Anlässlich des 16. internationalen MiningForums der DMT GROUP, Essen, in Berlin sprach die Redaktion des Mining Report Glückauf mit Jens-Peter Lux, Geschäftsführer der DMT, und Maik Tiedemann, CEO der DMT (Bild 1).
Mining Report Glückauf (MRG): Herr Lux, das diesjährige MiningForum der DMT ist sehr gut besucht. Worauf führen Sie das große Interesse zurück?
Jens-Peter Lux: Das Interesse hat in erster Linie zwei Gründe: Zum einen ist das MiningForum mit seiner 360°-Perspektive auf alle relevanten Aspekte entlang der Wertschöpfungskette im Rohstoffsektor ein etabliertes Event, das seit Jahren ein internationales Publikum anzieht. Die Besucher wissen: Hier finden sich nicht nur alle aktuellen Technologien, Informationen und Entwicklungen, sondern das Forum bietet auch eine hervorragende Möglichkeit, miteinander ins Gespräch zu kommen und sich persönlich nach der viel zu langen Covid-Pause mit Experten und Entscheidern aller relevanten Bereiche auszutauschen.
Zum anderen aber zeigt sich gerade heute so stark wie selten zuvor, welche tragende Rolle dem Rohstoffsektor zukommt. Ohne entsprechende Rohstoffe sind Digitalisierung, Energie- und Mobilitätswende sowie High-Tech-Anwendungen nicht möglich. Wenn die aktuellen Herausforderungen bewältigt werden sollen, stehen Rohstoffe im Zentrum.
MRG: Was sind die Gründe für Sie, sich dauerhaft auf Berlin als Veranstaltungsort festzulegen?
Lux: Berlin ist eine internationale, gut erreichbare Metropole mit internationalem Publikum. Berlin ist aber vor allem ein wichtiger Hub für europäische und internationale Politik und steht für Innovationskraft, Diversität und Networking, was den Veranstaltungscharakter sehr gut widerspiegelt. Wir haben das also sehr bewusst entschieden und auch aktiv weiterentwickelt, um den Mehrwert über die Fachinformationen auch in den kommenden Jahren gewährleisten zu können. Es geht um nichts Geringeres, als gemeinsam an den großen Themen unserer Zeit zu arbeiten.
MRG: Herr Tiedemann, die DMT GROUP hat ihre Wurzeln bekanntermaßen im Bergbau. Heute sind Sie unter dem Dach der TÜV NORD GROUP ein global tätiges Engineering- und Consulting-Unternehmen, das zudem im Energiebereich, im Anlagenbau oder im Infrastruktursektor erfolgreich agiert. Inwieweit helfen Ihnen dabei die seinerzeit im Bergbau gemachten Erfahrungen und das damit verbundene Know-how?
Maik Tiedemann: Wandel ist etwas, das den Rohstoffsektor schon seit Jahrzehnten prägt. Es gehört für uns fast schon zum Alltag, immer wieder neue Antworten auf sich ändernde Anforderungen und Rahmenbedingungen zu finden. Das hat uns natürlich sehr geholfen bei der Erschließung neuer Märkte.
Zudem müssen die dort eingesetzten Technologien höchsten Ansprüchen genügen, was Sicherheit, Umwelt und Funktionstüchtigkeit angeht. Damit erfüllen wir oftmals unmittelbar die Anforderungen anderer Märkte, entsprechend gut umzusetzen ist hier der Know-how- und Technologietransfer.
Fragen nach mehr Effizienz und höherer Nachhaltigkeit waren und sind im Bergbau schon immer sehr präsent. Wir als Mining-Community, als DMT GROUP, liefern die Antworten, die sich oftmals sehr gut auf andere Anwendungsfelder übertragen lassen. Das tun wir seit vielen Jahren sehr konsequent und erfolgreich. Heute sind unsere Strukturen bei der großen Breite und Tiefe von Angeboten und Aktivitäten klar organisiert und funktional. Sie bieten die Flexibilität, sich neuen Anforderungen agil anpassen zu können, damit wir unseren Kunden schnell durchdachte, zeitgemäße und zukunftssichere Lösungen über alle Märkte hinweg anbieten können.
