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Fig. 1. Michael Schulte Strathaus, President of the VDMA Mining Association. // Bild 1. Michael Schulte Strathaus, Vorsitzender des Fachverbands Mining im VDMA. Photo/Foto: VDMA

Bergbaumaschinenhersteller haben Talsohle durchschritten

Die Bergbaumaschinenhersteller aus Deutschland haben die Talsohle durchschritten. Nach einem Umsatzrückgang von voraussichtlich 21 % auf 2,8 Mrd. € im Jahr 2016 rechnet die Branche für 2017 mit einer Stabilisierung der Situation. Im Jahr 2018 soll es dann wieder aufwärts gehen.

Im Inland wird für das Jahr 2016 mit einem Umsatzrückgang von 36 % auf etwa 210 Mio. € gerechnet. Die Erlöse im Ausland werden um etwa 21 % auf rund 2,6 Mrd. € fallen, schätzte der Vorsitzende des Branchenverbands Mining im Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e. V. (VDMA), Frankfurt/M., Dr. Michael Schulte Strathaus (Bild 1), auf der Jahrespressekonferenz 2016 auf der Zeche Zollverein in Essen.

Allerdings gehen die Bergbaumaschinenhersteller davon aus, dass die Zeiten teilweise zweistelliger Umsatzrückgänge damit vorbei sind. Als Gründe wurden steigende Rohstoffpreise und damit einhergehend eine wieder zunehmende Investitionsbereitschaft der Rohstoffindustrie genannt. Die Preise erholten sich auf breiter Front, sagte Schulte Strathaus. Als Folge davon verzeichneten die Bergbaumaschinenhersteller im dritten Quartal 2016 einen um 12 % höheren Auftragseingang als im Vergleichszeitraum des Vorjahrs. Der entsprechende Index stieg in der gleichen Zeit von 61 auf 80 Punkte. Allerdings dauere es vom Eingang eines Auftrags bis zu dessen Abwicklung teilweise bis zu 15 Monate, erläuterte Schulte Strathaus. Mit wieder steigenden Umsätzen sei deshalb voraussichtlich erst Anfang 2018 zu rechnen. Trotz dieser nicht gerade einfachen Situation sei es den Unternehmen gelungen, ihren Personalbestand mit etwa 12.000 Mitarbeitern stabil zu halten. Veränderungen seien nicht geplant.

Den Umsatzrückgang im Inland auf etwa 210 Mio. € führte der Vorsitzende in erster Linie auf ausbleibende Aufträge aus der Steinkohlenindustrie zurück, deren letztes Bergwerk im Jahr 2018 geschlossen wird.

Deutschland betreibe eine kleinteilige, unkalkulierbare und energiewirtschaftlich nicht immer nachvollziehbare Energiepolitik, merkte Schulte Strathaus an. Obwohl kein Ersatz vorhanden sei, werde die durch Braunkohle gesicherte Energieversorgung untergraben. Schulte Strathaus: „Es regieren Konzeptionslosigkeit und übertriebener Aktionismus, die nationale Umweltanforderungen festgelegen, die weit über europäische oder internationale Vereinbarungen hinausgehen.“ Die Rechnung dafür müssten die Maschinenhersteller in Form von weniger Aufträgen und vor allem die Bürger mit steigenden Strompreisen zahlen. Kosten und Nutzen der von der Bundes-regierung betriebenen Energiepolitik stünden „außerhalb jeglichem Verhältnis“. Was den Politikern fehle, sei ein vernünftiger Plan. Es werde zu viel reagiert und zu wenig agiert. Für das kommende Jahr rechnet die Branche auf ihrem Heimatmarkt mit tendenziell weiter fallenden Umsätzen.

Größter Exportmarkt der deutschen Bergbaumaschinenhersteller ist die EU. Etwa 20 % der Ausfuhren gehen dorthin. Gut laufen die Geschäfte vor allem in Großbritannien, Italien und Frankreich. Gefragt sind insbesondere Maschinen für den Tunnelbau. Für das Jahr 2017 wird von zumindest gleichbleibenden Umsätzen ausgegangen. Gute Geschäfte -vermeldete Schulte Strathaus auch mit der Türkei. Das Land setze, was Rohstoffe anbelange, zunehmend auf Selbstversorgung, um so seine wirtschaftliche Basis zu stärken und die Abhängigkeit von Einfuhren aus dem Ausland zu vermindern. Das gelte sowohl für die Energieerzeugung durch Kohle als auch für die Herstellung von Industrie-metallen.

Als zweitwichtigste Absatzregion mit einem Anteil von rd. 11 % an den Gesamt-exporten nannte der Vorsitzende Afrika und hier insbesondere Nordafrika. Seit dem Jahr 2014 haben sich die Ausfuhren dorthin fast verdreifacht. Größte Abnehmer sind Ägypten und Algerien. Verkauft werden vor allem Maschinen und Anlagen zur Realisierung von Infrastrukturprojekten. Drittgrößter Abnehmer sind die USA. Etwa 10 % der Exporte gehen dorthin. Verkauft werden vor allem Aufbereitungstechnik und Tiefbohrgeräte. Zweifel äußerte Schulte Strathaus daran, dass unter dem neuen amerikanischen Präsidenten Donald Trump die derzeitige Politik, Bergwerke zu schließen und die Kohlegewinnung zurückzufahren, weiter verfolgt wird. Trump habe nicht nur versprochen, Arbeitsplätze in diesem Bereich zu erhalten, sondern sogar neue zu schaffen. Die Maschinenhersteller gehen davon aus, ihren Exportanteil in die USA im Jahr 2017 weiter ausbauen zu können.

Positiv bewertete Schulte Strathaus die verstärkte Diversifizierung in den Unternehmen. Vermehrt würden neue Produkte auf den Markt gebracht und auch neue Absatzregionen erschlossen. Mittlerweile hätten fast alle namhaften Hersteller auch Maschinen für den Hartgesteinsbergbau im Angebot. Die Resonanz bei den Abnehmern sei durchaus positiv. Schulte Strathaus kündigte eine europaweite Vernetzung von Firmen an. Dadurch soll es u. a. möglich werden, neue Produkte gemeinsam, und damit um einiges schlagkräftiger, auf den Markt zu bringen. (VDMA/Si.)

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