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Bild 1. Steinkohlenkraftwerk der STEAG in Herne. Foto: STEAG/Bernhard Fischer

STEAG meldet Modellkraftwerk Völklingen zur vorläufigen Stilllegung an

Das Essener Energieunternehmen STEAG GmbH hat am 30. März 2021 den saarländischen Kraftwerksblock Modellkraftwerk Völklingen (MKV) bei der Bundesnetzagentur (BNetzA) zur vorläufigen Stilllegung angemeldet (Bild 1). Die gesetzlich vorgeschriebene Veröffentlichung auf der Transparenz-Plattform der Strombörse EEX ist unmittelbar nach der entsprechenden Entscheidung der Geschäftsführung erfolgt. Ausschlaggebend für den Antrag auf vorläufige Stilllegung waren wirtschaftliche Erwägungen.

Wegen des stark steigenden Anteils von Strom aus erneuerbaren Energien im Netz war die Anzahl der Volllastbetriebsstunden des Steinkohlenblocks MKV seit einigen Jahren rückläufig. In diesem Jahr wurde der Block nach 2018, 2019 und 2020 bereits zum vierten Mal in Folge von Anfang April bis Ende September vorübergehend stillgelegt und nahm während dieser Zeit nicht am Marktgeschehen teil. Das MKV mit einer elektrischen Bruttoleistung von 195 MW war 1982 in Betrieb gegangen.

Auf den Stilllegungsantrag folgt nun eine Prüfung durch den Übertragungsnetzbetreiber Amprion, ob der Kraftwerksblock im Sinn einer sicheren und stabilen Energieversorgung als systemrelevant einzustufen ist. Unabhängig vom Ausgang dieses bis zu einem Jahr dauernden Prüfverfahrens steht es STEAG frei, sich mit dem Kraftwerksblock MKV an einer der fünf noch folgenden Stilllegungsauktionen für Steinkohlenkraftwerke zu beteiligen, die das Gesetz zur Beendigung der Kohleverstromung (KVBG) vorsieht. Das KVBG regelt den Ausstieg aus der Kohleverstromung in Deutschland. Diese endet bei der Braunkohle spätestens im Jahr 2038, im Fall der Steinkohle jedoch schon deutlich früher.

Sofern BNetzA und Amprion dem Antrag stattgeben, ließe sich der mit der vorläufigen Stilllegung einhergehende Stellenabbau sozialverträglich gestalten: „Ein Teil unserer Mitarbeiter am Standort wird absehbar altersbedingt ausscheiden, für weitere Beschäftigte bieten sich Perspektiven an den benachbarten saarländischen STEAG-Standorten Bexbach und Weiher, da diese beiden Kraftwerksblöcke als systemrelevant gelten und entsprechend auch Personal benötigen“, sagt Andreas Reichel, Arbeitsdirektor der STEAG.

Sollten BNetzA und Amprion jedoch zu der Einschätzung gelangen, dass das MKV als systemrelevant anzusehen ist, käme dies einem Stilllegungsverbot gleich. Der Kraftwerksblock würde bis auf Weiteres in die Netzreserve überführt und STEAG hätte einen gesetzlichen Anspruch auf Erstattung eines Großteils der Betriebskosten der Anlage. „Die Bereitstellung von jederzeit abrufbarer Kraftwerksleistung ist ein wichtiger Beitrag zum Gelingen der Energiewende und hat einen Preis“, so Joachim Rumstadt, der Vorsitzende der Geschäftsführung der STEAG.

Die STEAG betreibt am Standort Völklingen-Fenne mehrere Kraftwerksblöcke. Neben dem MKV sind dies das Heizkraftwerk Völklingen (HKV) mit 236 MW sowie das erd- und grubengasbefeuerte Motorenheizkraftwerk (MHK) mit 42 MW elektrischer Leistung. Hinzu kommt zur reinen Wärmeerzeugung eine Kesselanlage mit einer thermischen Leistung von 170 MW.

Insofern hat eine vorläufige Stilllegung des MKV keine Auswirkungen auf die vom Standort versorgte Fernwärmeschiene Saar. Dies gilt umso mehr, als STEAG vorausschauend bereits in weitere alternative Anlagen zur Wärmeerzeugung investiert hat, die ab dem vierten Quartal dieses Jahres einsatzbereit sind, ehe zur Heizperiode 2022/2023 dann auch jährlich 170.000 MWh an umweltfreundlicher Abwärme aus der Abfallverwertungsanlage Velsen zur Verfügung stehen werden. Damit wird die ohnehin schon gute Klimabilanz der Fernwärmeversorgung an der Saar künftig noch einmal deutlich verbessert.

„Dies macht zwei Dinge sehr deutlich: Erstens ist die Fernwärmeversorgung in der Region auch über den endgültigen Steinkohlenausstieg hinaus langfristig gesichert. Und zweitens bleibt das Saarland dank solcher Investitionen weiterhin ein wichtiges Standbein von STEAG“, sagt Thomas Billotet, Sprecher der Geschäftsführung der in Saarbrücken ansässigen STEAG New Energies GmbH.

Auch der Standort Völklingen-Fenne behält für die STEAG eine zentrale Bedeutung. Dort plant das Energieunternehmen unter dem Projekttitel „HydroHub Fenne“ die Errichtung eines Elektrolyseurs zur -Erzeugung grünen Wasserstoffs, der künftig von Fenne aus einen wichtigen Beitrag zur Dekarbonisierung der Stahlindustrie und des Mobilitätssektors im Saarland leisten soll.

Dazu hat sich die STEAG zuletzt gemeinsam mit Netzbetreiber Creos Deutschland, Anlagenbauer Siemens Energy, Mobilitätsdienstleister Saarbahn und Stahlerzeuger SHS – Stahl-Holding-Saar um eine Projektförderung als IPCEI – Important Project of Common European Interest – beworben. (STEAG/Si.)

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