MRG: Das Tagungsmotto dieses MiningForums lautet „For a Sustainable Future“. Was ist zum einen Ihre Definition eines nachhaltigen Bergbaus, welche Ziele verbinden Sie damit und mit welchen Maßnahmen denken Sie, diese erreichen zu können und sehen Sie zum anderen diese Nachhaltigkeitsziele womöglich durch die aktuellen Verwerfungen in der (Energie-) Rohstoffversorgung infolge des Kriegs in der Ukraine gefährdet?
Lux: Von der Gewinnung bis zum Recycling: Unsere Branche spielt eine Schlüsselrolle bei der Transformation hin zu klimaneutralem Wirtschaften. Der Rohstoffsektor leistet einen wichtigen Beitrag zu einer nachhaltigen Welt. Wie bedeutend Rohstoffe und das Funktionieren internationaler Lieferketten sind, haben die aktuellen geopolitischen Ereignisse ebenso wie vorher die Pandemie deutlich gezeigt. Kein Wirtschaftsmodell kommt ohne Rohstoffe aus – die Frage ist, welche im Fokus stehen, wofür sie eingesetzt werden und unter welchen Bedingungen sie gewonnen werden.
So werden z. B. Minerale für die Dekarbonisierung sowie die Energie- und Mobilitätswende dringend benötigt. Rohstoffe sind für den Fortschritt in der Digitalisierung, im High-Tech-Umfeld und der mobilen Kommunikation unverzichtbar. Die Erschließung nachhaltiger Energieressourcen – Stichwort Geothermie – ist ohne breitflächige Exploration nicht möglich. Technologien für die erneuerbaren Energien wie Windkraft oder Photovoltaik benötigen riesige Mengen von Kupfer, Eisen oder Aluminium und eben auch signifikante Mengen der sogenannten kritischen Rohstoffe.
Auch der Bergbau selbst wird in allen Aspekten entlang der Wertschöpfungskette nachhaltiger. Das beginnt mit der Exploration und reicht über die Gewinnung und Aufbereitung, Bergwerksschließungen und die Renaturierung ehemaliger Bergbauareale bis hin zur konsequenten Entwicklung und Erschließung „sekundärer Lagerstätten“ im Recyclingkreislauf. Für die Branche bedeutet das durchaus eine Herausforderung. Es ist ihre Aufgabe, eine zukunftsfähige Vision zu entwickeln und umzusetzen.
Natürlich gibt es noch weitere wichtige Aspekte von Nachhaltigkeit, denn sie muss ganzheitlich betrachtet werden – bei Strategien und Kommunikation ebenso wie bei Prozessen und Technologien. So beinhaltet der zurzeit oft genutzte Begriff ESG neben Umweltaspekten auch „Social“ und „Governance“ – auch da haben wir eine Verantwortung, insbesondere auf internationaler Ebene. Mit dem Leitmotiv „For a Sustainable Future“ wollen wir den Wandel mitgestalten: transparent, effizient und möglichst gemeinschaftlich. Wir arbeiten an neuen Standards, die weltweit greifen und über die Branche hinaus einen Vorbildcharakter entwickeln können.
Ob ESG – Environmental, Social, Governance – oder Digitalisierung, ob nachhaltige Rohstoffgewinnung oder langfristige Strategien: Es gibt zahlreiche Herausforderungen, zu deren Bewältigung das MiningForum einen wesentlichen Beitrag leisten kann.
MRG: Abschließende Frage: Wo sehen Sie Ihr Unternehmen bezüglich Nachhaltigkeit in zehn Jahren?
Lux: Wir können als sicher annehmen, dass über alle Branchen und Märkte hinweg der eingeschlagene Pfad konsequent weiter beschritten wird und unsere Aktivitäten sowie das Portfolio im Zeichen der Nachhaltigkeit stehen werden. Dafür werden neue Konzepte entwickelt und neue Technologien zum Einsatz kommen, die alle internen Prozesse und Kundenentwicklungen im Sinne der sozialen Verantwortung, des Umweltschutzes und guter Unternehmensführung gestalten. Auf dieser Grundlage beraten wir weltweit Unternehmen, Institutionen, Behörden und Ministerien und setzen Engineering-Lösungen um – beispielswiese zu Themen wie Wasserstoff und Geothermie sowie Standards zur Bewertung von Nachhaltigkeit. Auch unterstützen wir die betreffenden Stellen bei der Schaffung eines adäquaten legislativen Rahmens. In allen diesen Bereichen geht es um Zukunftsfähigkeit. In den nächsten zehn Jahren gibt es viel zu tun, wenn wir unsere gemeinsamen Ziele erreichen wollen.