Wie schon im Sommer letzten Jahres vom Verein der Kohlenimporteure e.V. (VDKi), Hamburg, angedeutet, ist das seit über einem Jahrzehnt berichtete stetige Wachstum der Förderung von Steinkohle (Kokskohle und Kesselkohle) nun voraussichtlich nicht nur zum Stillstand gekommen, sondern erstmals rückläufig. Der VDKi schätzt, dass die weltweite Förderung um etwa 150 bis 200 Mio. t auf 7 Mrd. t und auch der seewärtige Steinkohlenhandel um 50 Mio. t auf 1,12 Mrd. t zurückgegangen sind. Im Einzelnen schätzt der VDKi:
- In China ist die Förderung um 110 Mio. t und in den USA um 70 Mio.t zurückgegangen;
- Australien und Indien konnten die Produktion von Kesselkohle halten bzw. erheblich ausweiten.
- Indonesien konnte aus vielen Gründen die Produktion von Kesselkohle nicht mehr wie in den Vorjahren ausweiten, sondern drosselte die Förderung von Stein- und Braunkohle um 11 % auf 408 Mio. t.
Der seewärtige Steinkohlenhandel und seine Veränderungen werden maßgeblich von China und Indien bestimmt. Verantwortlich für den Rückgang ist vor allem China, das zur Stützung des eigenen Kohlebergbaus die Kohleimporte um über 30 % oder 73 Mio. t reduzierte. Mit dem Wegfall des Einfuhrzolls von 6 % auf Kesselkohle auf Grund des Inkrafttretens des Handelsabkommens mit China im Februar 2016 könnte sich aber die Exportsituation zumindest für Australien wieder verbessern.
Deutliche Verschiebungen zeichnen sich innerhalb der Exportnationen ab:
- Im Vergleich zum Jahr davor konnten Australien mit 386 Mio. t und Südafrika mit 76 Mio. t ihr Exportniveau im Jahr 2015 halten. Russland konnte die Exporte um 7 Mio. t oder 5 % auf 150 Mio. t und Kolumbien um 2,5 Mio. t auf 79 Mio. t steigern. Hier spielte auch die Abwertung des russischen Rubel und des kolumbianischen Pesos eine begünstigende Rolle.
- Demgegenüber werden nach vorläufigen Zahlen des VDKi Indonesien die Exporte um 32 Mio. t auf dann 325 Mio. t und die USA die Exporte um 20 % oder 17 Mio. t auf rd. 65 Mio. t verringert haben.
Die Weltmarktpreise für Steinkohle befinden sich bis auf eine kurze Unterbrechung nunmehr im fünften Jahr auf Talfahrt. Sie erreichten im Februar 2015 mit etwas über 63 US-$/t cif ARA für die Kesselkohle ihren letztjährigen Höhepunkt und im Dezember mit knapp unter 50 US-$ ihren vorläufigen Tiefpunkt. Mitte Dezember 2014 kostete Kesselkohle mit 72 US-$/t noch ca. 30 % mehr als heute. Die Preise für Lieferungen im Februar und März 2016 liegen bereits unter 50 US-$.
In der EU ist überwiegend ein Rückgang der Kohleimporte gegenüber dem Jahr 2014 zu verzeichnen. Besonders stark sind die Importe im Vereinigten Königreich zurückgegangen (37 %). Italien und Deutschland haben im Jahr 2015 schätzungsweise insgesamt so viel Steinkohle eingeführt wie im Jahr zuvor. Spanien erhöhte seine Importe um 2 Mio. t auf 18 Mio. t. Eine erhöhte Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien und die insgesamt nicht nachhaltig wachsende Wirtschaft in den EU-Ländern werden den Import von Kesselkohle voraussichtlich auch im Jahr 2016 in Grenzen halten.
Positiv war aus Sicht des VDKi, dass der Clean Dark Spread (Kosten für Kohle, Fracht und CO2-Zertifikate) gegenüber dem Clean Spark Spread (Kosten für Gas, Transport und CO2-Zertifikate) auch im Jahr 2015 trotz erheblichen Drucks auf Mengen und Preise beim Gas günstiger geblieben ist. Dies hat die Kohleverstromung im „Rennen um die Deckung der Last“ nach den vorrangig einspeisenden Erneuerbaren gestützt und die Stromerzeugung aus Gas in Europa weiter verdrängt. Der Strom wurde dabei häufig in Länder exportiert, die stark auf Gas für die Stromerzeugung setzen, wie z. B. das Vereinigte Königreich oder die Niederlande. Exportiert wurde wegen des trockenen Sommers 2015 Strom ferner in Länder mit nicht ausreichend am Netz verfügbaren Kraftwerkskapazitäten, wie z. B. Frankreich oder Österreich.
Während sich der Einsatz von Steinkohle in Deutschland im Jahr 2015 insgesamt nur um 0,7 % auf 57,7 Mio. t SKE verminderte, blieb der Kohleeinsatz in der Stahlindustrie mit 17,8 Mio. t unverändert. Der Einsatz von Steinkohle fiel in der Stromerzeugung moderat um 0,8 % auf 38,0 Mio. t SKE und in der Wärmeerzeugung minimal um 0,1 Mio. t SKE. Insgesamt entfallen rund zwei Drittel des gesamten Verbrauchs an Steinkohle in Deutschland auf die Stromerzeugung.
Die Steinkohlenimporte nach Deutschland waren im Jahr 2015 in Anbetracht der „klimapolitischen Großwetterlage“ beachtlich: Nach vorläufigen Berechnungen des VDKi sind sie nur um 4 % auf rund 54 Mio. t gefallen. Der Gesamtabsatz an Steinkohle in Deutschland von 57,7 Mio. t SKE (vorläufig) wurde zu 89 % aus Importen gedeckt und zu 11 % aus heimischer Steinkohle. (VDKi/Si.)