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Bergbaumaschinenhersteller erfinden sich neu

Auch die Hersteller von Maschinen zur Gewinnung und Aufbereitung von Rohstoffen sind von der Corona-Pandemie gebeutelt. Das zeigen die Zahlen. Als Reaktion darauf ist die Branche dabei, sich neu zu erfinden. Neuerungen voranzutreiben und die Digitalisierung von Prozessen sind die Wege aus der Krise, darin ist sich Branche einig.

Bild 1. Exporte deutscher Bergbauzulieferfirmen – Vergleich 1. Halbjahr 2020 mit 1. Halbjahr 2019. Quelle: VDMA

Die im VDMA Fachverband Mining, Frankfurt/M., organisierten 145 Hersteller von Bergbaumaschinen starteten mit schwachen Umsatzzahlen ins Jahr 2020 aufgrund des stark rückläufigen Auftragseingangs Ende 2019. Der Auftragseingang blieb auch dieses Jahr auf niedrigem Niveau, sowohl im ersten (– 54 %) als auch im zweiten Quartal (– 32 %). Für das 1. Halbjahr 2020 bedeutet dies einen Rückgang beim Auftragseingang von insgesamt 43 % (Bild 1).

Die Umsatzentwicklung profitiert zunächst noch von dem guten Ordereingang in der ersten Hälfte des Vorjahrs. Aber der starke Einbruch von 51 % im ersten Quartal ist auch auf einen statistischen Basiseffekt aus dem Boom 2018/2019 zurückzuführen. Im 2. Quartal 2020 lag der Umsatz sogar um 17 % über dem Vorjahreszeitraum – bis in den Sommer 2019 hinein bestellte die weltweite Kundschaft noch sehr lebhaft. Aber schließlich lag der Umsatz im ersten Halbjahr um 21 % unter dem Vorjahreswert.

Entsprechend verliefen auch die weltweiten Exporte. Im ersten Halbjahr blieben sie um 11 % unter dem Vorjahreswert und erreichten einen Wert 760,2 Mio. €.

Während die Exporte in die USA weiter zunahmen und Russland das Niveau hielt, gingen die Ausfuhren nach China stark von 75,6 auf 41,8 Mio. € zurück. Damit liegt China, lange Zeit der wichtigste Einzelmarkt für die Branche, nur noch auf dem 6. Rang. Klar zeigt sich die Bedeutung der Eurozone. Die starken Exporte nach Großbritannien sind u. a. einem großen Eisenbahnprojekt geschuldet, bei dem Tunnelbohrmaschinen „Made in Germany“ verwendet werden.

Der Rückgang der Exporte nach China ist nur in geringem Umfang Corona-bedingt. Die nationalistischen Töne und das Ziel der chinesischen KP, das Land zur technisch führenden Nation zu entwickeln, wirken sich zunehmend auf das Geschäft aus. Zwar schätzen chinesische Bergwerke deutsche Bergbautechnik nach wie vor, aber genauso groß ist das Bemühen, mehr und mehr nationale Bergbautechnik einzusetzen. Zwischen diesen Entwicklungen wird intensiv wie schon seit Jahren versucht, im Zuge von technischen Zulassungsverfahren Informationen über modernste deutsche Technik und deutsches Know-how zu erlangen.

Auf dem russischen Markt gibt es ebenfalls starke Tendenzen zur Lokalisierung. Russland ist an deutscher Bergbautechnik interessiert. Das Land beklagt eine hohe Importabhängig­keit der russischen Rohstoffindustrie und wirbt bei deutschen Unternehmen um mehr technologische Zusammenarbeit. Dabei geht es nicht nur um Verbesserungen bei Arbeitssicherheit und Effizienz, sondern auch um Investitionen im Land, die einen Entwicklungsschub der eigenen Industrie bewirken – vor allem bei der Digitalisierung und Automatisierung.

In vielen anderen Märkten, besonders in lateinamerikanischen und afrikanischen, müssen Bergwerke geschlossen werden, weil immer mehr Menschen sich mit Corona infizieren. In Australien dagegen „knallen die Korken“, wie es kürzlich in der Presse hieß. Gold und Eisenerz sind stark nachgefragt und bescherten australischen Bergbauunternehmen glänzende Gewinne

Die globalen Beratungsunternehmen sehen die Rohstoffindustrie in der Krise gut aufgestellt. Große Unsicherheiten verursachen die Infektionsgeschehen in den Förderländern auf der einen Seite und die Entwicklungen in den Abnehmerbranchen auf der anderen Seite, denn diese sind sehr unterschiedlich aufgestellt und ebenfalls von den Auswirkungen der Pandemie betroffen. Energierohstoffe werden vermutlich weniger nachgefragt, mit entsprechendem Druck auf die Preise, da beispielsweise die Automobil- und somit die Stahlindustrie beeinträchtigt sind. Rohstoffe, die vor allem aus China nachgefragt werden, dürften nach Einschätzung der Berater weniger schwankungs- und preisanfällig sein. Sie gehen davon aus, dass die Branchenführer unter den Bergbauunternehmen ihre finanzielle Stabilität bewahren, um auf dieser Grundlage z. B. am Thema Environmental, Social and Governance (ESG) zu arbeiten oder die Cyber Security stärker unter den Aspekt des Safety First zu stellen. Auf jeden Fall aber sollte über Corona hinaus die allgemeine Widerstandskraft gegen künftige Krisen erhöht werden. Digitalisierung komme dabei eine große Bedeutung zu.

Die deutschen Bergbauzulieferer tragen diesen Umständen Rechnung, indem sie „Forschung Technik“ weiter vorantreiben. Einen großen Anteil daran hat die Digitalisierung. Auch andere technische Bereiche sind betroffen wie beispielsweise alternative Antriebskonzepte oder die weitere Verbreitung des autonomen Betriebs in Bergwerken. (VDMA/Si.)

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