Der Energieverbrauch in Deutschland erreichte 2021 eine Höhe von 12.265 PJ bzw. 418,5 Mio. t SKE (Bild 1). Das entspricht einem Anstieg um 3,1 % gegenüber dem Vorjahr. Der Energieverbrauch liegt jedoch noch spürbar niedriger als vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie, was darauf hinweist, dass die energie- und gesamtwirtschaftliche Entwicklung in Deutschland weiterhin in hohem Maße durch die Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen geprägt wird, schreibt die AG Energiebilanzen, Berlin, in ihrem kürzlich erschienenen Jahresbericht.
Erheblichen Einfluss auf den Anstieg des Primärenergieverbrauchs (PEV) hatten die gegenüber 2020 deutlich kühleren Außentemperaturen. Besonders in den Monaten Januar bis Mai sowie von Oktober bis Dezember und damit in den für die Heizperiode wichtigen Zeiträumen war es deutlich kühler als im Vorjahr. Bereinigt um den Witterungseffekt wäre der Energieverbrauch 2021 nur um 0,6 % gestiegen, berechnete die AG Energie-bilanzen.
Verbrauchssteigernd wirkte 2021 zudem die wirtschaftliche Erholung. Die gesamtwirtschaftliche Leistung erhöhte sich um 2,7 %. Allerdings waren im letzten Quartal des Jahres kaum noch Impulse der wirtschaftlichen Entwicklung auf den Energieverbrauch zu beobachten, da Lieferengpässe, eine zurückgehende Baukonjunktur sowie ein Auslaufen der Nachholeffekte zu einer Abschwächung der wirtschaftlichen Erholung führte.
Nach Einschätzung der AG Energie-bilanzen sorgte die Preisentwicklung auf den Energiemärkten im vergangenen Jahr für eine spürbare Verbrauchsminderung. Die Einfuhrpreise für Rohöl, Erdgas und Steinkohle stiegen im Jahresdurchschnitt um 67 bis 139 %. Die Preise für CO2-Emissionszertifikate haben sich gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt und erreichten zum Jahresende historische Höchststände. Die höheren Energie- und CO2-Preise haben den wachstumsbedingten Anstieg des PEV erkennbar gebremst.
Einen zusätzlichen Einfluss auf die Verbrauchsentwicklung bei den einzelnen Energieträgern hat der energie- und klimapolitische Kontext. Auf nationaler Ebene sorgen der schrittweise Ausstieg aus der Kernenergie bis Ende 2022, der einsetzende Kohleausstieg sowie die fortgesetzte Förderung der erneuerbaren Energien für Veränderungen im Energiemix. Auf europäischer Ebene haben die Emissionsobergrenzen des europäischen Emissionshandelssystems (EU-ETS) sowie darüber hinaus die übergreifenden Klimaschutzziele Auswirkungen auf die Höhe und Zusammensetzung des Energieverbrauchs in Deutschland.
Die gesamtwirtschaftliche Energieproduktivität hat sich 2021 nach Berechnungen der AG Energiebilanzen um 0,4 % verschlechtert. Bereinigt um den Temperatur- und Lagerbestandseffekt ergab sich jedoch ein leichtes Plus von 0,3 % im Vergleich zum Vorjahr. Dennoch liegt die Zunahme deutlich unter dem Jahresdurchschnittswert von 2,2 % für den Zeitraum 1990 bis 2021. Die gesamtwirtschaftliche Energieproduktivität ist eine wichtige Kenngröße für den effizienten Umgang mit Energie und berechnet sich aus dem Energieaufwand je Einheit Wirtschaftsleistung.
