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Steinkohle: Schutzengel der Energieversorgung

Fig. 1. Power generation from hard coal in Germany. // Bild 1. Stromerzeugung aus Steinkohle in Deutschland. Source/Quelle: AGEB/BDEW/EEFA/VDKi

Das Jahr 2023 hat der deutschen Wirtschaft und der Energiebranche einiges abverlangt. Es war kein gutes Jahr! Die Wirtschaftsleistung und die Industrieproduktion gingen zurück. Deutschland geriet in die Schlagezeilen als „kranker Mann Europas“. Mit dem Abschalten der letzten Kernkraftwerke wurde Deutschland erstmals seit 2002 wieder vom Netto-Exporteur zum Netto-Importeur von Strom. Die Folge: Das knappe Strom­angebot zusammen mit den europaweit nach Dänemark höchsten Steuern, Abgaben und Umlagen sorgten für weiter steigende Energiepreise. Dazu kamen die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten sowie die Terrorangriffe im Roten Meer.

„All diese Entwicklungen haben direkte Auswirkungen auf unsere Energiemärkte“, so der Vorstandsvorsitzende des Vereins der Kohlenimporteure (VDKi), Alexander Bethe. „Die Versorgungssicherheit im Strombereich sollte an vorderster Stelle stehen“. Deshalb fordert der VDKi von der Bundesregierung, das Ersatzkraftwerke-Bereithaltungsgesetz (EKBG) zu verlängern und das Angebot auf dem deutschen Strommarkt zu erhöhen.

Nach Ansicht des VDKi wäre es grob fahrlässig, in den bevorstehenden Wintern nicht auf die Steinkohle als Schutzengel der Energieversorgung zurückzugreifen (Bild 1). Angesichts der knappen Haushaltsmittel ist es höchst unwahrscheinlich, dass für die Kompensation der Dunkelflauten in den nächsten Jahren genügend Gaskraftwerke gebaut werden können. Bethe: “Das Back-Up der Steinkohlenkraftwerke ist für die deutsche Energiesicherheit alternativlos. Ohne Steinkohlenkraftwerke gibt es keine Versorgungssicherheit“.

Ein Vorteil der Steinkohlenkraftwerke im Marktbetrieb ist ihre große Flexibilität. Sie produzieren nur dann, wenn sie auch benötigt werden. Im Winter 2022/23 haben sie zur Versorgungssicherheit und Reduzierung des Gasverbrauchs beigetragen. Im Frühjahr und Sommer 2023, als mehr erneuerbare Energien zur Verfügung standen, sind sie dagegen kaum gelaufen. Ein weiterer Vorteil von Steinkohle ist, dass der Rohstoff aus verschiedenen Ländern kommt und die Versorgungsrouten wesentlich resistenter sind als beim Gas. So wurde z. B. die Einfuhr von mehr als 50 % russischer Kohle für den deutschen Markt in wenigen Monaten vollständig ersetzt. Selbst die Sperrung einzelner Schiffsrouten könnte relativ problemlos umgangen werden, denn Steinkohle ist global verfügbar. Der weltweite Markt für Massengut- oder Schüttgut-Frachter ist enorm leistungsfähig. „Die Versorgung mit Importkohle ist grundsolide und stabil. Ihre Verfügbarkeit in den belgisch/niederländischen Seehäfen und an der deutschen Küste war und ist zu jedem Zeitpunkt gesichert“, so Bethe.

Allerdings: Fachpersonal und Spezialteile sind knapp. Kraftwerke benötigen Planungssicherheit. Das gilt auch für die Logistik. Ohne Vorlauf und Planungshorizonte können die angeforderten Mengen nicht transportiert werden. „Ein Mangel an Planungssicherheit führt letztendlich zu einem Mangel an Versorgungssicherheit“, so Bethe weiter. „Auch deshalb muss das Ersatzkraftwerke-Bereithaltungsgesetz (EKBG) verlängert werden“.

Überdies zeigen zwei neue Gutachten, dass die Klimabilanz von Liquified Natural Gas (LNG) wesentlich schlechter ist als das von importierter Steinkohle. Steinkohlenkraftwerke schneiden im Vergleich zu LNG-betriebenen Kraftwerken in der Klimabilanz besser ab, so eine aktuelle Studie der US-Universität Cornell und ein Gutachten von Prof. Franz-Josef Wodopia von der Technischen Hochschule Georg Agricola (THGA) in Bochum.

Der VDKi begrüßt zudem die Initiative des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), Treibhausgasemissionen mittels CCS- und CCU-Technologien zu reduzieren: CCS und CCU als Bausteine für eine klimaneutrale und wettbewerbsfähige Industrie – diese Technik sollte auch der Kraftwirtschaft als Option verfügbar gemacht werden. (VDKi/Si.)

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