Essen, 19. November 2015.- Das Überangebot und der damit einhergehende massive Preisverfall vor allem bei metallischen Rohstoffen haben auch in den Bilanzen der deutschen Bergbaumaschinenhersteller ihre Spuren hinterlassen. Für das laufende Jahr rechnet die Branche mit einem Umsatzrückgang von 3 Prozent auf 3,62 Milliarden Euro. Ihre Zukunft sehen die Hersteller positiv.
Auf ihrem Heimatmarkt in Deutschland hat sich der Abwärtstrend für die Bergbaumaschinenhersteller fortgesetzt. Die politische Diskussion um die Zukunft der Braunkohlekraftwerke, so der Vorsitzende des VDMA-Branchenverbandes Dr. Michael Schulte Strathaus während der Jahrespressekonferenz auf der Zeche Zollverein, „drückt auf die Investitionsneigung“. Für das laufende Jahr kündigte er einen Umsatzrückgang in der Branche von etwa 8 Prozent auf 210 Millionen Euro an. 2016 müsse mit weiter fallenden Erlösen gerechnet werden.
Bei den Auslandsumsätzen erwarten die Hersteller in diesem Jahr ein Minus von 3 Prozent auf 3,41 Milliarden Euro. Mit 17 Prozent gehen die meisten Exporte in den Nahen und Mittleren Osten. Saudi-Arabien hat sich mit einem Anteil von 8 Prozent zum größten Abnehmerland entwickelt. Dort, wie auch im Iran, so Schulte Strathaus, wollten die Regierungen die Abhängigkeit ihrer Länder vom Öl reduzieren. Der Bergbau werde zu einem weiteren Standbein ausgebaut. Mit knapp 11 Prozent zweitgrößte Absatzregion ist Lateinamerika. Auf den weiteren Plätzen folgen China mit 8, die USA mit 7 und Russland mit knapp 5 Prozent.
Rückgang bei Exporten
Für das kommende Jahr rechnet die Branche mit einem weiteren Rückgang der Exporte im unteren einstelligen Prozentbereich. Als Grund nannte der Vorsitzende die wegen ihrer vielfach schlechten Ertragslage eher geringere Investitionsneigung von Rohstoffproduzenten. Derzeit versuchten sie durch Schließung von Produktionsstätten dem Preisverfall zu begegnen. Es gebe Stimmen, die davon ausgingen, dass das Überangebot an Kupfer schon 2017 in eine Unterversorgung umschlagen könnte, sagte Schulte Strathaus. Unterm Strich hätten sich die Bergbaumaschinenhersteller in diesem schwierigen Umfeld „wacker geschlagen“. Umfangreiche Personalanpassungen seien vermieden worden. Die Zahl der Mitarbeiter ist in den zurückliegenden 12 Monaten um etwa 600 auf 13700 gesunken. Kurzarbeit, sagte Schulte Strathaus, könne nur begrenzt helfen auf vielfach veränderte Marktbedingungen zu reagieren.
Neue Geschäftsfelder in Sicht
Positiv hingegen sieht es im Bereich neuer Geschäftsfelder aus. Wie der Vorsitzende mitteilte, registrieren immer mehr Unternehmen eine Zunahme von Kundenanfragen, beispielsweise im Hartgesteinsbergbau. Sie gehen davon aus, dass die Nachfrage nach Rohstoffen, die im Hartgesteinsbergbau gewonnen werden, als Folge des weltweiten Ausbaus alternativer Methoden zur Energiegewinnung kräftig steigen wird. Als weiteren Grund für ihren Optimismus sehen die Maschinenhersteller den Zwang der Rohstoffproduzenten zum Sparen. Um Kosten zu senken, müssen die Bergbaubetreiber ihre Effizienz steigern. „Und da“, sagt Schulte Strathaus,„kommen unserer Maschinen und Anlagen ins Spiel“. Auch der weltweit zu beobachtende Trend zu mehr Sicherheit komme den deutschen Herstellen zugute. Außerdem hält er es für möglich, dass schon die Branchenmesse bauma, die im kommenden Jahr in München durchgeführt wird, „einen gewissen Schub bringt“.
Kompetenzzentren helfen
Ausdrücklich begrüßte Schulte Strathaus den Aufbau von bisher vier Kompetenzzentren für Bergbau und Rohstoffe durch das Bundeswirtschaftsministerium. Sie hätten die Aufgabe, sich vor Ort in Kanada, Chile, Südafrika und Australien um die von der Bundesregierung geforderte nachhaltige Rohstoffpolitik und -versorung zu kümmern. Zwei weitere Zentren in Brasilien und Peru seien in Planung. Die Hersteller arbeiteten eng mit den Einrichtungen zusammen. Schulte Strathaus: ¡Auch das hilft uns, neue Aufträge und Kunden zu gewinnen.“
Um ihre weltweit, vor allem im Bereich des untertägigen Bergbaus, führende Stellung zu sichern, befassen sich die Hersteller intensiv und wie Schulte Strathaus sagte, „schon viel länger, als es den Begriff gibt“, mit dem Thema Industrie 4.0. Die erste Maschine, die völlig selbständig und autonom unter Tage Kohle oder anderes Material abbaue, habe die Branche schon Anfang 2010 vorgestellt; und was die Modernisierung der eigenen Fertigungsanlagen anbelange, liege man im weltweiten Vergleich „sicherlich an der Spitze“.