Die Gutachter der Fachstelle für Brandschutz der DMT GmbH & Co. KG, Zentrum für Brand- und Explosionsschutz, kommen nach speziellen Gasmessungen an verschiedenen Orten auf der Halde Graf Moltke in Gladbeck zu dem Ergebnis, dass „gesundheitliche Risiken in der Nachbarschaft nicht zu begründen sind“. Die DMT-Gutachter hatten die speziellen Gasmessungen im Auftrag der für die Halde zuständigen RAG Montan Immobilien GmbH, Essen, am 14. August 2019 auf der Bergehalde Graf Moltke durchgeführt (Bild 1). Der Projektleiter bei der DMT ist öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständige für den Brandschutz für Bergehalden, Kohlelager und Deponien. Die DMT gehört zur TÜV NORD GROUP. Hintergrund der Messungen ist der seit Jahren bekannte und überwachte Schwelbrand in der Halde, der sich in den vergangenen Monaten verstärkt hat und durch den es zu vermehrten Ausgasungen kam.
Die Gasmessungen auf der für die Öffentlichkeit gesperrten Halde wurden unmittelbar in den Warmbereichen der Westböschung durchgeführt. Gemessen wurde an zwei optisch und geruchlich auffälligen Punkten. Die Gutachter nahmen die Messungen direkt an der Erdoberfläche, bzw. in einer dort entstandenen Erdspalte in 1 m Tiefe, sowie in 0,5 und 1,5 m Höhe über dem Quellort in Windrichtung vor. Außerdem wurden Umfeldmessungen in Windrichtung Süd/West an zwei Punkten im Gewerbegebiet durchgeführt.
Die Messwerte wurden entsprechend der rechtlich vorliegenden Störfallbeurteilungswerte, der offiziellen Arbeitsplatzgrenzwerte und der zulässigen Einsatztoleranzwerte für Rettungskräfte beurteilt. Die Messungen überprüften die anfallenden Ausgasungen u. a. nach Benzol, Schwefelwasserstoff, Schwefeldioxid, Kohlenmonoxid, Kohlendioxid, Wasserstoff, Stickstoff, Methan und Sauerstoff. Diese Gase entstehen in der Regel bei der Verbrennung von Steinkohle und können in gewissen Konzentrationen die Umwelt sowie die Bevölkerung beeinträchtigen.
Bei den aktuellen Messungen gab es lediglich Grenzwertüberschreitungen bei den Einzelstoffen Kohlenmonoxid, Benzol und Schwefelwasserstoff unmittelbar an der Erdoberfläche sowie bei der Messung in der Erdspalte. In 0,5 m Höhe wurde nur noch eine leichte Grenzwertüberschreitung bei Schwefelwasserstoff festgestellt. In 1,5 m Höhe über dem Quellort konnten bereits durch die Vermischung mit der Außenluft bei allen Stoffen keine kritischen Messwerte mehr festgestellt werden. Aufgrund dieses Verdünnungseffekts ist nicht davon auszugehen – so die Gutachter – dass feststellbare Schadstoffkonzentrationen in der Nachbarschaft der Halde auftreten. Entsprechend waren die Messwerte im Gewerbegebiet unauffällig.
Festgestellt wurde dort allerdings eine leichte Geruchsbelästigung, die schon bei Werten deutlich unterhalb der offiziellen Grenzwerte wahrgenommen werden kann. Dieser Geruch – nach faulen Eiern – tritt unregelmäßig auf und wird stark durch die Wetter- und Windbedingungen beeinflusst.
Weitere Messungen bei veränderten Windrichtungen sind von der RAG Montan Immobilien veranlasst, um Belastungen im gesamten Umfeld zu prüfen.
Die RAG Montan Immobilien möchte nochmals ausdrücklich darauf hinweisen, dass das Betreten der Halde Graf Moltke aufgrund des möglichen Gefahrenpotentials grundsätzlich untersagt ist.
Der Brand im Inneren der Halde schwelt seit Jahren. Seitdem wird er kontinuierlich kontrolliert und überwacht, sowohl durch die RAG Montan Immobilien, als auch durch beauftragte Gutachterbüros. Zu den Sicherungsmaßnahmen gehören die regelmäßige Temperaturkontrolle über Fühler, regelmäßige Begehungen im Hinblick auf eine Rissbildung auf der Halde und Infrarotmessungen aus der Luft. Überwacht werden insbesondere drei Bereiche der westlichen Halde und vier Bereiche im Osten und Südosten.
Aktuell erarbeitet die RAG Montan Immobilien ein Sanierungskonzept, um den Schwelbrand im Bereich der Westböschung einzudämmen und die Standsicherheit der Bergehalde zu erhöhen. (RAG MI/Si.)