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Energieverbrauch und Energiemix verändern sich durch Pandemie und Wetter

Der Energieverbrauch in Deutschland lag in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres deutlich über dem vergleichbaren Vorjahreswert. Nach vorläufigen Berechnungen der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AG Energiebilanzen), Berlin, erhöhte sich der Verbrauch im ersten Halbjahr um 4,3 % auf 6.191 PJ bzw. 211,2 Mio. t SKE (Bild 1). Nach drei Monaten hatte der Verbrauch noch leicht im Minus gelegen, teilte die AG Energiebilanzen weiter mit.

Bild 1. Entwicklung des Primärenergieverbrauchs im ersten Halbjahr 2021 in Deutschland – Veränderungen in Prozent. Quelle: AGEB

Für den Verbrauchsanstieg macht die AG Energiebilanzen vor allem die Lockerungen im Zuge der Covid 19-Pandemie und den Wiederanstieg der wirtschaftlichen Aktivitäten verantwortlich. Das im Vergleich zum Vorjahr deutlich geringere Windstromangebot führte zu Verschiebungen im Stromerzeugungsmix hin zu den konventionellen Energieträgern. Allerdings, so die AG Energiebilanzen, liegen die temperaturbereinigten Verbrauchswerte trotz des Anstiegs gegenüber dem Vorjahr noch um mehr als 7 % unter dem Wert von 2019. Zusätzlich sorgte die gegenüber dem Vorjahreszeitraum deutlich kühlere Witterung für einen Anstieg beim Verbrauch von Heizenergien. Unter Ausschaltung des Witterungseinflusses hätte sich der Energieverbrauch gegenüber dem Vorjahreszeitraum nur um knapp 2 % erhöht.

Der Verbrauch von Mineralöl verminderte sich im ersten Halbjahr des laufenden Jahres gegen den allgemeinen Verbrauchs-trend insgesamt um 12,1 %. Infolge des eingeschränkten Luftverkehrs sank der Absatz von Flugkraftstoff um knapp 20 %. Beim Ottokraftstoff betrug das Minus 2,6 % und der Absatz von Dieselkraftstoff verminderte sich um 7,0 %. Der Heizölabsatz hat sich im ersten Halbjahr nahezu halbiert, da die Verbraucher infolge der hohen Preise sich bisher nicht zur Aufstockung ihrer Bestände entschließen konnten. Der Anteil des Mineralöls am gesamten Energieverbrauch sank im Berichtszeitraum erstmals unter die Marke von 30 %.

Der Erdgasverbrauch erhöhte sich dagegen um fast 16 %. Hauptursache für diese Entwicklung war die gegenüber dem Vorjahreszeitraum deutlich kühlere und zudem in den ersten drei Monaten des Jahres eher windarme Witterung, die zum Mehreinsatz von Erdgas zur Wärme- und Stromerzeugung führte. Ferner sorgten die konjunkturellen Aufholprozesse für Zuwächse beim Erdgasverbrauch.

Der Verbrauch an Steinkohle stieg im ersten Halbjahr 2021 um fast 23 %. Beim Einsatz von Steinkohle zur Strom- und Wärmeerzeugung kam es als Folge der kühlen und der gegenüber dem Vorjahr windarmen Witterung zu einem Zuwachs um rd. 31 %. Der Einsatz von Koks und Kohle in der Stahlindustrie nahm ebenfalls deutlich zu und erhöhte sich um knapp 18 %.

Der Verbrauch von Braunkohle erhöhte sich in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres um rund ein Drittel. Dieser Anstieg entspricht weitgehend der Entwicklung der Lieferungen an die Kraftwerke der allgemeinen Versorgung. Der Zuwachs ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die im Vorjahreszeitraum witterungsbedingt hohe Einspeisung von Strom aus Windanlagen in diesem Jahr deutlich niedriger lag. Im Vergleich zum ersten Halbjahr des Jahres 2019 weist der Verbrauch von Braunkohle im laufenden Jahr ein Minus von 12 % auf und folgt damit dem mehrjährigen Trend.

Bei der Kernenergie kam es im ersten Halbjahr zu einem Anstieg der Stromproduktion um 7,0 %.

Die erneuerbaren Energien verminderten ihren Beitrag zum Primärenergieverbrauch im ersten Halbjahr um insgesamt 1 % und konnten damit am Anstieg des Gesamtverbrauchs nicht teilhaben, was zu einem Rückgang des Anteils am gesamten Energieverbrauch (Energiemix) auf 16,8 % (Vorjahreszeitraum 17,7 %) führte. Während die Wasserkraftwerke um 5 % zulegen konnten, kam es bei der Windenergie zu einem Minus von 20 % im Vergleich zum windstarken Vorjahr. Der Beitrag der Solarenergie blieb trotz des Anlagenzubaus stabil. Die Biomasse verzeichnete temperaturbedingt ein Plus von 6 %.

Im ersten Halbjahr 2021 floss mehr Strom ins Ausland als umgekehrt nach Deutschland. In Summe ging der positive Stromaustauschsaldo zurück.

Die durch den Pandemieverlauf und die Witterungsverhältnisse veränderten Beiträge der einzelnen Energieträger sorgten für Verschiebungen im Energiemix. Erstmals konnte das Erdgas mit einem Anteil von 30,6 % die Führungsposition übernehmen, das Mineralöl fiel mit 28,6 % auf Platz zwei. Die Anteile der Kohlen am Gesamtverbrauch erhöhten sich trotz kräftiger Verbrauchszuwächse gegenüber dem Vorjahreszeitraum nur auf 8,2 % bei der Steinkohle und auf 8,4 % bei der Braunkohle. Die Erneuerbaren verloren zwar, belegen mit einem Anteil von 16,8 % dennoch Platz drei im nationalen Energiemix. Der Ersatz von regenerativ erzeugtem Strom durch Strom aus fossilen Energiequellen führte im ersten Halbjahr nach Berechnungen der AG Energiebilanzen zu einem Anstieg der CO2-Emissionen um 6,3 %.

Die AG Energiebilanzen weist darauf hin, dass es durch den weiteren Pandemieverlauf und seine Auswirkungen auf Wirtschaftstätigkeit und Mobilität sowie durch den nicht prognostizierbaren Witterungs-verlauf im weiteren Jahresverlauf zu deut-lichen Verschiebungen bei Verbrauch und –
Zusammensetzung der Energieträger kommen kann. (AG Energiebilanzen/Si.)

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