Das Forschungszentrum Nachbergbau (FZN) an der Technischen Hochschule Georg Agricola (THGA), Bochum, ist in seiner fachlichen Ausrichtung breit aufgestellt. Nach der Gründung im Oktober 2015 lag der Forschungsschwerpunkt zunächst vor allem auf den Ewigkeitsaufgaben des deutschen Steinkohlenbergbaus: dem langfristigen Grubenwassermanagement, der Bewirtschaftung der Polderflächen sowie der Grundwasserreinigung auf ehemaligen Bergwerksflächen. Im Mai 2019 ergänzte der Forschungsbereich „Geomonitoring im Alt- und Nachbergbau“ das Forschungsprofil des FZN. Ziel ist es hier, innovative technische Systeme für eine integrierte Überwachung postmontaner Aktivitäten zu entwickeln. Das FZN beging 2020 sein fünfjähriges Jubiläum und erweiterte seitdem die beiden Forschungssäulen um die Bereiche „Materialwissenschaften zum Erhalt und zur Neunutzung des industriellen Erbes“ sowie „Reaktivierung und Transition“.
Das FZN bündelt somit alle notwendigen Kompetenzen, um die Nachbergbauzeit nachhaltig, umweltverträglich und ökonomisch zu gestalten. Das stetig erweiterte Know-how soll nicht nur bewahrt, sondern auch neu angewendet werden. Seine Erkenntnisse teilt das interdisziplinäre Team auf Fachtagungen und Arbeitskreisen und macht sie in Form von Studien und Publikationen auch der breiten Öffentlichkeit zugänglich. Die eigenen Abschlussberichte und Studien werden seit 2019 zudem in der eigenen wissenschaftlichen Reihe „Berichte zum Nachbergbau“ über den Selbstverlag der THGA angeboten. Bislang sind zwei Berichte erschienen, in denen sich die Autoren mit Aspekten des Grubenwasseranstiegsprozesses in Untertagebergwerken beschäftigen.
Das Heft 1 „Evaluierung von Grubenwasseranstiegsprozessen“ (Melchers et al., 2019) stellt die vielfältigen Erfahrungen zusammen, die mit dem langfristigen und umweltverträglichen Umgang mit Grubenwasser in ausgewählten europäischen Steinkohlenrevieren gesammelt wurden (Bild 1). Die hydrogeologischen, bergbaulichen und wasserwirtschaftlichen Aspekte werden systematisch ausgewertet und standortspezifische Besonderheiten herausgestellt. Die Erkenntnisse helfen, den Grubenwasseranstiegsprozess zu veranschaulichen und ein vertieftes Verständnis zu schaffen. Darauf aufbauend gibt das Heft 2 (Westermann, 2000: Modellbasierte Sensitivitätsanalyse systembestimmender Faktoren) einen Überblick über die maßgeblichen natürlichen und anthropogenen Einflussfaktoren. Die Wirkstärken ausgewählter Faktoren werden exemplarisch für drei Untertagebergwerke bestimmt und auf andere Standorte übertragen. Die Erkenntnisse liefern einen Beitrag, den Bergbaulebenszyklus aktiv zu gestalten und die Nachbergbauphase vorausschauend zu planen.
Die wissenschaftliche Reihe „Berichte zum Nachbergbau“ soll stetig mit den vielfältig gewonnenen Erkenntnissen des FZN zu den Themen Grubenwassermanagement, Geomonitoring, Materialwissenschaften und Maßnahmen im Zuge des Strukturwandels erweitert werden. Die bisherigen wie auch die kommenden Berichte können als digitale Fassungen kostenlos unter dem Link www.nachbergbau.org/berichte-zum-nachbergbau bezogen werden. (THGA/Si.)