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Bild 1. Die „De Re Metallica Libri XI“ aus der Feder des Universalgelehrten Georg Agricola wurden unter Mitwirkung der THGA in Bochum ins Ukrainische übersetzt. Im Bild v. l. n. r.: Prof. Mi-chael Prange, Angewandte Materialwissenschaften an der THGA, Prof. Peter Goerke-Mallet, FZN, Prof. Susanne Lengyel, Präsidentin der THGA, Natalia Lubenska, FZN, Prof. Hennadii Haiko, Igor Sikorsky Kiewer Polytechnic Institute. Foto: THGA

Übersetzung des „Agricola“ ins Ukrainische

Die „De Re Metallica Libri XI“ aus der Feder des Universalgelehrten Georg Agricola wird zu Recht als die „Bibel“ der Bergleute Europas und Amerikas bezeichnet. Nun wurde dieses besondere literarisch-wissenschaftliche Gesamtkunstwerk des 16. Jahrhunderts ins Ukrainische übersetzt. An der Umsetzung hat maßgeblich die Technische Hochschule Georg Agricola (THGA), Bochum, mitgewirkt, die selbst den Namen des Chemnitzers im Namen trägt, der gemeinhin als „Vater der Mineralogie“ und als Begründer der modernen Geologie und Bergbaukunde gilt (Bild 1).

Die vergleichende Übersetzung von zwölf Büchern sowie die wissenschaftliche Bearbeitung und Kommentierung übernahmen Prof. Volodymyr Biletskyi (Kharkov
Poly­technisches Institut) sowie Prof. Hennadii Haiko (Igor Sikorsky Kiewer Polytechnisches Institut). Dabei zogen sie zusätzlich zur Erstausgabe auch amerikanische, polnische und sowjetische Ausgaben zurate.

Natalia Lubenska vom Forschungszentrum Nachbergbau (FZN) der THGA übersetzte außerdem einen weiteren Bestandteil von Agricolas Erstausgabe – nämlich das Buch „Über unterirdische Wesen“. „Dies ist insofern etwas Besonderes, da die meisten internationalen Übersetzungen eben nur die üblichen zwölf Bücher umfassen – diesen Sonderteil aber meist weglassen. Unsere Übersetzung kommt damit der ursprünglichen Vorstellung von Georg Agricola über sein Grundlagenwerk am nächsten“, sagt Lubenska.

Anzumerken ist, dass der erste, rein bergbauliche Teil (Bücher I – VI) bereits Anfang 2014 in Donezk veröffentlicht wurde. „Diese erste Ausgabe wurde, mit gewissen Risiken verbunden, bereits aus der besetzten Stadt in die Ukraine gebracht“, erzählt Lubenska. Die Übersetzung des zweiten Teils – Probenanalyse, Erzanreicherung, Verhüttung, Reinigung und Trennung von Metallen (Bücher VII – XII) erfolgt mit finanzieller Unterstützung der THGA seit Ende 2022. Das Layout des Buches, das dem Erstdruck aus dem Jahr 1556 möglichst nahekommen soll, wird nun vom ukrainischen Verlag „Kyiv-Mohyla-Akademie“ erstellt und finalisiert.

Lubenska ist sich sicher: „Die Rückkehr der Ukraine in die europäische Familie findet auf vielen verschiedenen Wegen statt. Auch unser Engagement auf wissenschaftlicher Ebene gehört dazu, inklusive der Übersetzung ikonischer Werke, die uns die Humanisten und Wissenschaftler Europas hinterlassen haben, darunter die Bücher von Georg Agricola. Selbst Goethe lobte dessen Werk einst als „ein wunderbares Geschenk an die Menschheit“ – nun steht es bald auch allen Ukrainerinnen und Ukrainern ohne Sprachbarriere zur Verfügung.“ (THGA/Si.)

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