Der Geograph und Germanist Peter Wittkampf, Mitglied der Geographischen Kommission für Westfalen, hat ein Buch herausgebracht, das, als Nebeneffekt zur Heimatkunde, die Leser den Weg der Besonderheiten von der Vorindustrialisierung Westfalens zum Bergbau mitreisen lässt.
Einen Überblick über das vorindus-trielle Münsterland liefert im Jahr 1645 Fabio Chigi dem päpstlichen Nuntius bei den Verhandlungen des Westfälischen Friedens von 1648. Eine Grundlage für den Bergbau Westfalens erläutert Johann Bernoulli, Enkel des Mathematikers Johann Bernoulli, der 1782 feststellt, dass an Lippe, Emscher und Ruhr „lauter wohlaussehende, wohlgewachsene, starke Mannspersonen leben“. In Hinblick auf die Nordwanderung des Ruhrbergbaus erläutert im Jahr 1804 Johann Moritz Schwager, „weil man gutes Bier braut und trinkt“.
Bereits im Jahr 1865 werden vom Lehrer Ernst Weyden eine starke Industrialisierung und die Erzbergwerke im Siegtal beschrieben. Der Literat Gustav Köpper stellt 1899 fest, dass die Montanindustrie in Südwestfalen raumgreifend ist. Die Befahrung der Zeche Alma in Gelsenkirchen durch den Lehrer Josef Lichte liefert einen technischen und begeisterten Einblick. Die schwere Arbeit eines Bergmanns und die volle Industrialisierung wird von den Lehrern Wilhelm Hanefeld und Otto Stähler im Jahr 1905 aufgegriffen.
„Es ist doch recht schwer, ein Bergmann zu sein“. Der Leser wird dieser Aussage aus einer Grubenfahrt von Albert Gieseler und Wilbert Petri aus dem Jahr 1901 sicher zustimmen. Aber die anschaulichen Reiseberichte und ihre z. T. komischen Erlebnisse lassen häufig ein Schmunzeln im Gesicht des Lesers entstehen. Am Ende könnte sein Fazit lauten: Wenn schon Bergmann, dann wenigstens in Westfalen!
Prof. Dr. Tobias Rudolph, Forschungszentrum Nachbergbau (FZN), Technische Hochschule Georg Agricola (THGA), Bochum