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Fig. 1. Bidding farewell to the German coal mining industry on 21st December 2018 at the Prosper-Haniel mine in Bottrop. // Bild 1. Abschied vom deutschen Steinkohlenbergbau am 21. Dezember 2018 auf dem Bergwerk Prosper-Haniel in Bottrop. Photo/Foto: Volker Wiciok/RAG

Eine Ära geht zu Ende – Deutschland nahm Abschied vom heimischen Steinkohlenbergbau

200 Jahre aktiver Steinkohlenbergbau in Deutschland fanden am 21. Dezember 2018 ihren endgültigen Abschluss (Bild 1). Auf der Schachtanlage Franz Haniel in Bottrop wurde das letzte Stück Kohle zu Tage gefördert. Über 500 Gäste und Ehrengäste – darunter Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Jean-Claude Juncker, Präsident der Europäischen Kommission und Armin Laschet, Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen – nahmen gemeinsam Abschied von einer Branche, die Deutschland wie kaum ein anderer Industriezweig geprägt hat. Für das Ruhrgebiet bedeutet der Abschied von der Steinkohle eine historische Zäsur.

Hochrangige Vertreter aus den Bereichen Politik, Wirtschaft, Gewerkschaft und Gesellschaft waren der Einladung von RAG Aktiengesellschaft, Essen, und RAG-Stiftung, Essen, zur zentralen Abschiedsveranstaltung für den deutschen Steinkohlenbergbau gefolgt, um diesem historischen Wendepunkt in der deutschen Industriegeschichte beizuwohnen.

Peter Schrimpf, Vorstandsvorsitzender der RAG, eröffnete die Veranstaltung und würdigte in seiner Rede die zahlreichen Leistungen und Errungenschaften des deutschen Steinkohlenbergbaus. Es seien vor allem die Bergleute gewesen, deren harte Arbeit unter Tage die Bergbauregionen und ganz Deutschland zu dem gemacht haben, was es heute ist. Und auch im Auslaufprozess haben sie bis zum letzten Tag verantwortungsvoll und hoch motiviert ihre Aufgaben erfüllt. Nur so konnte das Unternehmen seine Verpflichtungen aus dem Steinkohlefinanzierungsgesetz erfüllen. Im Anschluss daran folgte eine Zeremonie am Schacht Franz Haniel des Bergwerks Prosper-Haniel. Sieben Bergleute förderten das letzte Stück Kohle zu Tage und übergaben es symbolisch an Bundespräsident Steinmeier. Dieser würdigte die Leistungen des deutschen Steinkohlenbergbaus und zollte ihnen seinen Respekt und seine Anerkennung.

Auch Bernd Tönjes, Vorstandsvorsitzender der RAG-Stiftung, hob die außerordentlichen Erfolge der Bergleute und Beschäftigen im deutschen Steinkohlenbergbau hervor. Gleichzeitig richtete er den Blick nach vorn und sprach davon, dass die Transformation in den ehemaligen Bergbauregionen spürbar und zügig weiter vorangetrieben werden müsse. Die Umsetzung der Aufgaben übernimmt die RAG. Beide Unternehmen sehen sich auch nach dem Jahr 2018 in der Verantwortung für die Bergbauregionen, so Tönjes.

Frank-Walter Steinmeier thematisierte in seiner Festrede die Relevanz des Steinkohlenbergbaus aus nationaler Perspektive. Dass auch die Industrialisierung Europas unweigerlich mit dem Abbau der Steinkohle als Energieträger verbunden ist, bestätigte Jean-Claude Juncker. Zudem hob er die Bedeutung der Kohle für Europas Frieden und Wohlstand hervor. Die im Jahr 1952 entstandene Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) war die erste supranationale Organisation in Europa und gilt als Gründungsgemeinschaft der heutigen Europäischen Union.

Über Gemeinschaft und Zusammenhalt sprach auch Armin Laschet. Er stellte die Leistungen der Bergleute heraus und wies auf die Bedeutung des Steinkohlen-bergbaus für die Entwicklung des Industrielands Nordrhein-Westfalen hin. Außerdem stellte er die enorme Fähigkeit des Ruhrgebiets zum Wandel heraus. Einst durch und durch von Montanindustrie geprägt habe es sich zur Wissenschafts- und Innovationsregion von europäischem Rang weiterentwickelt. Laschet unterstrich, dass die Landesregierung gemeinsam mit den Akteuren vor Ort und mit Unterstützung durch Bund und EU diesen Weg fortsetzen und durch die Ruhr-Konferenz Impulse für weiteres wirtschaftliches Wachstum und neue Perspektiven geben will.

Im Anschluss stellte der IG BCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis die Rolle der Sozialpartnerschaft in den Mittelpunkt seiner Ausführungen. Er verwies auf den oft zitierten Satz „Kein Bergmann fällt ins Bergfreie”, der auch tatsächlich eingelöst wurde. Dies sei neben den Sozialpartnern vor allem den Beschäftigten zu verdanken, die lautstark den Respekt und die Anerkennung eingefordert hätten, die ihnen gebühren. Das bestätigte abschließend auch Barbara Schlüter, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Betriebsräte im RAG-Konzern, und verwies auf das größte Erbe des Bergbaus – Solidarität, Kameradschaft und Gleichheit. Das werde bleiben, auch nach dem Jahr 2018.

Musikalisch unterstützt wurde die Veranstaltung durch den Ruhrkohle-Chor und das WDR Sinfonieorchester. Außerdem zeigte ein Kurzfilm von Werner Kubny beeindruckende Szenen aus der Welt unter Tage. (RAG/Si.)

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