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Bild 1. Der nachhaltige Umgang mit der Ressource Wasser ist eine der zentralen Herausforderungen, die der Bergbau hinterlässt. Foto:THGA/Volker Wiciok

Austausch online: Fachtagung „NACHBergbauzeit in NRW“ nahm Grubenwasser in den Fokus

Bergbau hinterlässt Spuren – insbesondere die Ressource Wasser ist in ehemaligen Bergbauregionen von den Folgen der intensiven, teils jahrhunderte-langen Rohstoffförderung betroffen. Wie sich die Herausforderungen rund um das Wasser langfristig managen lassen und welche Effekte sich aus dem geplanten Anstieg des Grubenwasserniveaus ergeben, waren die zentralen Themen bei der diesjährigen Konferenz „NACHBergbauzeit in NRW“ (Bild 1). Bereits zum sechsten Mal veranstalteten die Bezirksregierung Arnsberg als Bergbehörde in Nordrhein-Westfalen und die Technische Hochschule Georg Agricola (THGA), Bochum, am 10. März 2022 die gemeinsame Fachtagung. Die etwa 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmer tauschten sich im Online-Format unter dem Titel „Grubenwasser – analog gedacht, digital diskutiert“ fachlich aus.

Hans-Josef Vogel, Regierungspräsident der Bezirksregierung Arnsberg, betonte in seinem Grußwort die wichtige Zusammenarbeit von Hochschulen und öffentlicher Verwaltung: „Diese Innovationspartnerschaft gewährleistet die wissenschaftliche Basis für Problemlösungen in der Wirtschaft, in Kommunen und in der Zivilgesellschaft. Die Erforschung des Nachbergbaus ist ein ganz konkretes Beispiel dafür, wie wir gemeinsam neue Perspektiven eröffnen können, auch mit Blick auf den Klimaschutz.“

Bärbel Bergerhoff-Wodopia, Vorstandsmitglied der RAG-Stiftung, Essen, fügte ergänzend hinzu: „In Zeiten der Kreislaufwirtschaft, aber auch der verstärkten Nutzung von Georessourcen u. a. für die Elektromobilität stellt der Nachbergbau einen wichtigen Aspekt dar. Denn nur durch die Ideen aus dem Nachbergbau kann heute und zukünftig eine nachhaltige Nutzung von Georessourcen gelingen – dies geschieht schon allein dadurch, dass der Nachbergbau nun von Anfang an in jeden Bergbauprozess einbezogen wird.“ Neue Ideen und Innovationskraft seien gefragt, um die Fragen der Zukunft gemeinsam zu lösen und ganz neue Potentiale zu entdecken.

Die Vorträge der Konferenz beschäftigten sich vor allem mit den Auswirkungen, die der -geplante Anstieg des Grubenwassers in den Revieren in Nordrhein-Westfalen und im Saarland haben wird. Referent Thomas Imgrund von der DMT GmbH & Co. KG, Essen, ging auf die Effekte ein, die das ansteigende Wasserniveau auf die Grubengasgewinnung nehmen kann. Außerdem bewertete er, wie sich der Prozess insgesamt auf die Ausgasung von Methan an der Tagesoberfläche auswirken könnte. Dabei kommt er insgesamt zu einem positiven Ergebnis. Durch eine gezielte Absaugung und Verwertung des Grubengases gingen unkontrollierte Austritte weiter deutlich zurück. Das ansteigende Grubenwasser trage außerdem dazu bei, dass Strömungswege überstaut werden und es langfristig insgesamt weniger Gasausträge geben werde.

Eine ganz andere Sicht auf das Grubenwasser nahmen Manuela Nie und Mario Sommerhäuser vom Emschergenossenschaft/Lippeverband (EGLV), Essen, ein. In ihrem Vortrag thematisierten sie, welche Bedeutung es auf die Flora, Fauna und Wasserqualität in der Emscher-Lippe-Region hat und künftig haben wird. Insgesamt bescheinigten sie der Region eine gute ökologische Entwicklung. Die Folgen der Grubenwassereinleitung seien durch die starke und schnelle Verdünnung in den Flussgewässern aktuell sehr gering, so liege etwa die Salzkonzentration deutlich unterhalb von Grenzwerten – und nehme immer weiter ab. Nach den Planungen des EGLV soll sogar die gesamte Emscher ab September 2022 komplett frei von Grubenwasser sein.

Die Vorträge im zweiten Veranstaltungsblock nahmen die Herausforderungen rund um den verantwortungsvollen Umgang mit PCB in den Blick. Die Abkürzung steht für polychlorierte Biphenyle, bei denen es sich um chemische Chlor-Verbindungen handelt, die im Steinkohlenbergbau u. a. in Hydraulikanlagen, Transformatoren und Getrieben zum Einsatz kamen. Dass PCB potentiell gesundheits- und umweltschädlich sind, war lange Zeit unbekannt. Erst Mitte der 1980er Jahre wurde der Einsatz der Stoffe verboten – ihre Spuren sind aber noch heute in sehr geringen Mengen auch im Grubenwasser nachweisbar.

In seinem Vortrag stellte Michael Denneborg ein Gutachten vor, das im Auftrag der Landesregierung Nordrhein-Westfalens entstanden ist, um mögliche Risiken für Grundwasser- und Oberflächengewässer zu bewerten. Darin hat sich der Diplomgeologe der ahu GmbH, Aachen, mit den Auswirkungen beschäftigt, die steigendes Grubenwasser auf den Austrag von PCB und weiteren Reststoffen haben kann. Sein Fazit: Höhere Grubenwasserstände reduzierten langfristig die PCB-Fracht und die Grubenwassermenge in Gewässern insgesamt.

Daran anknüpfend stellte Joachim Löchte von der RAG Aktiengesellschaft, Essen, die intensiven Messprogramme vor, die das Unternehmen entwickelt hat, um den Austrag von PCB im Grubenwasser dauerhaft zu kontrollieren und systematisch zu erfassen. Dabei ging er vor allem auf die technischen Herausforderungen beim Monitoring ein. Außerdem stellte er aktuelle Projekte vor, welche die RAG mit wissenschaftlicher Begleitung des Forschungszentrums Nachbergbau (FZN) der THGA durchführt, die darauf abzielen, die Partikelfracht weiter zu minimieren, z. B. durch spezielle Filter und Aufbereitungsanlagen. (Carmen Tomlik (THGA)/Si.)

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