Die AG Energiebilanzen geht auf Grundlage vorläufiger Energiebilanzdaten davon aus, dass die energiebedingten CO2-Emissionen im vergangenen Jahr in einer Größenordnung von 2,8 % gestiegen sind. Das entspräche einer Steigerung um 17 bis 18 Mio. t. Der größte Teil des Anstiegs dürfte auf die Strom- und Wärmeerzeugung entfallen. Aber auch in den Verbrauchssektoren Verkehr sowie Industrie und Gewerbe kam es zu höheren Emissionen. Dagegen hat sich unter Zugrundelegung vorläufiger Zahlen der Energiebilanz der CO2-Ausstoß der privaten Haushalte sowie des Bereichs Gewerbe-Handel-Dienstleistungen (GHD) vermindert. Bei dieser Berechnungsmethode wird allerdings der Absatz und nicht der durch Lager- und Vorratsveränderungen beeinflusste tatsächliche Verbrauch berücksichtigt. Unter Einbeziehung der Lager- und Vorratsveränderungen haben sich die energiebedingten CO2-Emissionen in Deutschland 2021 um etwas mehr als 5 % oder rd. 31 Mio. t erhöht.
Der Verbrauch von Mineralöl verminderte sich 2021 insgesamt um 3,1 % auf 3.961 PJ (135,1 Mio. t SKE). Der Anteil des Mineralöls am gesamten PEV sank auf 32,3 (Vorjahr 34,4) %. Der Verbrauch von Ottokraftstoff stieg leicht um 0,4 %, beim Dieselkraftstoff gab es dagegen einen Rückgang um 1,7 %. Der Absatz von leichtem Heizöl verminderte sich um mehr als 30 %, da viele Verbraucher infolge der Preisentwicklung ihre Lagerbestände abgebaut haben. Der Absatz von Flugkraftstoff stieg dagegen kräftig um fast 25 % und die Lieferungen von Rohbenzin an die chemische Industrie erhöhten sich um 11,2 %.
Der Erdgasverbrauch erhöhte sich 2021 um 4,9 % auf 3.288 PJ (112,2 Mio. t SKE). Der Erdgasverbrauch war damit so hoch wie zuletzt in den Jahren 2005/2006. Die Nachfrage der Industrie legte vor allem im 2. und 3. Quartal im Zuge der konjunkturellen Erholung kräftig zu. Auch Gewerbe, Handel und der Dienstleistungsbereich erhöhten ihren Verbrauch. Bei den privaten Haushalten kam es aufgrund der kühlen Witterung in der ersten Jahreshälfte zu einem kräftigen Verbrauchszuwachs. Für die Fernwärmeerzeugung wurde ebenfalls mehr Erdgas eingesetzt. In den Kraft- und Heizwerken nahm der Einsatz dagegen aufgrund des Preisanstiegs im Verlauf des 2. Halbjahrs ab. Das Erdgas steigerte seinen Anteil am gesamten PEV leicht auf 26,8 %.
Der Verbrauch an Steinkohle stieg 2021 um rd. 16,5 % und erreichte eine Höhe von 1.044 PJ (35,6 Mio. t SKE). Der Einsatz von Steinkohle in Kraftwerken, der etwa die Hälfte des Gesamtverbrauchs ausmacht, erhöhte sich um knapp 24 %. Die Eisen- und Stahlindustrie steigerte ihre Nachfrage um mehr als 12 %. Der Einsatz von Steinkohle in den Kraftwerken wurde begünstigt durch den Preisanstieg bei den Wettbewerbsenergien sowie die witterungsbedingt geringere Stromeinspeisung aus Windenergieanlagen. Beim Absatz an die Stahlindustrie profitierte der Energieträger von den konjunkturellen Effekten. Der Anteil der Steinkohle am gesamten PEV erhöhte sich von 7,5 auf 8,5 %.
Der Verbrauch von Braunkohle erhöhte sich um 17,7 % auf 1.128 PJ (38,5 Mio. t SKE), lag damit jedoch um etwa 3 % unter dem Vergleichswert von 2019 und folgte somit weiter dem längerfristigen Trend. Der Zuwachs im abgelaufenen Jahr ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die im Vorjahr witterungsbedingt hohe Einspeisung von Strom aus Windkraftanlagen 2021 deutlich niedriger ausfiel und eine andere Wettbewerbssituation auf dem Strommarkt vorliegt. Braunkohle hatte 2021 einen Anteil von 9,2 (Vorjahr: 8,1) % am gesamten PEV.
