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Fig. 1. Everyone should understand post-mining: Prof. Ulrich Paschedag, Head of the FZN, wants to explain the complex tasks simply. Bild 1. Jeder soll den Nachbergbau verstehen: Prof. Ulrich Paschedag, Leiter des FZN, will die vielschichtigen Aufgaben einfach erklären. Photo/Foto: THGA

Erstes Jubiläum: Forschungszentrum Nachbergbau der THGA wird fünf – und dabei immer vielschichtiger

Die Geschichte des Bergbaus ist lang – doch die Geschichte des Nachbergbaus wird deutlich länger. Seit fünf Jahren beschäftigt sich das Forschungszentrum Nachbergbau (FZN) an der Technischen Hochschule Georg Agricola (THGA) in Bochum darum intensiv mit den Fragen, die kommen, wenn der Bergbau geht. Als weltweit erste Institution wirft es einen umfassenden Blick auf die Nachbergbauzeit. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchen nicht nur die Aufgaben, die Grubenwasser oder ehemalige Bergbauflächen hinterlassen. Sie entwickeln auch moderne Überwachungsmethoden, beraten betroffene Regionen zum Strukturwandel und versuchen, Industriekultur zu erhalten.

„Die Herausforderungen des Nachbergbaus sind vielschichtig, darum werden auch wir immer vielschichtiger“, sagt Prof. Ulrich Paschedag, Leiter des FZN (Bild 1). „Seit Oktober 2015 bündeln wir das nötige Know-how, um die Folgen des Bergbaus technisch, ökonomisch und umweltverträglich zu gestalten.“ In dem interdisziplinären Team arbeiten inzwischen rd. 40 unabhängige Expertinnen und Experten aus Bergbau, Geologie und Geotechnik, Hydrogeologie, Chemie, Elektrotechnik, Materialwissenschaften, Flächenentwicklung, Markscheide-wesen und Wirtschaftswissenschaften Hand in Hand zusammen. Um diesen inneren Kern hat sich ein breites Netzwerk gebildet, national wie international.

Lag der Fokus anfangs noch darauf, die sogenannten Ewigkeitsaufgaben des Steinkohlenbergbaus zu erforschen, hat sich das FZN bis heute breiter aufgestellt. Aus dem integrativen Ansatz ergeben sich die vier Forschungsbereiche Ewigkeitsaufgaben und Grubenwassermanagement, Geomonitoring im Alt- und Nachbergbau, Materialwissenschaften zum Erhalt und zur Neunutzung des industriellen Erbes sowie Reaktivierung und Transition.

Aktuell erarbeiten die Expertinnen und Experten die wissenschaftlichen Grund-lagen für einen ökologisch und ökonomisch verträglichen Grubenwasseranstieg. Dabei helfen auch die Erfahrungen aus anderen europäischen Revieren, in denen solche Prozesse bereits ganz oder zum Teil erfolgt sind. „Der Anstieg des Grubenwassers ist technisch beherrschbar“, sagt Prof. Christian Melchers. „Jetzt geht es darum, das Wassermanagement in den geschlossenen Gruben möglichst nachhaltig zu gestalten. Nur dann kann in einstigen Bergbaulandschaften der Wasserhaushalt wieder naturnah neugestaltet werden“, so der Experte. Die Erkenntnisse lassen sich auch auf andere Bergbauzweige wie die Braunkohle oder die Gas- und Ölindustrie übertragen.

Beim Geomonitoring wird es in Zukunft darum gehen, die Bergbaufolgen mit moderner Technik langfristig zu überwachen. „Dazu müssen wir viele Informationen geschickt miteinander kombinieren – wie bei einem Puzzle“, erklärt Prof. Tobias Rudolph seinen Forschungsbereich. Satellitendaten, historische Karten, Bodenproben oder multispektrale Luftaufnahmen mit der Drohne kommen dabei zum Einsatz. „Daraus können wir wertvolle Rückschlüsse etwa auf Bodenveränderungen ziehen und Veränderungen in der Vegetation aufspüren.“ In enger Zusammenarbeit mit Materialwissenschaftlern des Deutschen Bergbau-Museums (DBM) Bochum entstehen an der THGA außerdem neue Methoden, um Alterungsprozesse zu verlangsamen und bestenfalls sogar zu stoppen. Damit tragen die Nachbergbau-Experten dazu bei, Industriekultur wie alte Fördergerüste oder Hochöfen zu erhalten.

Die Spitzenforschung im Bereich Nachbergbau ist weltweit gefragt. Schließlich interessieren sich immer mehr Länder für einen weitsichtigen Umgang mit aktiven und ehemaligen Bergbaustandorten. Das Wissen aus Bochum hilft auch, künftige Bergbauprozesse umweltfreundlicher zu gestalten. Darum steht das FZN in ständigem Dialog mit seinen vielen internationalen Partnern. So bleibt es auch in Zukunft herausfordernd. „Wir beschäftigen uns mit hochkomplexen Fragen und Zusammenhängen, die oftmals noch an schwer zugänglichen Orten stattfinden. Unter Tage z.B., wo viele noch nie waren und bald auch keiner mehr hinkommt“, sagt Prof. Paschedag. „Deswegen müssen wir uns als Wissenschaftler besondere Mühe geben, unsere Erkenntnisse zum Nachbergbau so allgemeinverständlich zu formulieren, dass sie wirklich jeder verstehen kann.“ (THGA/Si.)

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