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Der VDKi fordert eine Energiewende mit Verstand – statt mit der Brechstange

Die Auswirkungen der Europa-Wahl sind auch im Energiebereich spürbar. Institute, Verbände und Familienunternehmer beklagen die schlechte Lage der deutschen Wirtschaft, hervorgerufen in erster Linie auch durch die hohen Energiepreise. Bei den Kosten für Strom liegt Deutschland weltweit mit an der Spitze. Überdies wurde Deutschland zum Netto-Importeur von Strom – eine schlechte Nachricht für die heimische Versorgungssicherheit.

Insbesondere vor dem Hintergrund des Sonderberichts des Bundesrechnungshofs zur Energiewende sollte es ein „Weiter so“ nicht geben. „Die Energiewende ist bei der Stromversorgung nicht auf Kurs“, heißt es darin. „Der Bundesrechnungshof sieht das Ziel einer preisgünstigen Versorgung der Allgemeinheit mit Strom nicht als gesichert an“. Die Prüfer kritisieren, dass insbesondere Windenergie an Land nicht in dem gesetzlich vorgesehenen Umfang ausgebaut werde. Auch könne das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) seinen Zeitplan gesicherter, steuerbarer Back-up-Kapazität mit der Kraftwerksstrategie (KWS) 2026 nicht einhalten. Überdies liege der Netzausbau erheblich hinter der Planung zurück. Deshalb fordert der Verein der Kohlenimporteure (VDKi), Berlin, eine Energiewende mit Verstand und nicht mit der Brechstange.

Das aktuell verfolgte Konzept der Energiewende ist kaum bezahlbar. Studien erwarten Investitionen in einer Größenordnung von 1,2 Bio. €. Das sind rechnerisch mehr als 50.000 € für einen Vier-Personen-Haushalt. Für den VDKi steht fest: Energie muss für den Bürger bezahlbar bleiben, sonst geht die Akzeptanz für die Energiewende verloren.

Für eine stabile Versorgungssicherheit wird steuerbare Energie benötigt. Deshalb sollte gerade die neuere Flotte von Steinkohlenkraftwerken im Back-up-Betrieb weiter genutzt werden. Die Anlagen widersprechen nach Ansicht des VDKi nicht dem politischen Ziel der CO2-Reduzierung. Denn für die CO2-Bilanz fallen diese Kraftwerke bei geringeren Einsatzzeiten kaum ins Gewicht. Dazu kommt: Die Bundesregierung ermöglicht jetzt die Anwendung von CCS/CCU, den Transport und die Offshore-Speicherung auch in Deutschland. Für den VDKi gibt es keinen klimapolitischen Grund, der dagegen spricht, CCU und CCS auch für Steinkohlenkraftwerke zu erlauben.

Auch sollte der mögliche Einsatz von grünem Ammoniak in Steinkohlenkraftwerken zur CO2-Reduzierung berücksichtigt werden. VDKi-Vorstandsvorsitzender Alexander Bethe: „Unser Bestreben sollte sein, technologieoffen zu handeln. Das senkt die Kosten der Energiewende.“ Die Kostenverantwortung für ein Betreiben der CCU/ CCS-Anlagen stehen im Wettbewerb mit dem CO2-Zertifikatemarkt und sind somit in der Verantwortung eines jeden Unternehmens. Deshalb sollten nur die Unternehmen, nicht die Bundesregierung, über die Eignung von CCU/CCS für Steinkohlenkraftwerke entscheiden.

Der VDKi weist daraufhin, dass der vor uns liegende Pfad der Wasserstoff-basierten Energiewende noch sehr lang und höchst teuer sein wird. Außerdem ist Wasserstoff noch lange viel zu knapp und teuer, um in Kraftwerken verfeuert zu werden. Zudem ist Steinkohle nicht klimaschädlicher als andere zur Stromerzeugung eingesetzten fossilen Energieträger, wenn die gesamte Lieferkette betrachtet wird. Der VDKi rät vor dem Hintergrund der immensen Investitionskosten zum Grundsatz „Weniger ist oft Mehr“ für die Planung der zukünftigen Energie-Infrastruktur.

Der Staat als vordenkender Energieunternehmer scheint sich in „Klimaschutzperfektion“ zu verrennen und die Kosten für alle in die Höhe zu treiben. „Der deutsche Steinkohlenmarkt funktioniert“, so Bethe. „Trotz der Sanktionierung russischer Kohle und des plötzlichen Wegfalls von bis zu 70 % russischer Einfuhren von Koks und Kohle war und ist eine stabile Steinkohlenversorgung in Deutschland zu jedem Zeitpunkt sichergestellt.“ Das werde auch in Zukunft so sein. Die Versorgung mit Steinkohle sei grundsolide und stabil. Bethe: „Für die Energiesicherheit in Deutschland ist ein Weiterbetrieb der Steinkohlenkraftwerke über das Jahr 2030 hinaus notwendig. Ohne Steinkohle gibt es auf absehbare Zeit keine Versorgungssicherheit“.

Steinkohle dürfe nicht verteufelt werden und werde für eine sichere und bezahlbare Energieversorgung noch länger benötigt. Die CO2-Emssionen würden trotzdem sinken. Die aktuellen Einfuhrmengen in Höhe von rd. 33 Mio. t/a Steinkohle als Grundmenge, davon 18 Mio. t Steinkohle für Kraftwerke bei mehr als 8 Mrd. t weltweiter Förderung, werden für eine sichere Energieversorgung noch länger eine Rolle spielen. „Lesser for longer“ lautet die Devise. (VDKi/Si.)

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