Nach einer aktuellen Umfrage unter den Mitgliedern des Vereins der Kohlenimporteure e. V. (VDKi), Berlin, können die Steinkohlenimporte aus Russland zumindest mittelfristig vollständig durch andere Länder ersetzt werden (Bild 1). Und zwar aus Ländern wie den USA, Südafrika, Aus-tralien, Kolumbien, Mosambik, Indonesien. Rd. 80 % der befragten Mitglieder sprachen sich dafür aus.
Alexander Bethe, Vorstandsvorsitzender VDKi: „Es gibt einen gut funktionierenden Weltmarkt mit etwa 1 Mrd. t -Steinkohle. Deutschland hat im letzten Jahr rd. 20 Mio. t Steinkohle, davon rd. 18 Mio. t für die Kraftwirtschaft, aus Russland importiert. Das sind etwa 2 % des Welthandels.“
Wegen der Umstellung von Warenströmen und Knappheiten bestimmter Kohlequalitäten wird es nach Ansicht des VDKi kurzfristig zu Preissteigerungen kommen. Nach Ansicht von rd. 60 % der befragten Mitglieder werden die Preise für Importkohle mittel- bis langfristig allerdings stagnieren.
Ein Lieferstopp kommt für den VDKi wenig überraschend. Bereits seit September letzten Jahres häufen sich logistische Probleme beim Import von russischer Kohle. Seitdem suchen Handel und Verbraucher nach Alternativen und importieren bereits aus anderen Ländern als Russland.
Überdies hat die russische Steinkohle besondere qualitative Eigenschaften. Die Umstellung auf alternative Kohlequalitäten wird die Kraftwerksingenieure in der Übergangszeit sicher fordern, die Umstellung wird nicht einfach. Das sollte auch von den Behörden in der Handhabung der Auslegungsvorschriften berücksichtigt werden. „Aber letztendlich“, so Bethe, „werden wir diese Herausforderung meistern.“
Die aktuelle Versorgungslage für diesen Winter bewerten 56 % der Befragten mit „ausreichend“. Und für den nächsten Winter weitere 22 %.
Die überwiegende Mehrheit der befragten VDKi-Mitglieder, 84 %, sprechen sich zudem im Rahmen einer nationalen Kohlereserve für eine dezentrale Bevorratung von Steinkohle aus. Für eine zentrale Lagerung sind 16 %.
Stephan Riezler (STEAG GmbH), VDKi-Vorstandsmitglied: „Bis zum nächsten Winter sollte der komplette Verzicht auf russische Kohle möglich sein.“ Dabei ist aber zu berücksichtigen: Deutschlands strengste Emissionsgrenzwerte müssen unter Umständen für einen überschaubaren Zeitraum angepasst werden. (VDKi/Si.)