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Prof. (em.) Dr.-Ing. Dr.h.c. Walter Knissel

Nachruf // Prof. (em.) Dr.-Ing. Dr.h.c. Walter Knissel

Prof. (em.) Dr.-Ing. Dr.h.c. Walter Knissel ist am 20. März 2018 in Bad Gandersheim im Alter von 83 Jahren verstorben. Dies ist ein trauriger Anlass auf sein Leben zurückzublicken, das mit dem deutschen und internationalen Bergbau eng verknüpft war.

Geboren wurde er am 13. Dezember 1934 in Landstuhl in der Pfalz. Da sein Vater Bürgermeister in Homburg an der Saar wurde, zog die Familie im Jahr 1936 an die Saar. Der Vater fiel bereits im Jahr 1940 im 2. Weltkrieg und so wechselte die Familie nach dem Krieg wieder in die Pfalz. Im Jahr 1955 machte Walter Knissel am naturwissenschaftlichen Gymnasium in Kusel sein Abitur. Zum Bergbaustudium hatte er sich recht früh entschlossen, Ausschlag gebend war eine Befahrung des Bergwerks König an der Saar. So ging er zum Sommersemester 1956, nach einem Jahr als Bergbaubeflissener beim Oberbergamt in Bad Ems, zum Studium an die RWTH Aachen und legte dort im Jahr 1961 sein Examen ab. Es gefiel ihm an der Universität und so promovierte er im Jahr 1964 zum Dr.-Ing. mit dem Thema: „Theoretische und experimentelle Untersuchung der physikalischen Vorgänge in Blasversatzleitungen“. Für seine Dissertation, die er bei Prof. Sann anfertigte, bekam er die Borchers-Plakette seiner Universität verliehen.

Von 1965 bis 1974 war Walter Knissel im Steinkohlenbergwerk Hückelhoven der bergrechtlichen Gewerkschaft Sophia-Jacoba im Aachener Revier beschäftigt. Seine Karriere verlief rasant, beginnend als Mechanisierungsingenieur im Jahr 1965, war er 1974 bereits Betriebsdirektor dieses Bergwerks.

Aus dieser Stellung heraus wurde er im Jahr 1974 als Nachfolger von Prof. Dr. Günter Dorstewitz auf den Lehrstuhl für „Bergbauliche Verfahren im Tief- und Tagebau“ berufen und gleichzeitig zum Direktor des Instituts für Bergbaukunde und Bergwirtschaftslehre an der Technischen Universität (TU) Clausthal ernannt. Von 1979 bis 1993 war Prof. Knissel in vielen Gremien der akademischen Selbstverwaltung tätig. Er war Vorsitzender des Fachbereichs Bergbau, Senator, Dekan der Fakultät für Bergbau, Hüttenwesen und Maschinenwesen und von 1991 bis 1993 Prorektor und Rektor der TU Clausthal. Emeritiert wurde Prof. Knissel zum Ende des Wintersemesters 2003/2004.

Die wissenschaftlichen Arbeiten von Prof. Knissel umfassen drei Bücher und 114 Aufsätze. Insbesondere seine Arbeiten um das mittlerweile Weltkulturerbe Oberharzer Wasserwirtschaft sind hervorzuheben. Dazu betreute er die Dissertation von Gerhard Fleisch. Sein intensives historisches Interesse kommt auch dadurch zum Ausdruck, dass er von 1985 bis 1992 Vorsitzender der Geschichtskommission der TU Clausthal war und einige bedeutende weitere Dissertationen zur Montangeschichte betreute, wie z. B. über den Ilmenauer Kupferschiefer (Kurt Steenbruck) und den Rammelsberger Bergbau (Peter Eichhorn). Prof. Knissel betreute insgesamt 41 Dissertationen als Erstgutachter und 16 weitere als Zweitgutachter.

Folgende Auszeichnungen wurden ihm für sein weitreichendes internationales Engagement verliehen: die goldene Medaille des Weltbergbaukongresses in Madrid 1992, die Ernennung zum Ehrenprofessor der Technischen Universität Liaoning in China 1993 sowie die Ehrenmitgliedschaft des internationalen Organisationskomitees der Weltbergbaukongresse. Im Jahr 1992 wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Universität Miskolc in Ungarn verliehen.

Walter Knissel schloss sich zu Studienbeginn im Jahr 1956 dem Corps Saxonia-Berlin zu Aachen an. Seit 1978 war er Mitglied im akademischen Rat der Humboldt-Gesellschaft für Wissenschaft, Kunst und Bildung. Von 1976 bis 1996 war er einer der vier deutschen Vertreter im internationalen Organisationskomitee der Weltbergbaukongresse und im Jahr 1990 war er Gründungsmitglied der Sozietät der Bergbaukunde/Society of Mining Professors. Diese Sozietät wurde bereits 1786 zum ersten Mal gegründet, ging dann aber in den Wirren der napoleonischen Kriege unter. Sie kann als erste internationale technisch wissenschaftliche Gesellschaft angesehen werden.

Im Jahr 1961, nach erfolgreichem Examen, heiratete Walter Knissel seine Ehefrau Annelie. Sie waren 57 Jahre verheiratet. „Das letzte Wort wird Liebe sein“, so stand es in der Todesanzeige. Walter Knissel war ein sehr liebevoller und verständnisvoller Ehemann und Vater dreier Kinder.

Als sein Student, Doktorand und späterer Kollege darf ich mir erlauben zu sagen, dass Walter Knissel ein sehr aufrichtiger Mann war, freundlich zu jedermann, ohne Ressentiments und vor allem sehr humorvoll. Er hat es geschafft, Studenten für sein Fach zu begeistern. In Erinnerung bleibt uns Studenten z. B., wie er mit kreisenden Armen seitlich durch den Hörsaal lief und so den Walzenlader erklärte.

Ich verneige mich tief vor der Lebensleistung von Walter Knissel, aber noch mehr vor dem geradlinigen Menschen, der er gewesen ist. Wir danken ihm für die wissenschaftliche Leistung, die er mit seinen Doktoranden hinterlassen hat und werden sein Andenken in sehr guter Erinnerung behalten. Auf die Frage, wie viele Spieler eine Fußballmannschaft hat, antwortete er mit „ölf“ und lacht dabei freundlich. So denken wir gerne an ihn.

Für das Institut für Bergbau und die TU Clausthal
Oliver Langefeld

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