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Fig.1. // Bild 1. Ende des Bergbaus im Bensberger Revier vor 40 Jahren

„Wir haben noch aufgeräumt. Wir waren die Letzten.“

Am 27. Oktober 2018 jährte sich zum 40. Mal die Förderung der „letzten Tonne Erz“ auf der Grube Lüderich, des letzten Bergwerks im „Bensberger Erzrevier“. Insgesamt wurden dort von 1852 bis 1978 rd. 10 Mio. t Erz gefördert. Das Jubiläum dieser Zäsur hat der Geschichtsverein Rösrath zum Anlass genommen, diesem, für die ehemals landwirtschaftlich geprägte Region bedeutsamen Industriezweig, mit einem Buch zu gedenken.

In diesem Buch wird nicht nur an die Erzförderung erinnert, sondern vor allem der letzten Bergmannsgeneration eine Stimme gegeben. Zehn ehemalige Beschäftigte der Grube erzählen in ausführlichen Interviews aus ihrer Lebensgeschichte und schildern ihre ganz persönliche Sicht auf den Betrieb und seine Stilllegung: Warum wird jemand Bergmann? Wie war der Arbeitsalltag, und wie wirkte sich darauf der technologische Wandel in den letzten Betriebsjahrzehnten aus? Wie hat man damals das Ende der -Grube erlebt? Wie gestaltete sich das Berufs-leben danach?

Das Buch besticht durch diese ganz persönliche Note. Nicht nur das große Ganze, sondern die vielen kleinen Geschichten und Erinnerungen sind es, die das Buch so lesenswert machen. Wenn z. B. der ehemalige Leiter des technischen Büros davon erzählt, wie und warum eine Getriebewelle der Hauptschachtfördermaschine gebrochen war und eine Notförderung über den Zentralschacht eingerichtet werden musste, ist es, als wäre man live dabei und erinnert sich automatisch an das, was man im eigenen Bergmannsleben selbst so ähnlich erlebt hat. Man denkt dabei „Egal ob Erz- oder Steinkohlenbergbau – die Geschichten die man erlebt, sind überall im Bergbau die gleichen.“ Es sind die Solidarität untereinander gleich welcher Herkunft, aber auch die untertägigen Herausforderungen und Gefahren, die einen Bergmann prägen.

Besonders hervorzuheben ist an dieser Stelle, welcher Wert darauf gelegt wurde, alle Erzählungen mit jeweiligen Originalfotografien zu untermauern. Die Bilder sind von hoher Qualität, sowohl was die zeitgenössischen Fotografien angeht, als auch die extra angefertigten Zeichnungen. Zu den leider nicht immer selbstverständlichen Glanzpunkten des Buchs gehört, dass auch das bergmännische Vokabular durchgängig richtig eingesetzt wurde. Für diejenigen, die nicht aus dem Bergbau kommen, wurde am Ende ein sehr gutes Glossar eingefügt, das diese „Sprache“ für Nichtwissende erläutert.

Jedem Bergbauinteressierten sei dieses Buch ans Herz gelegt, da es einen sehr schönen, menschlichen Einblick in einen für die damalige Region wichtigen, für die gesamte Bundesrepublik Deutschland aber mehrheitlich unbekannten ehemaligen Bergbaubereich gibt. Es zeigt auch, dass Deutschland entgegen der landläufigen Meinung eigentlich kein rohstoffarmes Land ist, sondern -lediglich arm an – momentan – wirtschaftlich zu gewinnenden Rohstoffen ist. Dipl.-Ing. Karsten Gutberlet, Essen

Ende des Bergbaus im Bensberger Revier vor 40 Jahren (2018): 192 Seiten, 24 cm x 21 cm, Hardcover-Umschlag, 4-farbig mit zahlreichen Abbildungen, VKP 19,80 €, erhältlich im Buchhandel oder beim Geschichtsverein Rösrath, www.gv-roesrath.de ISBN 978-3-922413-72-1

 

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