar um 2 % auf 6,9 Mrd. t. Nach einem Rückgang im Jahr 2016 – über den kürzlich erst die Internationale Energieagentur (IEA) berichtete – haben sich Förderung und Welthandel wieder erhöht. Allein die seewärtigen Ausfuhren der USA sind um 30 Mio. t bzw. 60 % gestiegen. Zuwächse beim Seehandel gab es auch in Russland und in Südafrika um jeweils 7 %. Südafrika, einst ein wichtiger Lieferant Europas, beliefert nun überwiegend asiatische Länder (Bild 1).
Der Rückgang der Produktion im Jahr 2016 war hauptsächlich durch die schwierige Situation in den USA mit einer Reihe von Insolvenzfällen und durch die Stilllegung unsicherer Bergwerke in China verursacht. In beiden Ländern waren aber im Jahr 2017 wieder Zuwächse zu verzeichnen, in den USA um 7 % und in China um 2 %. Stark zugenommen hat auch die Förderung in Indien (+3,2 %).
Der Anstieg des Welthandels mit Steinkohle ist vor allem auf die wachsende Nachfrage in den Asean-Staaten zurückzuführen, wo das verarbeitende Gewerbe stetig wächst. Der Bau moderner Steinkohlenkraftwerke und eine wachsende Stahlproduktion lösen eine zusätzliche Nachfrage nach Koks- und Kesselkohle aus. Das Entwicklungsmodell dieser Länder ist wie das in China auf Steinkohle basiert und wird sich erst mit zeitlicher Verzögerung auch auf erneuerbare Energieträger stützen.
Die deutschen Steinkohleneinfuhren sind gegen den globalen Trend um rd. 10 % oder 6 Mio. t massiv zurückgegangen. Während die Einfuhren von Kokskohlen um 0,6 Mio. t und die Einfuhren von Koks um 0,3 Mio. t zunahmen, ging der Einsatz zur Stromerzeugung sogar um rd. 15 % oder fast 7 Mio. t zurück. Ursächlich hierfür ist vor allem der nahezu ungebremste Zubau von Windkraftanlagen in einem Jahr mit hervorragender Windausbeute. Der Beitrag von Onshore-Wind zur Bruttostromerzeugung stieg im Jahr 2017 um 30 % oder 2 %-Punkte, der Beitrag von Offshore-Wind um 47 % bzw. 1 %-Punkt. Der Beitrag der Steinkohle zur Bruttostromerzeugung ging im Jahr 2017 dagegen um 17 % bzw. 3 %-Punkte zurück.
Diese Zahlen machen mehr als deutlich, dass der Ausstieg aus der Steinkohlenverstromung bereits Realität ist und es keiner weiteren staatlichen Eingriffe bedarf. Steinkohlenkraft-werke werden zur Flankierung der schwankenden Einspeisung der erneuerbaren Energieträger weiterhin dringend gebraucht, auch wenn ihre Erzeugung zurückgeht. Deshalb muss Steinkohlenkraftwerken ein fairer Zugang zu Kapazitätsmärkten ermöglicht werden. Die jüngsten Beschlüsse des europäischen Energieministerrats greifen zu kurz. Die geplanten CO2-Grenzwerte können weder von Steinkohlenkraftwerken noch von Gasturbinen eingehalten werden. Die hocheffizienten Gas- und Dampfturbinenkraftwerke werden nur in Verbindung mit industrieller Kraft-Wärme-Kopplung oder Fernwärme gebaut, nicht zum Ausgleich der schwankenden Einspeisung erneuerbarer Energieträger. Sollte die Europäische Union an ihren Plänen festhalten, gefährdet sie ernsthaft die Versorgungssicherheit in Europa. (VDKi/Si.)