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Bild 1. Prof. Christian Melchers, Prof. Jürgen Kretschmann, Bärbel Bergerhoff-Wodopia und Manfred Freitag (v.l.n.r.) stellten die Aktivitäten der THGA in Sachen nachhaltige Rohstoffgewinnung vor. Photo/Foto: THGA

TH Georg Agricola informiert Berliner Politik über Nachbergbau und nachhaltige Rohstoffgewinnung

Weltweit werden jährlich 35 Mrd. t Rohstoffe gewonnen. Deutschland produziert einen Großteil seiner benötigten Rohstoffe im eigenen Land. Im Jahr 2015 betrug deren Gesamtwert 13,4 Mrd. €. Für die Akzeptanz des Bergbaus in der Bevölkerung spielt der verantwortungsvolle Umgang mit den Bergbaufolgen eine entscheidende Rolle – das wissen auch politische Entscheidungsträger. Bei einem parlamentarischen Frühstück informierte die Technische Hochschule Georg Agricola (THGA), Bochum, am 8. März 2017 interessierte Bundestagsabgeordnete über Forschung und Lehre zur nachhaltigen Rohstoffgewinnung (Bild 1). Im Mittelpunkt standen dabei die Aktivitäten des weltweit einzigartigen Forschungszentrums Nachbergbau (FZN) an der THGA. Bernd Westphal, Sprecher der Ausschuss-arbeitsgruppe Wirtschaft und Energie der SPD-Bundestagsfraktion, hatte das parlamentarische Frühstück gemeinsam mit Manfred Freitag, Geschäftsführer der THGA-Trägergesellschaft DMT-LB angeregt.

THGA-Präsident Jürgen Kretschmann verdeutlichte den Abgeordneten, dass Deutschland über 70 % seines Rohstoffverbrauchs durch eigene Gewinnung deckt. Weltweit betrachtet werden immer mehr Rohstoffe produziert und verbraucht. Sie spielen auch für High-Tech-Anwendungen eine große Rolle, etwa zur Erzeugung und Nutzung erneuerbarer Energien. „Umso wichtiger ist die Forschung für die nachhaltige Rohstoffgewinnung in Deutschland – aber auch für Deutschland, weil viele Rohstoffe, die wir benötigen, in anderen Ländern produziert werden“, sagte Kretschmann. „Rohstoffgewinnung hat Folgen. Diese Folgen zu bewältigen und Risiken zu minimieren ist heute Grundbedingung, damit Bergbau weiterhin akzeptiert wird. Ohne Nachhaltigkeit kein Bergbau.“ Als deutschlandweit einzige Fachhochschule mit einem rohstoffwissenschaftlichen Schwerpunkt habe die THGA das Thema Nachbergbau auf ihre wissenschaftliche Agenda gesetzt.

Bärbel Bergerhoff-Wodopia, Vorstandsmitglied der RAG-Stiftung, Essen, erläuterte die Forschungsförderung der RAG-Stiftung an der THGA: „Wir haben sehr früh in der Amtszeit des neuen Vorstands entschieden, dass zur Erforschung des Umgangs mit den Bergbaufolgen ein Zentrum für den Nachbergbau notwendig ist. Deshalb haben wir eine Stiftungsprofessur für Nachbergbau an der THGA finanziert, die mit Prof. Christian Melchers hervorragend besetzt wurde.“ Das FZN habe sich hervorragend entwickelt und insbesondere bei der Erforschung der Wasserhaltung wichtige Beiträge geleistet. „Die Wasserhaltung ist überall da, wo die Steinkohlenförderung endet, ein hochsensibles Thema. Unabhängige, wissenschaftliche Projekte zu dieser Thematik tragen hier zur notwendigen Versachlichung bei“, so Bergerhoff-Wodopia.

Der Stiftungsprofessor und wissenschaftliche Leiter des FZN, Prof. Christian Melchers, stellte den Bundestagsabgeordneten die Bedeutung seines Fachgebiets und die Arbeit des FZN vor: „Deutschland ist ein Land mit einer langen Bergbautradition.“ Allein in Sachsen ist auf rd. 75 % der besiedelten Fläche in der Vergangenheit Bergbau betrieben worden, in Nordrhein-Westfalen liegen in mehr als 50 % aller Kommunen aktive oder ehemalige Bergbaustandorte. Das stelle die Gesellschaft vor große, dauerhafte Herausforderungen, die vielfach von der öffentlichen Hand getragen würden – so etwa im ehemaligen ostdeutschen Uranbergbau durch die Wismut GmbH, im Braunkohlenbergbau durch die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV). „In der Steinkohle an Ruhr, Saar und in Ibbenbüren haben wir die Besonderheit, dass der Bergbaubetreiber für die Spuren des Bergbaus selbst aufkommt. Das ist weltweit einmalig.“ Zentral bei der Bewältigung der Bergbaufolgen seien dabei die Fragen der über- und untertägigen Wasserhaltung, bekräftigte Melchers. „Hier ist die spannende Frage: Wie hoch sollte das Grubenwasser ansteigen, damit ein möglichst nachhaltiger Prozess initiiert wird? Weder ökologisch noch ökonomisch ist es sinnvoll, Bergbauregionen auf Dauer große Mengen Wasser aus großen Tiefen zu entnehmen. Ein kontrollierter Grubenwasseranstieg stellt insofern die nachhaltigste Lösung dar.“ Wichtig sei es, in der Gesellschaft und bei Entscheidungsträgern ein Bewusstsein für diese Fragestellungen und deren wissenschaftlich fundierte Bearbeitung zu schaffen. (THGA/Si.)

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