Bei der Kernenergie kam es im Berichtszeitraum zu einem Anstieg der Stromproduktion um 7,4 %. Der Beitrag der Kernenergie zum Primärenergieverbrauch stieg auf 754 PJ (25,7 Mio. t SKE). Die Auslastung der Kernkraftwerke wurde in Deutschland durch eine höhere Stromnachfrage, die geringere Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien sowie durch die Entwicklung bei den Energie- und CO2-Preisen begünstigt. Im Zuge des Kernenergieausstiegs wurden zum Jahresende 2021 die Kraftwerksblöcke Grohnde, Brokdorf sowie Gundremmingen C mit zusammen mehr als 4.000 MW Stromerzeugungsleistung stillgelegt. Im Jahr 2021 hatte die Kernenergie einen Anteil von 6,1 (Vorjahr: 5,9) % am PEV.
Die erneuerbaren Energien verminderten ihren Beitrag zum PEV 2021 um 1,2 % auf 1.947 PJ (66,4 Mio. t SKE). Der Anteil der Erneuerbaren am gesamten PEV erreichte 2021 einen Anteil von 15,9 (Vorjahr: 16,6) %. Wesentliche Einflussfaktoren waren eine windschwache und zugleich kältere Witterung, die zu geringerer Windstromerzeugung und einem höheren Verbrauch biogener Brennstoffe für Wärmezwecke führte. Die Biomasse, deren Anteil an den erneuerbaren Energien bei über 50 % liegt, verzeichnete einen Verbrauchszuwachs um 3 %. Die Wasserkraftwerke legten um gut 4 % zu. Bei den Windenergieanlagen an Land kam es dagegen zu einem Rückgang der Stromerzeugung um 15 % und bei den Anlagen auf See um 11 %. Die Stromerzeugung aus PV-Anlagen stieg um 1 %.
Im Jahr 2021 floss erneut mehr Strom ins Ausland als umgekehrt nach Deutschland hinein. In Summe blieb der Stromaustauschsaldo mit 19 Mrd. kWh nahezu unverändert. Hauptgründe für diese Entwicklung sind geringere Stromeinspeisungen aus erneuerbaren Energien sowie höhere CO2-Preise.
Im Energiemix für das Jahr 2021 kam es zu leichten Verschiebungen. Wichtigster Energieträger blieb das Mineralöl mit einem Anteil von 32,3 (Vorjahr: 34,4) %, gefolgt vom Erdgas mit 26,8 (Vorjahr: 26,4) %. Auf die Steinkohle entfiel ein Anteil von 8,5 (Vorjahr 7,5) % und auf die Braunkohle 9,2 (Vorjahr: 8,1) %. Der Beitrag der Kernenergie lag bei 6,1 (Vorjahr: 5,9) %. Die erneuerbaren Energien büßten etwas ein und verringerten ihren Anteil am gesamten Energieverbrauch auf 15,9 (Vorjahr: 16,6) %.
Die inländische Energiegewinnung (Bild 2) verzeichnete 2021 einen Zuwachs um 4,9 % auf 3.552 PJ (121,1 Mio. t SKE). Am stärksten stieg die Produktion von Braunkohle mit knapp 18 %. Die inländische Erdgasförderung konnte leicht auf 164 PJ (5,6 Mio. t SKE) zulegen. Die den heimischen Energiequellen zugerechneten Erneuerbaren verzeichneten dagegen einen Rückgang um 4 % auf 1.945 PJ (66,3 Mio. t SKE). Insgesamt konnte die Energiegewinnung aus heimischen Ressourcen 29 % des Gesamtverbrauchs decken. Im Vorjahr lag der Anteil bei 28,5 %. Wichtigste heimische Energiequelle sind inzwischen die Erneuerbaren mit einem Anteil von 54,7 (Vorjahr 57,6) %. Es folgt die Braunkohle mit 32,4 (Vorjahr 28,9) %. Die anderen Energieträger erreichten Anteile im niedrigen einstelligen Bereich. Steinkohle wird seit Ende 2018 in Deutschland nicht mehr gefördert. (AG Energiebilanzen/Si.)